Elephanta Island

Elephanta Island

Elephanta ist eine kleinere Insel im Bundesstaat Maharashtra in Indien. Die ruhige, bewaldete Insel liegt in der Bucht rund 10 km östlich von Mumbai, dem ehemaligen Bombay und hat eine Fläche von circa 2 km². Die wenigen Einwohner leben in einer kleinen Fischersiedlung. Die vielbesuchten historischen Höhlen auf Elephanta dienten der Götterverehrung und stehen unter Schutz der UNESCO, sie gehören seit 1987 zum Weltkulturerbe der Menschheit.

Inhaltsverzeichnis

Einführung

Die Insel stellt einen erholsamen Kontrast zur qualvollen Enge der nahegelegenen Metropole Mumbai dar. Sie hieß ursprünglich vermutlich Gharapuri, die „Stadt der Ghara-Priester“, wurde jedoch von den Portugiesen im 16. Jahrhundert nach dem steinernen Elefanten, den sie im Hafen fanden, umbenannt. Den Elefanten kann man in den Victoria Gardens in Mumbai besichtigen. Auf der Insel befinden sich mehrere Höhlen, wovon eine, mit ihren aufwendigen Shiva-Skulpturen, zu den bedeutendsten Bauwerken hinduistischer Bildhauerei überhaupt gehört. Verkaufsstände mit kühlen Getränken und Souvenirs säumen den Weg bergan zu dieser Höhle. Oben werden dem Gast Essen und Getränke, sowie eine Terrasse mit Aussicht auf das Meer geboten. Übernachtungsmöglichkeiten gibt es auf Elephanta keine. Die Überfahrt, vom Gateway of India in Mumbai zur Insel, dauert mit der Fähre etwa eine Stunde, der Rundgang mit dem Fremdenführer ungefähr eine halbe Stunde.

Geschichte der Insel Elephanta und den Höhlen

Um das 2. Jahrhundert n. Chr. war Elephanta die Hauptstadt der Traikutakas, unter dem König Madhyamasena. Dieser gab das Land weiter an einen Brahmanen, welcher es von dem König Harisena, der zur Vakataka-Dynastie gehörte, erobern ließ. Die Vakataka-Dynastie wurde dann wiederum von der Kalachuri-Dynastie abgelöst. In den Elephanta-Höhlen gibt es eine speziell für diese Dynastie typische Shiva Darstellungen: Shiva als Lakulisha. Ihr Vorhandensein ist ein Grund, warum man vermutet, dass diese Dynastie, zu Zeiten der Tempelgründung, die Vorherrschaft auf Elephanta besaß. Auch einige ausschließlich auf Elephanta vorhandene Funde von Silbermünzen, auf denen der zweite Herrscher der Kalachuris dargestellt wurde, sprechen für diese Dynastie als mögliche Gründer des Höhlenbaus. Auch in Frage kommend für den Höhlenbau sind allerdings die Mauryas. Ihre Dynastie erstreckte sich in dieser Zeit über das gesamte westliche Indien, einschließlich seiner Küstengebiete, dem Konkan. Es gibt einige Schriften, in denen der Name „puri“ als Hauptsitz dieser Mauryas verzeichnet wird. Es ist umstritten, ob damit die auch heute im lokalen Volksmund noch so genannte Insel „Gharapuri“, Elephanta, gemeint ist. Es ist möglich, dass die Kalacuris unter der Feudalherrschaft der Mauryas regierten oder umgekehrt.

Auf jeden Fall wurden die Küstengebiete im 7. Jahr. n. Chr. von den Calukyas übernommen. Mit dem Tod von Vikramaditya II./VI., dem letztem großen Herrscher der Calukyas ca. 1130 n. Chr zerfiel das Reich in Einzelherrschaften. Eine dieser Einzelherrschaften waren die Yadavas von Devagiri. Sie dominierten, bis das Gebiet nach ca. 1290 in die muslimische Herrschaft überging, speziell an die Sultane Gujarats (im 15. Jh. in Ahmedabad). Ab 1534 gelangte die Insel dann in den Besitz der Portugiesen. Diese wurden im Jahr 1682 noch einmal von einer indischen Herrschaft, den Marathas, abgelöst, bis es im Dez. 1774 von den Briten übernommen wurde.

Bis 1539 waren die Höhlen, Berichten zufolge, noch in sehr intakten Zustand. Die dann bereits 1550 zu beobachtenden großen Zerstörungen sind auf die Verwendung Elephantas als militärischer Standort zurückzuführen. Vor allem ein gewaltiger Schuss im Jahre 1712, mitten in das Gebäude, brachte großen Schaden. Die ersten Restaurierungsarbeiten begannen 1890, durch das Public Works Department und seit 1909 ist die Höhle unter strenger Obhut des Indian Archaeological Department.

