Afrikanischer Krallenfrosch

Afrikanischer Krallenfrosch
Glatter Krallenfrosch
Glatter Krallenfrosch (Xenopus laevis)

Glatter Krallenfrosch (Xenopus laevis)

Systematik
Klasse: Lurche (Amphibia)
Ordnung: Froschlurche (Anura)
Familie: Zungenlose (Pipidae)
Unterfamilie: Dactylethrinae
Gattung: Krallenfrösche (Xenopus)
Art: Glatter Krallenfrosch
Wissenschaftlicher Name
Xenopus laevis
(Daudin, 1802)

Der Glatte Krallenfrosch (Xenopus laevis), auch Afrikanischer Krallenfrosch, Apothekerfrosch oder oft einfach nur Krallenfrosch genannt, ist eine von 18 Arten aus der Gattung der Krallenfrösche (Xenopus) innerhalb der Zungenlosen Frösche (Familie Pipidae). Die Krallenfrösche stellen das afrikanische Gegenstück zu den südamerikanischen Wabenkröten (Gattung Pipa) dar.

Inhaltsverzeichnis

Vorkommen

Die natürliche Verbreitung beschränkt sich auf Afrika südlich der Sahara. Schwerpunkte liegen in Angola, Namibia, Swasiland, Malawi und Simbabwe. Aufgrund einer jahrzehntelangen, massenhaften Verwendung als Labortier (früher als Indikator-Organismus für Schwangerschaftstests, heute in der Entwicklungsbiologie; siehe unten) sowie für den Zoohandel haben sich die Tiere durch Unachtsamkeit des Menschen auch in großen Teilen des Südens der USA und teilweise sogar in Europa im Freiland angesiedelt. Hier halten sich die anpassungsfähigen Krallenfrösche bevorzugt in Tümpeln und anderen warmen, meist stehenden Gewässern auf.

Als Aquarientier in menschlicher Obhut kann man diesen Lurch oft finden, da er aufgrund seiner aquatilen Lebensform, seiner Lebhaftigkeit und seiner einfachen Haltung und Züchtbarkeit sehr beliebt ist.

Aussehen und Lebensweise

Der Glatte Krallenfrosch hat einen flachen Kopf und einen stromlinienförmigen Körper, der bei weiblichen Exemplaren etwa 10 bis 13 Zentimeter lang wird – Männchen bleiben deutlich kleiner. Die Rückenfarbe ist vorwiegend oliv-braun und der Bauch sowie die Innenseiten der Schenkel meistens hell-beige mit zahlreichen unregelmäßig verteilten, kleinen Pigmentierungen. Die wenig entwickelten Vorderbeine haben je vier lange Finger ohne Schwimmhäute (im Gegensatz zu den Zwergkrallenfröschen). Die auffallend muskulösen Hinterbeine tragen je fünf Zehen, wobei die drei inneren mit kräftigen, schwarzen Hornkrallen versehen sind, die der Gattung ihren Namen gaben. Zwischen den Zehen befinden sich große Schwimmhäute, die bis an die Zehenspitzen reichen. Diese Frösche sind hervorragende Schwimmer, die auch unter Wasser durch schnelles Rudern und Stoßen mit den Hinterbeinen erstaunliche Geschwindigkeiten erreichen können.

Glatter Krallenfrosch

Farbliche Varianten sind wie bei den meisten Amphibien auch bei dieser Art vorhanden. Die kleinen, runden Augen sind nach oben gerichtet und erfassen sofort jede Bewegung, die sich über der Wasseroberfläche abspielt. Die Haut des Krallenfrosches ist derart glatt und schlüpfrig, dass man ihn mit bloßen Händen kaum ergreifen kann. Es handelt sich trotz der rein aquatilen Lebensweise um ein lungenatmendes Tier; nur die Kaulquappen tragen Kiemen.

Der Frosch, der rund 15 bis etwa 25 Jahre alt werden kann, lebt ständig in ruhigen Gewässern, die er nur notgedrungen wie bei Austrocknung oder Nahrungsmangel verlässt. Er ist vorwiegend dämmerungs- und nachtaktiv. Die Männchen rufen unter Wasser mit dunkler Stimme („gra-gra-gra“ bzw. „kreik-kreik“). Die Weibchen wachsen schneller heran und sind entsprechend früher geschlechtsreif als die Männchen. Man erkennt sie daran, dass sie bei gleichem Alter gut ein Viertel größer sind als die männlichen Exemplare. Außerdem haben nur sie drei lappige Fortsätze an der Kloake. Während der Laichzeit tragen die Männchen deutlich sichtbare, dunkle Brunstschwielen an den Innenseiten der Arme. Sie umklammern, wie alle Arten der Mesobatrachia (und auch der Archaeobatrachia), die Weibchen in der Leistengegend – man spricht von einem inguinalen Amplexus.

