Epiphysiolysis capitis femoris

Epiphysiolysis capitis femoris
Klassifikation nach ICD-10
M93.0 Epiphyseolysis capitis femoris (nichttraumatisch)
ICD-10 online (WHO-Version 2006)

Die Jugendliche Hüftkopflösung (Epiphyseolysis capitis femoris, Epiphysenlösung) ist ein orthopädisches Krankheitsbild, bei dem sich das obere Ende des Oberschenkelknochens, die Epiphyse, die den Gelenkkopf für das Hüftgelenk trägt, vom restlichen Knochen, der Diaphyse, löst. Sie tritt nur bei Kindern auf, weil bei ihnen der knorpelige Wachstumsspalt, die Metaphyse, zwischen Epiphyse und Diaphyse, noch aktiv ist. Typisches Erkrankungsalter ist das 10. - 14. Lebensjahr, die Geschlechtsverteilung liegt bei m:w = 3:1. Die Betroffenen sind typischerweise von eher dicklicher Statur. Eine Erkrankung, bei der es häufiger zur Epiphyseolyse kommt, ist die "Dystrophia adiposo-genitalis" oder Morbus Fröhlich.

Als Ursache für die Hüftkopfepiphysenlösung wird eine Hormonstörung mit Überwiegen von Somatropin gegenüber Sexualhormonen angenommen. Durch das vermehrte Wachstum kommt es zu einer Lockerung der durch das rasche Wachstum aktiven Epiphysenfuge. Aufgrund der schrägen Lage der Epiphysenfuge zur Gewichtsbelastung durch den Rumpfbereich kommt es entsprechend zur typischen Verschiebung.

In aller Regel handelt es sich um allmähliche Verschiebungen der Epiphyse (Lenta-Form). Sehr selten sind tatsächlich akute Verschiebungen (Acuta-Form). Als dritte Form spricht man noch von akuten Ereignissen bei allmählichen Verschiebungen (acute on chronic). Dies ist ebenfalls eine seltene Form.

Diagnose

Hüftschmerzen werden generell in der Leiste empfunden, können aber gerade bei Kindern auch auf das Knie projiziert werden (das hängt mit dem Verlauf des Nervus obturatorius zusammen). Dazu kommt bei der Jugendlichen Hüftkopflösung die durch den Gelenkerguss hervorgerufene Gelenkstellung in Außenrotation und Abduktion, die sich bei Beugung verstärkt (Drehmann-Zeichen).

Auf einem Röntgenbild der Hüfte ist die Ablösung des Gelenkkopfes nicht immer gut zu sehen.

Da es sich nicht um ein lokales Geschehen an einer Hüfte handelt, sondern beide Seiten in gleichem Maße wachsen und die Epiphysen entsprechend dislokationsgefährdet sind, müssen auch stets beide Seiten radiologisch untersucht werden.

Therapie

Um eine spätere Belastbarkeit des betroffenen Gelenkes zu erreichen, ist die operative Fixierung notwendig, bei schweren Fällen muss erst der Hüftkopf reponiert werden. Da die Erkrankung in den meisten Fällen beidseitig auftritt, ist die prophylaktische Verschraubung der anderen, noch gesunden Seite sinnvoll. Dieser Eingriff wird "Epiphyseodese" genannt, die Wachstumsfuge wird überbrückt und stabilisiert.

Literatur

  • Jörg Gekeler: Die Hüftkopfepiphysenlösung, Bücherei des Orthopäden; Bd. 19, Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart, 1977, ISBN 3-432-89571-2
  • Peter Engelhardt: Juvenile Hüftkopflösung und Koxarthrose, Bücherei des Orthopäden; Bd. 39, Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart, 1984, ISBN 3-432-94011-4
  • Carl Joachim Wirth: Praxis der Orthopädie, Georg Thieme Verlag, Stuttgart/New York, 2001, ISBN 3-13-125683-4
Gesundheitshinweis
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