E. D. Morel

E. D. Morel
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Edmund D. Morel
Red Rubber 1906

Edmund Dene Morel, eigentlich Georges Edmond Pierre Achille Morel de Ville (* 10. Juli 1873 in Paris; † 12. November 1924 auf einer Farm in der Nähe von Bovey Tracey (Devon)) war ein britischer Journalist und Autor sowie Politiker und Pazifist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Seine ersten Jahre

Edmund Dene Morel wurde am 10. Juli 1873 in Paris geboren. Seine Mutter war Französin, sein Vater Engländer, der jedoch früh verstarb. Morel selbst beherrschte beide Sprachen fließend. Um etwas Geld zu verdienen und so seine Mutter zu unterstützen, begann er freiberuflich für verschiedene Zeitungen über den Handel mit Afrika zu schreiben. Mit Anfang 20 nahm er eine Stelle bei der britischen Reederei Elder Dempster an, die das Monopol für den Handel mit dem Kongo-Freistaat besaß. Dass Morel die Stelle bekam, lag in seiner Biographie begründet (Afrika-Kenntnisse, gute Ausbildung, Französisch-Kenntnisse)

Kampf gegen das Zwangsarbeitssystem im Kongo-Freistaat

Elder Dempster besaß das Monopol für den Handel mit dem Kongo-Freistaat. Dieser war Privatbesitz des belgischen Königs, Leopold II. Morel hatte aufgrund seiner Arbeitsstellung Akteneinsicht in die Tätigkeiten der Gesellschaft. Als er mit eigenen Augen entdeckte, wie Schiffe, die in den Kongo ausfuhren, praktisch nur mit Waffen beladen wurden, wurde er misstrauisch und begann nachzuforschen. Er entdeckte, dass im Kongo Sklavenarbeit und Zwangsarbeit zur Herstellung von Kautschuk betrieben wurde (sogenannte Kongo-Greuel, etwa zehn Millionen Afrikaner starben). In der Folgezeit wurde Morel zum größten Kritiker der Zwangsarbeitersituation im Kongo: Er gründete die Congo Reform Association, war Redaktor der von ihm ins Leben gerufenen Zeitung West African Mail, schrieb mehrere Bücher und hielt unzählige Vorträge. Einer seiner Partner in der Congo Reform Association war der Ire Roger Casement, der einen offiziellen Bericht (Casement-Bericht) über die Situation im Kongo-Freistaat für das Vereinigte Königreich verfasste. Beiden gelang es in der ersten modernen Menschenrechtskampagne, eine überwältigende Mehrheit der Bürger im Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten (im restlichen Europa war der Erfolg zwar durchaus sehenswert, jedoch trotz allem geringer) gegen die Verhältnisse im Kongo zu mobilisieren. Dabei setzten sie auch auf eine neue Erfindung: Die Fotografie, die viele Beispiele der Grausamkeiten darstellte. Der Druck der Öffentlichkeit wurde mit der Zeit so stark, dass Leopold II. im März 1908 seinen geliebten Privatbesitz zu einem überhöhten Preis offiziell an den Staat Belgien verkauften musste. In der Folgezeit verbesserte sich die Situation für die Afrikaner, worauf die Aktion von Morel 1913 feierlich für beendet erklärt und der Sieg ausgerufen wurde.

Im Kampf gegen den sinnlosen Krieg

In der Folgezeit suchte sich Morel ein neues Tätigkeitsfeld und fand es im drohenden Ausbruch des Ersten Weltkrieges: Morel war kein Pazifist, konnte jedoch die Gründe, weshalb das Vereinigte Königreich in den Krieg eintrat, nicht nachvollziehen, da seiner Meinung nach das Vereinigte Königreich nur dank Geheimverträge an Frankreich gebunden sei und mitnichten vom Deutschen Reich angegriffen wurde. Er gründete die pazifistische Union of Democratic Control, wurde deren Präsident und der stärkste Kritiker des Krieges in Großbritannien. Akzeptierte und unterstützte die Mehrheit der Briten sein Engagement gegen das Zwangsarbeitssystem im Kongo-Freistaat, verspielte er nun als Kriegsgegner praktisch alle Sympathien in seinem Heimatland. 1917 wurde er aufgrund eines alten Gesetzes, welches die Veröffentlichung von pazifistischen Büchern in neutralen Ländern verbot, verhaftet und zu sechs Monaten Zwangsarbeit in einem Gefängnis verurteilt. Nach seiner Entlassung war er körperlich am Ende.

