Airbus A350-1000

Airbus A350-1000
Airbus A350
Zeichnung eines Airbus A350-900 der Etihad Airways
Typ: Zweistrahliges Großraumflugzeug
Entwurfsland:
Hersteller: Airbus

Der Airbus A350 ist das neueste in Entwicklung befindliche Großraumflugzeug des Flugzeugherstellers Airbus. Es handelt sich um eine zweistrahlige Maschine für lange bis sehr lange Strecken. Das ursprüngliche Konzept aus dem Jahr 2004 sah vor, ein Flugzeug auf Basis der bisherigen A330 zu entwickeln. Nach deutlicher Kritik an diesem Konzept wurde bei einer Pressekonferenz anlässlich der Luftfahrtmesse in Farnborough am 17. Juli 2006 vom damaligen Airbus-Chef Christian Streiff angekündigt, dass man ein vollständig neues Flugzeug unter der Bezeichnung A350 XWB (für eXtra Wide Body – besonders breiter Rumpf) entwickeln würde. Der formale Projektstart der A350 XWB war am 1. Dezember 2006, die ersten Auslieferungen sind für 2013 geplant.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Erster Entwurf

Der Airbus A350 war nach der ursprünglichen Planung aus dem Jahr 2004 kein komplett neuentwickelter Flugzeugtyp, sondern eine modernisierte Version des Airbus A330, ausgestattet mit weiterentwickelten Versionen der für die Boeing 787 neuentwickelten Triebwerke. Der EADS-Aufsichtsrat gab am 10. Dezember 2004 die Genehmigung, Verkaufsverhandlungen mit den Fluggesellschaften aufzunehmen. Am 6. Oktober 2005 gaben die damaligen Airbus-Anteilseigner EADS und BAE Systems offiziell grünes Licht für den Bau der A350.[1] Zu diesem Zeitpunkt lagen 140 feste Kaufzusagen für die A350 vor. Airbus erwartete, bis zum Jahresende 2005 die Zahl von 200 Bestellungen und festen Kaufzusagen erreicht zu haben, verfehlte mit nur 172 „Orders & Commitments“ dieses Ziel jedoch – wie Konkurrent Boeing bereits ein Jahr zuvor bei der 787.

Es sollte die Maschine zunächst in den Varianten A350-800 und A350-900, die in der Größe ungefähr den Airbus-Typen A330/A340-200/300 entsprechen, geben. Der Erstflug war für 2009, die Indienststellung für 2011 geplant.

Die von Boeing in Gang gesetzte Marktdynamik veranlasste Airbus, die ursprünglichen Planungen im Laufe des Jahres 2005 erstmals in erwähnenswerter Weise abzuwandeln und unter demselben Namen ein weitgehend neuentwickeltes Flugzeug vorzustellen, das sich in 90 % der Teile von der A330 unterscheiden sollte. Die Cockpitinstrumentierung sollte sich an der A380 orientieren, während die Flügelgeometrie und der Rumpf hinsichtlich des Durchmessers auf dem der A330 basieren sollte, ergänzt um aerodynamische Verbesserungen, größere Kabinenfenster und unter weitergehendem Einsatz von Teilen aus Aluminium-Lithium-Legierungen und Metall-Verbundwerkstoffen wie Glare, um so Gewicht und Treibstoffverbrauch zu senken. Diese sollten gegenüber den vom Konkurrenten Boeing bevorzugten mit Kohlenstofffasern verstärkten Kunststoffteilen eine leichtere und kostengünstigere Wartung bei ähnlichen Gewichtsersparnissen bieten. Bis zum Ende des Jahres 2005 wurde auch der Bug, inklusive neugestalteter Cockpitfenster, weitgehend modifiziert. Die Tragflächen sollten zwar einen ähnlichen Grundriss wie die der A330/A340 beibehalten, jedoch vollständig neukonstruiert und wie beim Militärtransporter Airbus A400M vollständig aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff gefertigt werden, was eine höhere Steifigkeit, mehr Auftrieb, weniger Gewicht (ca. 4,5 t weniger als bei herkömmlicher Konstruktion) und weniger Verwirbelung garantieren sollte. Rumpf und Flügel machten zusammen etwa 60 % des Gesamtleergewichts aus, womit das Gewicht der A350 um ca. 10 Tonnen gegenüber der A330 gesenkt werden sollte. Nach Angaben von Airbus sollte die ursprüngliche A350-900 25 % weniger Treibstoff als die Boeing 787 verbrauchen und ca. 50 % leiser sein als „konkurrierende in Produktion befindliche Modelle“ (Boeing 777-200ER).

