Encyclopaedia Britannica

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Die Encyclopædia Britannica [ɪnˌsaɪkləˈpiːdiə bɹɪˈtænɪkə] ist eine bedeutende englischsprachige Enzyklopädie; sie beansprucht für sich – ähnlich dem deutschen Brockhaus – das menschliche Wissen in möglichst großer Vollständigkeit (The Sum of Human Knowledge) und Tiefe bereitzustellen.

Die Britannica – wie sie oft abgekürzt bezeichnet wird – ist ein Produkt der schottischen Aufklärung; sie wurde ab 1768 geschrieben und ab 1820 von Adam Black und Charles Black in Edinburgh verlegt. Im Vergleich zur französischen Encyclopédie war die Britannica eine eher konservative Publikation: spätere Editionen wurden gewöhnlich dem regierenden Monarchen gewidmet. Um 1870 zog der Verlag für die 9. und 10. Auflage von Schottland nach London um und wurde mit der Zeitung The Times verbunden.

Mit der Universität Cambridge arbeitete der Verlag für die 11. Auflage zusammen. Nach der 11. Auflage stand erneut ein Umzug an, da die Marken- und Veröffentlichungsrechte an Sears Roebuck verkauft worden waren. Neuer Firmensitz wurde Chicago. Der gegenwärtige Verlag, der auch die Markenrechte für den Begriff „Britannica“ erworben hat, ist die Encyclopædia Britannica Inc.

Im Jahre 2004 enthielt die Britannica 75.000 Artikel mit 44 Millionen Wörtern. Sie kann in Papierform erworben werden (32 Bände, Listenpreis $1400), online abonniert werden (knappe Erläuterungen sind kostenlos) oder als CD-ROM bzw. DVD offline gelesen werden.

Die Artikel der Britannica gelten im Allgemeinen als durchdacht, zuverlässig und gut geschrieben. Sie vermittelt aber auch ein eher konservatives angloamerikanisches Weltbild, das mit dem anderer Enzyklopädien nicht immer übereinstimmt. Der Vergleich mit Werken ähnlicher Größenordnung zeigt oft Unterschiede, besonders bei wertorientierten Themen. Die Autoren sind in vielen Fällen namhafte Wissenschaftler oder bekannte Publizisten; ihre Urheberschaft wird jeweils nachgewiesen.

Inhaltsverzeichnis

Editionsgeschichte

Auflage herausgegeben Umfang Bemerkung
1. 1768–1771 3 Bände
2. 1777–1784 10 Bände
3. 1788–1797, 1801 Supplement 18 Bände + 2 Supplement
4. 1801–1809 20 Bände
5. 1815 20 Bände
6. 1820–1823, 1815–1824 Supplement 20 Bände + 2 Supplement Im Supplement wurden erstmals die Autoren genannt, u.a. James Mill, der den Artikel government verfasste.
7. 1830–1842 21 Bände
8. 1852–1860 21 Bände + Index
9. 1870–1890 24 Bände + Index In der 9. Auflage gab es besondere von Prominenten geschriebene Artikel wie die über Äther, Elektrizität und Magnetismus von James Maxwell und der über Wärme von William Thomson (dem späteren Lord Kelvin).
10. 1902–1903 9. Auflage + 9 Supplement Der 10. Auflage wurde ein Band mit Karten und ein Indexband zugefügt.
11. 1910–1911 29 Bände Die 11. Auflage wird als die klassische Edition der Encyclopædia betrachtet und ist gemeinfrei.
12. 1921–1922 11. Auflage + 3 Supplement
13. 1926 11. Auflage + 6 Supplement
14. 1929–1973 24 Bände
15. seit 1974 28 Bände, seit 1985 32 Bände
Inserat für die Encyclopædia Britannica von 1911, erschienen in der Mai-Ausgabe 1913 von National Geographic
Titelblatt 1771

Seit der 15. Auflage wird die gedruckte Version in drei Teilen präsentiert, die jeweils eine unterschiedliche Funktion haben. Die so genannte Micropædia mit eher knappen Artikeln dient der schnellen Suche. Wem das nicht reicht, der kann in der Macropædia sehr ausführliche, in die Tiefe gehende Artikel finden. In der Propædia werden die Themenkomplexe gebündelt. Das erlaubt, Artikel zu einem Thema fortlaufend zu lesen. Dazu kommen noch zwei Indexbände, die erlauben in der Macropædia nach Begriffen zu suchen.

Der Umfang der Britannica wuchs bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts kontinuierlich, verringerte sich dann aber wieder leicht. Die erste CD-ROM-Edition der Britannica wurde 1994 veröffentlicht. 1996 wurde der Haustürverkauf eingestellt.

Der frühere Chef der Encyclopaedia Britannica, Joe Esposito, sagte zur rückläufigen Nachfrage bei gedruckten Enzyklopädien: „Das Internet war der letzte Nagel im Sarg“. 1996 kaufte der Schweizer Investor Jacob Safra die Firma für 135 Millionen Dollar und rettete sie vor dem Aus. Zur Britannica gehört als Tochterunternehmen der Verlag Merriam-Webster.

