- Epipactis purpurata
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Violette Stendelwurz Systematik Familie: Orchideen (Orchidaceae) Unterfamilie: Epidendroideae Tribus: Neottieae Untertribus: Limodorinae Gattung: Stendelwurzen (Epipactis) Art: Violette Stendelwurz Wissenschaftlicher Name Epipactis purpurata Sm. Die Violette Stendelwurz (Epipactis purpurata) ist eine Pflanzenart aus der Familie der Orchideen (Orchidaceae).
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Unter den heimischen Stendelwurz-Arten besitzt die Violette Stendelwurz ein nahezu unverwechselbares Aussehen. Sie kann eigentlich nur mit der Kleinblättrigen Stendelwurz verwechselt werden.
Aus einem tief in der Erde liegenden Rhizom wachsen oft mehrere Triebe mit einer Wuchshöhe von 20 bis 65 Zentimeter. Die drei bis zehn Laubblätter bleiben relativ kurz und erreichen selten eine Länge von bis zu sieben Zentimeter. Die gesamte Pflanze ist meist violett überlaufen. Der 10 bis 30 Zentimeter lange, dichte und einseitswendige Blütenstand trägt 10 bis 50 Blüten, die sich in der Regel weit öffnen. Die Blütenblätter des äußeren Kreises sind innen kräftig grün und außen oft etwas violett überlaufen, die des inneren Kreises sind weißlich-grün. Die Lippe ist weiß, die Wülste der Vorderlippe sind meist rosa gefärbt. Die Innenseite der schüsselförmigen Hinterlippe ist hell- bis dunkelrosa gefärbt.
Die insgesamt grün-violetten Pflanzen heben sich vor der Blütezeit kaum vom braunen, mit Laub oder Nadeln bedeckten Waldboden ab und sind aus größerer Entfernung nur schwer zu entdecken. Während der Blütezeit sind sie jedoch durch die grünen Blüten meist sehr auffällig.
Die Triebe der Pflanze tragen immer Blüten. Blütenlose (sterile) Triebe, wie sie bei jüngeren Pflanzen verschiedener anderer Stendelwurz-Arten die Regel sind, gibt es bei dieser Art nicht.
Die Blütezeit beginnt später als bei der Breitblättrigen Stendelwurz im Juli und kann bis in den September reichen.
Genetik
Die Violette Stendelwurz besitzt einen Karyotyp von zwei Chromosomensätzen und jeweils 20 Chromosomen (Zytologie: 2n = 40).
Ökologie
Die Violette Stendelwurz kommt in verschiedenen Waldtypen vor, besonders in Buchen- und Fichtenwäldern mit frischen bis nicht allzu feuchten Böden. Die Böden sind oberflächlich oft im neutralen bis leicht sauren Bereich, der Untergrund jedoch kalkhaltig. Wegen ihrer geringen Abhängigkeit von der Photosynthese kommt sie auch in sehr dunklen Wäldern vor. In dichten Fichtenwäldern kann sie dann sogar die einzige Pflanzenart sein, oder nur noch z. B. mit dem Weißen Waldvöglein oder anderen myko-heterotrophen Pflanzen vergesellschaftet sein. Die Fichtenwälder sind nicht selten Monokulturen. In der Regel ist sie an Waldrändern oder entlang der Waldwege seltener.
Sie ist in der Regel seltener als die Breitblättrige Stendelwurz, kann aber stellenweise auch die häufigere Art sein, so z. B. auf der Lonetal-Flächenalb, deren oberflächlich entkalkte Böden über Malm dem beschriebenen Schema entsprechen.
- Pflanzengesellschaften:
- Ordnung Fagetalia sylvaticae (Mesophytische, buchenwaldartige Laubwälder Europas)
- Verband Fagion sylvaticae
- Verband Carpinion (Eichen-Hainbuchen-Wälder)
Verbreitung
Gesamtverbreitung:
Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Frankreich bis ins Baltikum (Litauen) und Moldawien, nach Süden dringt die Nominatform nicht bis ins mediterrane Gebiet vor, nach Norden nicht in die borealen Gebiete. Außerhalb dieses Verbreitungsgebiets sind vom Kaukasus, Griechenland bis Süditalien einige Unterarten zu finden.
Deutschland:
In Hessen, dem Saarland, Baden-Württemberg und Thüringen ist die Violette Stendelwurz gut verbreitet. In den übrigen Bundesländern ist sie deutlich seltener. Auffällig ist in der norddeutschen Tiefebene in Schleswig-Holstein ein isoliertes Vorkommen.
Schweiz:
In der Schweiz gehört die Violette Stendelwurz zu den selteneren Arten. Sie kommt im Jura, Mittelland, vereinzelt am Alpen-Nordrand und Wallis vor.