Die zuerst vorgestellte A350 sollte mit modifizierten Versionen der für die Boeing 787 vorgesehenen, neuen, sparsameren Turbofan-Triebwerke ausgestattet werden; zur Wahl standen den Kunden das General Electric GEnx 1A sowie das Rolls-Royce Trent 1711 (eine abgewandelte Version des bei der 787 eingesetzten Trent 1000). Die A350 sollte jedoch Versionen verwenden, die – wie auch bisher üblich – Zapfluft („Bleed Air“) zum Betrieb einiger Bordsysteme zur Verfügung stellen, während für die Boeing 787 zapfluftlose („bleedless“) Varianten dieser Triebwerke eingesetzt werden.

Die Entwicklungskosten für den ersten Entwurf der A350 wurden von Airbus auf ca. 4,5 Milliarden Euro beziffert.[2]

Kritik und Weiterentwicklung des Programms

Als Erster forderte Steven F. Udvar-Házy, Gründer der Leasinggesellschaft ILFC, bei einer Luftfahrtkonferenz in Orlando Anfang April 2006[3], man solle die A350 statt als A330-Weiterentwicklung als einen komplett neuen und fortschrittlicheren Typ entwickeln, der die Basis für eine komplette Flugzeugfamilie bilden würde, mit der auch die mittlerweile nur noch wenig nachgefragte A340 abgelöst werden könne. Ähnliche Kritik äußerte Chew Choon Seng, der Chef von Singapore Airlines, wenig später [4]. Auch er kritisierte den Rumpfquerschnitt, der nach wie vor identisch war mit dem der in den 1970er-Jahren entwickelten A300. Die Boeing 787 verfügte hingegen über einen etwa 10 cm breiteren Rumpf, wodurch sie mehr Komfort bei 8 Sitzen pro Reihe oder alternativ bei 9 Sitzen pro Reihe mehr Sitzplatzkapazität böte. Weitere Gesellschaften äußerten sich in der Folgezeit ähnlich.

Airbus betonte nach der starken Kundenkritik mehrfach, dass man den Kunden selbstverständlich zuhöre, sich aber nicht zu übereilten Entscheidungen treiben lassen wolle; [5] eine völlige Neukonstruktion wurde vom damaligen Airbus-Chef Gustav Humbert jedoch weiterhin ausgeschlossen [6]. Das Magazin Flight International [7] und Bloomberg [8] berichteten unter Berufung auf Airbus-Quellen jedoch Anfang Mai 2006 übereinstimmend, dass Airbus „radikale Änderungen“ an der bisherigen A350 plane. Vorgesehen seien nun u.a. ein breiterer Rumpfquerschnitt, größere, vollständig aus Verbundwerkstoffen gefertigte Flügel, eine höhere Reisegeschwindigkeit, sowie stärkere Triebwerke. Des Weiteren solle die A350-Familie nicht wie zunächst geplant aus zwei, sondern aus drei Versionen zwischen 250 und 350 Sitzplätzen bestehen. Die größte dieser Versionen, die A350-1000, werde in Konkurrenz zur Boeing 777-300ER stehen und ca. 20 % weniger Treibstoff als diese verbrauchen. Somit würde diese Variante auch die wenig erfolgreiche A340-600 ablösen. Spekuliert wurde im Zuge dessen auch darüber, dass das neue Flugzeug eine komplett neue Bezeichnung (die Rede war u.a. von A370, A280 und A880) erhalten solle.

Der damalige Airbus-Chef Humbert bestätigte erstmals am 17. Mai 2006 auf einer Pressekonferenz anlässlich der Luftfahrtmesse ILA in Berlin, dass man die Boeing 787 zunächst unterschätzt habe und mittlerweile „einige substanzielle Änderungen“ [9] an der A350 vorgesehen seien. Diese würden jedoch zunächst mit den bisherigen Kunden und den Airbus-Eigentümern abgesprochen. Eine endgültige Entscheidung und Bekanntgabe sei bis zum Sommer 2006 vorgesehen. Auf der Luftfahrtmesse in Farnborough wurde am 17. Juli 2006 schließlich der zweite Entwurf der A350 vorgestellt. Er erhielt die Bezeichnung A350 XWB und sollte eine vollständige Neuentwicklung sein, womit die ursprünglichen A350-Planungen fast vollständig verworfen wurden.

