Elisabeth von Stägemann

Elisabeth von Stägemann
Elisabeth von Staegemann. Selbstporträt (1808)

Johanna Elisabeth von (seit 1816) Staegemann, geb. Fischer, geschiedene Graun (* 11. April 1761 in Königsberg; † 11. Juli 1835 in Berlin) war eine deutsche Schriftstellerin, Malerin und Salonière in Berlin. Sie war verheiratet mit Friedrich August von Staegemann.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Die Tochter des preußischen Kaufmanns Kommerzienrat Johann Jakob Fischer (1786 verschollen) und der Regina, geb. Hartung (1734–1805) wuchs im ostpreußischen Königsberg auf, in dessen liberaler, den Künsten und der Wissenschaft aufgeschlossener gesellschaftlicher Atmosphäre sie schon als junge Frau einen Ruf erlangte. Unter anderem war sie mit Johann Friedrich Reichardt, Immanuel Kant und Theodor Gottlieb von Hippel bekannt, Friedrich Gentz und der Dichter Friedrich August von Staegemann gehörten zu ihrer Verehrern. Im Jahr 1780 heiratete sie den Justizrat Graun, Sohn des Komponisten Carl Heinrich Graun. Als ihr Mann 1787 nach Berlin berufen wurde, blieb Elisabeth von Staegemann mit ihren beiden Kindern und ihrer Mutter acht Jahre lang allein in Königsberg. Sie begründete gegen Ende der 1780er Jahre eine salonartige Geselligkeit und folgte ihrem Mann 1795 nach Berlin, reichte jedoch noch Ende des Jahres die Scheidung ein. Ein Jahr später heiratete sie in Königsberg den preußischen Beamten und Schriftsteller Friedrich August Staegemann, der sie bereits in den 1780er Jahren verehrt hatte und ging mit ihm 1806 erneut nach Berlin.

Bedingt durch die preußische Niederlage gegen Napoleon im Herbst desselben Jahres, ging das Ehepaar Staegemann gemeinsam mit der königlichen Familie wieder nach Ostpreußen, wo auch ihre gemeinsamen Kinder Spielgefährten der königlichen Prinzen und Prinzessinnen wurden. Auch zu Fürst und Fürstin Radziwiłł wurden freundschaftliche Bande geknüpft. Nach dreijährigem Aufenthalt in Königsberg kehrte die Familie 1809/10 nach Berlin zurück, wo sich das Salonleben, das auch in Ostpreußen nicht geruht hatte, fortsetzte und intensivierte. Mittlerweile Staatsratsgattin, spielte Elisabeth Staegemann alsbald eine führende Rolle im Berliner Kulturleben, zumal sich der Zirkel der mit ihr befreundeten Rahel Varnhagen, gleichsam der Prototyp des Salons, 1806 aufgelöst und ein gesellschaftliches Vakuum hinterlassen hatte.

1816 mit ihrem Mann in den Adelsstand erhoben, pflegte Elisabeth bis ins Alter musische und literarische Zusammenkünfte in ihrem Haus, an denen sie selber allerdings seit den späten 1820er Jahren wegen einer Erkrankung nicht mehr teilnehmen konnte. An ihre Stelle als Gastgeberin trat ihre mittlerweile verheiratete Tochter Hedwig, nunmehrige Frau von Olfers. Seit ihrer Zeit als Salonière schrieb und malte sie sporadisch, unter anderem einige Selbstporträts, verstand sich aber selber zeitlebens als Amateur. Von vielen Persönlichkeiten des literarischen und politischen Lebens verehrt, darunter Heinrich von Kleist, starb sie 1835 in Berlin. Ihr Grab befindet sich auf dem Friedhof III der Jerusalems- und der Neuen Kirchengemeinde in Berlin. Ihr Gatte widmete ihr den Sonettzyklus Erinnerungen an Elisabeth, eine Sammlung von Gedichten, die er seit Beginn ihrer Beziehung für sie geschrieben hatte. Nach ihrer Hochzeit 1796 etwa widmete er ihr diese Verse:

Elisabeth, ich hab es heiß errungen.
In keuscher Minne Fesseln früh geschlagen,
Dient' ich nur Dir, Dein Ritter ohne Tadel.
Durch Deine Wahl, von Deinem Arm umschlungen
Werd' ich anjetzt – o lass es stolz mich sagen! –
Auch ebenbürtig Deinem Seelen-Adel.[1]

Salon

Der Salon der Elisabeth Staegemann, den sie seit etwa 1810 freitäglich (gelegentlich auch mittwochs) erst in der Jägerstraße, dann (seit 1818) in der Charlottenstraße 68, am Dönhoffplatz (ab 1825) und schließlich in der Charlottenstraße 31 (seit 1831) zusammenrief, steht historisch zwischen der so genannten „Rahelzeit“, also Spätaufklärung/Frühromantik, und dem Biedermeier. Soziologisch bedeutsam ist, wie bei vielen anderen zeitgenössischen Salons, die relative Freiheit von Standesschranken in der Auswahl der Gäste und ihrem gegenseitigen Umgang. Ihre eigenen künstlerischen Talente ermöglichten der Salonière zudem einem besonderen Zugang zu Dichtung und Musik, wie sie in ihrem Haus gepflegt wurden. Schriftsteller wie Kleist, Clemens Brentano und Achim von Arnim trugen hier ihre Werke vor. Zahlreiche Staatsmänner und Militärs der preußischen Reformzeit gingen bei Elisabeth Staegemann ein und aus.

Familie

Ehen und Kinder

Elisabeth Fischer heiratete am 26. Juli 1780 den Justizrat Graun, die Ehe verlief unglücklich und wurde 1795 geschieden. Ihr entsprossen zwei Kinder:

  • Ferdinand Graun, Jurist
  • Antonie Theodora Graun (1785–1859), ∞ (1) 1804 Nicolaus von Schmysing gen. v. Korff; (2) 1815 Oberstleutnant Friedrich von Horn.

Die geschiedene Frau Graun ging im September 1796 eine zweite Ehe mit Friedrich August Staegemann (1763–1840) ein, der 1816 von König Friedrich Wilhelm III. von Preußen nobilitiert wurde. Ihre Kinder waren:

Weitere Verwandte und Nachkommen

Elisabeth von Staegemann begründete durch ihre Tochter aus zweiter Ehe Hedwig eine Salonièrendynastie, welche ihre Enkelin Marie von Olfers (1826–1924) fortsetzte. Ihre Urenkelin war Sibylle von Olfers.

Werke

  • Erinnerungen für edle Frauen. 2 Bde., Hinrichs, Leipzig ²1858.

Berühmte Habitués

Literatur

  • Margarete von Olfers: Elisabeth von Staegemann. Lebensbild e. dt. Frau. 1761–1835. Köhler & Amelang, Leipzig 1937.
  • Petra Wilhelmy: Der Berliner Salon im 19. Jahrhundert. Walter de Gruyter, Berlin u.a. 1989.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Zit. n. Wilhelmy, S. 403 f.

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