Equus caballus

Equus caballus
Hauspferd
Hauspferdstute mit Fohlen

Hauspferdstute mit Fohlen

Systematik
Überordnung: Laurasiatheria
Ordnung: Unpaarhufer (Perissodactyla)
Familie: Pferde (Equidae)
Gattung: Pferde (Equus)
Art: Wildpferd (Equus ferus)
Unterart: Hauspferd
Wissenschaftlicher Name
Equus ferus caballus
Linnaeus, 1758

Das Hauspferd (Equus ferus caballus) ist ein weit verbreitetes Haustier, das in zahlreichen Rassen auf der ganzen Welt existiert. In Deutschland werden ca. eine Million Pferde gehalten (Stand 2006).

Das Hauspferd ist die domestizierte Form des Wildpferdes (Equus ferus), welches mit den Eseln und Zebras die Familie der Pferde (Einhufer, Equidae) innerhalb der Ordnung der Unpaarhufer (Perissodactyla) bildet.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Äußeres

Das Aussehen des Hauspferdes variiert in seinem Körperbau, der Körpergröße, Fell und Farbe. Je nachdem, zu welchem Zweck Pferde gezüchtet werden, unterteilt man deren Typen in sogenannte Kaltblüter, Warmblüter, Vollblüter und Ponys.

Pferdekopf (Zeichnung)

Zu den Kaltblütern zählen in der Regel Pferde mit einem Gewicht über 800 Kilogramm. Diese Rassen wurden hauptsächlich bei der Feldarbeit oder zur Waldarbeit (als Rückepferd) verwendet.

Warmblüter bilden dagegen eher den typischen Reitpferde-Typ, da sie leichter und beweglicher sind. Außerdem sind sie auch gute Dressur- und Springpferde.

Vollblüter sind Sportpferde, die meist sehr sensibel sind und bis zu 70 km/h schnell laufen können (Maximalgeschwindigkeit; die maximale Durchschnittsgeschwindigkeit auf 160 km beträgt etwa 12–20  km/h[1]).

Ponys sind Kleinpferde unter 1,48 m Stockmaß Widerristhöhe mit meist stämmigem Körperbau, starkem Gebiß und langer Lebenserwartung, die robust zu halten sind und zum Reiten und Fahren verwendet werden können.

Halbblüter sind eine Mischung aus Vollblütern und einer Nicht-Vollblutrasse.

Die Bezeichnungen Kalt-, Warm- und Vollblut richten sich nicht nach der Wärme oder gar Menge des Blutes des Pferdes, sondern benennen das vorwiegende Temperament des jeweiligen Pferdetyps. So reagieren Kaltblüter im Allgemeinen eher ruhig und bedächtig, während Vollblüter eher als nervös und leicht erregbar gelten und bei weitem nicht so unkompliziert zu handhaben sind wie Kaltblüter.

Falbe Fjordpferde auf der Schwäbischen Alb. Typisches Merkmal: der dunkle Aalstrich

Pferde sind Zehenspitzengänger, die allein auf der dritten, mittleren Zehe laufen. Die restlichen Zehen sind zurückgebildet und am Skelett des Vorderbeins als rudimentäre Griffelbeine erhalten. Weil die Augen seitlich am Kopf liegen, können Pferde fast rundum sehen (350°), haben jedoch ein schlechtes räumliches Sehvermögen. Was sich aber genau vor ihrer Nase oder hinter ihnen befindet, bemerken sie erst, wenn sie den Kopf drehen. Pferde sind zwar nicht farbenblind, können aber nicht alle Farben voneinander unterscheiden. Braun, grün und grau können Pferde nicht auseinanderhalten – Farben wie weiß, rot, gelb und blau sehen sie hingegen besonders gut. Pferde sehen im Dunklen besser als Menschen, brauchen jedoch länger um sich auf schnelle Hell-Dunkel-Änderungen einzustellen.

Das Gehör des Pferdes ist sehr fein; die beweglichen Ohrmuscheln können in alle Richtungen gestellt werden.

Weiteres zum Körperbau des Pferdes siehe: Exterieur (Pferd).

Um in ihrem ursprünglichen Lebensraum vor Raubtieren sicher zu sein, entwickelten sich mit der Zeit verschiedene Fellfarben des Pferdes, eine der ersten davon war ein heller Braunton, der falb genannt wird. Typische Vertreter sind die norwegischen Fjordpferde, die sich außerdem durch einen deutlichen dunklen Aalstrich in der Mähne auszeichnen.

Pferd mit Kupfermaul und Stern

Um ein Pferd äußerlich von anderen unterscheiden zu können, kann man sich die Abzeichen auf seinem Gesicht, seinem Körper und seinen Beinen zunutze machen. Die häufigsten Abzeichen im Gesicht sind: Stern, Schnippe, Flocke und Laterne, wobei man zwischen regelmäßig und unregelmäßig unterscheidet. Die Abzeichen von Stirn bis Maul werden generell als Blesse bezeichnet. Pferde können auch ein Krötenmaul, Kupfermaul, Milchmaul oder Mehlmaul haben, letzteres ist besonders häufig beim Mongolischen Wildpferd oder beim Exmoor-Pony zu sehen.

Selten, je nach Rasse und Zuchtgebiet, kommen auch Aalstriche vor, die sich teilweise in Schweif und Mähne fortsetzen. Bei urtümlichen Rassen können auch Kreuze (Aalstrich und ein Querstreifen über beide Schultern) oder Streifen auf den Beinen vorkommen. Kreuze und Streifen an den Beinen sind bei Pferden eher selten, bei Eseln hingegen recht häufig.

An den Beinen unterscheidet man lediglich die Höhe des Abzeichens, wobei ein „hochweißer Fuß“ das größte, und die „weiße Krone“ die kleinste ist. Zur Identifizierung von Sportpferden werden auch Fellwirbel und Kastanien (Hornreste auf der Innenseite der Beine, Reste der fünften Zehe) herangezogen (s. a. Abzeichen). Heutzutage können Turnierpferden Transponder eingesetzt werden, auf denen die persönlichen Daten des Besitzers und die Lebensnummer des Pferdes gespeichert sind.