Technische Daten des ersten Entwurfs

Airbus A350 (erster Entwurf)
Variante A350-800 A350-900
Erstflug (projektiert) 2009
Indienststellung (projektiert) 2011
Länge 58,8 m 65,2 m
Spannweite 61,1 m 61,1 m
Höhe 17,4 m 17,4 m
Rumpfdurchmesser 5,64 m 5,64 m
Max. Kabinenbreite 5,28 m 5,28 m
Flügelfläche 362 m² 362 m²
Flügelpfeilung 30° 30°
Leer 124.100 kg 130.700 kg
Maximales Startgewicht (MTOW) 245.000 kg 245.100 kg
Passagierkapazität 253 (3-Klassen) 300 (3-Klassen)
Max. Frachtkapazität 26 LD3s 34 LD3s
Triebwerkstypen 2 General Electric GENx oder Rolls-Royce Trent Turbofan Strahltriebwerke
Schub 560-668 kN (280-334 kN pro Triebwerk)
Reisegeschwindigkeit Mach 0,85 (900 km/h in 11000 m Höhe)
Maximale Geschwindigkeit Mach 0,86
Reichweite 16.300 km 13.890 km

Zweiter Entwurf

Auf der Luftfahrtmesse in Farnborough kündigten am 17. Juli 2006 der damalige Airbus-Chef Christian Streiff und Airbus-Verkaufsmanager John Leahy an, den bisherigen A350-Entwurf zu verwerfen und statt dessen ein vollständig neues Flugzeug mit der Bezeichnung A350 XWB (für eXtra Wide Body – besonders breiter Rumpf) zu entwickeln. Die Genehmigung, Verkaufsverhandlungen mit möglichen Kunden aufzunehmen, liege bereits vor. Auch werde mit bestehenden Kunden der ursprünglichen A350 darüber verhandelt, ihre Bestellung in A350 XWB umzuwandeln. Der offizielle Projektstart („Industrial Launch“) war ursprünglich für Oktober 2006 vorgesehen, verschob sich jedoch im Zuge der durch die A380-Lieferverzögerungen ausgelösten Krise bei Airbus auf den 1. Dezember 2006.[10]

Die auf der Luftfahrtmesse in Farnborough vorgestellte A350 XWB sollte noch einen in weiten Teilen auf Aluminium-Lithium-Legierungen basierenden Rumpf erhalten, während die Flügel vollständig neuentwickelt werden und aus CFK gefertigt werden sollten. Am 29. Mai 2007 berichtete die Süddeutsche Zeitung, dass manchen potentiellen A350-Kunden das Airbus-Konzept der konventionell mit Nieten verbundenen Rumpfpaneelen nicht gefällt, da sie bei einer Rumpfkonstruktion aus CFK-Röhren weniger Wartungskosten erwarten.[11] Jedoch wurde einen Tag später, anlässlich der Bestellung von 80 A350 Maschinen von Qatar Airways, dieser Zeitungsbericht von Airbus-Chef Louis Gallois dementiert.[12]

Die Entwicklungskosten für das neue Flugzeug bezifferte EADS anfänglich auf ca. 7,9 Milliarden Euro[13] (gegenüber 4,5 Milliarden Euro für die ursprüngliche A350[2]).

Nach den Problemen mit dem A380-Programm wurde die endgültige Entscheidung zum offiziellen Start des A350 XWB-Programms von Oktober 2006 mehrfach verschoben. Auch Finanzierungsfragen verzögerten den Programmstart – um weitere WTO-Konflikte mit den USA um unerlaubte Staatsbeihilfen zu vermeiden, musste zunächst eine Finanzierung vorgelegt werden, die ohne Staatskredite auskam. Der EADS-Aufsichtsrat erteilte schließlich am 1. Dezember 2006 die Genehmigung zur Entwicklung und Vermarktung des Typs. Aufgrund weiterer Modifikationen der Konstruktion werden die voraussichtlichen Entwicklungskosten mittlerweile mit etwa 10 Milliarden Euro angegeben.

Vor der Aufsichtsrats-Entscheidung zum Bau der A350 XWB erschienen bereits Presseberichte, denen zufolge Airbus noch einmal umgedacht habe und nun plane, den Rumpf vollständig aus Kohlefaser-Verbundwerkstoffen zu fertigen.[14] Diese Berichte wurden von Airbus nach der Entscheidung indirekt bestätigt. Wie auch die Boeing 787 soll die A350 XWB nun einen vollständig aus Kohlefaser-Verbundwerkstoffen bestehenden Rumpf erhalten. Während der 787-Rumpf jedoch aus mehreren großen, hintereinander montierten CFK-„Tonnen“ besteht, wählte Airbus bewusst einen anderen Ansatz. Die A350 XWB erhält einen Rumpf, der aus mehreren Paneelen besteht (vier pro Rumpfsektion, je eins oben, unten, und an beiden Seiten), die auf einem Aluminium-Rahmen angebracht werden. Dies soll einerseits bei Beschädigungen des Rumpfes eine leichtere Reparatur bzw. einen leichteren Austausch ermöglichen und andererseits die Möglichkeit bieten, einzelne Segmente in ihrer Konstruktion besser auf die strukturellen Anforderungen und Belastungen anzupassen.

