Ernst Theodor Amandus Litfaß

Ernst Theodor Amandus Litfaß

Ernst Theodor Amandus Litfaß (* 11. Februar 1816 in Berlin; † 27. Dezember 1874 in Wiesbaden) war Druckereibesitzer und Verleger. Er hat sich als Erfinder der nach ihm benannten Litfaßsäulen einen Namen als der „Säulenheilige“ gemacht. Für den unentgeltlichen Anschlag von 192 Kriegsdepeschen wurde er durch den Kronenorden mit den Insignien des roten Johanniterkreuzes ausgezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Ausbildung und Jugenddrang

Ernst Theodor Amandus Litfaß wurde am 11. Februar 1816 in Berlin als Sohn von Ernst Joseph Gregorius Litfaß geboren. Schon 8 Tage später verstarb sein Vater, der Gründer der Litfaßschen Buchdruckerei. Die Witwe heiratete daraufhin den bekannten Berliner Buchdrucker und Buchhändler Leopold Wilhelm Krause. Durch das Familienunternehmen geprägt erhielt er bleibende Eindrücke und vielfältige Anregungen.


In seiner Jugend beendete Ernst Litfaß nach dem Besuch der Schule eine Lehre als Buchhändler. Aber diesen Beruf übte er zunächst nicht aus, sondern versuchte sich in der Schauspielerei. Er gründete sogar das Theater „Lätitia“ am Rosenthaler Tor in Berlin. Dieses Theater wurde später in das „Vorstädtische Theater“ umgenannt. Erst 1845 trat er ins Geschäft des Buchhandels ein.

Berufliche Laufbahn als Buchdrucker und Buchhändler

Nach dem Eintritt in das stiefväterliche Druck- und Verlagshaus übernahm Ernst Litfaß das Geschäft vollends nach dem Tod seines Stiefvaters am 16. Januar 1846. Durch die Herausgabe des „Declamatoriums“ gewann das Unternehmen viele Kunden und wurde zu einer wahren Goldgrube.

Er wurde Herausgeber einiger Flugschriften und Zeitungen, wie dem „Berliner Krakehler“, der später verboten wurde, der „Berliner Schnellpost“, dem „Norddeutscher Frühlingsalmanach“, dem „Berliner Figaro“ und dem „Berliner Tagestelegraph“, der 1851 mit sämtlichen Theateraufführungen, Konzerten und Bällen in einem Blatt erstmals erschien. Als Verleger vollendete er schließlich 1856 durch die Ausgabe des 248. Bandes die von Johann Georg Krünitz begründete „Oeconomische Encyclopädie“.

Aber nicht nur im Verlegen war Litfaß tätig, er reformierte auch die Offizin: Er führte Schnellpressen und den Buntdruck nach französisch-englischem Muster ein. 1846 wurde Litfaß mit der Formatvergrößerung und Ausstattung der Anschlagzettel, die danach Litfaßzettel genannt wurden, überall populär.

Durch harte Arbeit und Fleiß wurde er schließlich 1865 zum königlichen Hof-Buchdrucker ernannt. Später erhielt er vom preußischen König das alleinige Recht zur Veröffentlichung der Kriegsdepeschen und Siegesmeldungen aus den Kriegen 1866 und 1870–1871.

Wohltätigkeit in Nachkriegsjahren

Grab von Ernst Litfaß auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin.

Mit Sinn für Wohltätigkeit verhalf er verwundeten Soldaten und Hinterbliebenen in der Nachkriegszeit der Kriege von 1864, 1866 und 1870/71 zu Linderung. Dies geschah durch umfangreiche Unternehmungen wie Konzerte, Feuerwerke und Bootsfahrten zum großen Teil auf eigene Kosten. Den Ertrag dieser Veranstaltungen stiftete er den betreffenden Komitees.

Schließlich wurde ihm der preußische Kronenorden mit den Insignien des roten Johanniterkreuzes verliehen, weil er unentgeltlich den Anschlag von 192 Kriegsdepeschen unternahm.

Lebensende

Während einer Kur in Wiesbaden verstarb Ernst Litfaß am 27. Dezember 1874. Das Geschäft wurde an seine minderjährigen Erben übergeben und existiert noch heute unter dem Namen „Ernst Litfaß’ Erben“ an der gleichen Stelle in Berlin, wo es einst gegründet wurde. Als „König der Reklame“ wurde ihm ein Ehrengrab auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin-Mitte zuteil. Noch zu Lebzeiten wurde sein Leben und Werk in einer Festschrift von Fr. Tietz festgehalten.

