- Dwasieden
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Das Herrenhaus Schloss Dwasieden befand sich bei Sassnitz auf Rügen und wurde von 1873 bis 1877 erbaut.
Adolph von Hansemann, Inhaber der Disconto-Gesellschaft in Berlin (einer der reichsten Männer der Bismarckzeit), gab dieses Bauwerk in Auftrag. Der Architekt war Friedrich Hitzig, ein Schüler von Friedrich Schinkel.
Der Bau des Schlosses und die Gestaltung des 102 Hektar großen Parks kosteten vier Millionen Mark. Zur damaligen Zeit eine enorme Summe. Auch war das Schloss das einzige Gebäude in Norddeutschland, welches aus massivem Sandstein, Granit und echtem Marmor gebaut worden ist.
Das Schloss war ein quadratischer, zweigeschossiger Bau, an dessen Seiten sich Säulengänge befanden, die in offenen, tempelartigen Pavillons endeten. Auffällig am Schloss waren die beiden an den Eckseiten angeordneten Aussichtstürme mit pfeilerartig hervortretenden Wandstreifen, die das Gebäude überragten.
Nicht nur der Bau und die hochwertig verwendeten Materialien machten es zu einem Prunkbau, sondern auch die wertvolle Innenausstattung.
„Die Zimmer, welche Fremde besehen dürfen, liegen im Parterre des Schlosses. Alle diese zahlreichen Salons und Boudoirs, diese Musik- und Bibliothekzimmer, wie auch die Gesellschaftssäle sind mit ebenso feinem Geschmack wie großem Luxus ausgestattet. Die Möbel sind zum größten Teil Gobelin und rühren noch von dem Vater des Herrn von Hansemann, her. An den Wänden hängen prachtvolle Original-Ölgemälde – meistens Landschafts-, Genre- und Tierstücke unserer ersten Meister und auch die Plafonds sind mit Zeichnungen und Malereien namhafter Künstler geschmückt. Die alten venetianischen Spiegel und Kronleuchter (die letzteren sind beweglich und kann man jedes Stück herausnehmen), die wertvollen Ebenholzschnitzereien, die antiken Kamine aus weißem Marmor, die kostbaren Teppiche der Schmiedeberger Industrie, und all die zahlreichen Kunstgegenstände, die in Folge ihrer Seltenheit und ihrer Schönheit schon an und für sich ein großes Vermögen repräsentieren – all dies machte auf mich einen überwältigenden Eindruck.“
– Adolph Kohut: Am Dünenstrand der Ostsee, 1887
Auch der gesamte Park Dwasieden war eine sehr gepflegte Anlage und wurde schon bei seiner damaligen Fertigstellung als einer der schönsten Parks in Norddeutschland angekündigt.
In Würdigung Friedrich Hitzigs soll noch erwähnt werden, dass das Schloss Dwasieden zusammen mit dem Schloss Kittendorf als eine besonders bemerkenswerte architektonische Leistung gewürdigt wurde. Diese fanden auch Eingang in das Künstler-Lexikon von 1924.
Das Schloß wurde von Gert von Oertzen, dem Enkel und Erbe der Hansemanns, in den 1930er Jahren an die Stadt Sassnitz verkauft, von der es 1935 die Kriegsmarine übernahm und zu einem Teil ihrer Kriegsartillerieschule (Entfernungsmeßschule) machte.
Von dem Schloss existieren heute nur noch die Pavillonreste und der zum Schloss dazugehörige Marstall. 1948 wurde das Schloss wie andere ehemalige Adelssitze auch im Zuge der Bodenreform gesprengt, wobei hier noch „erschwerend“ hinzukam, dass das Schloß militärisch genutzt wurde. Im Schlosspark befand sich in den letzten Kriegsjahren ein Militärstützpunkt und das Schloss wurde als Offizierskasino genutzt.
Zum Abschluss noch ein Zitat aus Autotypie aus: Daheim dt. Familienblatt, 1895:
„Wir drehen uns um, vom Meere aus in den Wald sehend da steht vor uns Schloß Dwasieden! Ja, so muß Dornröschens Palast ausgesehen haben umkränzt von dichtem Walde, still und geheimnisvoll, wie ein Gedicht zum Himmel steigend.“
Literatur
- Ralf Lindemann: Das weiße Schloss am Meer. Reprint-Verlag Rügen, Bergen auf Rügen 2003. ISBN 3935137052
Weblinks
54.50472222222213.625Koordinaten: 54° 30′ 17″ N, 13° 37′ 30″ O
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