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Hans Heinrich Romulus Hass (* 23. Jänner 1919 in Wien) ist ein österreichischer Tauchpionier und Meeresforscher, der vor allem durch seine Dokumentarfilme über Haie und seinen Einsatz für den Umweltschutz bekannt wurde.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Werk
Hans Hass war der Sohn des Rechtsanwalts Dr. Hans Hass.[1] Prägend für sein Interesse an der Meeresbiologie war seine Maturareise 1937 an die Französische Riviera mit Unterwasserjagden und Unterwasserfotografie. 1939 organisierte Hans Hass eine Reise nach Curaçao und Bonaire (Niederländische Antillen) mit seinen Freunden Alfred von Wurzian und Jörg Böhler. Dort dreht er seinen ersten Film. Nach der Expedition in die Karibik und ersten Fachartikeln stieg Hass 1940 vom Studium der Rechtswissenschaften auf Zoologie um und promovierte 1943 in Berlin mit einer Dissertation über die zu den Moostierchen gehörenden Neptunschleier (Reteporidae beziehungsweise Phidoloporidae).[2] Eine weitere Expedition führte ihn 1942 in die Ägäis zur Pilion-Halbinsel, den Nördlichen Sporaden und nach Santorin. Mit dabei war erstmals auch Alfons Hochhauser, der als Ortskundiger, Dolmetscher und Fischerei-Experte unentbehrlich war.
Nach dem Zweiten Weltkrieg ging sein Forschungsschiff durch Beschlagnahmung verloren; er wandte sich der Anthropologie und Evolutionsbiologie zu. 1947 wurde sein Film „Menschen unter Haien“, der bereits 1942 als Ufa-Kulturfilm begonnen worden war, in Zürich uraufgeführt. 1948 erschien dann sein populärstes Buch „Menschen und Haie“. Es folgten Verträge mit Herzog-Film (München) sowie Sascha-Film (Wien) und – nach zwei Expeditionen zum Roten Meer – zwei „Xarifa“-Expeditionen. Das neue Forschungsschiff „Xarifa“ musste sich teilweise durch Foto-Safaris (Rotes Meer) und mit Hilfe der BBC finanzieren. 1960 wurde es von Hass wieder verkauft.
Nach Expeditionen in Ostafrika und Südasien entstanden 1959 erste Fernsehserien, 1961 erstmals auch über Landlebewesen. Es folgte Verhaltensforschung und 1963 bis 1966 die Energon-Theorie – die Basis seiner folgenden Arbeiten: Kombiniert mit Managementstrategie publizierte Hass 1969 über Gemeinsamkeiten zur Evolution. In den Siebzigern behandelte er Umwelt- und Wirtschaftsthemen und erhielt 1977 den Professorentitel der Universität Wien.
1983 begannen langjährige Studien und zahlreiche Seminare über Raubtierinstinkte im Beruf. Hass vereinte Meeresbiologie, Verhaltensforschung und Managementtheorien. 1989 wandte er sich wieder Umweltthemen zu.
Ferner entwickelte Hass die „Energon-Theorie“, in der er Evolutionsbiologie und Thermodynamik miteinander zu verbinden sucht. Sie wurde von der akademischen Wissenschaft nicht rezipiert und gilt als pseudowissenschaftlich. Hass definiert die aus Zellen bestehenden Organe des Menschen als Funktionsträger und rechnet die Produkte der Technik als zusätzliche Organe, die nach Bedarf ausgetauscht werden können, dem Individuum hinzu. Er bezeichnet den Menschen daher als „Hyperzeller“ und charakterisiert den modernen Menschen als wandelbares, flexibles Wesen, das er „Homo Proteus“ (nach dem griechischen Gott Proteus) bezeichnet („Die Hyperzeller. Das neue Menschenbild der Evolution“ – s. u.).
Wolfgang Klausewitz und Irenäus Eibl-Eibesfeldt benannten 1959 die von ihm bei den Malediven entdeckten Röhrenaale, nach ihm und seinem Schiff Xarifa mit Xarifania hassi (die Art wurde mittlerweile in Heteroconger hassi umbenannt.)