Die gegenwärtige Version der Britannica wurde von über 4.000 Mitwirkenden, einschließlich bekannter Gelehrter wie Milton Friedman, Carl Sagan und Michael E. DeBakey geschrieben. 35 Prozent des Inhalts ist innerhalb der letzten zwei Jahre neu geschrieben worden.

Die Online-Version Britannica Online wird zurzeit (2009) für £ 49,95 jährlich im Abonnement angeboten. Die grafische Oberfläche erfordert den jeweils neuesten Adobe Flash Player und baut sich auch bei schnellen Internetzugängen oft nur langsam auf. Da die Flash-Seite ständig weiterentwickelt wird, sind manche Funktionen zeitweise nicht benutzbar. Probleme werden für Browser unter Apple Macintosh regelmäßig zuletzt behoben, weil der Britannica-Support nach eigenen Angaben über keine Rechner mit dieser Plattform verfügt. Seit Anfang 2008 werden im Rahmen einer Aktion Zugänge für „Web-Publisher“ angeboten, die für die Dauer eines Jahres kostenlos sind. Die Teilnehmer sind im März 2009 per E-Mail davon verständigt worden, diese besonderen Konditionen könnten auf Wunsch verlängert werden. Der Inhaber eines solchen Accounts kann Artikel der Britannica per Link oder per Widget von seiner Website aus freischalten, so dass jeder sie frei lesen kann, der die Seite über diesen Link aufruft. Die Seite kann aber nicht ausdruckt werden. Die EB betreibt auch den Twitter-Account „Britannica“.[1][2]

Am 22. Januar 2009 gab der Britannica-Präsident Jorge Cauz bekannt, dass jedermann ab dem 23. Januar die Enzyklopädie online erweitern kann. Die Änderungen müssen jedoch von einem Administrator freigegeben werden, bevor sie in der Onlineversion erscheinen. Dies ähnelt dem System der „gesichteten Versionen“ in der Wikipedia. Um als Autor an der Britannica mitzuarbeiten ist es notwendig, sich mit seinem vollen Namen und seiner Adresse auf der Britannica-Homepage zu registrieren. Es ist auch geplant, Teile der durch die Benutzer veränderten Inhalte in der gedruckten Version der Enzyklopädie zu veröffentlichen.[3] Auch für diese Funktion wurde eine Lösung in Flash gewählt: Über den Menüpunkt „Suggest edit“ öffnet sich ein Editorfeld mit einer grafischen Formatierungsleiste, in dem man den zuvor gelesenen Artikel bearbeiten kann.

Rezeption

1994 beschrieb die New York Times die Encyclopædia Britannica als „das älteste und renommierteste Nachschlagewerk der Nation [Vereinigte Staaten]“[4]

Der US-amerikanische Journalist A. J. Jacobs erzählt in seinem Buch Britannica & ich. Von einem, der auszog, der klügste Mensch der Welt zu werden (ISBN 3-471-79513-8), wie er sein Vorhaben umsetzte, die komplette Encyclopædia Britannica zu lesen.

Im Dezember 2005 publizierte die Zeitschrift Nature einen Artikel, der die Qualität der Online-Ausgabe der Britannica mit derjenigen der englischen Wikipedia verglich.[5] Der Autor kam zum Schluss, dass es bei der Stichprobe bezüglich Korrektheit und Vollständigkeit der Artikel nur wenig Unterschiede gebe. Die Herausgeber der Britannica kritisierten diesen Artikel scharf,[6] Nature hielt jedoch daran fest,[7] auch nachdem die Britannica den Streit in Anzeigen thematisierte.[8]

Siehe auch

Literatur

  • Harvey Einbinder: The Myth of the Britannica. New York, London 1972
  • A. J. Jacobs: Britannica & ich. Von einem, der auszog, der klügste Mensch der Welt zu werden. Aus dem Amerikanischen von Thomas Mohr. List, Berlin 2006, ISBN 3-471-79513-8.

Nachweise

  1. Golem: Encyclopædia Britannica bietet Widgets und Twitter. Traditionelle Enzyklopädie macht ihre Inhalte über neue Webdienste zugänglich. 21.04.2008.
  2. Britannica auf Twitter: http://twitter.com/Britannica
  3. smh.com.au: Watch out Wikipedia, here comes Britannica 2.0 22.01.2009.
  4. John Markoff: Britannica's 44 Million Words Are Going On Line, Artikel in der New York Times vom 8. Februar 1994 auf der Titelseite der Wirtschaftsrubrik über die Ankündigung der Britannica, online zu gehen.
  5. Jim Giles. Internet encyclopaedias go head to head. In: Nature, 15.12.2005, S. 900f.
  6. http://corporate.britannica.com/britannica_nature_response.pdf
  7. http://www.nature.com/press_releases/Britannica_response.pdf
  8. http://www.nature.com/nature/britannica/eb_advert_response_final.pdf

Weblinks


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