Die Höhlen

Eine der Höhlen

Die Insel besitzt insgesamt 6 Höhlen. 2 davon befinden sich am Hang des nordwestlichen der beiden Hügel, aus denen die Insel besteht. Neben ihnen befinden sich auch die Überreste eines unvollendeten, vermutlich buddhistischen, Stupa-Bauwerks. In der Mitte der Insel, am Osthang des westlichen Hügels, befinden sich die 4 weiteren Höhlen, unter ihnen die Haupthöhle. Außer der Haupthöhle handelt es sich hierbei allerdings nur um größtenteils zerstörte und häufig unvollendete Anlagen mit weniger interessanten Ausstattungen. Sie sind zudem teilweise ganzjährig überflutet oder durch verschüttete Eingänge unzugänglich. Von wirklicher Bedeutung ist daher nur die Haupthöhle:

Die Haupthöhle

Architektur:

Die Höhle ist in einer Haupthalle und 4 Nebenhallen unterteilt. Die Höhle besitzt drei Eingänge. Der heutige touristische Haupteingang befindet sich im Norden der Höhle. Zu ihm gelangt man über eine lange Treppe, die direkt im Hafen beginnt. An den beiden Seiten, westlich und östlich der Haupthalle, gliedert sich jeweils eine Nebenhöhle an. In ihrer Mitte steht jeweils eine runde Plattform, auf denen ehemals Nandin das Vahana-Tier von Shiva thronte, die heute aber beide nicht mehr vorhanden sind. Im Süden gliedert sich an den beiden Nebenhallen jeweils eine weitere Nebenhalle an. In der östlichen dieser letzten beiden Nebenhallen befindet sich ein weiterer Schrein mit Shiva-linga, und in der westlichen, eine Wasserzisterne. Ursprünglich war der Ost-Eingang der Haupteingang der Höhle. Somit bildet die gesamte Höhle eine klare Ausrichtung an der Ost-West-Achse ab. Dieses erkennt man auch an den Mondsteinen an der Schwelle des Ost- und Westeinganges. Hierdurch wird auch die Positionierung des Hauptschreins klar. Während er den von Norden eintretenden Touristen missverständlich an der Seite der Haupthalle positioniert erscheint, geht der von Osten Eintretende direkt auf ihn zu. Von Norden nach Süden besitzt die Höhle eine Tiefe von ca. 40 m. Die Haupthalle besitzt ungefähr die gleiche Länge auch in der Breite, von Westen nach Osten. Die schwankende Deckenhöhe beträgt ca. 4-5 m. Sie ist gestützt auf 6 Reihen von 6 Säulen. Im westlichen Teil findet sich eine Aussparung dieser Säulen, in denen ein Schrein mit Shiva-linga Platz findet. Die östlichen Nebenhöhlen sind ca.17 m breit und zusammen ca. 30 m tief. Die westlichen, etwas kleiner, sind ca. 12 m breit und zusammen ca. 24 m tief. Die Höhle ist ausgestattet mit unzähligen Skulpturen und Darstellungen aus den Geschichten über Shiva. Eine genaue Übersicht, sowohl des Gesamtaufbaus wie auch der einzelnen Ikonographien, sind dem Lageplan zu entnehmen.

Ikonographie

Statue in einer der Höhlen

Hauptmotive:

Das zentralste Werk im Tempel ist der Schrein mit dem Shiva-linga im westlichen Teil der Haupthalle. Als Raum im Raum besteht er aus einer in alle 4 Himmelsrichtungen offenen Cella. Seine Eingänge werden jeweils von mehreren Torwächtern oder Dvarapalas bewacht. Im Innenraum befindet sich auf einer dreistufigen Erhöhung, eine große glatte Plattform auf der der ca. 1 m hohe Linga thront, das Phallussymbol Shivas. Dieser bildet den zentralen Verehrungspunkt der Höhle. Als zweites Hauptmotiv befindet sich, direkt gegenüber dem Nordeingang, Shiva als Mahadeva Link zu Shiva, was so viel bedeutet wie „großer Gott“. Er besitzt 3 Gesichter (trimukha, oder trimurti) , was meist als „universelle Form“ Shivas gedeutet wird. Die Interpretationen gehen hier jedoch auseinander. Es gibt auch den Ansatz ihn als vier-gesichtigen zu deuten, das vierte Gesicht wäre in dieser Betrachtung nach hinten gerichtet und somit nicht sichtbar. Auf jeden Fall werden in dieser Shiva-Darstellung mehrere Charaktere in einer Person vereint. Sein nach rechts blickendes Gesicht mit dem Schädelkopf in der Haarkrone repräsentiert seinen zornigen Aspekt. Das mittlere Antlitz zeigt Shiva jugendlich, und das linke weiblich. Die dicken Lippen der weiblichen Darstellung erinnern an den vormaligen Kunststil der Gupta-Periode.

