Dynamitfischen

Dynamitfischen

Als Dynamitfischen bezeichnet man das Fischen durch ins Wasser geworfene Sprengsätze. Heute wird dazu oft nicht mehr Dynamit verwendet, sondern andere, stärkere oder leichter herzustellende Sprengstoffe. Auch das Fischen mit Handgranaten oder militärischen Sprengwaffen fällt hierunter.

Dynamitfischerei ist in fast allen Staaten der Erde verboten oder geächtet.

Inhaltsverzeichnis

Funktionsweise

Es wird ein wasserdichter und beschwerter Sprengsatz ins Wasser geworfen, der absinkt und unter der Oberfläche explodiert. Je nach Sprengsatz, Tiefe und Entfernung der Fische zur Explosion werden diese durch die Druckwelle zerstört, getötet, schwimmunfähig gemacht oder betäubt. Der Effekt ist verheerender als eine vergleichbare Explosion an der Luft, da Wasser wie viele Flüssigkeiten praktisch inkompressibel ist und eine sehr viel größere Dichte als Luft hat. Manchmal werden die Fische vorher angefüttert, um einen Schwarm unter dem Boot zu versammeln.

Für den Fischer interessant sind nur Speisefische, die sich so weit vom Explosionszentrum befinden, dass sie schwimmunfähig oder betäubt werden, so dass sie mit Keschern eingesammelt werden können. Bei vielen dieser Fische ist die Schwimmblase geplatzt. Zerstörte Fische, Nicht-Speisefische sowie alle anderen betroffenen Organismen werden zurückgelassen.

Verbreitung des Dynamitfischens

In Europa war die Dynamitfischerei in Binnengewässern verstärkt in Nachkriegszeiten verbreitet, in denen weithin Nahrungsmangel herrschte und die Bevölkerung noch über Sprengstoff oder Granaten verfügte, die in den Kriegswirren beiseite geschafft wurden. Die Hemmschwelle zur Anwendung dieser Materialien kann nach einem Krieg erniedrigt sein. Heute kommt Dynamitfischerei in Europa nicht mehr oder als seltene Straftat vor. Sie wird sehr hart bestraft, weil sie gegen mehrere Gesetze verstößt, darunter meist Besitz von Kriegswaffen, Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion und Wilderei.

Dynamitfischerei ist heute vor allem in Südostasien verbreitet, stark zunehmend ab etwa Mitte der 1980er Jahre. Die selbstgebastelten Sprengsätze (beispielsweise Harnstoffdünger in Kunststoffkanistern) werden meist vom einem Boot ins Wasser geschleudert, wo sie in mehreren Metern Tiefe schwimmend oder auf dem Grund explodieren. Die Gründe für diese illegale, nicht selektive Fangmethode liegen in der Armut der Bevölkerung und in mangelnder Bildung. In Unkenntnis der Ökosystemzusammenhänge wird die Methode als effektiv, fortschrittlich und gut betrachtet.

Effektivität

Dynamitfischerei ist für Fischer sehr attraktiv, weil sich schnell eine große Menge Fisch fangen lässt. Sie ist billig, es sind keine Netze zu kaufen oder zu reparieren. Die Wartungsarbeiten an Land fallen kürzer aus. Fischen mit Sprengstoff ist aus Sicht der Fischer die effektivste verfügbare Methode. Direkt nach ihrer Einführung stellt sich schnell ein hoher Ertrag ein.

Aus ökologischer Sicht ist die Methode sehr ineffektiv. Der Anteil der gefangenen Speisefische an der Zahl der geschädigten Individuen liegt im Promillebereich. Die meisten getöteten Tiere sind für den Fischer nicht interessant, mit dem Beifang vergleichbar oder sind andere Meeresbewohner wie Muscheln, Krustentiere, Weichtiere, Kleinlebewesen, Korallen usw. Auch im Masseanteil der durch die Explosion erreichten Speisefische liegt die Ausbeute bei maximal 30–40 %. Etwa ein Drittel der begehrten Fische sinkt unerreichbar auf den Meeresboden ab, ca. 10–20 % wird durch die Strömung abgetrieben und weitere ca. 10–20 % werden durch Raubfische entzogen. Hinzu kommt eine schwankende und schwer abzuschätzende Menge von Speisefischen, die sich in den Randbereichen der Druckwelle befinden, nur leicht geschädigt werden, fliehen können und später verenden.

Gefahren und Umweltschäden

Die Schäden für die Umwelt sind sehr hoch. Durch den Sprengsatz werden alle Lebewesen getötet, egal ob sie für den menschlichen Verzehr geeignet sind. Vor allem wird auch der Nachwuchs getötet, so dass es sehr schnell zur Überfischung kommt. Giftige Reaktionsrückstände der Sprengsätze belasten das Wasser. Unterwasserlandschaften, Korallenriffe und Bewuchs werden oft irreversibel zerstört und entziehen der Neubesiedlung durch Fischschwärme die Grundlage. Viele Fischfanggebiete und Tauchplätze in ganz Südostasien wurden dadurch auf Jahre hinaus stark zerstört, bis hin zum Totalschaden. Viele der langsam wachsenden Korallen, vor allem die verzweigten Korallentypen, sind ein wichtiger Schutzbereich für Jungfische und Fischbrut und fehlen nun. Die meisten legalen und illegalen Fangmethoden können für sich allein betrachtet ein stabiles Ökosystem meist nicht zerstören. Es treten jedoch auch Synergieeffekte auf, wodurch in weiten, küstennahen Bereichen und Seen ehemals ausgezeichneter Fanggründe der Fischfang fast vollständig zusammengebrochen ist.

Weitere Gefahren sind mit Herstellung, Lagerung und Handel der Sprengsätze an Land verbunden. Oftmals kommen gesundheitsschädliche Chemikalien zum Einsatz. Gefahren für die Fischer sind zu nah an der Oberfläche oder im Boot explodierende Sprengsätze. Häufig sind Handamputationen, Erblindungen und andere Verletzungen. Seit etwa 2000 sorgten verstärkte Kontrollen gegenüber der Dynamitfischerei und Beschlagnahmungen für ein zunehmendes Ausweichen auf den illegalen Einsatz von Cyanid, besonders weil es lautlos anwendbar ist.

In einigen Gebieten Südostasiens wurde die Unterwasserwelt durch die Dynamitfischerei und die Korallenbleiche so gründlich zerstört, dass die Riffe abstarben und die Küste nicht mehr schützten. Die zusammengebrochenen Fischbestände waren hier noch das kleinste Problem. Denn das Meer spült den Lebensraum der Menschen fort, nach dem die Riffe die Küste nicht mehr schützen. Ein Ausweichen in andere Gebiete ist wegen der hohen Bevölkerungsdichte nicht möglich. So wurde der Wissenschaftler Wolf Hilbertz gebeten, vor der Küste Indonesiens künstliche Riffe, aus Baustahl, zu errichten.

Trivia

Im Kinofilm Crocodile Dundee - Ein Krokodil zum Küssen mit Paul Hogan vertreibt sich der Protagonist die Zeit beim Dynamitfischen im Hudson River.

Weblinks


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