Das bleibende Gebiss der Pferde hat 36-44 Zähne, das Milchgebiss der Fohlen hat 24-28 Zähne (siehe auch Zahnformel und Zahnaltersschätzung).

Größe, Alter, Fortpflanzung

Das Fohlen kann der Mutter schon kurz nach der Geburt folgen.

Pferde erreichen je nach Rasse zwischen 40 (Minipony) und 220 (Shire Horse) cm Schulterhöhe (Widerrist). Pferde mit einer Widerristhöhe bis 148 cm bezeichnet man als Ponys. Alle Pferde, die dieses Maß überschreiten, werden als Großpferde bezeichnet. Das Gewicht der Ponys und Großpferde kann zwischen 90 kg (Falabella) und 1200 kg (Shire) liegen. Körperlich ausgewachsen sind Pferde mit sieben Jahren. Großpferde können ein Alter von etwa 20 -30 Jahren erreichen, Ponys können dagegen in seltenen Fällen bis zu 50 Jahre alt werden. Das höchste je für ein Großpferd belegte Alter beträgt 62 Jahre. Das zu erreichende Lebensalter ist von Rasse, Haltungsbedingungen und Nutzung abhängig. Stuten werden mit 12 bis 18 Monaten geschlechtsreif, Hengste erreichen die Geschlechtsreife zwischen dem 12. und 20. Lebensmonat. Die Tragezeit beträgt bei allen Pferden rund 330 Tage (11 Monate) mit einer Streuung von 320 bis 355 Tagen. Je früher im Jahr der Geburtstermin liegt, desto länger ist meist die Tragezeit. Der Brunstzyklus (Rosse) beginnt im Frühjahr mit der stärksten Rosse und nimmt dann immer weiter ab. Bedingt durch Wetterverhältnisse und Umgebung kann die Rosse verschieden stark und lang sein. In Stallhaltung und bei intensiver Fütterung können auch im Winter Trächtigkeiten erzeugt werden. Stuten sind nur alle 21 bis 24 Tage rossig. Nach ungefähr 11 Monaten bringt die Stute ihr Fohlen zur Welt, das direkt danach versucht aufzustehen. Dies ist für ein Fohlen in freier Wildbahn wichtig, da es sonst Fressfeinden zum Opfer fallen würde.

Verhalten

Typisches Verhalten eines Hengstes in Anwesenheit rossiger Stuten; sog. Flehmen
Bockende Stute

Das Pferd ist ein typisches Herdentier und hat deshalb eine ausgeprägte Körpersprache zur Verständigung der Tiere untereinander.

Die beweglichen Ohrmuscheln können in alle Richtungen gestellt werden. Nach vorne gerichtet, zeigt das Pferd Aufmerksamkeit und Neugierde, werden sie aber nach hinten an den Kopf angelegt, ist es eine Warnung und signalisiert Aggressivität oder Angst. Hängen die Ohren schlapp zur Seite, so ist dies entweder ein Zeichen für Unwohlsein und/oder Müdigkeit oder ein Ausdruck von Unterwerfung, aber auch Entspannung. Letzteres kann, wenn die Augen dabei halb geschlossen sind, auch ein Zeichen für Zufriedenheit sein. Sind die Ohren nach hinten gerichtet, so ist dies ein Zeichen für Unwohlsein oder – beim Reiten – Aufmerksamkeit.

Innerhalb der Herde herrscht eine klar festgelegte Rangordnung. Bei Änderungen innerhalb der Herdenstruktur, also z.B. Hinzukommen eines neuen Tieres oder Abgang eines Herdenmitglieds, wird die Rangfolge neuerlich festgelegt. Dies geschieht meist durch Körpersignale wie Drohgebärden, aber auch Bisse und Tritte, wenn erforderlich. Die Rangfolge kann außerdem durch heranwachsende Tiere in Frage gestellt werden, die im Laufe ihrer Entwicklung ihre Position in der Herde verändern. Hierbei ist jedoch oft zu beobachten, dass Jungtiere einer in der Rangfolge eher niedrig angesiedelten Stute ebenfalls eine niedrige Rangfolge einnehmen, wohingegen die Jungtiere einer ranghohen Stute auch bessere Aussichten auf eine höhere Rangposition haben.

Eine Herde besteht in freier Wildbahn aus mehreren Stuten – darunter auch die Leitstute – und ihren Fohlen sowie einem Leithengst. Die Leitstute führt die Herde zu den Fressplätzen/Tränken und bestimmt, wann es Zeit ist aufzubrechen und wohin es geht. Sie ist manchmal ein eher unscheinbares Tier, das sich etwas weiter weg von der Herde aufhält. Der Leithengst hingegen ist ein imposantes und von vielen Rangkämpfen gezeichnetes Tier. Er ist für den Schutz seiner Herde vor Fressfeinden und für die Weitergabe seiner eigenen Gene zuständig. Bei einer Flucht läuft die Leitstute voran und der Leithengst hinter der Herde, um zurückbleibende Tiere vorwärts zu treiben.

In der Regel bleiben Stuten in einer Herde zusammen, junge Hengste werden dagegen mit dem Erreichen der Geschlechtsreife vom Leithengst aus der Herde vertrieben und bilden dann Jungverbände. In diesen messen sie ihre Kräfte gegeneinander, um eines Tages eine eigene Herde zu erobern, indem sie den Leithengst zu einem Kampf herausfordern und besiegen. Manchmal werden einzelne Stuten aus einem bestehenden Herdenverband herausgelöst und bilden mit einem jüngeren Hengst eine neue Herde.

Als Steppenbewohner ist das Pferd im Gegensatz zum Esel ein Fluchttier, das Gefahren instinktgesteuert zuallererst durch schnelle Flucht abzuwenden versucht.