Die zuerst ausgelieferte Variante soll nun auch nicht mehr die A350-800, sondern die größere A350-900 sein.

Durch die Entscheidung zur vollständigen Neuentwicklung wurden auch die Termine für Erstflug und Indienststellung verschoben. Bei der Vorstellung im Juli 2006 wurde der Erstflug der A350-900 für Mitte 2011 angekündigt, die Indienststellung Mitte 2012, beides wäre etwa ein Jahr später als ursprünglich geplant gewesen. Die Indienststellung der A350-800 war für das erste Quartal 2013, die der A350-1000 schließlich für das erste Quartal 2014 vorgesehen. Die A350-900R und -900F sollten etwa ein weiteres Jahr später folgen. Bis zur endgültigen Entscheidung zum offiziellen Start des Projekts wurden weitere Konstruktionsänderungen vorgenommen, wodurch sich Erstflug- und Indienststellungsdaten jeweils um ein weiteres Jahr verschoben. Die Indienststellung der A350-900 soll somit Mitte 2013 erfolgen.

Erstmals in der Geschichte von Airbus sollen mindestens 10 % der auf ca. 10 Milliarden Euro geschätzten Entwicklungskosten von Risk-Sharing-Partnern übernommen werden. Am 28. Februar 2007 gab Airbus auf einer Pressekonferenz bekannt, dass die Endmontage der A350 in Toulouse erfolgen wird.

Konstruktion

Die A350 XWB soll, wie bereits im Juli 2006 bekanntgegeben, über einen vollständig neuen und breiteren Rumpf, neue Hochgeschwindigkeitsflügel und vollkommen neu entwickelte Triebwerke verfügen, mit denen sie pro Sitz ca. 2 % effizienter als die Boeing 787 und bis zu 25 % effizienter als die Boeing 777 sein soll. Die direkten Betriebskosten sollen nach Airbus-Angaben ca. 10 % unter denen der Boeing 787 und 20 % unter denen von Konkurrenzprodukten der gegenwärtigen Generation liegen. Die Reisegeschwindigkeit soll – wie bei der A380 – bei Mach 0,85 und die Lärmwerte mit voller Zuladung bei 16 db(A) unter den Grenzen von ICAO Chapter 4 liegen.

Die A350 wird über ein vereinfachtes System aus drei Tanks ohne Trimmtank verfügen. Damit ist sie das erste Airbus-Modell, das nach der Einführung der Trimmtanks in der A310 auf diese verzichtet. Um die Entzündung von Treibstoffgasen in den Tanks zu verhindern, werden die Tanks mit Schutzgas gefüllt.[15] Bei vielen technischen Details profitiert die A350 von der Entwicklung der A380. So wird zum Beispiel ein 34,5 MPa Hochdruckhydrauliksystem mit zwei Kreisläufen eingesetzt, welches von einem zweikanaligen elektrohydraulischen Reservesystem abgesichert wird.

Rumpf und Kabine

Entgegen den ursprünglichen Planungen soll die A350 XWB – wie auch die Boeing 787 – einen weitestgehend aus CFK-Teilen bestehenden Rumpf erhalten. Dieser soll jedoch – anders als bei allen bisherigen Airbusflugzeugen (Ausnahme: A380) – einen elliptischen Rumpfquerschnitt erhalten, der Ruheräume für die Besatzung über der eigentlichen Kabine ermöglicht.[16] Wie schon die ursprüngliche A350 soll die A350 XWB über ein neues Kabinenkonzept verfügen, das den Passagieren eine geräuschärmere Kabine mit größeren Fenstern als bisher, geräumigere und leichter erreichbare Gepäckablagen, mehr Kopffreiheit und so genanntes „Mood lighting“ bieten. Bei „Mood lighting“ handelt es sich um eine erstmals an Bord der A340-600 eingeführte (und auch bei neueren Boeing 777 sowie der Boeing 787 eingesetzte) Lichttechnik, mit der die Kabinendecke je nach zu simulierender Tageszeit stufenlos verschiedenfarbig angestrahlt werden kann. Darüber hinaus soll die A350 XWB auf Augenhöhe etwa 12,5 cm breiter als die Boeing 787 und damit bei bis zu 9 Sitzen pro Reihe weit komfortabler als das Konkurrenzmodell sein oder mit 10 Sitzen pro Reihe deutlich niedrigere Kosten pro Sitzplatzkilometer ermöglichen. Des Weiteren soll die A350 XWB laut Airbus eine höhere Luftfeuchtigkeit als bisher im Passagierbereich (ca. 20 %) ermöglichen und somit den Reisekomfort weiter erhöhen. Ergänzend soll auch der Innendruck höher als bisher liegen und etwa dem Luftdruck in einer Höhe von maximal 1.800 Metern entsprechen.