Andenken

Die Litfaßsäule

Litfaß-Denkmal in der Münzstraße, nähe Alexanderplatz

Am bekanntesten wurde Ernst Litfaß aber durch die von ihm erfundenen Anschlagssäulen, die ihm zu Ehren Litfaßsäulen genannt werden. Angeblich störte ihn das wilde Plakatieren im lebendigen Berlin. Bekanntmachungen und Werbung für Orchesteraufführungen, Theatervorstellungen oder für den Zirkus wurden wild an Mauern und Häuserwände geklebt. Deshalb nahm er sich die Städte Paris, Brüssel und London, die er mehrmals bereiste, zum Vorbild. Durch die umfangreichen Wege der Bürokratie erhielt er 1854 endlich seine erste Genehmigung vom Polizeipräsidenten von Hinkeldey zur Aufstellung von zunächst 150 „Annoncier-Säulen“. Die Finanzierung dieser ersten Säulen übernahm Ernst Renz.

Am 15. April 1855 wurde die erste Säule an der sogenannten „Ziegenbockswache“ errichtet, aber erst am 1. Juli 1855 wurden 100 Säulen und 50 Brunnenumhüllungen öffentlich präsentiert. Eine eigens komponierte Annoncier-Polka verlieh dem feierlichen Festakt Flair. In den folgenden Jahren errichtete Litfaß weitere solcher Reklameträger. Durch seine Weitsicht erkannte Litfaß früh das kommende Geschäft der Reklame und sicherte sich das alleinige Recht zur Plakatierung für Berlin, wodurch er später zu großem Reichtum kam. Die Neuausschreibung der Konzession wurde 1880 von der Firma Nauck & Hartmann in Berlin für 35000 Mark gewonnen.

Dass man mit der Litfaßsäule an zentralen Orten auffällig werben konnte, wird auch dadurch bestätigt, dass nach dem Tod des Buchdruckers Litfaß in ganz Deutschland solche Säulen aufgestellt wurden. Heute gibt es noch 67000 Litfaßsäulen in ganz Deutschland, wovon nur ungefähr 17000 zu Werbezwecken genutzt werden. Die anderen werden zur Verbreitung von kulturellen Aufführungen und Ausstellungen gebraucht. Keinem zweiten Deutschen wurden je so viele „Denkmäler“ gesetzt wie Ernst Litfaß. Eine Litfaß-Säule in Bronze erinnert seit 2006 in der Münzstraße, Berlin-Mitte an ihn, der Stelle, wo einst seine erste Annonciersäule stand. Das Denkmal wurde gestiftet von der VVR Berek, die die Rechtsnachfolgerin der von Litfaß gegründeten Firma ist.

Schule

Das Oberstufenzentrum Druck- und Medientechnik in Berlin-Wittenau trägt ihm zu Ehren den Namen „Ernst-Litfaß-Schule“

Literatur

Als Quelle genutzte Literatur

  • Fr. Tietz, E. Litfaß industrielle und private Wirksamkeit, Berlin 1871
  • Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Beiträge zu einer Firmengeschichte des deutschen Buchwesens, 6 Bände, 1902–1908

weitere Literatur

  • Steffen Damm; Klaus Siebenhaar: „Ernst Litfaß und sein Erbe: eine Kulturgeschichte der Litfaßsäule; (eine Publikation des Instituts für Kultur- und Medienmanagement der Freien Universität Berlin)“. Bostelmann und Siebenhaar, Berlin 2005. 167 S. ISBN 3-936962-22-7
  • Wilfried F. Schoeller: „Ernst Litfaß, der Reklamekönig“. Schöffling, Frankfurt am Main 2005. 222 S. ISBN 3-89561-083-6
  • Günter Henkel (Hrsg.): „Ernst Litfass: (1816–1874); Bestandskatalog des Nachlasses; Sonderausstellung anlässlich des 150. Geschäfts- und Bürgerjubiläums von Ernst Litfass im Märkischen Museum/Stadtmuseum Berlin“. Stadtmuseum, Berlin 1996. 83 S. ISBN 3-910029-12-4
  • Hermann Stolz: „Die Verleihung der Ernst-Litfass-Medaille an Herbert Leupin, Basel, verbunden mit einer Feierstunde für Ernst Litfass (1816–1874)“. Dt. Eisenbahn-Reklame GmbH, Zentraldirektion, Kassel 1974.


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