Erdschüttdamm

Erdschüttdamm
Selbstgebauter Staudamm

Ein Staudamm ist eine Bauart des Absperrbauwerks einer Talsperre oder einer Stauanlage.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte des Staudammbaus

Die ältesten Staudämme der Menschheit fanden Wissenschaftler im heutigen Iran und in Mesopotamien in den Gebirgsausläufer der Zagros-Kette. Die schmalen Wehre aus Reisig und Erde sind 8.000 Jahre alt. Die Sumerer überzogen die Ebenen Mesopotamiens mit einem Netzwerk aus Bewässerungskanälen. Belege für Dämme wurden nicht gefunden. Die Forscher sind sicher, dass sie existierten. Die Überbleibsel von Dämmen, die Teil der Wasserversorgung für die Stadt Java in Jordanien waren, datieren die Archäologen auf 3.000 v. Chr. Ab 1.000 v. Chr. entstanden in vielen Teilen der Erde zahllose größere und kleinere Dämme und Staumauern. Reste der Bauten fand man unter anderem im Mittelmeerraum. In Europa waren die Römer berühmt für ihre Wasserbauprojekte.

In Deutschland gelten Dämme des Oberharzer Wasserregales als die ältesten noch im Betrieb befindlichen Staudämme. Sie sind etwa ab dem 15. Jahrhundert entstanden.

Aufbau

Ein Staudamm besteht aus einer Aufschüttung von Steinschotter, Kies, Sand, Erde usw. Man unterscheidet deshalb Erdschüttdämme und Steinschüttdämme. Man nimmt zur Vermeidung hoher Transportkosten beim Bau das Material (bindig oder rollig), das in der Umgebung in Steinbrüchen, Kiesgruben etc. geeignet und am besten zu beschaffen ist.

Querschnitt und Längsschnitt des Steinschüttdamms der Großen Dhünntalsperre

Der Hauptteil eines Staudamms ist der Stützkörper. Er ist normalerweise mit einer Dichtungsschicht im Innern oder an der Wasserseite abgedichtet, und er besteht oft aus Zonen mit unterschiedlichen Durchlässigkeiten. Die Dichtungsschicht kann eine Kerndichtung aus Lehm, Ton, Folie oder Asphalt sein. Möglich ist auch eine dünne Tonbetonwand in der Mitte des Dammes. Eine so genannte Schürzendichtung ist eine schräge, an der Wasserseite liegende Schicht aus Lehm oder Ton. Auch eine Außendichtung aus Asphalt oder Kunststofffolie kommt in Frage. Ein Staudamm kann aber auch homogen sein, d. h. vollständig aus ein und demselben Material bestehen (homogener Damm).

Ein Staudamm hat einen trapezförmigen Querschnitt und auf beiden Seiten eine Böschung mit einer bestimmten Neigung. Jedoch sind auch verschiedene Abschnitte mit unterschiedlichen Neigungen durchaus üblich. Solche Abschnitte sind oftmals durch horizontale Stücke (Bermen) unterteilt. Die Aufstandsfläche ist im Gegensatz zu einer Staumauer relativ groß, dafür muss der Untergrund keine so hohe Belastung aufnehmen. Es ist deshalb kein Felsuntergrund erforderlich. Ein Staudamm eignet sich dort, wo breite Täler mit geringer Höhe abgesperrt werden sollen. In engen Gebirgstälern sind Staumauern besser geeignet.

Zum Nachweis der Standsicherheit eines Staudammes muss man u. a. die Sicherheit gegen Böschungsbruch berechnen.

Zum Begriff

„Staudamm“ oder „Damm“ ist nicht die deutsche Entsprechung des englischen „dam“. Letzteres bedeutet „Talsperre“ und kann auch eine Staumauer sein. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird dagegen von Laien oft jedes Absperrbauwerk einer Talsperre als „Staudamm“ oder „Damm“ bezeichnet, unabhängig davon, ob es tatsächlich ein Staudamm (eine Anschüttung aus Schüttmaterial) oder vielmehr eine Staumauer aus Stein und Beton ist. So wird zum Beispiel der Drei-Schluchten-„Damm“ regelmäßig als Damm bezeichnet, obwohl er im eigentlichen Sinne kein Staudamm ist, sondern eine Staumauer.

Wegen dieser falsch verwendeten Bezeichnung muss man sehr oft damit rechnen, dass - unabhängig von der korrekten Bedeutung - mit „Staudamm“ das Absperrbauwerk einer Talsperre gemeint ist. Im Englischen ist die gemeinsame Bezeichnung „dam“, das so ähnlich wie „Damm“ klingt, für Staudämme und Staumauern dagegen richtig.

Das Wort Staudamm scheint einen Bedeutungswandel mitgemacht zu haben. In Otto Luegers Lexikon der gesamten Technik vom Anfang des 20. Jahrhunderts werden unter dem Stichwort „Staudamm“ Staumauern und Schüttdämme zusammengefasst. Erst später hat sich unter Fachleuten, anscheinend aber nicht in der Allgemeinheit, eingebürgert, dass man unter einem Staudamm nur noch einen Schüttdamm versteht und eine Staumauer kein Staudamm mehr ist.

Verwandte Begriffe:

Siehe auch


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