In der Haltung als Haus- oder Nutztier sind vor allem Stuten und Wallache verbreitet, die sich in den meisten Fällen problemlos in einem mehr oder weniger großem Herdenverband einfügen. Hengste gelten wegen ihres starken Geschlechtstriebs und manchmal auch wegen ihrer hormonbedingten Aggressivität als schwer berechenbar. Wittert der Hengst eine rossige Stute, versucht er meist alles, um zu ihr zu gelangen - bei unangepasster Einzäunung der Weide oder des Stalls ziehen sich Hengste dabei oftmals Verletzungen zu. Sie werden deshalb meist auf eigenen Weiden oder in abgetrennten Ställen gehalten.

Domestizierung und Haltung

Abstammung

Reitpferde auf einer Weide

Das Wildpferd, die Stammform des Hauspferdes, wurde wahrscheinlich um 3000 v. Chr. erstmals in Zentralasien domestiziert, einige Autoren gehen von einer Domestizierung bereits im 5. Jahrtausend v. Chr. aus. Es gibt einander widersprechende Theorien, wann und wo genau das Pferd vom Menschen nutzbar gemacht wurde. Letzte Untersuchungen, die auf der Auswertung der mitochondrialen DNA von heutigen Hauspferden und von Fossilien ausgestorbener Arten beruhen, deuten darauf hin, dass die Domestikation des Pferdes nicht an einem Ort, sondern unabhängig voneinander an mehreren Orten stattgefunden hat. Wesentliches Indiz hierfür ist die Breite der genetischen Variationen, die in beiden Testgruppen gleich groß ist. Bei nur einem Domestikationsort wäre bei den Hauspferden eine geringere genetische Variationsbreite zu erwarten gewesen. Zudem wurde bei diesen Tests festgestellt, dass einige der ausgestorbenen Arten näher mit heutigen Arten verwandt waren, als einige heutige Arten untereinander.

Untersuchungen an mitochondrialer DNA haben 2002 gezeigt, dass es zumindest 77 Stammtypen an Stuten gab, was darauf hindeutet, dass verschiedene Wildpferdepopulationen in unterschiedlichen Regionen der Erde unabhängig voneinander domestiziert worden sind, erheblich mehr als bei anderen Haustierarten.[2]

Nach einer Theorie der Abstammung des Hauspferdes, die u.a. von den Hippologen Ewart, d'Andrade, Speed, Etherington, Skorkowski, Ebhardt und Schäfer vertreten wird, entstand das Hauspferd aus vier verschiedenen Wildformen in Eurasien, die sich angeblich aus getrennten amerikanischen Einwanderungsgruppen gebildet haben. Diese zumeist mit Typ 1 - 4 bezeichneten Wildformen des Equus ferus wurden durch Genanalysen jedoch bislang nicht bestätigt oder genau identifiziert. Die Theorie findet kaum Akzeptanz unter Paläontologen und Zoologen, sondern kursiert eher im Kreis der Hippologen.

  • Typ 1 - Urpony/Nordpony
  • Typ 2 - Tundrenpferd
  • Typ 3 - Urwarmblüter/Steppenpferd
  • Typ 4 - Uraraber

Geschichte des Hauspferds

Rückepferde bei der Waldarbeit im Siebengebirge

Die Domestizierung des Pferdes brachte den Völkern einen außerordentlichen Vorteil. Weite Strecken waren in viel kürzerer Zeit zu überwinden, was das Aufrechterhalten großer Reiche einfacher machte. Des Weiteren wurden sie, wie vielfach auch heute noch, als Fleischlieferant genutzt und leisteten als wertvoller Helfer in kriegerischen Auseinandersetzungen gute Dienste. Neue Angriffs- und Kriegstechniken waren erst durch das Pferd möglich.

Alter Orient

Die frühen Großreiche der Assyrer und Hethiter, sowie die Hurriter im Mitanni-Staat profitierten von der Nutzbarmachung des Pferdes im Krieg. Um das Jahr 1700 v. Chr. fielen die Hyksos in Ägypten ein, ein nomadisches Volk unbekannter Herkunft. Den Ägyptern waren Pferde bis dahin unbekannt, und sie waren den Hyksos im Kampf so weit unterlegen, dass diese Ägypten erobern konnten.

Steppenzone

Oft wird Dereivka in der Ukraine als ältester Beleg für die Pferdedomestikation genannt. David Anthony hatte dort an Funden von Pferdezähnen der Sredny-Stog-Kultur um 4000 v. Chr. Abnutzungsspuren gefunden, die auf den Gebrauch von Zaumzeug zum Reiten hinwiesen (Lit.: Anthony, 1986, 1991). Neuere AMS-Daten zeigen jedoch, dass das betreffende Tier wahrscheinlich aus der Eisenzeit stammt.

Die frühen nomadischen Völker Zentralasiens, aus denen später viele Reitervölker hervorgingen, erfanden bereits im dritten vorchristlichen Jahrtausend den Sattel und das Zaumzeug. Später berichtete der griechische Historiker Strabon über die außerordentlichen Reitkünste der Skythen.

Mitteleuropa

Aus Europa sind Pferdereste seit der Altsteinzeit belegt und brechen auch nach der Wiederbewaldung nach der letzten Eiszeit nicht ab. Ab wann das Pferd in Europa domestiziert wurde, ist wegen der schwierigen Unterscheidung zwischen Haus- und Wildtierknochen umstritten.

Bei Ergolding, Landkreis Landshut, wurde zusammen mit Keramikresten eine knöcherne Pferdetrense gefunden, die auf 1400 v. Chr. datiert werden konnte, ein ähnliches Objekt stammt aus Füzesabony in Ungarn (1500 v. Chr.). Dieser Fund ist der erste Hinweis für die nun kommende Zeit des Pferdes und der Reiter. In der Urnenfelderzeit (ca. 1300/1200 - 800/750 v. Chr.) finden sich sodann die berühmten Wagengräber, bisher z. B. St. Winghardt, ein Wagengrab der späten Bronzezeit von Poing. Eine Pfeilspitze in einem Pferdewirbel, gefunden in einer Höhle des Blauen Bruches in Kaisersteinbruch im Burgenland, Österreich - ist Beweis für älteste schwere Hauspferde - erzählt von ersten Besiedlungsspuren um 800-700 v. Chr. Somit lässt sich die Verwendung des Hauspferdes in Süddeutschland in die Urnenfelder- oder Jüngere Bronzezeit datieren.

