Emanuelle

Emanuelle

Emmanuelle ist die fiktionale Titelheldin einer nach ihr benannten und sehr erfolgreichen erotischen Buch- und später Filmreihe von Emmanuelle Arsan. In Übersetzungen, Plagiaten und Parodien werden auch die Namensvarianten Emanuela, Emanuelle, Emmanuele, Emanuele und Emmannuelle gebraucht.

Inhaltsverzeichnis

Die Bücher

Emmanuelle Arsan schrieb insgesamt vier „Emmanuelle“-Romane, von denen der erste 1959 in Paris bei Édition Clandestine erschien. Sie schildert die Erlebnisse ihrer Protagonistin überwiegend aus der personalen Erzählsituation[1], wobei sie durch den identischen Vornamen eine Kongruenz von Autorin und Protagonistin andeutet, aber nicht konkretisiert. Jedem Kapitel (zumindest im ersten Buch) ist ein Zitat eines berühmten Philosophen (z. B. Ovid, Nietzsche) vorangestellt. Neben zahlreichen Schilderungen sexueller Handlungen und erotischer Konstellationen propagiert die Autorin ihre Philosophie des Erotismus. Diese ist als eine Art Sexualutopie zu verstehen, die vor allem einen Anspruch an einen freisinnigen und radikal anderen Umgang der Geschlechter miteinander erhebt, bei dem Eifersucht, Besitzanspruch, exklusive Zweierbeziehung, religiös begründete Askese etc. als Zeichen existentieller Angst, Einsamkeit, mangelnder Liebesfähigkeit oder auch von grundlegenden Machtorientierungen angesehen werden. Emmanuelle lernt in den Armen zahlreicher Partner beiderlei Geschlechts die erlösende Kraft des Eros kennen. Diese Kraft führt sie zu der absoluten Freiheit, über die eigenen Sinne allein und ohne Rücksicht auf Konventionen und Tabus zu bestimmen. Und sie gibt ihr Wissen an ihre Geliebten und an ihre Leser freizügig weiter.

Ihre „Philosophie der Lust“ als ein insbesondere ins Sexuelle übersetzter konsequenter Hedonismus erinnert dabei an Gedanken von Georges Bataille („Der heilige Eros“), die allerdings wesentlich positiver, heiterer und optimistischer wirkt, wie es ein französischer Schriftsteller einmal ganz richtig bemerkt hat: „Bei Arsan ist der Erotismus optimistisch, strahlend, leuchtend, vergleichbar einem Monument zum Ruhme des vom Erdenschlamm und von der uralten Knechtschaft befreiten Menschen.“ (André Pierre de Mandiargues).

„Emmanuelle“ war jahrelang Underground-Bestseller und wurde mittlerweile in zehn Sprachen übersetzt. Erste Abschriften des damals noch unveröffentlichten ersten Romans sollten schon Ende der 50er Jahre in Frankreich im inoffiziellen Umlauf gewesen sein. In Deutschland werden die Bücher immer wieder neu verlegt - die neuste Ausgabe erschien um die Jahrtausendwende bei Rowohlt Verlag und ist inzwischen vergriffen.

Die Filme

Der erste Emmanuelle-Film, Io, Emmanuelle, erschien 1969 in Italien mit Erika Blanc in der Titelrolle; ihm war kein kommerzieller Erfolg beschieden. 1974 folgte Emmanuelle (deutscher Verleihtitel: Emanuela) mit der Niederländerin Sylvia Kristel in der Titelrolle. Der von Just Jaeckin gedrehte Film war sowohl in Frankreich als auch international ein enormer Erfolg. Allein in Paris lief der Film volle acht Jahre lang und lockte dabei über 3 Millionen Zuschauer in die Vorstellungen. Dieser Erfolg trat eine Lawine von Emmanuelle-Filmen los, darunter zahlreiche autorisierte Fortsetzungen, aber auch Plagiate wie die italienische Black Emanuelle-Serie mit Laura Gemser, sowie zahlreiche andere Varianten.

Schon die offizielle Emmanuelle-Filmreihe brachte es zwischen 1974 und 1993 auf stattliche sieben Episoden, davon fünf mit Sylvia Kristel in der Titelrolle. Bereits 1975 lief in Italien die unautorisierte Black Emanuelle-Reihe an (aus rechtlichen Gründen wurde der Name mit nur einem „m“ geschrieben), in der die gebürtige Indonesierin Laura Gemser – sie war im selben Jahr noch im zweiten französischen Emmanuelle-Film in einer Nebenrolle aufgetreten – die Titelrolle spielte, und bei denen meist Joe D’Amato die Regie führte.

