Erich Bach-Zelewski

Erich Bach-Zelewski
Erich von dem Bach-Zelewski 1944

Erich von dem Bach-Zelewski (* 1. März 1899 in Lauenburg in Pommern als Erich von Zelewski; seit 1925 „von dem Bach-Zelewski“; seit 1940 „von dem Bach[1] ; † 8. März 1972 in München) war SS-Obergruppenführer und General der Polizei. Er war als Höherer SS- und Polizeiführer Russland-Mitte und später als Chef der Einsatzgruppen gegen Partisanen maßgeblich an den Massenmordaktionen in der Sowjetunion beteiligt. Im August 1944 befehligte er die Niederschlagung des Warschauer Aufstandes.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Erich von dem Bach-Zelewski entstammte verarmten kaschubischem Landadel. Er war Neffe von Emil von Zelewski, der als Kommandeur der Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika 1891 im Kampf gegen die Hehe bei Iringa ums Leben kam. Laut Philip W. Blood soll diese Niederlage gegenüber einem als minderwertig betrachteten afrikanischen Gegner in der Familie als Schande empfunden worden sein und zusammen mit der slawischen Abstammung, die Erich später durch zweimalige Namensänderung zu überdecken suchte, ein Grund für sein späteres radikales Agieren als SS-Führer gewesen sein.

Nach dem Besuch des Gymnasiums meldete er sich im Dezember 1914 als Freiwilliger zur Armee im Ersten Weltkrieg; tatsächlich drängte ihn wohl sein Onkel Oscar, der nach dem Tod des Vaters die Vormundschaft für Bach-Zelewski übernahm, zum Kriegsdienst, dem er selbst ebenfalls beitrat. Bach-Zelewski erlangte einige Bekanntheit als damals jüngster Kriegsfreiwilliger im Heeresdienst. Für seine Einsätze im Ersten Weltkrieg erhielt er diverse Auszeichnungen, so das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse sowie die Sachsen-Meiningische Ehrenmedaille. Für zwei Verwundungen wurde er mit dem Verwundetenabzeichen dekoriert. Weitere Auszeichnungen kamen später (insbesondere zwischen 1919 und 1923) hinzu. Bei Kriegsende 1918 war Bach-Zelewski zum Leutnant und Kompanieführer avanciert.

Nach 1918 schloss Bach-Zelewski sich zunächst verschiedenen Freikorps an, mit denen er überwiegend in Schlesien gegen polnische Milizen kämpfte. Er erhielt dafür den Schlesischen Adler 1. und 2. Stufe für Tätigkeiten im Grenzschutz Ost. Die Reichswehr musste er 1924 als Leutnant im 4. Infanterie-Regiment wegen „nationalsozialistischer Umtriebe“ verlassen. Danach verrichtete er Tagelöhnerarbeiten, bis er 1928 den elterlichen Hof erbte. 1930 wurde er Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnummer 489.101). Am 15. Februar 1931 trat er hauptberuflich der SS (Mitgliedsnummer 9.831) bei. 1932 wurde er Abgeordneter im Reichstag der sechsten Wahlperiode. 1934 war er bereits SS-Führer in Ostpreußen. In der Wehrmacht erhielt er noch 1937 die Beförderung zum Hauptmann. In den Reichstag zog er erneut 1933 in der 8. Wahlperiode; dem fortan nationalsozialistischen Reichstag gehörte er bis Kriegsende an. Im Juni 1938 wurde er Höherer SS- und Polizeiführer (HSSPF) im SS-Oberabschnitt Süd-Ost (Schlesien).