Aus keltischen Heiligtümern sind Belege für Pferdeopfer bekannt (z. B. Gournay-sur-Aronde, Frankreich).

Bei den Germanen dienten Pferde als Orakel, ein Brauch, der auch von den frühmittelalterlichen Slawen belegt ist (Arkona). In Tacitus' Germania (ca. 98 n. Chr.) ist folgendes über Pferde bei den Germanen vermerkt:

„Und der verbreitete Brauch, Stimme und Flug von Vögeln zu befragen, ist auch hier bekannt; hingegen ist es eine germanische Besonderheit, auch auf Vorzeichen und Hinweise von Pferden zu achten. Auf Kosten der Allgemeinheit hält man in den erwähnten Hainen und Lichtungen Schimmel, die durch keinerlei Dienst für Sterbliche entweiht sind. Man spannt sie vor den heiligen Wagen; der Priester und der König oder das Oberhaupt des Stammes gehen neben ihnen und beobachten ihr Wiehern und Schnauben. Und keinem Zeichen schenkt man mehr Glauben, nicht etwa nur beim Volke: auch bei den Vornehmen, bei den Priestern; sich selbst halten sie nämlich nur für Diener der Götter, die Pferde hingegen für deren Vertraute.“

Antike

In den Homerischen Epen ziehen Pferde vor allem Streitwagen, wie dies auch im ägyptischen Neuen Reich und bei den Assyrern und Hethitern üblich gewesen war. Bei der Bestattung des Patroklos (Ilias 23, 163) wurden auch Pferde geopfert: „...vier halskräftige Rosse warf er stracks auf das Scheitergerüst mit heftigem Stöhnen...“ Das Pferd galt in der griechischen Antike darüber hinaus als symbolisch mit dem Tod verbunden. Auf Heldenabbildungen durchs Fenster schauend dargestellte Pferde deuten den Tod des Helden voraus.

Seit der geometrischen Zeit kommen Streitwagen außer Gebrauch. Kavalleristen auf immer größer gezüchteten Pferden erwiesen sich mit zunehmender Reitkunst als schneller, wendiger und damit effektiver als Kämpfer auf Streitwagen.

Bei den Olympischen Spielen der Antike waren traditionell am zweiten Tag die Disziplinen Wettreiten und Wagenrennen vorgesehen.

Der griechische Historiker Xenophon schrieb im 4. Jahrhundert v. Chr. das Werk Peri hippikes („Über die Reitkunst“), in der er das Wissen über Pferde und Reiten zusammentrug. Die meisten Ratschläge aus diesem Werk haben auch heute noch Gültigkeit.

Das Hufeisen war bereits den Römern bekannt und wurde im 5. Jahrhundert während der Völkerwanderung nach Europa gebracht. Der genaue Ursprung dieser Erfindung ist unbekannt. Dagegen gelang es den Römern nicht, ein für Pferde geeignetes Lastgeschirr zu entwickeln. Geeignete Methoden für den Lasttransport mit Pferdekarren kamen erst sehr viel später auf.

Mittelalter

Anatomie eines Pferdes nach einer ägyptischen Darstellung aus dem 15. Jahrhundert

Der Einsatz des Pferdes als Arbeitstier wurde erst im Mittelalter durch die Erfindung des Kummets möglich. Vorher wurden in der Landwirtschaft vor allem Ochsen eingesetzt. Die bis dahin üblichen Geschirre schnürten den Pferden bei großer Zugkraft die Luft ab und waren nur für leichtlaufende Wagen, nicht aber für schwere Arbeit geeignet. Durch das Kummet konnten Pferde zum Beispiel zum Ziehen eines Pfluges eingesetzt werden. Da ihre Arbeitsleistung bedeutend größer als die von Ochsen war, bedeutete dies eine landwirtschaftliche Revolution.

Pferde als Reittiere waren im Mittelalter nahezu ausschließlich dem Adel vorbehalten. Durch den Einsatz von berittenen Kämpfern in Schlachten bildete sich die Schicht der Ritter heraus. Aus dieser zunächst rein militärisch begründeten Tradition des Reitens entstand später die klassische höfische Reitkunst.

Auch die Pferdezucht begann sich in dieser Zeit stärker zu entwickeln, da viele Herrscher gerne Ihren Hof mit besonders edlen Pferden schmücken wollten. Andererseits wurden für die durch ihre Panzerung immer schwerer werdenden Ritter größere, kräftigere und damit auch eher grobknochige Pferde benötigt.

Neue Welt

Auf dem amerikanischen Doppelkontinent gab es keine domestizierten Pferde. Zwar hatte es ursprünglich auch in Amerika Wildpferde gegeben, diese aber waren vor einer möglichen Domestikation ausgestorben. Erst die Europäer brachten das Hauspferd nach Amerika. In Nordamerika entliefen einige der Pferde und bildeten Herden frei laufender Mustangs. Hierdurch begegneten die Indianer erstmals Pferden. Der Kontakt veränderte die Lebensweise mancher Völker radikal. Vor allem die Völker der Prärie konnten durch die Schnelligkeit des Pferdes die Bisons leichter erbeuten und durch ihre höhere Mobilität weitere Jagdzüge unternehmen und so mehr Büffel erlegen als zuvor.

Neuzeit

Aus dem großen, schweren Pferdetypus der mittelalterlichen Ritter gingen nach dem Niedergang der Ritterzeit die heutigen Barockpferde hervor. Seit der Barockzeit waren spanische Pferderassen wie die Andalusier sehr beliebt geworden. Sie waren aus der Veredelung von einheimischen spanischen Pferderassen mit Araberpferden entstanden. Im Jahr 1562 importierte Kaiser Maximilian II solche Pferde nach Österreich. Aus diesen Tieren entstanden später die bekannten Lipizzaner. Nur wenige Jahre später, im Jahr 1572, begann auch die Tradition der Spanischen Hofreitschule in Wien.