Morel als Parlamentarier

Nach dem Krieg wurde sein Ruf durch die Labour-Party und deren Sieg in den Wahlen teilweise wiederhergestellt. Er wurde 1922 ins britische Unterhaus gewählt (und gewann in dieser Wahl sogar gegen den Abgeordneten Winston Churchill, der Mitverantwortlich für die Anklage gegen ihn fünf Jahre zuvor war). Im Parlament konnte er seine große Gabe, sein Redetalent, wieder überzeugend einsetzen und wurde so zu einem der prominentesten und angesehensten Sprecher der Labour-Party in Sachen Außenpolitik. Als Anfang 1924 Ramsay MacDonald als erster Abgeordneter der Labour-Party überhaupt zum britischen Premierminister gewählt wurde, sahen viele Leute in Morel den zukünftigen Außenminister, doch war er immer noch in weiten Kreisen der britischen Gesellschaft wegen seines Verhaltens während des Kriegs diskreditiert. Als Ausgleich für den nicht erhaltenen Ministerposten schlug MacDonald ihn als Kandidaten für den Friedensnobelpreis vor – auch wieder erfolglos. Die jahrelange harte Arbeit – zuerst gegen den Kongo-Freistaat, dann gegen den Krieg, am Ende im Gefängnis – hinterließ seinen Tribut. Seit seinem Haftende konnte er sich physisch nie mehr ganz erholen. Auf einem Spaziergang verstarb Edmund Dene Morel am 12. November 1924 mit nur 51 Jahren.

Würdigung

Edmund Dene Morel war es, der die erste große internationale Menschenrechtsbewegung des 20. Jahrhunderts auslöste. Seine Arbeit gegen den Kongo-Freistaat war zusammen mit dem Casement-Bericht entscheidend dafür verantwortlich, dass Leopold II. den Kongo 1908 an Belgien abtreten musste, so dass sich die Situation für die Afrikaner langsam zu bessern begann. Morel jedoch war keineswegs ein Kritiker des Kolonialismus. Den britischen Kolonialbesitz verteidigte er stets, da die Briten sich um die Entwicklung der Kolonien kümmerten und es deshalb zwischen den britischen Kolonien und dem Kongo einen markanten Unterschied gebe. Die Gräuel und der Massenmord im Kongo-Freistaat gerieten mit der Zeit in Vergessenheit. Auch aus diesem Grund verschwanden die Errungenschaft und die Arbeit von Morel hinter dem Schleier der Geschichte. Erst in den letzten Jahren, als die Vergangenheit des Kongo wieder in den allgemeinen Kanon der Geschichte geriet, erinnerte man sich an Morel, der zu einem großen Teil im Alleingang den Kampf gegen das verbrecherische Tun in der afrikanischen Kolonie aufnahm und sich dabei finanziell fast ruinierte. Im 2004 produzierten Dokumentarfilm von Peter Bate „Weißer König, roter Kautschuk, schwarzer Tod“ werden die Verdienste Morels um die Beendigung der Privatherrschaft Leopold II. über den Kongo aufgezeigt.

Literatur

  • Catherine Ann Cline: E. D. Morel, 1873–1924. The strategies of protest. Blackstaff, Belfast 1980, ISBN 0-85640-213-3

Filme

  • Weißer König, roter Kautschuk, schwarzer Tod. Dokumentarfilm, Belgien, 2004, 90 Min., Regie: Peter Bate, Inhaltsangabe von arte
  • Schatten über dem Kongo. (OT: King Leopold's Ghost.) Dokumentation, USA 2006, 95 Min., Buch und Regie: Pippa Scott, Produktion: Linden, deutsche Erstsendung: 5. Mai 2008, WDR, Inhaltsangabe vom WDR, Film-Webseite
    Preisgekrönte[1] Dokumentation nach dem gleichnamigen Buch (King Leopold's Ghost) von Adam Hochschild.

Belege

  1. Auszeichnungen von King Leopold's Ghost

Weblinks


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