Während des Laichaktes, der sich auf bis zu fünf Tage hinziehen kann, heftet das Weibchen die Eier an Wasserpflanzen oder anderes. Nach knapp einer Woche schlüpfen etwa vier Millimeter große Larven, welche in ihren ersten Lebenstagen von ihrem Dottersack zehren. Im Anschluss daran stellen die Larven ihre Ernährung auf Filtration von Feinstpartikeln um. Die Kaulquappen von Xenopus fallen unter anderem dadurch auf, dass sie sich mit nach unten gesenktem Kopf und rhythmischen Schwanzschlägen durchs Wasser bewegen. Auch weisen sie zwei lange Barteln auf, die an den Seiten der Mundspalte entspringen und nach vorne gerichtet sind. Mit ihnen ertasten die Tiere zum Teil Futtervorkommen am Boden. Ständig öffnet und schließt sich ihr Maul – sie nehmen so Wasser auf, um dieses mit Hilfe der Kiemenbögen nach planktischen Nahrungspartikeln zu filtern. Durch die paarigen Atemlöcher (Spiracula) wird es hinterher wieder abgegeben. Nach etwa vier Wochen stellen die nun schon sehr den Alttieren ähnelnden Jungtiere ihre Ernährung auf feste tierische Kost um.

Ernährung

Nahaufnahme des Kopfes

Seine Nahrung sucht der Krallenfrosch normalerweise in den oberen Sedimentschichten des Gewässergrundes, indem er mit seinen Vorderarmen das Substrat nach Kleinorganismen durchwühlt. Da Xenopus laevis weder Zunge noch Zähne besitzt, werden die aufgewirbelten Beutetiere über ein spezielles Verhalten, das „Saugschnappen“, erfasst und geschluckt. Man weiß, dass Krallenfrösche am ganzen Körper ungefähr 200 Sinneszellen besitzen, die wie bei den Fischen als Seitenlinienorgan fungieren. Mit Hilfe dieses Organs registriert der Frosch in seinem näheren Umfeld sowohl Wasserbewegungen als auch wasserchemische Veränderungen. Dank dieser Sinnesleistung sind die Tiere in der Lage, sich ein genaues Bild über Art und Position der Beute zu machen. Man erkennt das Seitenlinienorgan recht gut anhand erhabener, „nahtähnlicher“ Linien aus kleinen Wulsten auf der Hautoberfläche des Frosches.

Normalerweise ernähren sich Krallenfrösche von wasserlebenden Insektenlarven und Würmern; aber auch kleinere Fische sowie Amphibienlarven werden gerne verzehrt. Bei hohen Besatzdichten in Aquarien oder Zuchtanlagen kann unter den Fröschen Kannibalismus auftreten. Meist werden die eigenen Eier und Kaulquappen erbeutet, insbesondere, wenn es sich bei letzteren um missgebildete Individuen handelt, die sich „umhertorkelnd“ durchs Wasser bewegen. Vor Fressfeinden schützt sich der Krallenfrosch mittels eines Hautsekrets, das giftig ist. Beim direktem Hautkontakt kann es beim Menschen Allergien auslösen.

Sonstiges

"Fischartiges" Gesicht und Unterseite eines sehr hell pigmentierten Exemplars; man erkennt die großen Schwimmhäute der Hinterfüße, die Krallen und die Seitenlinien-Papillen

Krallenfrösche sind bevorzugte Modellorganismen für die entwicklungsphysiologische Lehre und Forschung. Ihre Embryonen in den zahlreich ins Wasser abgegebenen Eiern (10.000 bis 15.000 Stück pro Weibchen und Jahr) sind leicht zugänglich, und auch unbefruchteter Laich kann durch die Gabe des menschlichen Hormons Choriongonadotropin erhalten und später jederzeit befruchtet werden. Die Eier sind relativ groß und resistent gegen Infektionen nach Eingriffen, wie etwa Transplantationen. Außerdem ist Xenopus schon nach zwei Monaten adult und die Nachkommenzahl ist hoch.

Bis in die 1960er-Jahre wurden mit dem Krallenfrosch auch in deutschen Apotheken noch Schwangerschaftstests durchgeführt (der sogenannte Froschtest) – daher der Name „Apothekerfrosch“. Frauen, bei denen möglicherweise eine Schwangerschaft vorlag, brachten dem Apotheker ihren Morgenurin, von dem dann einem jungen Krallenfroschweibchen etwas unter die Haut in den dorsalen Lymphsack gespritzt wurde. Produzierte das Tier innerhalb von 12 Stunden Eier (manchmal bis zu 2000 Stück), galt dies als ein positiver Schwangerschaftsbefund. Der Frosch reagiert bei diesem auch „Hogben-Test“ genannten Ablauf, der 1930 von dem gleichnamigen Forscher entdeckt worden war, auf das gleiche Hormon (Humanes Choriongonadotropin oder hCG), auf das auch bei heute üblichen Verfahren zur Schwangerschaftsindikation geprüft wird. Theoretisch wären andere Froschlurche, beispielsweise die heimischen Erdkröten, für diesen Test ebenfalls geeignet gewesen; das merkte man aber erst später. Bis zum Zweiten Weltkrieg herrschte ein schwunghafter Handel mit Wildfängen von Krallenfröschen. In den 1940er-Jahren gelang erstmals die erfolgreiche Nachzucht in Massen. Man hatte entdeckt, dass auch die Männchen mit den wirksamen Faktoren des Schwangerenurins, dem so genannten „Prolan“, behandelt werden müssen, um die Fortpflanzung in Gefangenschaft besonders stark zu stimulieren.

Unterarten (Auswahl)

  • Xenopus laevis ssp. petersi Bocage, 1895
  • Xenopus laevis ssp. poweri Hewitt, 1927
  • Xenopus laevis ssp. sudanensis Perret, 1966

Literatur

Zur Biologie der Zungenlosen
  • Werner von Filek: Frösche im Aquarium. 3. Auflage. Franckh, Stuttgart 1978, ISBN 3-440-03496-8.

Weblinks


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