Darüber hinaus wurde die Rolle u. a. noch von Mia Nygren, Monique Gabrielle und Natalie Uher gespielt.

Für die frühen Veröffentlichungen benutzte man hierzulande den deutschen Namen Emanuela. Die Uncut-Versionen dieser Erotikfilm-Reihe sind in Deutschland fast alle indiziert, liefen in den 1990ern aber teilweise unzensiert mit sichtbarem Geschlechtsverkehr auf deutschen Privatsendern. Die Filme verließen jedoch niemals die Schutzzone des Soft-Erotischen.

Charakteristisch für die Filme ist, dass sie im „exotischen“ Ausland spielen, dass in ihnen – wie in der Romanvorlage – ausführlich über Liebe philosophiert wird, dass die zahlreichen expliziten Szenen „softcore“, teilweise sehr ausgefallen, mit großem Aufwand gefilmt und als traumhafte Sequenzen gestaltet sind; dabei läuft meist eine sanfte Hintergrundmusik. Emmanuelle selbst hat den Charakter einer sehr jungen und unschuldigen, aber gleichzeitig sinnlichen, bisexuellen, selbstbestimmten und modernen Frau, die mit ihrem Ehemann in einer offenen Beziehung, sorglos und in erheblichem Wohlstand lebt. Körperliche Liebe in allen Spielarten wird dabei als selbstverständliche Erweiterung von gefühlsmäßiger Liebe dargestellt, wobei diese Haltung auch von Dritten geteilt wird. Spätere Filme wichen allerdings von diesem Schema zunehmend ab.

Ihre Orgien wurden im romantischen Geist gefeiert, das unverhüllte Fleisch kam weichgezeichnet ins Bild, die Geilheit des handelnden Personals hatte mit Ästhetik zu tun. Die Vorliebe der Filmemacher, die in der sexuellen Revolution standen, Nacktheit makellos zu zeigen, kann man Manierismus, Terrorismus oder einfach Verzweiflung über die noch immer konservativen Verhältnisse nennen. Sie hatte jedoch zweifellos auch etwas mit einer romantischen Vorstellung vom Sex zu tun, also mit dem Versuch, Sexualität im Kinobild nicht in Farben des Niedrigen, Vulgären oder Schmutzigen zu malen.“ (in: B. Schulz, „Geschichte des erotischen Films“, S. 103–104).

1978 drehte der englische Regisseur Gerald Thomas eine Parodie auf die Emmanuelle-Filme als Teil der erfolgreichen Carry-on...-Filmreihe. Um Probleme mit dem Urheberrecht zu vermeiden, entschloss man sich, einfach ein weiteres n in Emmanuelles Namen einzufügen, sodass der Film im Original Carry On Emmannuelle heißt. Auf Deutsch lautet sein Titel Mach' weiter, Emmanuelle.

Emmanuelle mit Sylvia Kristel et al.

  • Emmanuelle (1974) mit Sylvia Kristel
  • Emmanuelle 2, l'anti-vierge („Die Anti-Jungfrau“) (1975); Sylvia Kristel in der Hauptrolle, die spätere „Emanuelle“ Laura Gemser in einer Nebenrolle
  • Good-bye, Emmanuelle (1977, wieder mit Sylvia Kristel in der Hauptrolle)
  • Emmanuelle 4 (1984) Sylvia Kristel teilt sich die Hauptrolle mit ihrer Nachfolgerin Mia Nygren, indem sich Emmanuelle durch plastische Chirurgie ein völlig neues Aussehen gibt, wobei die verwandelte Emmanuelle dann von Nygren gespielt wird
  • Emmanuelle V (1987, mit Monique Gabrielle)
  • Emmanuelle 6 (1988, mit Natalie Uher)
  • Emmanuelle au 7ème ciel (1993, wieder mit Sylvia Kristel)

Emanuelle mit Laura Gemser

  • Emanuelle nera (1975)
  • La Spiaggia del desiderio (1976)
  • Emanuelle nera orient reportage (1976, Regie: D'Amato)
  • Black Emanuelle – Stunden wilder Lust (1976, Regie: D'Amato)
  • Nackt unter Kannibalen (Emanuelle e gli ultimi cannibali, 1977, Regie: D'Amato)
  • Emanuelle, perché violenza alle Donne? (1977, Regie: D'Amato)
  • La Via della Prostituzione (1978, Regie: D'Amato)
  • Mavri Emmanouella (1979)
  • La Belva dalle calda pelle (1982)
  • Violenza in un carcere femminile (1982)
  • Emanuelle fuga dall'inferno (1983)

