Elisabethanisch

Elisabethanisch
Elisabeth I. bei ihrer Krönung 1558

Das elisabethanische Zeitalter ist der Name für die Regierungszeit von Königin Elisabeth I. von 1558–1603. Es wird oft als das goldene Zeitalter der englischen Geschichte bezeichnet - in diese Periode fallen der Höhepunkt der englischen Renaissance und eine Blütezeit der englischen Literatur. Das elisabethanische Theater blühte auf, die Stücke William Shakespeares und anderer revolutionierten die Art, Dramen zu schreiben. Engländer erforschten die Welt, die Expansion nach Nordamerika begann. In England selbst festigte sich der Protestantismus.

Das elisabethanische Zeitalter ist vor allem im Kontrast zu den Perioden davor und auch danach als Besonderheit hervorzuheben. Es war die Periode nach der Reformation und vor den späteren Auseinandersetzungen zwischen Protestanten und Katholiken sowie dem Parlament und der Monarchie, die das 17. Jahrhundert prägten. Königin Elisabeth konnte - zumindest für die Dauer ihrer Herrschaft - die Konflikte zwischen den Glaubensrichtungen beenden, und das Parlament war noch nicht stark genug, um den Absolutismus angreifen zu können. England hatte eine zentralisierte, wohlorganisierte und effektive Regierung, was größtenteils auf die Reformen von Heinrich VII. und Heinrich VIII. zurückzuführen war.

Im Vergleich mit anderen europäischen Mächten war England in einer guten Position - in Italien war die Renaissance zu Ende gegangen, Frankreich war in religiösen Streitigkeiten gefangen, die erst 1598 durch das Edikt von Nantes beendet werden sollten. England hatte seine letzten Besitzungen auf dem Kontinent verloren, so dass der Dauerkonflikt mit Frankreich während der Regierungszeit Elisabeths fast vollständig ruhte.

Der einzige große Rivale Englands war Spanien, mit dem England sowohl in Europa als auch auf dem amerikanischen Kontinent Konflikte austrug, die im Englisch-Spanischen Krieg (1585–1604) gipfelten. Der Versuch Philipp II., 1588 mit Hilfe der Armada England zu invadieren, scheiterte ebenso wie der Angriff der „englischen Armada“ auf Spanien unter Drake und Norris 1589. Spanien finanzierte danach katholische Rebellionen in Irland gegen die englische Herrschaft und verwickelte englische Schiffe in Seegefechte. Die mit den Kämpfen verbundenen Kosten schädigten den englischen Staatshaushalt und damit die Wirtschaft nachhaltig.

Inhaltsverzeichnis

Verklärung und Realität

Im viktorianischen Zeitalter wie auch teilweise im 20. Jahrhundert wurde das elisabethanische Zeitalter idealisiert. In der Encyclopædia Britannica heißt es noch heute: „The long reign of Elizabeth I, 1558-1603, was England's Golden Age. ...'Merry England', in love with life, expressed itself in music and literature, in architecture, and in adventurous seafaring.“[1] (Die lange Regierungszeit Elisabeth I., 1558-1603 war Englands goldenes Zeitalter. [...] Das „fidele England“, lebensfroh, drückte sich in der Musik und in der Literatur, der Architektur und abenteuerhungrigen Seefahrern aus.) Deutlich wird diese Idealisierung zum Beispiel in Filmen mit Errol Flynn wie The Private Lives of Elizabeth and Essex (1939) und The Sea Hawk (1940).

Die moderne Geschichtsforschung sieht die Tudor-Periode nüchterner und emotionsloser, etwa die relative Erfolglosigkeit des elisabethanischen England auf militärischem Gebiet. Die große Armut der ländlichen Arbeiterklasse, die 90% der Bevölkerung stellte, wird heute ebenso thematisiert wie die Beteiligung Englands am afrikanischen Sklavenhandel und die Unterdrückung der irischen Katholiken. Nicht zuletzt brach nur knapp 40 Jahre nach dem Tod Elisabeths der englische Bürgerkrieg aus.

Elisabeth übernahm mit ihrer Krönung einen nahezu bankrotten Staat, den sie durch ein Sparprogramm finanziell sanierte. In ihre Regentschaft fiel die Gründung der englischen Börse, der Royal Exchange durch Sir Thomas Gresham. Die Steuerbelastung war in England im Vergleich zu anderen europäischen Ländern relativ niedrig, was eine positive Entwicklung der Wirtschaft begünstigte.

Elisabeth entschied, ihren Untertanen nicht „in die Herzen zu schauen“ und beendete damit die religiösen Verfolgungen, denen unter ihren Vorgängern Heinrich VIII. und Edward VI. Katholiken und unter Maria I. Protestanten ausgesetzt gewesen waren.

Erwähnenswert ist auch, dass die Stellung der Frau im elisabethanischen England in Reiseberichten von spanischen und italienischen Besuchern als bemerkenswert angesehen wurde; mehrfach kommentieren sie die Freiheit, welche Frauen in England genossen.

Wissenschaft, Technologie, Erkundungen

Obwohl ein dominierendes Genie oder auch nur eine formale Forschungsstruktur fehlten, wie sie im nächsten Jahrhundert mit Isaac Newton und der Royal Society gegeben waren, sah das elisabethanische Zeitalter dennoch signifikante Fortschritte. Beispiele sind die Arbeiten der Astronomen Thomas Digges (1546–95) und Thomas Harriot (ca. 1560–1621), oder William Gilberts (1544–1603) grundlegendes Werk De Magnete (1600) über Magnetismus. Kartographie und Vermessungswesen machten ebenfalls Fortschritte.

Viele der wissenschaftlichen und technologischen Entwicklungen waren unmittelbare Auswirkung der Beschäftigung mit der Navigation auf See. Sir Francis Drake (ca. 1540–96) umsegelte 1577–1580 die Welt, Martin Frobisher (ca. 1535–1594) erforschte die Arktis. Auch die ersten Versuche einer Ansiedlung in Nordamerika erfolgten in der elisabethanischen Zeit - drei gescheiterte Versuche auf der Insel Roanoke in der Verantwortung des Sir Walter Raleigh.

Obwohl das elisabethanische Zeitalter gemeinhin nicht als technisch besonders innovativ hervorsticht, gab es doch einigen Fortschritt. 1564 kam ein gewisser Guilliam Boonen aus den Niederlanden, wurde Elisabeths erster Kutschenmacher und führte die kontinentale Erfindung der Federaufhängung in England ein. Kutschen wurden zu einem Modeartikel für die feine Gesellschaft.

Kunst

Die Renaissance begann in England später als auf dem europäischen Festland, und die englische Kunst der Tudor- und Stuart-Regierungszeit war geprägt von ausländischen Künstlern wie Hans Holbein unter Heinrich VIII. oder Anthonis van Dyck unter Charles II. Dennoch entwickelte sich während Elisabeths Regierung ein eigener, einheimischer Malstil. Nicholas Hilliard (ca. 1547–1619) ist wohl der bekannteste Maler der Periode, heute findet aber auch das Werk von George Gower (1540–1596) Anerkennung.

Wichtige Personen des elisabethanischen Zeitalters

Siehe auch

Quellen

  1. http://www.britannica.com/ebi/article-200261

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