- Erhard Falkner
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Erhart Falckener auch Erhart Valckener war ein bayrischer Meister der Schreinerei und der Flachschnitttechnik, der Ende des 15. Jahrhunderts und Anfang des 16. Jahrhunderts, am Mittelrhein, im Rheingau und im heutigen Rheinhessen spätgotische Kirchenmöbel baute.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Aus drei Werksignaturen, die auf von ihm gefertigtem Kirchengestühl erhalten sind, ist bekannt, dass Falckener aus Abensberg in Bayern stammte und zeitweise in Gau-Odernheim (Rheinland-Pfalz) wohnte. Andere zuverlässige Quellen über seine Herkunft liegen nicht vor. Falckener brachte aus seiner Heimat Techniken mit, die am mittleren Rhein zur Bildung einer Enklave spätgotischer Kirchenmöbel mit süddeutscher und alpenländischer Prägung führten. Das Ende seiner Werkstatt wird auf ca. 1524 angesetzt.
Werke
Falckeners signierte Werke sind in Bechtolsheim, Weinheim und Kiedrich zu finden:
- Laiengestühl in der Simultankirche (St. Maria und St. Christopherus) in Bechtolsheim aus dem Jahr 1496. Dank einer Restaurierung in den Jahren 1974 bis 1976 konnte der gesamte ursprüngliche Farbanstrich des Gestühls freigelegt und wiederhergestellt werden – eine bemerkenswerte Rarität.
- Laiengestühlrest in der St. Gallus Kirche in Alzey-Weinheim, ebenfalls aus dem Jahr 1496.
- Laiengestühl in der St. Valentin Kirche in Kiedrich von 1510. Es handelt sich hier, ähnlich wie im erstgenannten Werk, um den seltenen Fall eines vollständig erhaltenen spätgotischen Gemeindegestühls. Bekannt ist vor allem Falckeners Gerechtigkeitsspirale.
Hildegard Sobel (siehe Literaturhinweis) ordnet auf der Basis umfangreicher Architektur- und Stilvergleiche folgende weitere Werke dem Meister Erhart Falckener zu (chronologische Reihenfolge):
- St. Peter in Herrnsheim: Chorgestühl und Herrschaftssitz (1486)
- Evangelische Pfarrkirche (St. Oswald) in Manubach: Chorgestühl und Herrschaftssitz (1493)
- Simultankirche (St. Maria und St. Christopherus) in Bechtolsheim: Chorgestühl (um 1495) (Zuordnung umstritten!)
- Evangelische Pfarrkirche (St. Peter) in Partenheim: Kanzel (um 1500–1505)
- Simultankirche (St. Martin) in Biebelsheim, Chor- und Herrschaftssitz (1506)
- Evangelische Pfarrkirche (St. Remigius) in Mauchenheim: Unterzugbalken, Gestühlsfragmente (um 1506)
- Evangelische Pfarrkirche (St. Mauritius) in Oberdiebach: Chorgestühlsrest, Balkenverkleidung (1508)
- St. Ägidius in Mittelheim: Kanzel (1511)
Gemäß derselben Untersuchung lassen sich die nachfolgend genannten Werke der Falckener-Nachfolge zuordnen:
- St. Margaretha in Oberheimbach: Kanzel (1517)
- Mariä Himmelfahrt in Niederheimbach: Sakristeischrank (1518)
- Evangelische Bergkirche (St. Pankratius) in Udenheim: Herrschaftsgestühl, Laiengestühlrest (um 1518)
- Evangelische Pfarrkirche (St. Oswald) in Manubach: Laiengestühl, verlorene Emporenbrüstung (1524)
Kunstgeschichtliche Einordnung
Die Möbelbautechnik Falckeners entspricht dem damaligen spätgotischen Bauprogramm und dem Stand der Technik, den andere überlieferte Chorgestühle und Profanmöbel (Sitze, Schränke und Truhen) im südlichen deutschen Sprachraum dokumentieren. Bemerkenswert ist aber das große Spektrum der von seiner Werkstatt eingesetzten gestalterischen Techniken, Formen und Materialien. Seine Flachschnittarbeiten sind relativ derb geschnitzt und reich koloriert, sein Maßwerk ist dagegen – wie in Süddeutschland und im Alpenraum üblich – sehr zierlich. Häufig setzt Falckener fein ausgestochenes Blendmaßwerk auf die Flachschnittflächen seiner Kirchenmöbel. Seine Pflanzenornamente zeigen einen Wechsel von den tradierten stilisierten Akanthus- und Distelmotiven zu naturalistischen Darstellungen von Pflanzen wie Wein, Hopfen, Geißblatt, Günsel etc. Darüber hinaus zeichnet sich Falckener durch den häufigen und vielfältigen Einsatz von Texten aus. Er verwendet dabei Inhalte der volkstümlichen religiösen Literatur aus der vorreformatorischen Zeit. Seine bevorzugten Schrifttypen sind gotische Minuskeln und Antiqua-Versalien. Mit der Reformation und dem Beginn der Renaissance kommt die spätgotische Kunst der Falckenerschen Schule aus der Mode.
Literatur
- Hildegard Sobel, Die Kirchenmöbel Erhart Falckeners und seiner Werkstatt mit besonderer Berücksichtigung der Flachschnitzerei, Selbstverlag der Gesellschaft für Mittelrheinische Kirchengeschichte, Mainz 1980 (Dissertation)
- W. Kremer, Falckener Erhart in Kiedricher Persönlichkeiten aus sieben Jahrhunderten (S. 45-49), Selbstverlag Förderkreis Kiedricher Geschichts- und Kulturzeugen e.V., Kiedrich im Rheingau 2008
- J. Staab, Die Spirale der Gerechtigkeit von Erhart Falckener und ihre Bedeutung in der Zeit der Reformation und des Bauernkrieges, Rheingau Forum, Heft 4/1998 (ISSN 0942-4472), S. 10-15
Weblinks
- C. Wels, Pfarrkirche zu Kiedrich und die spätgotischen Dorfkirchen im Rheingau, Steinbach 2003 (Dissertation)[1] als PDF-Datei
- Simultankirche (St. Maria und St. Christopherus) in Bechtolsheim
- St. Valentin in Kiedrich (1)
- St. Valentin in Kiedrich (2)
- St. Gallus in Alzey-Weinheim
- St. Gallus in Alzey-Weinheim
- St. Peter in Herrsheim
- Evangelische Pfarrkirche (St. Oswald) in Manubach
- Evangelische Pfarrkirche (St. Peter) in Partenheim
- Simultankirche (St. Martin) in Biebelsheim
- Evangelische Pfarrkirche (St. Remigius) in Mauchenheim
- St. Margaretha in Oberheimbach
- Mariä Himmelfahrt in Niederheimbach
- Evangelische Bergkirche (St. Pankratius) in Udenheim
Personendaten NAME Falckener, Erhart ALTERNATIVNAMEN Valckener, Erhart KURZBESCHREIBUNG bayrischer Meister der Schreinerei und der Flachschnitttechnik GEBURTSDATUM 15. Jahrhundert STERBEDATUM 16. Jahrhundert
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