Entwicklungsethnologie

Entwicklungsethnologie

Entwicklungssoziologie ist ein Zweig der Soziologie, der sich mit der Erforschung und Analyse sozialer, wirtschaftlicher und politischer Gegebenheiten in Entwicklungsländern befasst. Es bestehen zahlreiche Überschneidungen mit der Entwicklungsethnologie.

Inhaltsverzeichnis

Begriff

Da der Begriff "Entwicklungsländer" - wie seine Vorgänger ("unterentwickelte Länder") und Nachfolger ("Dritte Welt") - immer auch verhohlen politisch ist und hier z. B. unterstellt, dass es so etwas wie eine "Entwicklung" gebe, dass sie positiv aufzufassen sei, und dass die darunter subsumierten Länder dieser Entwicklung auch fähig seien - ist er nicht unbedenklich. Außerdem greift er - für eine sog. 'Spezielle' Soziologie - sehr weit aus, denn die Soziologie auch nur eines Landes umfasst praktisch die ganze Fachdisziplin.

Theoriebildung und -veränderung

In den 1960er Jahren wurden die ersten deutschen Universitätslehrstühle und Institute für Entwicklungssoziologie eingerichtet (Universitäten Münster und Bielefeld, damals auch getragen von einer optimistischen Sicht der Entwicklungshilfe. Bereits hier fiel auf, dass wohl Einzelstudien (Karl Heinz Pfeffer, Paul Trappe u. a. m.) vorgelegt wurden, theoretische Ansätze aber - mit der Ausnahme von Peter Heintz - lange mangelten.

Mit dem politischen Niedergang der nun unabhängigen (vormaligen) Kolonien und nicht selten sogar mit ihrem Wandel zu Gescheiterten Staaten schwand dieser Optimismus.

Es wurde zunehmend deutlich, dass die folgenden inhärenten Annahmen und Vorgehensweisen dringend hinterfragt werden mussten
  • Es gibt so etwas wie eine lineare Entwicklung, ausgehend von einem Status quo, verlaufend bis zu einem bestimmten Zielpunkt.
  • Die wirtschaftliche bzw. politische Entwicklung eines Landes erfolgt relativ unabhängig von deren kulturellen und sozialen Charakteristiken.
  • Es gilt das Prinzip der Nachholenden Entwicklung, demzufolge die sogenannten Entwicklungsländer Schritt für Schritt die Entwicklungserfolge der Industrienationen nachholen können.
  • Die Mittel der Entwicklungshilfe werden der Regierung des jeweiligen Landes zur Verfügung gestellt.
  • Eigene Experten werden in das jeweilige Land entsandt, um die Umsetzung der Projekte anzuleiten.

Derzeit werden dezentrale, regionalisierte, sogenannte Graswurzel-Ansätze favorisiert.

Das Problem der Wirkungsanalyse von Entwicklungsprojekten bleibt jedoch aufgrund der Komplexität sowohl der eingesetzten Strategien als auch deren Auswirkungen weiterhin bestehen.

Siehe auch

Literatur

  • Dictionary of development, hrg. von Wofgang Sachs, London: Zed Books, 1992, ISBN 1856490440
  • Einführung in die Entwicklungssoziologie. Themen, Methoden, Analysen (Taschenbuch), hrg. von

Franz Kolland und August Gächter, Wien: Mandelbaum, 4. Auflage 2007, ISBN 3854761384

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Christoph Antweiler — Christoph Ulrich Michael Antweiler (* 23. Mai 1956 in Moers) ist ein deutscher Ethnologe. Antweiler studierte von 1975 bis 1983 Geologie und Paläontologie in Köln. Die Promotion mit einer Dissertation über Kulturrevolution erfolgte im Fach… …   Deutsch Wikipedia

  • Niederpreußische Sprache — Plautdietsch Gesprochen in Asien, Europa, Lateinamerika, Karibik, Nordamerika Sprecher 500.000 Linguistische Klassifikation Indogermanisch Germanisch Westgermanisch Plautdietsch …   Deutsch Wikipedia

  • Plautdietsch — Gesprochen in Asien, Europa, Lateinamerika, Karibik, Nordamerika Sprecher 500.000 Linguistische Klassifikation Indogermanisch Germanisch Westgermanisch Plattdeutsch …   Deutsch Wikipedia

  • Plautdietsch-Freunde — e. V. Typ Non Profit Organisation Gründung 14. November 1999 Sitz Detmold (Deutschland) Personen Heinrich Siemens (Präsident) …   Deutsch Wikipedia

  • Plautdietsch-Freunde e.V. — Plautdietsch Gesprochen in Asien, Europa, Lateinamerika, Karibik, Nordamerika Sprecher 500.000 Linguistische Klassifikation Indogermanisch Germanisch Westgermanisch Plautdietsch …   Deutsch Wikipedia

  • Deutsche Gesellschaft für Völkerkunde — Die Deutsche Gesellschaft für Völkerkunde e.V. (DGV) ist eine Vereinigung von Völkerkundlern bzw. Ethnologen und an der Völkerkunde/Ethnologie interessierten Personen und Institutionen, die der Förderung der Wissenschaft dient. Sie wurde 1929… …   Deutsch Wikipedia

  • Entwicklungsanthropologie — oder Entwicklungsethnologie ist ein multidisziplinäres Fachgebiet der Anthropologie bzw. Ethnologie mit den Hauptschwerpunkten Internationale Entwicklung und Entwicklungshilfe. Der Begriff Entwicklung bezieht sich hier auf das freiwillige soziale …   Deutsch Wikipedia

  • Entwicklungssoziologie — ist ein Zweig der Soziologie, der sich mit der Erforschung und Analyse sozialer, wirtschaftlicher und politischer Gegebenheiten in Entwicklungsländern befasst. Es bestehen zahlreiche Überschneidungen mit der Entwicklungsethnologie. Aufgrund der… …   Deutsch Wikipedia

  • Soziologie der Entwicklungsländer — Entwicklungssoziologie ist ein Zweig der Soziologie, der sich mit der Erforschung und Analyse sozialer, wirtschaftlicher und politischer Gegebenheiten in Entwicklungsländern befasst. Es bestehen zahlreiche Überschneidungen mit der… …   Deutsch Wikipedia

  • Verband Entwicklungspolitik deutscher Nichtregierungsorganisationen — Vorlage:Infobox Verband/Logo fehlt Verband Entwicklungspolitik deutscher Nichtregierungsorganisationen (VENRO e.V.) Gründung 1995 Ort Bonn Geschäftsführerin Heike Spielmans Mitglieder 116 (Stand: Januar 2011) …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”