Hass tauchte im Jänner 2005 im Alter von 86 Jahren vor den Malediven, um die Folgen der Tsunamikatastrophe unter Wasser festzustellen.
Familie
- Ehe mit Hannelore Schroth 1945–1949; Sohn Hans (* 1946)
- Ehe mit Lotte Baierl seit 1950; Tochter Meta (* 1957).
Technik
Hans Hass wirkte, analog etwa zu Jacques-Yves Cousteau, maßgeblich an der Entwicklung des freischwimmenden Tauchens (Froschmann) mit. Ein umgebautes U-Boot-Rettungsgerät der Firma Dräger ermöglichte bis dahin noch nie durchgeführte Tauchexperimente und Tauchexpeditionen, diente als Typgerät für spätere, speziell im militärischen Bereich weit verbreitete Sauerstoffkreislaufgeräte. Auf seinen bahnbrechenden Erkenntnissen und Erfahrungen aufbauend konnten sich die neugeschaffenen Kampfschwimmer-Verbände der Deutschen Bundeswehr zu einer ausgesprochenen Elite-Einheit entwickeln. Die von ihm entwickelten Kameragehäuse begleiteten eine ganze Generation von Unterwasserfotografen.
Werke (Auswahl)
- 1939: Jagd unter Wasser mit Harpune und Kamera
- 1941: Unter Korallen und Haien
- 1942: Fotojagd am Meeresgrund
- 1947: Drei Jäger auf dem Meeresgrund
- 1949: Menschen und Haie
- 1952: Manta, Teufel im roten Meer
- 1954: Ich fotografierte in den 7 Meeren
- 1957: Wir kommen aus dem Meer
- 1958: Fische und Korallen
- 1961: Expedition ins Unbekannte
- 1968: Wir Menschen. Das Geheimnis unseres Verhaltens (einige Kapitel)
- 1970: Energon: Das verborgene Gemeinsame (Volltext)
- 1971: In unberührten Tiefe. Die Bezwingung der tropischen Meere.
- 1972: Vorstoss in die Tiefe. Ein Magazin über Abenteuer bei der Erforschung der Meere.
- 1973: Welt unter Wasser. Der abenteuerliche Vorstoss des Menschen ins Meer.
- 1976: Eroberung der Tiefe. Das Meer – seine Geheimnisse, seine Gefahren, seine Erforschung.
- 1976: Der Hans-Hass-Tauchführer. Das Mittelmeer. Ein Ratgeber für Sporttaucher und Schnorchler.
- 1977: Der Hai. Legende eines Mörders.
- 1978: zusammen mit Horst Lange-Prollius: Die Schöpfung geht weiter. Station Mensch im Strom des Lebens (Volltext)
- 1979: Wie der Fisch zum Menschen wurde. Die faszinierende Entwicklungsgeschichte unseres Körpers.
- 1980: Im Roten Meer. Wiederkehr nach 30 Jahren.
- 1985: Stadt und Lebensqualität.
- 1986: Abenteuer unter Wasser. Meine Erlebnisse und Forschungen im Meer.
- 1987: Der Ball und die Rose
- 1988: Der Hai im Management. Instinkte steuern und kontrollieren (Volltext)
- 1991: Vorstoss in unbekannte Meere
- 1994: Die Hyperzeller. Das neue Menschenbild der Evolution (Volltext)
- 1996: Aus der Pionierzeit des Tauchens. In unberührte Tiefen.
- 2004: Erinnerungen und Abenteuer.