Bach-Zelewski bei Abnahme der Parade der Ordnungspolizei auf dem Lenin-Platz in Minsk (ca. 1943), Aufnahme aus dem Bundesarchiv

Mit Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion wurde von dem Bach-Zelewski von Himmler am 22. Juni 1941 zum HSSPF Russland-Mitte mit Sitz in Mahiljou ernannt. Auf diesem Posten organisierte er den Kampf gegen russische Partisanen im rückwärtigen Bereich der Heeresgruppe Mitte (umfassend Weißrussland, Ostpolen und Teile der nördlichen Ukraine). Am 11. Juni 1943 wurde er (unterstützt von SS-Brigadeführer Curt von Gottberg mit der berüchtigten „Kampfgruppe Gottberg“ und dem „Sonderkommando Dirlewanger“) zum „Chef der Bandenkampfverbände“ ernannt und so zum Organisator des Kampfes gegen Partisanen in Russland. Dabei machte er sich mit den ihm unterstellten Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD) sowie NSKK- und Schuma-Einheiten, Kosaken-Regimentern, Heeres- und Luftwaffeneinheiten des Völkermords an Juden sowie an zehntausenden russischen Zivilisten schuldig, die vielfach als „Bandenverdächtige“ liquidiert wurden. Weitere Zivilisten, darunter Frauen und Kinder, wurden als Zwangsarbeiter dem Apparat Sauckels übergeben. Am 9. November 1941 wurde Bach-Zelewski zum SS-Obergruppenführer und General der Polizei befördert. In Riga ließ er im Dezember 1941 27.800 Menschen töten. Ein übliches Vorgehen im Partisanenkampf war, Dörfer, die als „bandenhörig“ galten oder mit der Zwangsablieferung landwirtschaftlicher Güter im Rückstand waren, listenmäßig zu erfassen. Dann folgte die Durchkämmung: die Häuser wurden zerstört und die Einwohner zum großen Teil ermordet, es sei denn sie wurden an Sauckels Zwangsarbeitssystem weitergereicht.

Am 5. August 1944 beauftragte ihn Hitler mit der Niederschlagung des Warschauer Aufstandes. Dabei wurden in 64 Tagen über 170.000 polnische Zivilisten getötet.

Im Oktober 1944 wurde er von Hitler nach Budapest gesandt, wo er am Sturz der Regierung Horthy und ihrer Ersetzung durch den Führer der Pfeilkreuzlerpartei, Ferenc Szalasi beteiligt war. Vor allem aber wirkte er an der Vernichtung der dort lebenden Juden mit.

Nach 1945

Nach dem Krieg sagte er als Zeuge der Anklage in den Nürnberger Prozessen aus. 1951 wurde er von der Münchner Hauptspruchkammer zu 10 Jahren Arbeitslager und Vermögensentzug verurteilt. Er stand jedoch anschließend nur unter Hausarrest und wohnte in Lauffenau, Franken. Später nahm er eine Tätigkeit als Nachtwächter an. Im Januar 1958 wurde er verhaftet und wegen eines 1934 erteilten Befehls zur Ermordung von Anton von Hohberg und Buchwald angeklagt. Der Prozess begann erst im Januar 1961 in Nürnberg. Wegen der Ermordung dreier Kommunisten im Jahre 1933 wurde er zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Für seine Rolle bei der Verfolgung und Ermordung von Juden wurde er nie zur Rechenschaft gezogen. Nachdem Erich von dem Bach-Zelewski Anfang März 1972 schwerstkrank Haftverschonung erhielt, verstarb er wenige Tage später – kurz nach seinem 73. Geburtstag – am 8. März 1972 im Gefängniskrankenhaus München-Harlaching. Bach-Zelewski war verheiratet und hatte drei Kinder.

Auszeichnungen

Siehe auch

Anmerkungen

  1. S. 8 der Dokumentation des Simon Wiesenthal Center Multimedia Center online; Aufruf am 25-04-2008

Literatur

  • Philip W. Blood: Hitler's Bandit Hunters. The SS and the Nazi Occupation of Europe, Washington: Potomac Books, 2006, ISBN 1-59797-021-2
  • Heinz Höhne: Der Orden unter dem Totenkopf, München: Goldmann Verlag, 1978, ISBN 3-442-11179-x
  • Helmut Krausnick / Hans-Heinrich Wilhelm: Die Truppe des Weltanschauungskrieges, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1981, ISBN 3-421-01987-8
  • Michael Wildt: Generation des Unbedingten, Hamburger Edition, Hamburg 2003, ISBN 3-930908-87-5

Weblinks


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