Empor Lauter

Empor Lauter

Die BSG Empor Lauter war eine Betriebssportgemeinschaft, deren Fußball-Mannschaft Anfang der 1950er Jahre in der DDR-Oberliga spielte. Die Mannschaft aus dem kleinen sächsischen Ort Lauter im Erzgebirge wurde 1954 nach Rostock delegiert und in den SC Empor Rostock eingegliedert, aus dessen Fußballabteilung 1965 der FC Hansa Rostock hervorging.

Inhaltsverzeichnis

Lauterer SV Viktoria

Der Verein wurde 1913 als Lauterer SV Viktoria gegründet, wurde 1925, 1926, 1928, und 1929 Meister des sächsischen Fußball-Gaus Erzgebirge, 1939/40 Meister des Bezirks Vogtland, 1925, 1926, 1928, 1929 und 1930 Pokalsieger und als SG Lauter 1940/41 Westerzgebirgsmeister.

Empor Lauter

Im Juli 1948 wurde an Stelle des alten Vereines die SG Lauter gegründet, deren Fußballmannschaft 1949/50 Bezirksmeister wurde. Das Finale um die Landesmeisterschaft gegen Chemnitz wurde mit 2:3 verloren. Nach Einführung des Betriebssportgemeinschafts-Systems wurde der Verein 1950 in die BSG Freiheit Wismut umgewandelt. Mit der Übernahme der Trägerschaft durch den örtlichen Handel wurde die BSG Freiheit Wismut wenig später aufgelöst und an ihrer Stelle am 21. Mai 1951 die BSG Empor Lauter gegründet. Die Fußballmannschaft wurde 1951/52 Staffelsieger in der zweitklassigen DDR-Liga und stieg durch vier Ausscheidungsspiele gegen Motor Jena in die DDR-Oberliga auf. In der Saison 1952/53 erreichte Lauter den zehnten und 1953/54 den neunten Platz.

Wechsel nach Rostock

In unmittelbarer Nachbarschaft zu Lauter spielten auch Wismut Aue, Fortschritt Meerane und Motor Zwickau in der Oberliga. Insgesamt stammten neun der 14 Vereine der ersten Liga aus Sachsen. Im Gegensatz dazu war der Norden der DDR in der Oberliga seit ihrer Bildung 1949/1950 unterrepräsentiert. Am 11. November 1954 war in Rostock, der größten Stadt der DDR nördlich Berlins, der SC Empor Rostock als Zentrum des Spitzenleistungssports (Fußball, Handball, Eishockey, Turnen, Schwimmen, Wasserspringen und Leichtathletik) des Bezirkes Rostock gegründet worden, der wie Lauter der Spielvereinigung Empor angehörte1, allerdings über keine konkurrenzfähige Fußballmannschaft verfügte. Nach der Eröffnung des Rostocker Ostseestadions am 27. Juni 1954 beschloss die DDR-Sportführung deshalb, innerhalb der Spielvereinigung Empor die komplette Lauterer Oberligamannschaft noch während der Hinrunde der Saison 1954/55 nach Rostock zu delegieren.2 Diese war zum Zeitpunkt des Umzuges mit 10:6 Punkten aktueller Tabellenführer, besaß aber vor Ort keine auf Dauer wettbewerbsfähige Infrastruktur für den Erstligafußball. Das Punktspiel des 9. Spieltags gegen BSG Motor Zwickau (heute FSV Zwickau) wurde abgesetzt, um den Umzug zu ermöglichen. Unter dem Eindruck wütender Proteste von Anhängern der Lauterer verzichteten drei Spieler der Mannschaft auf den Ortswechsel. Zwölf Spieler des SC Empor Lauter bildeten den Kern der ersten Rostocker Oberliga-Mannschaft, die organisatorisch der Fußballabteilung von SC Empor Rostock angeschlossen wurde. Am 14. November 1954 absolvierte die nach Rostock beorderte Mannschaft gegen Chemie Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitzer FC) ihr erstes Punktspiel (0:0) vor 18.000 Zuschauern im noch nicht komplett fertiggestellten Ostseestadion. Bis zum Saisonende rutschte die kurzfristig mit fünf weiteren Spielern aus allen Teilen der DDR verstärkte Rostocker Oberligamannschaft auf den neunten Rang in der DDR-Oberliga ab.

1 Unter der SV Empor wurden bis zur Bildung des DTSB im Jahre 1957 alle DDR-Sportvereine zusammengeschlossen, deren Trägerbetriebe aus dem Bereich Handel und Lebensmittelwirtschaft kamen.
2 Mannschaftsdelegierungen blieben nicht auf die BSG Empor Lauter beschränkt. Sie waren Ausdruck der für die DDR typischen zentralistischen Sportpolitik "von Oben". Opfer von Delegierungen wurden in der DDR auch andere Betriebssportgemeinschaften und Fußballclubs.

Neuanfang in Lauter

Die in Lauter gebliebene Mannschaft wurde in „Motor Lauter“ umbenannt und spielte fortan in unteren Ligen. Heute spielt der Verein als Lauterer SV Viktoria in der Kreisklasse.

Bekannte Spieler und Trainer

Literatur

  • Markus Hesselmann, Michael Rosentritt: Hansa Rostock. Der Osten lebt. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 1999, ISBN 3-89533-258-5

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