Weitere zentrale Reliefs in der Haupthalle:

An den Wänden der Haupthalle befinden sich weitere wichtige Relief, die allesamt Szenen aus den Shiva Episoden darstellen. Da die Höhle laut C. D. Collins, entgegen der üblichen Pradakshina Richtung, entgegen dem Uhrzeigersinn bewandert wird, werde ich sie auch in meiner Auflistung in dieser Reihenfolge beschreiben. Das erste Relief an der nördlichen Seite des westlichen Haupteingangs zeigt eine Szene des Dämonen Ravana im Kampf mit Shiva. Ravana versuchte, so wird die Geschichte erzählt, den ihm im Weg liegenden Berg Kailasa hochzuheben, wohl wissend, dass er damit Shiva stören würde. Shivas Macht jedoch war größer, er drückte von oben den Berg wieder runter und sperrte dadurch den Dämonen ein. Im Relief erkennt man sehr schön den aufgestellten linken Fuß Shivas, der gegen den Boden presst. Wenn man weiter gegen den Uhrzeigersinn geht, gelangt man zur westlichen Seite des Nordeingangs. Dort befindet sich Shiva als Yogishvara, was soviel bedeutet wie „Lord der Yogis" , wird auf Grund seiner Keule in der Hand auch „Lakulisha“ genannt. Letzterer bezeichnet die 28. Inkarnation Shivas und steht für Shivas asketischen aber auch unterweisenden Aspekt. Mit seinen 4 Schülern wird er von Anhängern der Pashupata-Sekte als ihr Sektengründer verehrt. Auf der östlichen Seite des Nordeingangs befindet sich Shiva als Nataraja, also tanzend. Meist wird diese Szene als „kosmischer Tanz“ interpretiert, der Tanz, durch den Shiva das Universum zerstört, um es anschließend neu zu erschaffen. Hier in Elephanta ist es jedoch auch möglich, ihn in Verbindung mit der Andhaka Skulptur zu deuten. Laut den Vamana Puranas, repräsentiert diese Szene dann den rituellen Tanz vor dem Kampf mit dem Dämon. In diesem Zusammenhang würde die anschließende Meditation dann in der ihm gegenüber liegende Szene verbildlicht werden: Geht man weiter, findet man Shiva, wie er den Dämonen Andhaka tötet, das Andhakasuravadhamurti. Andhaka hängt aufgespießt auf einem Speer in einer der 4 rechten Hände Shivas. Die Hand unter ihm fängt das Blut in einer Schädelschale auf. Ihm gegenüber befindet sich das Kalyanasundaramurti, Shivas Hochzeit mit Parvati. Entgegen der üblichen indischen Hochzeitstradition steht Parvati rechts von Shiva. Ihre Arme sind bereits beide zerstört, vermutlich lag jedoch ihre linke Hand auf der rechten Shivas. Im Hintergrund erkennt man ihre Eltern Menaka und Himalaya, sowie Brahma und Vishnu. Himalaya ist gleichzeitig auch der Vater der Flussgöttin Ganga. Der Gangadharamurti, also der Herabgang der Ganga, befindet sich direkt anschließend. Im Ramayana finden sich einige Geschichten die es ermöglichen diese Szene mit der vorherigen Hochzeitszene in Verbindung zu setzen. Geht man nun einen Schritt weiter, befindet man sich direkt gegenüber dem Haupteingang. Hier blickt man auf den bereits als zentrales Hauptmotiv der Höhle beschrieben Shiva als Mahadeva mit den drei Gesichtern. Auch die anschließende Figur zeigt Shiva als Gegensätze in sich vereinende Person. „Ardhanarishvara“ bedeutet so viel wie „der Herr, dessen Hälfte eine Frau ist“. In einer außergewöhnlich bewegten Standhaltung, lehnt die männliche Hälfte auf einem Stier, vermutlich Nandin. Die weibliche Hälfte besitzt einen üppigen Busen, trägt aufwendigen Körperschmuck und hält einen Spiegel in der Hand. Wieder in der Haupthalle zurück, stoßen wir als nächstes auf Shiva mit Parvati auf dem Berg Kailasa. Diese Szene wird die „Spiel-Szene“ Umamaheshamurti von Shiva mit Parvati genannt. Die Deutungen sind jedoch ausgesprochen vielfältig. Parvati wendet sich eindeutig von Shiva ab. Die beiden sind von einigen Begleiterinnen umgeben, eine von ihnen hält ein Kind. Damit ist man wieder am Ausgangspunkt angelangt. Vermutlich haben die Pashupata nach diesem Rundgang in der Halle vor dem Shiva-Linga Platz genommen um dort zu meditieren.

