Eberhard der Erlauchte

Eberhard der Erlauchte

Eberhard I., der Erlauchte (* 13. März 1265 in Stuttgart; † 5. Juni 1325 ebenda) war von 1279 bis 1325 Graf von Württemberg.

Inhaltsverzeichnis

Leben und politisches Wirken

Eberhards Halbbruder und Vorgänger Ulrich II. trat sein Amt bereits im Alter von etwa elf Jahren an. Es ist davon auszugehen, dass dieser als Minderjähriger unter der Vormundschaft des Grafen Hartmann I. von Grüningen stand. Ulrich starb 1279, sein Vormund Hartmann 1280, so dass Eberhard ab diesem Zeitpunkt die uneingeschränkte Herrschaft über die Grafschaft Württemberg ausüben konnte.

Die Wahl Rudolfs von Habsburg zum König des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation 1273 hatte zur Folge, dass die territorialen Erweiterungen Ulrichs I., die durch den Gegenkönig Heinrich Raspe legitimiert worden waren, ans Reich zurückfallen sollten. Rudolf errichtete Reichslandvogteien zur Verwaltung der zurückgeforderten Reichsterritorien. Die Landvogtei Niederschwaben übertrug Rudolf seinem Schwager Albrecht von Hohenberg. Rudolf hatte das Ziel, das nach der Hinrichtung des letzten Staufers Konradin 1268 ohne Herrscher bestehende Herzogtum Schwaben wiedereinzurichten und ernannte seinen minderjährigen Sohn Rudolf zum Herzog. Eberhard leistete gegen diese Maßnahmen Widerstand. Trotz seiner Unterlegenheit konnte er die Situation nach dem Tod Rudolfs 1291 ausnutzen und militärische Erfolge gegen den Landvogt Albrecht von Hohenberg erreichen. Rudolfs Nachfolger Adolf von Nassau verfolgte in Schwaben keine Hausmachtinteressen. Nach Adolfs Sturz 1298 sicherte Eberhard dessen Nachfolger König Albrecht I., dem ältesten Sohn Rudolfs von Habsburg, seine Unterstützung zu. Albrecht erkannte ihm im Gegenzug die Landvogtei Niederschwaben zu. Eberhard nutzte dies zur Sicherung seiner territorialen Ansprüche. Zu neueren kriegerischen Auseinandersetzungen mit Albrecht kam es erst ab 1305. Eberhard unterstützte die böhmischen Stände in ihrem Kampf gegen Albrecht und seinen Nachfolger Kaiser Heinrich VII. Es kam zu einem Krieg gegen den im Auftrag Heinrichs VII. handelnden Reichslandvogt Konrad von Weinsberg, der Württemberg in starke Bedrängnis brachte. Nur der Tod Heinrichs VII. am 24. August 1313 und die politische Situation nach der Königswahl 1314 mit Ludwig IV. als König und Friedrich dem Schönen als Gegenkönig verhinderten die Niederlage Württembergs. Eberhard taktierte danach geschickt zwischen König und Gegenkönig, so dass er die territorialen Verluste nicht nur ausgleichen, sondern auch weitere Gebiete hinzugewinnen konnte. Seine Beteiligung am Krieg in Böhmen brachte ihm zusätzliche Finanzmittel ein, die er nutzte, um Ländereien und Städte von verarmenden Adelsgeschlechtern (z. B. den Pfalzgrafen v. Tübingen) in Schwaben zu erwerben.

Eberhard I. machte Stuttgart zum Herrschaftsmittelpunkt, wo er auch in der Stiftskirche begraben liegt.

Verwandtschaftliche Einordnung

Eberhard war der Sohn Graf Ulrichs I. von Württemberg, der wenige Wochen vor seiner Geburt verstarb. Seine Mutter war Agnes von Schlesien-Liegnitz, die vermutlich bei seiner Geburt starb, manche Quellen sprechen von Kaiserschnitt.

Eberhard war dreimal verheiratet. Wobei Unsicherheit bezüglich der Identität der ersten Gattin besteht. Eine schon von Crusius vertretene Vermutung lautet auf Adelheid von Werdenberg(-Heiligenberg) mit Sitz in Sigmaringen. Andere Thesen vertraten die Meinung, dass es sich um eine von Hohenberg handeln könnte, was aber wohl auf einer Verwechslung mit Mechthild von Hohenberg, der Gattin seines Sohnes Ulrich, beruht. Eine weitere Vermutung geht in Richtung des Hauses Teck. Der Erwerb Sigmaringens durch Eberhards Sohn Ulrich III. im Jahr 1325 und die Ehe dessen Schwester Agnes mit Heinrich von Werdenberg aus der Nebenlinie Werdenberg-Sargans-Trochtelfingen sprechen ebenfalls für enge Verbindungen mit diesem Hause. In zweiter Ehe war er verheiratet mit Margarethe von Lothringen, einer Tochter Herzog Friedrichs III. von Lothringen. Nach deren Tod heiratete er am 21. Juni 1296 die Markgräfin Irmengard von Baden, eine Tochter des Markgrafen Rudolf I. von Baden.

Nachkommen

Aus erster Ehe hatte Eberhard einen Sohn und eine Tochter:

  • Ulrich (* nach 1285; † 1315)
  • Agnes (* vor 1300; † vor 1349), Gräfin von Werdenberg

Aus der Ehe mit Margarete von Lothringen hatte Eberhard einen Sohn:

  • Ulrich III. (* zwischen 1286 und 1291, † 11. Juli 1344)

Aus der Ehe mit Irmengard von Baden hatte Eberhard vermutlich drei Töchter:

  • Agnes, Gräfin von Oettingen (* um 1295; † 1317)
  • Adelheid Mechthild (* zwischen 1295 und 1300; † 13. September 1342), Gräfin von Hohenlohe
  • Irmengard (* nach 1300; † 1329), Gräfin von Hohenberg

Außerdem gilt der Kleriker Ulrich von Höfingen als unehelicher Sohn Eberhards.

Literatur

  • Gerhard Raff: Hie gut Wirtemberg allewege I: Das Haus Württemberg von Graf Ulrich dem Stifter bis Herzog Ludwig. Mit einer Einleitung von Hansmartin Decker-Hauff. Stuttgart 1988, ISBN 3-89850-110-8
  • Harald Schukraft: Kleine Geschichte des Hauses Württemberg. Tübingen 2006, ISBN 978-3-87407-725-5
  • Paul Friedrich von Stälin: Eberhard der Erlauchte. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 5, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 554 f.

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