Filmografie
(Auswahl aus etwa 70 TV Filmen,)
- 1942: Pirsch unter Wasser, 16 Minuten S/W Tauchfilm vor Curaçao
- 1948: Menschen unter Haien; Premiere 29. November 1949
- 1951: Abenteuer im Roten Meer, Premiere am 2. September 1955
- 1954: Unternehmen Xarifa, Premiere 4. November 1954
- 1958–1962: Expedition ins Unbekannte, 26 Folgen á 30 Minuten im Süddeutscher Rundfunk:
- Fische unter sich; 12. September 1958
- Hotels am Meeresgrund; 4. Oktober 1958
- Tauch mit uns! 22. November 1958
- Die Geburt einer Insel; 12. Dezember 1958
- Fisch-Porträts; 3. Februar 1959
- Unterwasser-Television; 21. Februar 1959
- Das Liebesriff; 27. Mai 1959
- Im Addu-Atoll; 15. Juni 1959
- Sind Haie gefährlich?; 19. Dezember 1959
- Die Geisterinsel; 2. Februar 1961
- Was gesunkene Schiffe verraten; 4. Junli 1959
- Unsere Vorfahren, die Fische; 1. August 1959
- Ungewöhnliche Exkursionen; 26. September 1959
- Unterwasser-Quiz; 28. November 1959
- Merkwürdige Freundschaften; 15. März 1961
- Groß-Nikobar; 6. Mai 1961
- Das Lampen-Wrack; 30. Mai 1961
- Außenseiter; 5. Juli 1961
- Der Krake; 7. August 1961
- Experimente; 28. Dezember 1961
- Forschung mit Hindernissen; 25. November 1961
- An der Malaiischen Küste; 23. Dezember 1961
- Überraschungen; 20. Januar 1962
- Das Geheimnis der Krabben; 18. Februar 1962
- Im Chinesischen Meer; 25. März 1962
- Das Wrack der Haie; 30. August 1962
- 1959: Adventure; britische Fernsehdokumentation, englischsprachige Version der BBC von „Expedition ins Unbekannte“:
- Fish Among Themselves
- Strange Hotels
- Dive With Me!
- How Islands Are Born
- Fish Portraits
- Underwater Television
- Love-Reef
- Snakes and squids
- Two Wrecks
- Our Ancestors, the Fish
- Unusual Excursions
- Underwater Quiz
- Are Sharks Dangerous?
- Ghost Island
- Strange Partners
- Mangrove Story
- The Lamp Wreck
- Outsiders
- Death of an Octopus
- Experiments
- Tournament Fights
- At the Malayan Coast
- Surprises
- Crab Mystery
- China Sea
- Shark Wreck
- 1966: Wir Menschen; Fernsehdokumentation á 30 Minuten
- 1971: Die verzauberten Inseln; Premiere 2. Januar 1972, Dokumentation in Farbe
- 1974: Das Wrack der Toten
- 1974: Schüsse in der Tiefe
- 1985: Meine Abenteuer und Forschungen im Meer, 13-teilige Serie des Süddeutschen Rundfunks
- 2004: The Way We Went Wild; britischer Dokumentarfilm
Auszeichnungen
- Preis der Biennale 1951
- „Outstanding Underwater Photographer of the Year“ der Underwater Photographic Society (USA, 1959). Die Auszeichnung wird wegen ihrer hohen internationalen Reputation oftmals als “Unterwasser-Oskar“ bezeichnet.
- Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst 1998
- Konrad-Lorenz-Preis 1999
- 5 Wissenschaftspreise
- „Goldenes Lot“ des Verbandes Deutscher Vermessungsingenieure (1999)
Weblinks
- Hans Hass in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Literatur von und über Hans Hass im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Homepage von Hans Hass
- Website des Hans-Hass-Instituts für Submarine Forschung und Tauchtechnik
- Webseite mit englischsprachiger Biografie, einige interessante, eher kleine Photos betreffend früher Filme und Tauchgeräte
- Englisches Naturfilm-Archiv mit Filmen und Fotos von Hans und Lotte Hass
- Aufnahme von Hans Hass um den 90. Geburtstag, 2009
Einzelnachweise
- ↑ Scholz, Joachim & Wöss, Emmy (2009): Hans Hass – ein Leben für die Unterwasserwelt. Biologie in unserer Zeit 39 (2): 138.
- ↑ Hass, Hans: Beitrag zur Kenntnis der Reteporiden mit besonderer Berücksichtigung der Formbildungsgesetze ihrer Zoarien und einem Bericht über die dabei angewandte neue Methode für Untersuchungen auf dem Meeresgrund. Zoologica 101 (1948): 1-140.
Personendaten NAME Hass, Hans KURZBESCHREIBUNG österreichischer Biologe und Ichthyologe GEBURTSDATUM 23. Januar 1919 GEBURTSORT Wien
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