Emmanuelle mit Krista Allen

Krista Allen spielt die Hauptrolle in einer achtteiligen französische TV-Filmreihe aus dem Jahre 1994:

  • Emmanuelle 1: First Contact (1994)
  • Emmanuelle, Queen of the Galaxy (1994)
  • Emmanuelle 2 – Ein tiefes Verlangen (Emmanuelle 2: A World of Desire) (1994)
  • Emmanuelle 3 – Lektionen in Liebe (Emmanuelle 3: A Lesson in Love) (1994)
  • Emmanuelle 4 – Geheime Wünsche (Emmanuelle 4: Concealed Fantasy) (1994)
  • Emmanuelle 5 – Wilde Träume (Emmanuelle 5: A Time to Dream) (1994)
  • Emmanuelle – Botschafterin der Lust (Emmanuelle 6: One Final Fling) (1994)
  • Emmanuelle – Im Rausch der Sinne (Emmanuelle 7: The Meaning of Love) (1994)

Emmanuelle mit Holly Sampson

  • Emmanuelle - Intime Begegnungen (2000)
  • Emmanuelle - Zurück ins Paradies (2000)
  • Emmanuelle - Ein heißes Weekend (2000)
  • Emmanuelle - Aus nächster Nähe (2000)
  • Emmanuelle - Nackte Tatsachen (2000)
  • Emmanuelle - Eine Frage der Lust (2000)
  • Emmanuelle - Pikante Lektionen (2000)

Die Reihe wurde auch als DVD-Sammelbox 'Emmanuelle: Ultimate Erotic Selection - Lust auf Abenteuer' veröffentlicht.

Emmanuelle mit Natasja Vermeer

  • Emmanuelle the Private Collection: Emmanuelle vs. Dracula (2004)
  • Emmanuelle the Private Collection: Jesse's Secret Desires (2006)
  • Emmanuelle Tango
  • Emmanuelle - Die Kunst der Ekstase

Titel laut Indizierungsliste

In Deutschland finden sich die folgenden Titel auf der Liste indizierter Filme:

  • Emanuela (Emmanuelle)
  • Emanuela – Alle Lüste dieser Welt
  • Emanuela – Dein wilder Erdbeermund
  • Emanuela – Queen of Sados (Emanuela – Die Nackte von Sados)
  • Emanuelle (engl.)
  • Emanuelle II (engl.)
  • Emanuelle e Gli Ultimi Cannibali (siehe: Nackt unter Kannibalen)
  • Nackt unter Kannibalen (Alternativtitel: Emanuelle und die letzten Kannibalen)
  • Emanuelle – Sinnlichkeit hat tausend Namen
  • Emmanuelle - Im Teufelskreis der Leidenschaft (international auch vermarktet als „Emanuele“[2]) (1980), mit Marilyn Jess
  • Emmanuelle – Black and White
  • Emmanuelle 6
  • Emmanuelles Töchter (Blutjunge Biester zu allem bereit)

Emmanuelle in der IMDb

Emmanuelle als Comic

Die literarische Vorlage ist auch vom italienischen Comiczeichner Guido Crepax adaptiert worden (Emmanuelle, 1978, Olympia Press, Mailand).

Quellen

  1. Eine Ausnahme z.B im 4. Kapitel, S.113 der rororo-Ausgabe von 1974
  2. IMDb: Journal érotique d'une Thailandaise

Literatur

Die „Emmanuelle"-Bücher in Deutschland:

  • „Emmanuelle oder die Schule der Lust“ Arsan, Emmanuelle: Reinbek bei Hamburg : Rowohlt, 1974, Neuaufl. 1995, ISBN 3-499-11825-4
  • „Emmanuelle oder der Garten der Liebe“ Arsan, Emmanuelle; Reinbek bei Hamburg : Rowohlt, 2001, ISBN 3-499-26346-7
  • „Emmanuelle oder die Kinder der Lust“ Arsan, Emmanuelle; Reinbek bei Hamburg : Rowohlt, 1995, ISBN 3-499-14014-4
  • * (ein Essay-Band) „Von Kopf bis Fuss Emmanuelle“ Arsan, Emmanuelle; Reinbek bei Hamburg : Rowohlt, 2002, ISBN 3-499-26394-7

Über die Romane:

  • „Erotik: weibliche Erotik, männliche Erotik - was ist das?“ Alberoni, Francesco (Aus dem Italienischen von Pieke Biermann). Weyarn, Seehamer-Verlag 1999 ISBN 3-929626-05-5

Zu den Verfilmungen:

  • „Geschichte des erotischen Films“, Schulz, Berndt; Kino Verlag, Hamburg 1992, ISBN 3-88199-941-8

Weblinks


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