Die CFK-Teile des Rumpfs sollen nicht wie bei der Boeing 787 geschlossene Rohrstücke sein. Stattdessen wird der Rumpfquerschnitt in vier Segmente zerteilt und durch lange Zylindersegmente realisiert werden. Dadurch soll die Reparatur des Rumpfs im Schadensfall vereinfacht werden. Zusätzlich soll durch die Länge der Segmente die Gesamtlänge der Nähte kürzer und damit leichter ausfallen als beim Boeing-Konzept mit kurzen Rohrsegmenten. Auch die belastungsabhängige Detailkonstruktion soll dadurch vereinfacht und optimiert werden. Ein weiterer wichtiger Grund für dieses Konzept dürfte sein, dass die benötigten Autoklaven dadurch kleiner ausfallen.

Die Kabine soll sich im Gegensatz zu heutigen Airbus-Langstreckentypen im hinteren Bereich nicht konisch verjüngen.

Tragflächen

Die Tragflächen des A350XWB sind eine Neukonstruktion aus CFK und sind durch die deutlich höhere Pfeilung von 35 Grad (an der Vorderkante 45°) auf die Reisegeschwindigkeit von Mach 0,85 optimiert. Die Tragflächen haben am Ende einen fließenden Übergang zu ihren Winglets.[17] Sie verfügen über sechs Störklappen auf jeder Seite, an der inneren Tragflügelkante bis zu den Triebwerken aufliegende (also spaltlose) Vorflügel und danach sechs klassische Vorflügel, sowie im ausgefahrenen Zustand um bis zu zwei Grad bewegliche und senkrecht zum Rumpf ausfahrende Landeklappen an den Tragflügelhinterkanten.

Triebwerke

Als bisher einziger Hersteller gab Rolls-Royce bekannt, Triebwerke für alle Varianten der A350 XWB zu entwickeln. Die vorläufig als „Trent XWB“ bezeichneten Triebwerke sollen das volle benötigte Leistungsspektrum von 333 bis 422kN abdecken. Airbus ist nach eigenen Angaben in Verhandlungen mit weiteren Triebwerksherstellern, um den Kunden schließlich mindestens zwei Triebwerksoptionen bieten zu können. General Electric (GE) sagte inzwischen mehrfach, dass man ein Triebwerk für die A350-800 anbieten werde, bezüglich der -900 noch mit Airbus verhandele, für das Modell A350-1000 jedoch kein Aggregat entwickeln werde, da man einen Exklusiv-Vertrag mit Boeing für das Konkurrenzmodell 777-300ER habe.[18] Auch die Engine Alliance (ein Gemeinschaftsunternehmen von General Electric und Pratt & Whitney) überlegt, ein Triebwerk für die A350 XWB zu entwickeln. Man gehe davon aus, dass eine Variante des GP7000 die Anforderungen der beiden kleineren A350-XWB-Modelle (-800 und -900) erfüllen könne, müsse jedoch noch genauer untersuchen, ob man auch die A350-1000 ausstatten kann.[19]

In jedem Fall werden die Triebwerke der A350 XWB weiterhin Zapfluft für die Systeme an Bord liefern, worin ein weiterer nennenswerter Unterschied zur Boeing 787 besteht, deren Triebwerke keine Zapfluft mehr zur Verfügung stellen. Laut Airbus wiegen die Vorteile eines zapfluftlosen Systems dessen Nachteile besonders bei der Wartung nicht auf.

Die Schubumkehr der Triebwerke wird erstmals von einem elektrischen System (von Goodrich) aktiviert.[20] Die Generatoren der Triebwerke arbeiten mit variabler Frequenz, liefern also unabhängig von der Triebwerksdrehzahl konstant die benötigte elektrische Leistung.

