Erotische Fotographie

Erotische Fotographie
Erotische Fotografie: Dame

Als erotische Fotografie bezeichnet man ein fotografisches Genre, das stilistisch zwischen Aktfotografie und Pornografie angesiedelt ist.

Zur erotischen Fotografie gehört die Darstellung des mehr oder weniger nackten menschlichen Körpers in einem sexuellen Bezug. Die Unterscheidung zur Pornografie ist oft weitgehend subjektiv; die erotische Fotografie steht immer im Spannungsfeld zwischen künstlerischer Freiheit, Ästhetik, Kitsch, Provokation und dem Verstoß gegen „die guten Sitten“.

Inhaltsverzeichnis

Abgrenzungen

Pornografie

Ähnlich wie die Pornografie verfolgt die erotische Fotografie das Ziel, den Betrachter sexuell zu stimulieren und zu erregen. Anders als die Pornografie bedient sie sich zum Aufbau der Erotik nicht unbedingt der expliziten und nie der groben Darstellung sexueller Handlungen, sondern verwendet sie meist nur Andeutungen solcher und erfüllt sie dabei in der Regel höhere ästhetische Ansprüche.

Aktfotografie

Die Aktfotografie gilt, neben der Porträtfotografie, als hohe Schule der Fotografie. Neben technischen Fertigkeiten und einem gekonnten Umgang mit dem Licht als Gestaltungsmittel muss der Fotograf auch kommunikative Fähigkeiten mitbringen und eine positive Beziehung zu seinem Modell aufbauen können.

Die Grenzen zur erotischen Fotografie sind fließend, ein Foto lässt sich prinzipiell oft beiden Kategorien zuordnen. Auch ist der künstlerisch-ästhetische Anspruch oftmals auch bei der erotischen Fotografie gewahrt. Das Abgrenzungskriterium liegt vielmehr im dahinterstehenden Motiv: so wird, wie der Name offenbart, von der erotischen Fotografie ein erotischer Reiz vermittelt. Dies passiert zwar auch bei der Aktfotografie, wird von dieser jedoch nicht explizit angestrebt. Die Aktfotografie betrachtet die Formen des menschlichen Körpers eher als fotografisches Objekt, das ähnlich einer Landschaft oder einer Szenerie in anderen Genres zur künstlerischen Darstellung einlädt.

Geschichte und Entwicklung

19. Jahrhundert

Erotische Postkarte (1919)

Bis ins Jahr 1835, der Erfindung der Fotografie durch Louis Daguerre, war die bildliche erotische Darstellung ausschließlich auf Zeichnung und Malerei beschränkt. Zu dieser Zeit war die öffentliche Moral jedoch sehr prüde bezüglich der Darstellung nackter Personen, insbesondere wenn sie unter einem erotischen Vorzeichen stand. Auch die technische Entwicklung steckte in den Kinderschuhen: sehr lange Belichtungszeiten waren nötig und erschwerten das Ablichten von Personen. Die Reproduktion war nur durch Abfotografieren der Orginalvorlage möglich, was das Verfahren umständlich und teuer machte. Somit war eine Fotografie zu jener Zeit sehr kostbar und kein Massenmarkt vorhanden.[1]

Im Jahr 1838 wurde die Stereofotografie erfunden, 1841 die Talbotypie.[2] Diese Verfahren wurden einige Jahre später zur Marktreife entwickelt und ermöglichten der erotischen Fotografie einen ersten Aufschwung. In Frankreich wurden Postkarten mit nackten Frauen in erotischen Posen produziert, die man zwar als Postkarten verkaufte, deren eigentlicher Zweck jedoch nicht im Versenden per Post bestand, da dies auch verboten gewesen wäre. Das erste Magazin, das erotische Fotos publizierte, war das französische La Beaute.[3]

20. Jahrhundert und Gegenwart

Im 20. Jahrhundert kam es zum Aufstieg der erotischen Fotografie. Während des zweiten Weltkrieges erreichten die Pin-up-Girls ein breites Publikum. Die Darstellung war anfangs zwar noch auf nackte Beine in kurzen Röcken beschränkt, in den 1950er Jahren kamen auch öfter nackte Brüste hinzu. Die Zeitschrift „Playboy“, im Jahr 1953 gegründet, erreichte bald große Popularität und begründete den Markt der Männer- und Lifestylemagazine. Erotische Fotografie wurde bald eng mit ihr verbunden und zunehmend in die Öffentlichkeit gerückt. Die 1965 gegründete Zeitschrift „Penthouse“ ging einen Schritt weiter als der „Playboy“, in dem erstmals deutlich sichtbar Genitalien dargestellt wurden, die damals allerdings mit Schamhaar bedeckt waren. Auch schauten die Modelle in der Regel direkt in die Kamera, als ob sie in Beziehung zum meist männlichen Betrachter treten würden.

Die Verbreitung des Internet in den 1990er Jahren sowie die zunehmende gesellschaftliche Liberalisierung brachten der erotischen Fotografie einen erneuten Aufschwung. Es bildeten sich diverse Print- und Onlinepublikationen, die mittlerweile den großen Magazinen (Playboy, Penthouse) Konkurrenz machen und die unterschiedlichsten Geschmäcker bedienen.[4]

Einen interessanten Einblick bietet die erotische Fotografie in sich verändernde gesellschaftliche Schönheitsideale und Körpervorstellungen. So ergab eine Studie der York University in Ontario, dass die Playmate genannten Modelle des „Playboy“ über die Jahre zunehmend schlanker wurden und heute mit einem Body-Mass-Index von durchschnittlich unter 18,1 untergewichtig sind. Auch im sogenannten Taille-Hüft-Verhältnis spiegeln sich diese Veränderungen wider.[5] Eine weitere gesellschaftliche Veränderung, die durch die erotische Fotografie sichtbar gemacht und wohl teilweise auch verstärkt wurde, ist die zunehmende Verbreitung der Schamhaarentfernung. So finden sich auf erotischen Fotos der 1980er Jahre fast ausschließlich Frauen mit natürlicher Schambehaarung, die in den 90er Jahren in einen immer dünner werdenden Strich übergeht und heutzutage größtenteils völlig verschwunden ist.[6]

Beispiele für moderne erotische Fotografie

Einzelnachweise

  1. J.M. Cross. Nineteenth-Century Photography: A Timeline. Victorian Web
  2. Stereoscopy.com FAQ
  3. Peter Marshall: Nude photography, 1840-1920. photography.about.com
  4. Mark Gabor. The Illustrated History of Girlie Magazines. Random House, New York 1984. ISBN 0-517-54997-2
  5. Thinness and body shape of Playboy centerfolds from 1978 to 1998.
  6. Playboy's Waxing Nostalgic

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