Eine ganz andere Art von Pferd ist das englische Vollblut, dessen Zucht in England im 17. Jahrhundert begann, indem importierte orientalische Hengste mit englischen Rennpferden gekreuzt wurden. Ihr Temperament, ihre Ausdauer und Schnelligkeit lässt sie bis heute den prestigeträchtigen Galopprennsport dominieren.

Die Erfindung des Automobils machte im Verlauf des 20. Jahrhunderts das Pferd als Transportmittel und als Arbeitstier weitgehend überflüssig.

Verwendung im Dienst des Menschen

Bauer mit Zweigespann und Einscharpflug

Während Vollblüter und die etwas ruhigeren Warmblüter Reittiere sind und auch als Zugtiere vor leichten Kutschen verwendet werden, sind die eher massigen Kaltblüter von langsamerer Gangart und fast ausschließlich Zug- und Arbeitstiere. Letztere wurden in der Vergangenheit zum Ziehen von schweren Fuhrwerken, zum Bestellen von Äckern (Ackergaul), zum Schleppen von gefällten Bäumen (Rückepferd) und ähnlichen Kraftarbeiten eingesetzt. Da moderne Forst- und Ackermaschinen die Pferde aus diesen Bereichen verdrängt haben, sind Kaltblüter heutzutage selten geworden. Mittlerweile werden Pferde zunehmend wieder bei Garten- und Forstarbeiten eingesetzt, da sie den Boden kaum verdichten und im Wald flexibler und bestandsschonender als Maschinen arbeiten.

Noch in den 50er und 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurden zähe Ponys als Grubenpferde eingesetzt, die unter härtesten Arbeitsbedingungen unter Tage die Förderwagen zwischen Stollen und Förderkörben transportierten.

Die meisten Pferde werden heute als Sport- und Freizeitpferde gehalten. Als Freizeitpferde werden häufig auch größere Ponys wie Haflinger, Norweger oder Tinker gehalten, die sich vor allem durch Leichtfuttrigkeit und Anspruchslosigkeit auszeichnen. Als Gebrauchspferd dient heute noch das Polizeipferd, das meistens aus der Sparte der größeren Rassen, wie beispielsweise der Hannoveraner oder der Westfalen kommt.

Bei der deutschen Bundeswehr (Kompanie in Einsatz- und Ausbildungszentrum für Gebirgstragtierwesen 230 der Gebirgsjägerbrigade 23 in Bad Reichenhall) und im Österreichischen Bundesheer (Tragtierkompanie der 6. Jägerbrigade in Hochfilzen) werden noch Haflinger und Maultiere als Tragtiere gehalten und ausgebildet. Die Schweizer Armee verwendet auch in der reformierten „Armee XXI“ in ihren Train-Kolonnen noch Freiberger Pferde, Schweizer Warmblutpferde (als Offizierspferde) und Maultiere. Die Ausbildung erfolgt im „Kompetenzzentrum Veterinärdienst und Armeetiere“ in Urtenen-Schönbühl.

Einige Länder mit schwer zu überwachenden Grenzen setzen vereinzelt berittene Patrouillen ein (z. B. Schweiz). Eher selten sind Sanitätspferde in Sanitätsreiterstaffeln.

Das Pferd als Fleisch- und Lederlieferant

Vor der Domestikation des Pferdes wurden die Tiere als Fleischlieferanten gejagt. In Krisenzeiten galt Pferdefleisch oft als notwendige Hungerration. So erhielten z. B. Soldaten in Stalingrad als Tagesration: 200 g Brot, 120 g Frischfleisch oder 200 g Pferdefleisch, 50 g Käse oder 75 g Frischwurst, 30 g Butter, Margarine oder Schmalz bzw. 120 g Marmelade, 3 Portionen Getränke und 3 Zigaretten, 1 Zigarre oder 25 g Tabak. Im Jahr 2001 wurden weltweit schätzungsweise 153.000 Tonnen Pferdefleisch gegessen.

Eine regionale Spezialität, die in ihrer ursprünglichen Form aus Pferdefleisch (heute oft ersatzweise Rindfleisch) hergestellt wird, ist der Rheinische Sauerbraten. Durch Einlegen des Fleisches für mehrere Tage in eine Beize verliert es seinen strengen Geschmack.

Die Bedeutung des Pferdes als Fleischproduzent innerhalb der EU ist noch immer hoch. Die Medikation eines Pferdes ist nur dann uneingeschränkt möglich, wenn der Besitzer einen Pferdepass hat, in welchem er erklärt, dass das Tier nicht zur Fleischverwertung kommen wird. Zusätzlich muss jede medikamentöse Behandlung eingetragen werden. Falls das Pferd doch geschlachtet werden soll, ist ein Mindestzeitabstand einzuhalten.

Im Rheinland und in Ostdeutschland gibt es heute noch etwa 100 Pferdemetzger.

Die jüdische Religion verbietet den Genuss von Pferdefleisch. Ein solches ausdrückliches Verbot existiert zwar im Islam und im Christentum nicht, in beiden Kulturkreisen wurde das Essen von Pferdefleisch aber missbilligt. Von Papst Gregor III. ist überliefert, dass er 732 das Essen von Pferden als heidnische Abscheulichkeit verurteilte, die es auszumerzen gelte.

Die sogenannten Rosshäute werden großenteils der Lederverarbeitung zugeführt, so etwa der Schuhindustrie (siehe Cordovan). Fohlenfelle werden, insbesondere im zwanzigsten Jahrhundert, zu Pelzbekleidung verarbeitet.