Weitere Reliefs und Ausstattungen der Nebenhallen:

Im Westen der ersten westlichen Nebenhöhle befindet sich ein weiterer Schrein. In der davor befindlichen Mandapa ist eine Figurenkonstellation abgebildet, ähnlich der an der östlichen Seite des Haupteinganges. Shiva, vermutlich als Lakulisha, sitzt in der Mitte auf einem Lotus, gehalten von zwei Nagas. In umgeben zwei Asketen, sowie 2 Brahma-ähnliche Figuren im Flug. Durch einen Durchgang, den zwei Dvarapalas, also Torwächter, beschützen, gelangt man zum eigentlichen Schrein. In der Mitte befindet sich ein Shiva-linga auf einem Altar. An den Seiten befindet sich mehrere Skulpturen: Ein tanzender Shiva, Brahma auf seinem Vahana dem Schwan, eine geschmückte Frau, vermutlich Parvati, Indra auf seinem Vahana, dem Elefanten Airavata und der vierarmige Vishnu auf seinem Vahana Garuda. Vermutlich wurden all diese Figuren erst nachträglich in der Höhle installiert. Auch in der hinteren östlichen Nebenhöhle befindet sich ein Schrein mit Shiva-linga, allerdings fast dreimal so groß wie der West-Schrein. Der Schrein besitzt einen pradakshina-Gang um sich herum, und man muss über zwei Stufen gehen, um zu dem Linga, auf der Mitte des Altars, zu gelangen. Auch bei diesem Schrein wird der Eingang von Dvarapalas beschützt. Außerdem in der Kapelle vorhanden sind Ganesha auf seiner Ratte und wiederum Brahma und Vishnu auf ihren vahanas. Eine männliche Figur mit Dreizack steht am nördlichen Ende, vermutlich Shiva. Entlang der westlichen Wand reihen sich die acht weiblichen Shaktis in folgender Reihenfolge auf: Brahmi von Brahma, Maheshvari von Maheshvara Shiva, Vaishnavi von Vishnu, Kaumari von Kumara, Aindri von Indra, Varahi von Varaha, Narasimhi von Narasimha und als letztes Chamundra, eine zerstörerische Form Durgas. Ihnen allen voran befinden sich eine Ganesha und eine Virabhadra-Darstellung.

Interpretation zur Konzeption der Höhle

Die gesamte Höhle ist zur Verehrung Shivas konzipiert. Das Hauptanbetungsobjekt ist der große Schrein in der Haupthalle. Die Priester und Pilger betraten die Haupthalle vermutlich über die westliche Nebenhalle und nähern sich somit dem Kultobjekt auf dem üblichen Weg von Westen nach Osten. Die anschließende rituelle Umkreisung des Schreins erfolgte, laut C. D. Collins, entgegen dem Uhrzeigersinn, so wie es in der Pashupata-Sekte üblich war. Die darauf folgende Meditation fand wahrscheinlich östlich vor dem Schrein statt, da dieser Bereich bei der Umgehung frei blieb. Die Nebenhöhlen werden eine sehr separate Funktion gehabt haben. Mit ihrer ähnlichen Figurenausstattung scheinen sie eine Art Kopie der Haupthalle zu bilden. Sowohl in den östlichen, als auch in den westlichen hinteren Höhlen, existiert ein eigener Schrein, die westliche besitzt sogar eine eigene zentrale Lakulisha-Darstellung. Die Ikonograpien der Höhle repräsentieren die unterschiedlichen Aspekte Shivas. Auffällig deutlich wird Shivas Gegensätzlichkeit inszeniert. Gegenüber dem asketisch ruhig meditierenden Yogishvara wird Shiva dynamisch bewegt beim schöpferischen Tanz gezeigt, gegenüber der fröhlichen vereinenden Hochzeitszeremonie, befindet sich Shiva als zerstörerischer Dämonentöter. Vor allem bei der Mahadeva-Darstellung, wo seine unterschiedlichsten Aspekte in einer Person verschmelzen, wird die Multikonzeptionalität Shivas, als zentrales Motiv der Höhle, deutlich.


Weblinks

Eintrag in der Welterbeliste der UNESCO auf Englisch und auf Französisch

Literatur

  • Collins, Charles Dillard: "The Iconography & Ritual of Śiva at Elephanta." State University of New York, Albany, USA 1988.
  • Dr. Hiranand Shastri: "A guide to Elephanta." Kanak Publication, New Delhi, India 1978.
  • Michell, George: "The Arcitectur of Elephanta: An Interpretation." in: "Elephanta - The cave of Shiva-." Princeton University Press, New Jersey, 1983.

18.962572.9319444444447Koordinaten: 18° 58′ N, 72° 56′ O


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