Cockpit

Das Cockpit ist als Airbus typisches Zweimann Glascockpit mit Sidesticks und Klapptischen mit Tastatur ausgelegt. Neu sind die auch in der A380 eingesetzten pilzförmigen Handauflagen für die Maussteuerung, zwei Headup-Displays und eine Darstellung des überflogenen Höhenprofils. Als Anzeige dienen sechs Flüssigkristallbildschirme mit 38 cm Diagonale, deren Bildschirminhalte frei gewählt werden können. Oberhalb des Cockpit liegen zwei über eine kleine Treppe erreichbare Schlafkojen und ein Ruhesitz für Austauschpiloten auf Langstrecken.

Varianten

Schematische Zeichnung der Varianten des Airbus A350

Die A350 XWB wird vorerst in drei Varianten angeboten: als A350-800, -900 und -1000. Eine Version mit gesteigerter Reichweite A350-900R und ein Frachter -900F sind angekündigt worden, aber haben noch keine endgültige Freigabe bekommen.

Das Modell -800 bietet etwa 270 Passagieren Platz, die A350-900 ca. 314 Passagieren. Für die letzte der drei Basisversionen, die A350-1000, wird uneinheitlich von Airbus eine Kapazität von 350 und teilweise 350/375 Passagieren angegeben. Alle Angaben beziehen sich auf eine von Airbus definierte fiktive Drei-Klassen-Konfiguration. Am 15. September 2008 schloss die französische Fluggesellschaft Air Caraïbes mit Airbus eine Grundsatzvereinbarung über den Kauf von drei A350-1000 für 440 Passagiere in drei Klassen ab.

Die A350-900R für Ultralangstrecken (in Konkurrenz zur Boeing 777-200LR) wird über eine zusätzliche Reichweite von etwa 15000 bis 19000 km verfügen. Die A350-900F als Frachter wird in Konkurrenz zur Boeing 777F angeboten.

Faktisch wird also ein moderneres Konkurrenzmodell zu der Boeing 777-Reihe entwickelt, das jedoch auch eine kapazitätsmäßig größere Alternative zur technologisch vergleichbaren Boeing 787 ist. Eine wirkliche Kapazitätsüberlappung zur Boeing 787 gibt es nur zwischen der A350-800 und der Variante 787-9. Zusätzlich erwägt Boeing die Konstruktion einer gestreckten Version der 787, die 787-10, die kapazitätsmäßig etwa der A350-900 entsprechen würde. Bei Airbus selbst ersetzt dieser Typ die kleineren Modelle der 4-strahligen A340.

Technische Daten

Airbus A350 XWB
Variante A350-800 A350-900 A350-900R A350-900F A350-1000
Erstflug n/a 2012[21] n/a n/a n/a
Indienststellung Mitte 2014 Mitte 2013 Mitte 2016 Mitte 2017 Mitte 2015
Länge 60,60 m 66,90 m 73,90 m
Spannweite 64,75 m
Spannweite Höhenleitwerk 19,6 m
Höhe 16,90 m
Rumpfbreite 5,96 m
Rumpfhöhe 6,09 m
Max. Kabinenbreite 5,61 m
Flügelfläche 443 m²
Flügelpfeilung innen 31,9°, mitte 35°
Leergewicht n/a
Maximales Startgewicht (MTOW)[22] 248 t 268 t 298 t
Maximales Landegewicht 182,5 t 202,5 t n/a n/a 225,5 t
Treibstoffkapazität 150.000 l 150.000 l n/a n/a 150.000 l
Radstand 24,86 m 28,67 m n/a n/a 33,1 m
Spurweite 10,6 m
Passagierkapazität (3 Klassen) 270 314 310 n/a 350
Max. Frachtkapazität 29 LD3 oder 9 Paletten 36 LD3 oder 11 Paletten
über 20 t
n/a ca. 90 t Fracht 44 LD3 oder 14 Paletten
Triebwerkstypen 2 Rolls-Royce Turbofan Strahltriebwerke Trent XWB1
Schub 658 kN
(329 kN pro Triebwerk)
740 kN
(370 kN pro Triebwerk)
818 kN
(409 kN pro Triebwerk)
Max. Reisegeschwindigkeit Mach 0,89
Max. Geschwindigkeit n/a
Reichweite (mit max. Passagierzahl) 15.400 km 15.000 km ca. 17.600 km über 9.250 km 14.800 km

1 Airbus steht darüber hinaus in Verhandlungen mit General Electric, eine Triebwerksalternative zum Rolls-Royce Trent für die A350XWB zu entwickeln. GE weigert sich derzeit jedoch, ein Triebwerk für die A350-1000 anzubieten. Sollten die Verhandlungen nicht erfolgreich sein, ist es auch möglich, dass Engine Alliance Triebwerke entwickeln wird.

