Ehrenposten

Ehrenposten
Ehrenwache der dänischen Garde am Schloss Amalienborg in Kopenhagen

Ehrenwache (auch Ehrenposten) bezeichnet eine im Protokolldienst stehende Gruppe von Soldaten, die zu Traditions- oder Repräsentationszwecken ein Gebäude, Denkmal o.ä. unter militärische Bewachung stellt.

Tradition

Die Tradition des Stellens von Ehrenwachen geht bis in das Altertum zurück. Hochgestellte Persönlichkeiten hatten Anspruch auf eine ständig anwesende Wache, die zu diesem Zweck meist vor dem Eingang des Raumes Aufstellung nahm, in dem sich die betreffende Persönlichkeit aufhielt. Diese Wache erfüllte einen doppelten Zweck: zum Einen die tatsächliche Sicherung gegen mögliche Angriffe, zum Anderen war die Anwesenheit einer Wache auch ein Statussymbol (vergleichbar etwa der Funktion einer modernen Standarte), weil sie die Präsenz einer bedeutenden Person nach außen hin sichtbar machte. Im Laufe der Zeit ging die Bedeutung als reale Sicherung gegen Angriffe zurück (moderne Ehrenwachen führen im Normalfall keine Munition in ihren Waffen), geblieben ist die Repräsentationsfunktion.

In vielen Ländern gibt es ständige Ehrenwachen, also solche, die ununterbrochen den Ehrenwachdienst an bestimmten repräsentativen Gebäuden und Objekten wahrnehmen. Insbesondere gilt dies für Staaten, in denen ein Monarch Staatsoberhaupt ist. Hier stehen die Ehrenwachen in ihrer repräsentativen Schutzfunktion meist in besonderem Bezug zur Person des Monarchen. So stehen z.B. am Buckingham-Palast in London oder am Fürstenpalais in Monaco ständig Ehrenwachen. Die Einheiten, die Soldaten zu solchen Wachdiensten abstellen, führen daher meist den Zusatz Garde- oder Leib- im Einheitsnamen. Oft besitzen solche Einheiten auch sehr lange Traditionslinien; aus diesem Grund tragen ihre Soldaten beim Dienst als Ehrenwache historische Uniformen. Außer an Palästen oder Amtssitzen von Staatsoberhäuptern werden v.a. an nationalen Gedenkstätten (Grab des unbekannten Soldaten) Ehrenwachen gestellt.

Postenwechsel bei einer Ehrenwache der griechischen Evzonen

Üblicherweise besteht eine ständige Ehrenwache aus zwei Soldaten mit Mannschaftsdienstgrad unter Kommando eines Unteroffiziers. Sie sind Teil einer so genannten Wachmannschaft, die üblicherweise Zugstärke (ca. 20 bis 30 Soldaten) hat und wiederum unter Befehl eines Offiziers (dem so genannten Wachhabenden) steht. Die nicht Dienst tuenden Soldaten der Wachmannschaft halten sich im so genannten Wachlokal auf; dabei handelt es sich um einen oder mehrere zu diesem Zweck eingerichtete Räume im bewachten Gebäude bzw. einem Gebäude in dessen Nähe (so befand sich beispielsweise das Wachlokal für die Ehrenwache der NVA an der Neuen Wache in Berlin im benachbarten Zeughaus). Sichtbar sind von der Wachmannschaft meist nur die beiden Soldaten einer Ehrenwache; der kommandierende Unteroffizier tritt nur bei der Durchführung des Postenwechsels in Erscheinung, bei dem die beiden Posten einer Ehrenwache von zwei anderen Soldaten abgelöst werden. Die Einsatzdauer als Ehrenwache beträgt im Schnitt etwa eine bis zwei Stunden; länger ist die körperliche Anstrengung des unbewegten Stillstehens kaum durchzuhalten. Das unbewegte Stehen während des Dienstes hat durchaus einen traditionellen militärischen Hintergrund: Zum einen mussten die Wachsoldaten früherer Tage ihrem zugeteilten Bereich volle Aufmerksamkeit widmen und durften sich dabei von nichts ablenken lassen, und zum anderen sind Ehrenwachen Repräsentanten ihrer jeweiligen Armee und damit auch Aushängeschild für deren Disziplin. Dieser Aspekt ist häufig Inhalt der Belustigung von Touristen und Schaulustigen, die sich zusammen mit den Posten fotografieren lassen und dabei versuchen, sie zu Reaktionen zu verleiten. Häufig werden deshalb Polizisten oder nicht Dienst tuende Angehörige der Wachmannschaft abgestellt, um sicherzustellen, dass solche Übergriffe nicht ausufern.

Große Wachablösung vor dem Präsidentenpalast in Lima/Peru, die ablösende Wachmannschaft (rechts) wird der abzulösenden Wachmannschaft (links) gemeldet

An Einrichtungen, an denen eine ständige Ehrenwache steht, findet für gewöhnlich regelmäßig eine „(Große) Wachablösung“ statt. Dabei wird der sonst schlicht durchgeführte Vorgang des Postenwechsels von einer aufmarschierten Ehrenformation und für gewöhnlich auch einem Musikkorps begleitet. Solche Wachablösungen sind dabei oft auch ein Anziehungspunkt für Touristen.

Deutschland

In Deutschland wurde zur Zeit des Kaiserreiches das Stellen von Ehrenwachen in sehr inflationärer Weise betrieben. So wurde vor fast allen Schlössern der Hohenzollern, wie dem Berliner Stadtschloss, einem Teil der Schlösser in Potsdam sowie an fast allen Fürstenhäusern des Reiches Ehrenwachen gestellt. Selbst im Ersten Weltkrieg wurden diese nicht abgezogen.

Zur Zeit der Weimarer Republik und später auch im Dritten Reich stand vor allem die Neue Wache in Berlin im Mittelpunkt. Dort stand bis 1945 eine ständige Ehrenwache. Neben dieser gab es im dritten Reich die Ehrenwache vor der Reichskanzlei, die ab dem 17. März 1933 von (SS) Stabswache Berlin übernommen wurde. Ein besonderer Ort der NS-Propaganda war die Feldherrnhalle in München, wo ebenfalls eine SS-Stabswache Dienst tat.

In der DDR wurde die Tradition des Stellens einer Ehrenwache vor der Neuen Wache ab 1962 fortgeführt, jeden Mittwoch fand dort ein so genannter Großer Wachaufzug statt.

Heute stellt die Bundeswehr Ehrenwachen nur noch zu besonderen Anlässen wie Kranziederlegungen ( z.B. am Volkstrauertag oder am 20. Juli) sowie für Staatsgäste. In der Deutschen Marine werden bei protokollarischen Anlässen Ehrengäste an Bord in Abhängigkeit ihres Ranges mit einer Großen oder Kleinen Ehrenwache empfangen. Die Große Ehrenwache besteht aus 37 Soldaten, die Kleine aus 13. Die Ehrenwache tritt unter Gewehr an und präsentiert während des zeremoniellen Anbordkommens oder Vonbordgehens des Gastes.

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