Fütterung

Anatomie eines Hengstes
Skelett eines Pferdes mit Umriss. a: Schulterblatt b: Becken c: Oberschenkel d: Unterschenkel e: Knie f: Ferse g: Mittelfuß h: Zehe i: Oberarm k: Unterarm l: Handgelenk m: Mittelhand o: Zehe p: Rippen r: Wirbelsäule
Schädel eines Pferdes
Kaufläche des Backenzahns eines Hauspferdes
Vorderzahn eines Pferdes. a: Knochensubstanz b: Zahnbein c: Schmelz d: Kunde
Vorderzähne eines Pferdes. Oben die Zeit des Hervorbrechens: 4-5 Monate, 4-6 Wochen und 8-14 Tage. Unten die Zeit des Zahnwechsels: 2 ½ Jahre, 3 ½ Jahre und 4 ½ Jahre.

Bei der Pferdefütterung sind die individuellen Bedürfnisse eines jeden Tieres zu berücksichtigen. So haben Fohlen und Jungpferde sowie tragende und säugende Stuten einen deutlich erhöhten Eiweißbedarf, bei Sportpferden sollte hingegen auf den Einsatz von besonders energiereichen Futtermitteln geachtet werden und bei älteren Pferden muss auf die geringere Futterverwertbarkeit Rücksicht genommen werden. Besondere Aufmerksamkeit verdient auch die Mineralstoffversorgung, da es hier oft zu Mangelerscheinungen kommt. Um dem Pferd die Möglichkeit zu bieten, seinen Mineralhaushalt selber zu regulieren, kann man Lecksteine vorzugsweise in den Futtertrog legen. Ein Salzleckstein (Kochsalz, chemisch Natriumchlorid) ist unverzichtbar. Minerallecksteine, die zusätzlich Spurenelemente enthalten, werden nicht von allen Pferden akzeptiert. Neben den traditionellen Futtermitteln Heu, Stroh und Hafer und der zunehmenden Verwendung der Fertigfuttermittel werden auch diese Erzeugnisse eingesetzt:

Bei der Fütterung sollte stets beachtet werden, dass dem Tier genügend Raufutter (Heu und Stroh) zur Verfügung steht. Das Raufutter spielt bei der Intakthaltung der Bakterienkulturen im Darmtrakt des Pferdes eine wichtige Rolle. Zudem dient es - durch seine spezielle Struktur - der Zahnpflege und beugt der Zahnhakenbildung vor. Die Deckung des Kalorienbedarfes durch hauptsächliche Haferfütterung ist abzulehnen. Viele Fertigfuttermittel bestehen zum größten Teil aus gepresstem Heu. In diesem Fall ist erwiesen, dass die Tiere pro Zeiteinheit das Mehrfache an Heu zu sich nehmen wie bei Heufütterung und infolgedessen entweder eine Überfütterung erleiden oder (bei korrekter Menge) die meiste Zeit unbeschäftigt und gelangweilt herumstehen müssen.

Pferde benötigen täglich frisches Wasser. Die Menge hängt in hohem Maß von Witterung, Fütterung und Gewicht ab und kann bis zu 60 Liter am Tag betragen, bei reiner Grünfütterung aber auch erstaunlich gering ausfallen (ein bis zwei Liter am Tag bei ca. 500 kg Körpergewicht). Optimal zur Wasserversorgung ist die Installation einer Selbsttränke, bei der das Pferd durch Druck auf eine Metallzunge das Tränkebecken selbst befüllen kann. Die Zuleitungen müssen allerdings im Winter frei von Frost gehalten werden, da durch Einfrieren des Wassers die Tränkevorrichtungen außer Funktion geraten oder die Zuleitungen beschädigt werden können. Im Allgemeinen ist bei der Lagerung vom Futter darauf zu achten, dass das Futter weitestgehend für Mäuse unzugänglich aufbewahrt wird, da diese durch Kot/Urin auch Krankheitserreger an das Futter abgeben. Heu muss unbedingt trocken eingebracht und vollkommen regensicher gelagert werden.Sonst besteht die Gefahr der Selbstentzündung durch bakteriell verursachte Erhitzung im Heu. Wer Heu lagert, ist gesetzlich verpflichtet, die Temperatur im Innern des Heuhaufens zu überwachen und darüber Buch zu führen.

Für Pferde giftige oder ungenießbare Pflanzen, unter anderem Efeu und Greiskräuter, werden meist nur gefressen, wenn sonst keine ausreichende Versorgung mit Grünfutter vorliegt, z.B. auf fast kahlgefressenen Weiden. Eine besondere Gefahr besteht für Pferde durch giftpflanzenhaltiges Heu, das aber nicht von allen Pferden angenommen wird. Gemähtes Grünfutter wird oft wesentlich kritikloser gefressen als Gras, Kräuter oder Sträucher auf der Weide, wo die Tiere sehr sorgfältig wählen, was genießbar ist. Hier zeigen Pferde ein bemerkenswertes Geschick, versehentlich abgerupfte, ungenießbare Pflanzen ohne Unterbrechung des Grasens und Kauens nebenher auszusortieren und wieder fallen zu lassen.

Am Anfang und Ende der Weidesaison ist zur Vorbeugung gegen Verdauungsstörungen und Koliken auf eine allmähliche Futter-Umstellung zu achten, d.h. anfangs nur kurzer, im Verlauf von zwei bis drei Wochen erweiterter Weideaufenthalt (sonst droht Durchfall) und im Herbst langsam erhöhte Zufütterung von Heu (Verstopfungsgefahr). Auch Fallobst kann problematisch sein, wenn z.B. witterungsbedingt der Weidegang unterbrochen wurde und sich dadurch ungewohnt große Mengen an herumliegendem Obst angesammelt haben. Ebenso ist Vorsicht angezeigt beim Wechsel von Weiden mit sehr unterschiedlicher Vegetation.

Pferde in der Mythologie und Geschichte

Die enge Beziehung des Menschen zum Pferd hat dazu geführt, dass es in der Mythologie vieler Völker zahlreiche Pferdegestalten gibt, denen eine große Bedeutung zukommt.