Bestellungen

Allgemein

Am 21. Dezember 2004 unterzeichnete die spanische Fluggesellschaft Air Europa als Erstkunde eine Absichtserklärung über zehn A350-800. Als erster Großkunde gab Qatar Airways bei der Paris Air Show 2005 seine Pläne zum Kauf von bis zu 60 neuen Airbus A350-800/-900 bekannt. Nach zahlreichen Spekulationen über eine mögliche Stornierung der Absichtserklärung aufgrund des durch den Neuentwurf verzögerten Indienststellungstermins gab man 15. März 2007 bekannt, dass Qatar Airways insgesamt 80 A350 (je 20 A350-800 und -1000, sowie 40 A350-900) zur Auslieferung ab 2013 kaufen will, die bisher größte Bestellung.[23] Die Grundsatzvereinbarung dazu wurde am 30. Mai 2007 unterzeichnet.[24] Am 18. Juni wurde dann der Kaufvertrag unterzeichnet.[25]

Bis zur Ankündigung des Neustarts des A350-Programms unter dem Namen A350 XWB am 17. Juli 2006 lagen 182 feste Bestellungen und Kaufabsichtserklärungen für die ursprüngliche A350-Variante vor. Mit dem Neustart des Programms war noch offen, welche dieser Verträge auf die A350 XWB umgeschrieben oder storniert werden, und ob sich unter Umständen die bestellten Stückzahlen ändern, größere Änderungen ergaben sich aber nicht.

Als erster Kunde gab die Leasinggesellschaft ILFC noch am Tag der Ankündigung der A350 XWB bekannt, dass man mit der neuen A350 XWB zufrieden sei und die bestehende Bestellung nicht stornieren werde. Lediglich über den neuen Preis werde man noch einmal verhandeln. Finnair und weitere bestehende A350-Kunden äußerten sich wenig später ähnlich.[26][27]

Überraschend gab Singapore Airlines – noch während der Luftfahrtmesse in Farnborough – am 21. Juli 2006 bekannt, dass man neben zusätzlichen neun A380 auch 20 A350 XWB der Version -900 plus 20 Optionen bestellen werde [28]. Damit ist Singapore Airlines der erste neue Kunde, der sich für die A350 XWB entschieden hat, sowie die erste Airline, die sowohl die Boeing 787 als auch die A350 bestellt hat. Der feste Kaufvertrag wurde im Juni 2007 unterzeichnet[29].

Der erste feste Auftrag für die A350 XWB wurde Ende Dezember 2006 mit der US-Leasingfirma Pegasus über 2 Maschinen abgeschlossen und Anfang Januar 2007 bekanntgegeben. Finnair ist der erste Kunde, der seine Bestellung des ursprünglichen A350-Entwurfs am 8. März 2007 in eine Bestellung für die A350 XWB umwandelte. Die ursprüngliche Bestellung wurde dabei um zwei Exemplare auf insgesamt 11 Maschinen aufgestockt.

Emirates hat am 11. November 2007 50 Airbus A350XWB 900 und 20 A350XWB 1000 neben 11 weiteren A380 bestellt.[30]

Listenpreise

Listenpreise der A350-Versionen in Millionen US-Dollar (Stand: Mai 2008)[31]
A350-800XWB A350-900XWB A350-1000XWB
205,9 bis 211,5 238,2 bis 242,9 267,0 bis 272,2

Tabellarische Auflistung

Aufgeführt sind ausschließlich die offiziell in den Airbus-Orderbüchern geführten Festbestellungen (Stand 30. November 2008).[32]

Fluggesellschaft A350-800 A350-900 A350-1000 gesamt
Aer Lingus 0 6 0 6
Aeroflot 18 4 0 22
Afriqiyah Airways 6 0 0 6
Alitalia 12 0 0 12
Alafco1 12 0 0 12
Asiana 10 10 10 30
Bangkok Airways 4 0 0 4
China Airlines 0 14 0 14
CIT Leasing1 5 2 0 7
Dubai Aerospace Enterprise1 0 30 0 30
Emirates 0 50 20 70
Etihad Airways 0 0 25 25
Finnair 0 11 0 11
Hawaiian Airlines 6 0 0 6
ILFC 1 12 8 0 20
Kingfisher Airlines 2 5 0 0 5
Libyan Airlines 4 0 0 4
Pegasus Aviation Finance 1 2 0 0 2
Qatar Airways 20 40 20 80
Singapore Airlines 0 20 0 20
Synergy Aerospace für Avianca 10 0 0 10
TAM Linhas Aéreas 12 10 0 22
TAP 12 0 0 12
Tunisair 3 0 0 3
US Airways 18 4 0 22
Vietnam Airlines 0 10 0 10
Yemenia 10 0 0 10
Privatkunden 1 7 0 8
Gesamt 182 226 75 483

1 Es handelt sich hierbei um Leasinggesellschaften.

2 Kingfisher hat bereits einen Vorvertrag über die Umwandlung der bestehenden Bestellungen über die alte A350 in neue A350XWB, zuzüglich weiterer Exemplare, abgeschlossen; da jedoch noch kein Festauftrag unterzeichnet wurde, werden hier - wie auch in den Airbus-Auftragsbüchern - nach wie vor nur die alten Aufträge aufgeführt. Sobald aus dem Vorvertrag ein Festauftrag wird, wird dies auch hier vermerkt.

