Epikondylitis

Epikondylitis

Epicondylitis (auch Epikondylopathie) sind schmerzhafte Einrisse an den Sehnenansätzen von Muskeln des Unterarms, die an den beiden Knochenvorsprüngen oberhalb des Gelenkknorrens (Epikondylen) am distalen Teil des Oberarmknochens entspringen. Es gibt zwei Formen:

  1. Epicondylitis radialis humeri (auch Tennisellenbogen): Einrisse der Sehnenansätze am äußeren Epikondylus des Oberarmknochens (Strecker des Handgelenks und der Finger).
  2. Epicondylitis ulnaris humeri (auch Golferellenbogen): Einrisse der Sehnenansätze am inneren Epikondylus des Oberarmknochens (Beuger des Handgelenks und der Finger).

Inhaltsverzeichnis

Ursachen

Eine Epicondylitis entsteht durch Überbeanspruchung der Unterarmmuskulatur, das heißt durch extreme oder dauernd wiederkehrende Bewegungen. Die dadurch zur Winkeloptimierung des Muskelansatzes eintretende Knochensubstanzanlagerung dehnt vermutlich die sensibel innervierte Knochenhaut. Mögliche Auslöser sind:

  • Einseitige Beanspruchung (z. B. bei Tastatur-/Mausbenutzung, s. RSI-Syndrom, Sportklettern)
  • Falsche Haltung (im Beruf, bei der Haus- und Gartenarbeit oder in der Freizeit)
  • Falsche Technik bei Schlägersportarten (Tennis, Badminton, Golf).
  • Falsche Schlafhaltung in Seitenlage: Verwendung des stark gebeugten Armes als Kopfstütze.

Nach landläufiger Meinung kann auch ein falscher, d. h. ein zu großer oder zu kleiner Griffumfang, ursächlich für eine Epicondylitis sein. Dies ist jedoch nach den Ergebnissen einer aktuellen Studie (2006) nicht der Fall: Nach Ansicht der Forscher hat eine falsche Griffstärke keinen signifikanten Effekt auf die betroffenen Muskeln des Unterarms und spielt deshalb auch keine Rolle bei der Entstehung der Sehnenentzündung.[1]

Symptome

Es herrschen Druckschmerzen an den betroffenen Muskeln sowie ausstrahlende, ziehende Schmerzen im gesamten Unterarm. Anfangs schmerzen die Unterarme nur bei Belastung. Im Mittelstadium schmerzen sie auch belastungsfrei und die Kraft lässt nach.

Therapien

Es existieren verschiedene Therapieansätze. Die erfolgversprechendsten Therapien sind Dehnübungen und Aushängen an der Stange, die jedoch Ausdauer und Disziplin erfordern.[2] Die meisten anderen Therapiemethoden bewirken keine Heilung, sondern lindern höchstens kurzzeitig die Beschwerden, wie z.B. Kühlung mit Eis, Ultraschall, Lasertherapie, Interferenztherapie, Hochvolttherapie, Elektrostimulationstherapie, Muskelkräftigungsübungen, Armschlinge, Bandagen, Verbände, Stoßwellen-Therapie (ESWT und Lithotripsie), Anwendung von Cremes (Voltaren, Diclac, Dolobene) und Gelen, Manuelle Therapie (beispielsweise Querfriktion), Krankengymnastik, Akupunktur, Neuraltherapie und Homöopathie, lokale Friktionsmassagen und die Gabe von Kortison.[3]

Es gibt Hinweise, dass Physiotherapie gegen Epicondylitisbeschwerden auf Dauer besser hilft, als Kortison oder Zuwarten.[4][5] Wichtig für die Heilung ist eine Belastungspause.

Die Epicondylitis ist in den meisten Fällen eine selbstlimitierende Erkrankung. Nach zirka einem Jahr sind 90 bis 95 % der Patienten mit oder ohne Therapie wieder beschwerdefrei.

Operative Therapie

Die Epicondylitis kann chronisch werden, so dass konservative Verfahren evtl. nicht mehr greifen. In ca. 10-15% aller Fälle ist eine Operation indiziert.

Im Bereich des Epicondylus radialis humeri (Tennisellenbogen) kommt i.d.R. die Operation nach Willhelm-Hohmann zum Einsatz. Hierbei wird eine Entlastung der Muskelspannung durch eine teilweise Durchtrennung der Sehnenansätze an der betroffenen Epicondyle (Discisions-Tenotomie) herbeigeführt (=OP nach Hohmann). Zusätzlich wird eine Denervierung des radialen Nervengeflechtes, das direkt dem Epicondylus radialis aufliegt, durchgeführt. Hierzu wird die Knochenfläche einfach verödet (=Verfahren nach Willhelm).

Im Bereich des Epicondylus ulnaris humeri (Golferellenbogen) ist es notwendig, den Sulcus und Nervus ulnaris aufzusuchen und genau darzustellen. Wie auf der radialen Seite wird auch hier eine Tenotomie der Unterarmbeugesehnenansätze durchgeführt. Bei Ulnariseinklemmung muss der Nerv befreit (Dekompression) und ggf. versetzt werden (Transposition). [6]

Nach der OP wird ein stabilisierender Verband angelegt, der Arm muss jedoch nicht ruhig gestellt werden. Bei Sulcus-ulnaris-Transposition kann für kurze Zeit eine Schiene zur Ruhigstellung angelegt werden. Nach etwa fünf Wochen tritt in der Regel die Heilung ein. Leistungssport ist nach ca. drei Monaten wieder möglich. Bevor man sich zu einem chirurgischen Eingriff entscheidet, können zur Regulierung der schmerzhaften Muskelverspannungen Querfriktionsmassagen durchgeführt werden.

Quellen

  1. Georg Hatch: The Effect of Tennis Racket Grip Size on Forearm Muscle Firing Patterns. In: The American Journal of Sports Medicine. Bd. 34, S. 1977, 21. Juli 2006; DOI: 10.1177/0363546506290185
  2. Pia Nilsson et al.: A prospective pilot study of a multidisciplinary home training programme for lateral epicondylitis. In: Muscoloskeletal Care Bd. 5(1): 36-50 published online 20.12.2006; doi:10.1002/msc.97 (Engl.)
  3. Boyer,M.I. & Hastings, H.2nd: Lateral tennis elbow: "Is there any science out there?" - J Shoulder Elbow Surg. 1999 Sep-Oct;8(5):481-91. Review..
  4. BMJ 29, 11. Oktober 2006, online zitiert nach Ärztezeitung: Steroide helfen nur kurzfristig bei Tennisellbogen
  5. BMJ, 333, 21.11.2006, 939 zitiert nach Ärztezeitung: Erfolg für Physiotherapie bei Tennisellbogen
  6. A.B. Imhoff, R. Baumgartner: Checkliste Orthopädie (Thieme 2006) ISBN 3-13-142281-5

Literatur

Barbara Voll: Diagnose Maus-Arm. Trias, Stuttgart 2002. ISBN 3-8304-3194-5

Weblinks

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