Vor allem die Griechische Mythologie ist reich an Pferden und pferdeähnlichen Wesen:

  • Der Zentaur ist ein Mischwesen aus Mensch und Pferd, anstelle eines Pferdekopfs ist der Oberkörper eines Menschen zu sehen. Es gab zahlreiche Zentauren, die meisten davon unfreundliche Wesen. Die zwei berühmtesten Zentauren, Pholos und Cheiron, waren allerdings freundliche und kluge Vertreter ihrer Rasse.
  • Pegasus war ein geflügeltes, halbgöttliches Pferd, das Bellerophon bei zahlreichen Heldentaten half, unter anderem beim Töten der Chimäre.
  • Das Trojanische Pferd war ein hölzernes Pferd, in dessen Innerem sich die Griechen versteckten, um in die Stadt Troja hinein zu gelangen und die Stadt zu erobern.
  • Bukephalos war das legendäre Pferd Alexanders des Großen. Ihm wurden zahlreiche mythische Eigenschaften angedichtet, angeblich konnte es sprechen; es geht aber sehr wahrscheinlich auf ein wirklich existentes Pferd zurück.

Darüber hinaus ist das Lieblingspferd des Kaisers Caligula bekannt geworden, das er angeblich zum Konsul ernennen wollte.

Aus der persischen Mythologie ist der Hengst Rakhsch bekannt.

Der Mythos vom legendären Einhorn, einem Pferd mit Ziegenhufen, dem Schwanz eines Löwen und mit einem Horn auf der Stirn, stammt wahrscheinlich aus Indien. Einhörner kamen nicht in der griechischen Mythologie vor, wohl aber in naturwissenschaftlichen Beschreibungen des Aristoteles und des Plinius.

In der nordischen Mythologie gibt es Sleipnir, das achtbeinige Pferd des Gottes Odin, sowie die Pferde Arvak und Alsvid, die den Wagen der Sonne über den Himmel zogen.

Von den beiden Merseburger Zaubersprüchen ist der Zweite ein Zauberspruch um den gebrochenen Fuß des Pferdes zu heilen. Andere althochdeutsche Autoren verfassten auch Zaubersprüche um das Pferd von seinem Lahmen zu heilen.

Bezeichnungen, Rassen, Fellfarben, Abzeichen

Das männliche Pferd heißt entweder Hengst oder, falls es kastriert (gelegt) ist, Wallach. Das weibliche Pferd nennt man Stute. Jungtiere werden Füllen oder Fohlen genannt; Einjährige Pferde werden Jährling genannt. Ein Pferd ist mit vier Jahren erwachsen, kann aber bis zum Alter von sechs Jahren auswachsen.

Pferderassen

Die Pferderassen lassen sich nach der Größe in

einteilen.

Wenn es um eine Zulassung zu einem Wettbewerb geht, ist jedes Pferd, das am Widerrist weniger als 147,3 cm misst, ein Kleinpferd, darüber ein Großpferd. Damit sind Großpferde das, was im allgemeinen Sprachgebrauch als ein normales Pferd bezeichnet wird, nicht etwa besonders große Pferde.

Fellfarben

Es gibt eine große Zahl verschiedener Pferdefarben und deren Bezeichnungen, die teilweise von Gegend zu Gegend variieren. Die wichtigsten Grundfärbungen sind Rappe, Falbe, Brauner, Isabelle, Schecke, Fuchs und Schimmel (siehe auch Fellfarben der Pferde und Genetik der Pferdefarben).

Abzeichen

Die individuellen farbigen (meist weißen) Fellzeichnungen und Fellwirbel werden Abzeichen genannt und neben Brandzeichen und Farbe zur Identifizierung herangezogen. Typische Stellen für Abzeichen sind an den Beinen oder am Kopf. Man unterscheidet echte und unechte Abzeichen. Echte Abzeichen sind schon das ganze Leben vorhanden (z. B. Blesse). Unechte Abzeichen kommen erst im Laufe des Lebens dazu, z. B. weiß nachgewachsenes Haar an Stellen, an denen das Haar abgescheuert wurde.

Veraltete, umgangssprachliche und mundartliche Bezeichnungen

  • Beschäler ist der Zuchthengst.
  • Dobbin (Kurzform für Robert) als Name eines Arbeitspferdes ist aus dem Englischen über die Wielandsche Übersetzung des Kaufmanns von Venedig auch in das Deutsche eingegangen.
  • Füllen ist eine veraltete Bezeichnung des Fohlens, früher bis zum Vierjährigen verwendet.
  • Ganzer (veraltet) ist ein unverschnittener Hengst.
  • Gaul ist eine abwertende Bezeichnung für ein Pferd. Der Ackergaul ist ein schlechtes, nur vor den Pflug gespanntes Pferd.
  • Gurre oder Gorre ist eine alte Stute oder ein schlechtes Pferd. Die Redewendung Gaul um Gurre bedeutet Gleiches mit Gleichem, eine Bissgurke oder Pissgurke (volksetymologisch verschliffen) eine zänkische Frau (vgl. stutenbissig).
  • Heiler oder Heilpferd (veraltet) ist ein junger Wallach.
  • Klepper bezeichnet umgangssprachlich ein unterernährtes oder altersschwaches Hauspferd.
  • Kracke ist norddeutsch ein altes schlechtes Pferd.
  • Mähre ist in oberdeutschen Dialekten ein Synonym für Stute und Pferd. Eine Schindmähre ist so mager, dass sie eigentlich auf den Schindanger gehört. Von dem Wort Mähre leitet sich der Marschall und möglicherweise der Meerrettich (vgl. englisch horse-radish) ab.
  • Mönch ist eine Bezeichnung für den Wallach.
  • Pag(h)e ist ein niederdeutsches Wort für das Pferd, lokal auch für Hengst und/oder für Wallach. Dazu gehört der Familienname Pagenstecher, dessen etymologische Bedeutung allerdings unklar ist.
  • Reisiges Pferd ist ein Reitpferd.
  • Renner ist ein schnelles, gutes Reitpferd.
  • Rosinante, das alte Pferd von Don Quichotte, ist zum Pferde-Spitznamen geworden.
  • Ross ist ein sehr edles Pferd, das als Schlachtross seinen Reiter in den Kampf trug. Die Rosskastanie (Aesculus hippocastanum), heißt so, weil mit ihren Extrakten Pferde gegen Husten und Würmer behandelt wurden.
  • Rune, Ruun oder Raune ist ein plattdeutscher Ausdruck für Wallach
  • Strenze (veraltet) ist eine schlechte Stute.
  • Strute ist noch bis zur Mitte des 17. Jh. für Pferdeherde verwendet worden und wird noch in einigen westmitteldeutschen Dialekten für Stute gebraucht.
  • Stute in der alten Bedeutung Pferdeherde hat sich zum Beispiel im Ortsnamen Stuttgart und im Begriff Gestüt erhalten.
  • Tööt ist eine nordniedersächsische Bezeichnung für Stute.
  • Wutsch ist ein elsässisch-pfälzischer Dialektausdruck für Fohlen.
  • Zelter war im Mittelalter ein edles leichtes Reitpferd oder Maultier, das wegen seines besonders ruhigen Zeltgangs (Passgang) besonders für Frauen geeignet war.
  • Das Wort „Zosse“ oder „Zossen“ bezeichnet umgangssprachlich ein Hauspferd. Das Wort kommt wohl aus dem Jiddischen (hebräisch סוס sus bedeutet Pferd) und wird besonders im Plattdeutschen verwendet (auch Zurre oder Zöre).