Naturschutz und Gefährdung
- Rote Liste Deutschland: nicht gefährdet
- Rote Liste Bundesländer:
- Baden-Württemberg: ungefährdet
- Bayern: 3
- Hessen: ungefährdet
- Nordrhein-Westfalen: 3
- Rheinland-Pfalz: 4
- Saarland: ungefährdet
- Niedersachsen: 3
- Sachsen: 1
- Sachsen-Anhalt: 3
- Thüringen: ungefährdet
- Schleswig-Holstein: 1
- Mecklenburg-Vorpommern: 1
- Berlin & Brandenburg: fehlt
Die Violette Stendelwurz ist noch weitgehend wenig gefährdet. Ihre Standorte sind hauptsächlich von Kahlschlägen bedroht, was besonders auf Fichtenwälder zutrifft. Eine geringere Gefährdung geht von Rehen aus, die die Blütenstände abfressen.
Systematik
Nomenklatur
Zwar wurde der Name Epipactis viridiflora Hoffm. ex Krock. 1814 früher publiziert als der gebräuchliche Name Epipactis purpurata Sm. 1828, jedoch gehen die Meinungen auseinander, ob Ep. viridiflora tatsächlich diese Art beschreibt. Daher soll Ep. purpurata als „nomen conservandum“ konserviert werden.
Synonyme
- Serapias latifolia Hoffm. (1804) (Basionym)
- Helleborine viridiflora (Hoffm. ex Krock.) Wheldon & Travis (1913)
- Epipactis helleborine var. varians Crantz (1769)
- Epipactis sessilifolia Peterm. (1844)
- Epipactis latifolia var. violacea Dur.- Doq. (1846)
- Epipactis violacea (Dur.- Doq.) Bor. (1857)
- Limodorum violaceum (Dur.- Doq.) Kuntze (1891)
- Epipactis varians (Crantz) Fleischm. & Rech. (1905)
- Helleborine sessilifolia (Peterm.) Druce (1905)
- Helleborine violacea (Dur.- Doq.) Druce (1907)
- Serapias sessilifolia (Peterm.) A.A. Eaton (1908)
- Helleborine purpurata (Sm.) Druce (1909)
- Helleborine varians (Crantz) O. Schwarz (1936)
- Epipactis helleborine subsp. varians (Crantz) H. Sund. (1980)
- Epipactis helleborine var. viridiflora (Hoffm. ex Krock.) O. Bolòs & Vigo (2001)
Unterarten, Formen, Varietäten
- Epipactis purpurata (viridiflora) subsp. halacsyi (Robatsch) H. Baumann & R. Lorenz
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- Die in Griechenland vorkommende Unterart ist 1990 als Ep. halacsyi beschrieben worden.
- Epipactis purpurata (viridiflora) subsp. pollinensis (B. Baumann &H. Baumann) H. Baumann, R. Lorenz
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- Diese Unterart ist 2000 als Ep. pollinensis beschrieben worden und kommt in Süditalien vor. Sie unterscheidet sich dadurch, dass sie in allen Teilen kleiner als die Nominatform ist.
- Epipactis purpurata (viridiflora) subsp. kuenkeleana Akhalkatski, H. Baumann, R. Lorenz & Mosulishvili
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- Diese im Kaukasus vorkommende Unterart wurde erst 2005 beschrieben und nach dem 2004 verstorbenen Orchideenexperten Dr. Siegfried Künkele benannt. Bei dieser Unterart sind die unteren Laubblätter rundlicher und die mittleren eiförmig. Die Blüten sind kräftiger gefärbt und die Wülste auf der Vorderlippe ausgeprägter.
- Epipactis purpurata lus. rosea (var. erdneri)
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- Diesen Pflanzen fehlt das Chlorophyll und es bleibt nur die violette Farbe übrig. In Verbindung mit der nun eigentlich weißen Grundfärbung erscheinen die Pflanzen rosa. Sie sind vollständig myko-heterotroph und in der Regel selten bis sehr selten zu finden.
Hybriden
- Epipactis × schulzei P.Fourn. (1928) (Ep. helleborine × purpurata)
- Epipactis × liestalensis A. Camus (1929) (Ep. atrorubens × purpurata)
nicht beschrieben sind folgende Hybriden:
- Ep. leptochila × purpurata
- Ep. pontica × purpurata
- Ep. greuteri × purpurata
Quellen und weiterführende Informationen
Literatur
- AHO (Hrsg.): Die Orchideen Deutschlands. Verlag AHO Thüringen Uhlstädt - Kirchhasel, 2005, ISBN 3-00-014853-1
- Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs.Band 8, Seite 303. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1998, ISBN 3-8001-3359-8
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