3 Etihad Airways hat am 14. Juli 2008 die Bestellung von 25 A350 bekannt gegeben. Die Festlegung der Variante(n) steht jedoch noch aus.[33]

Weitere Tabellen finden sich im Artikel List of Airbus A350 orders der englischen Wikipedia.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. EADS: Airbus beschliesst Bau des neuen Flugzeugtyps A350, 6. Oktober 2005
  2. a b DGLR: Programmstart A350 beschlossen, 15. Oktober 2005
  3. Flight International „Udvar Hazy pushes Airbus on A350 design evolution“, 4. April 2006
  4. Bloomberg: „Airbus should redesign A350, says Singapore Airlines“, 7. April 2006
  5. Flight International: „Airbus will not be rushed on A350 decision“ , 20. April 2006
  6. Der Spiegel: „Kundenkritik: Airbus will A350 nachbessern“, 25. April 2006, kostenpflichtiges PDF-Dokument
  7. Flight International: „Airline criticism of Airbus A350 forces airframer to make radical changes to fuselage, wing and engines“, 8. Mai 2006
  8. Bloomberg: „Airbus to spend $10 Bln on New Plane“, 10. Mai 2006
  9. Tagesschau: „Airbus räumt Fehler beim A350 ein“, 17. Mai 2006
  10. EADS: Grünes Licht für den Bau der Airbus A350 XWB-Familie erteilt, 1. Dezember 2006
  11. Süddeutsche Zeitung: Kunden auch mit umgemodeltem A350 unzufrieden, 29. Mai 2007
  12. Spiegel: Riesenauftrag aus Katar - 80 Airbus A350 geordert, 30. Mai 2007
  13. Tagesschau: Airbus stellt neue A350 Variante XWB vor, 17. Juli 2006
  14. FAZ: „Airbus plant erneut Umgestaltung des A350 XWB“, 25. Oktober 2006
  15. EADS: EADS/Airbus-Präsentation der A350 XWB
  16. Flug Revue: Airbus stellt A 350 XWB vor, „Mehrbus“, Heft 9/2006, englische Version
  17. Airbus: A350-Bild
  18. The Seattle Times: Fancy long-range 777s fit Singapore's swank service, 29. November 2006
  19. Flight International: Farnborough: Engine Alliance studying rival GP7000 to Rolls-Royce's Trent planned powerplant for Airbus A350 XWB, 18. Juli 2006
  20. FlugRevue, August 2008, S.24-27, Neues von der A350XWB
  21. aero.de: Airbus bestätigt Zeitplan für A350XWB, 15.09.2008
  22. Aero.de: Airbus erhöht Abfluggewichte der A350 XWB-Serie, 09. Juni 2008
  23. Bloomberg: Airbus Wins Qatar Commitment for 80 A350s Worth $16 Billion, 30. Mai 2007
  24. EADS: Qatar Airways bestellt 80 Airbus A350XWB, 30. Mai 2007
  25. EADS: Qatar Airways bestätigt Bestellung von 80 A350 XWB und ordert drei weitere A380, 18. Juni 2007
  26. Flight International: „Farnborough: Finnair first carrier to commit to new Airbus A350 XWB twinjet family“, 18. Juli 2006
  27. Flight International: „Farnborough: No price hikes, demand original Airbus A350 customers“, 20. Juli 2006
  28. Flight International: „Farnborough: SIA shocks the air show by ordering 20 Airbus A350s, nine further A380s“, 21. Juli 2006
  29. EADS: Singapore Airlines unterzeichnet Vertrag für 20 Airbus A350 XWB
  30. Airbus: Emirates Airline buys 70 Airbus A350s and 11 additional A380s , 11. November 2007
  31. Airbus: AIRBUS AIRCRAFT Range of 2008 LIST PRICES, PDF-Dokument
  32. Airbus: Airbus Orders & Deliveries
  33. Etihad Airways Presseerklärung: Etihad places 55 firm aircraft orders with Airbus

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