Siehe auch: Liste fiktionaler Tiere

Sonstiges

Die Einstellung vieler Menschen zu diesen Tieren drückt sich recht gut in einem Gedicht von Ronald Duncan von 1954 aus:

Wo in der Welt kann der Mensch Adel ohne Hochmut, Freundschaft ohne Eifersucht und Schönheit ohne Eitelkeit finden? Hier, wo Anmut mit Muskelkraft einhergeht und Stärke von Sanftmut bezwungen wird, wo ohne Untertänigkeit gedient und ohne Feindschaft gekämpft wird. Nichts Mächtigeres, nichts Beherrschteres, nichts Schnelleres und nichts Geduldigeres ist zu finden. [3]

Die durchschnittliche Dauerleistung eines Hauspferdes beträgt keineswegs immer ein PS. Wie man sich leicht vorstellen kann, würde ein Rückepferd mit lediglich einem PS Dauerleistung nicht in der Lage sein, einen schweren Baumstamm über unebenen Boden zum nächsten Weg zu ziehen. Die kurzfristig abrufbare Spitzenleistung ist dabei sogar noch um ein vielfaches höher.

Zitat

„Alles Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken der Pferde (originaler Text: Das Paradies der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde, in der Gesundheit des Leibes und am Herzen des Weibes)“

Friedrich von Bodenstedt, Die Lieder des Mirza-Schaffy: Vermischte Gedichte und Sprüche 34. Arabisches Sprichwort, 1851

Siehe auch

Literatur

  • David Anthony: The Kurgan culture. Indo-european origins and the domastication of the horse, a reconsideration. In: Current Anthropology. 27.1986, S. 291-313, ISSN 0011-3204
  • David Anthony, Dorcas Brown: The origins of horseback riding. In: Antiquity. 65. 1991, S. 22-38, ISSN 0003-598X
  • Klaus-Dieter Budras: Atlas der Anatomie des Pferdes. Lehrbuch für Tierärzte und Studierende. 5. Auflage. Schlütersche, Hannover 2004, ISBN 3-89993-002-9
  • Judith Draper: Das grosse Buch der Pferde und Ponys. Rassen, Sport, Haltung, Pflege. Gondrom, Bindlach 2002, ISBN 3-8112-2086-1
  • Elwyn Hartley Edwards: Das große Pferdebuch. Dorling Kindersley, Starnberg 2002, ISBN 3-8310-0381-5
  • Daphne Machin Goodall: Weltgeschichte des Pferdes. Nymphenburger, München 1984, ISBN 3-485-01784-1
  • Lorraine Harrison: Pferde in Kunst, Fotografie und Literatur. Taschen, Köln 2000, ISBN 3-8228-6017-4
  • August Gottlob Theodor Leisering: Atlas der Anatomie des Pferdes und der übrigen Haustiere. 2. Auflage. Teubner, Leipzig 1888 (Digitalisat)
  • Carlo Ruini: Von allen und jeden Kranckheiten und Gebrechen der Pferde. Franckfurt am Mayn 1603, Online-Ausgabe der Sächsischen Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • Carlo Ruini: Anatomia del cavallo, infermita et suoi rimedii. 2 Bände. Venedig 1618 (Digitalisat)
  • Carlo Ruini: Anatomia &(et) Medicina Equorum Noua, Das ist, Neuweß Rossbuchß oder vo(n) der Pferden Anatomy, Natur, Cur, Pflegung unnd Heylung, Zwey außerlesene Bücher. Franckfurt am Mayn 16XX, Online-Ausgabe der Sächsischen Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • Peter Thein (Red.): Handbuch Pferd. Zucht, Haltung, Ausbildung, Sport, Medizin, Recht. 6. Auflage. BLV, München 2005, ISBN 3-405-17019-2
  • Schäfer, Michael: Handbuch Pferdebeurteilung. Kosmos, Stuttgart 2000, ISBN 978-3440072370. 
  • A.F. Tauber: Die geologischen und paläontologischen Resultate der Ausgrabungen in der Höhle im Blauen Bruch bei Kaisersteinbruch. In BHbl. Jg. 11, 1949.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Dr. C. A. Bingold: Eckdaten Pferd. Großostheim 2007. Abgerufen am 2007-12-17.
  2. Thomas Jansen, Peter Forster, Marsha A. Levine, Hardy Oelke, Matthew Hurles, Colin Renfrew, Jurgen Weber, and Klaus Olek: Mitochondrial DNA and the origins of the domestic horse, PNAS August 6, 2002 vol. 99 no. 16 10905-10910 (PDF)
  3. Horseracing History Online - Education : Poem - The Horse by Ronald Duncan

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