Erythroxylum coca

Erythroxylum coca
Cocastrauch
Coca-Strauch (Erythroxylum coca), Illustration.

Coca-Strauch (Erythroxylum coca), Illustration.

Systematik
Klasse: Dreifurchenpollen-
Zweikeimblättrige
(Rosopsida)
Unterklasse: Rosenähnliche (Rosidae)
Ordnung: Malpighienartige (Malpighiales)
Familie: Rotholzgewächse (Erythroxylaceae)
Gattung: Cocasträucher (Erythroxylum)
Art: Cocastrauch
Wissenschaftlicher Name
Erythroxylum coca
Lam.
Coca-Strauch (Erythroxylum coca) mit Blättern und Früchten.
Cocastrauch in Kolumbien
Mate de Coca (Teebeutel)
Coca-Blätter

Der Cocastrauch (Erythroxylum coca) ist eine Pflanzenart, die zur Familie der Rotholzgewächse (Erythroxylaceae) gehört.

Inhaltsverzeichnis

Aussehen

Es ist ein immergrüner, bis 2,5 m hoher Strauch, der im Anbau als Nutzpflanze niedrig gehalten wird. Er hat eine rötliche Rinde. Die Blätter sind wechselständig, elliptisch bis spatelförmig und 5 bis 15 cm lang. Aus den Blattachseln wachsen 1 bis 5 unscheinbare, kleine gelbliche Blüten. Aus den oberständigen Fruchtknoten entwickeln sich einsamige rote Steinfrüchte.

Verbreitung

Die Heimat des Cocastrauches liegt an den Osthängen der Anden von Peru, Bolivien bis Kolumbien. Hier wächst der Cocastrauch in Höhen zwischen 300 und 2000 m ü.d.M. Diese Länder sind auch heute noch die Hauptanbaugebiete für Coca mit einem Anteil an der weltweiten Ernte (Stand 2005) von 54% in Kolumbien, 30% in Peru und 16% Bolivien.

Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Cocastrauch auch in Indien, Ceylon und Java eingeführt und bis heute in viele andere Weltgegenden, in denen ein Anbau möglich ist, verbreitet.

Er wird zur Blättergewinnung in Peru, Bolivien, Brasilien, Kolumbien, Teilen von Afrika, Indonesien, Indien und Sri Lanka in Höhen von 500 bis 1200 m über dem Meer angebaut. Die Ausfuhr seiner Samen aus diesen Ländern ist durchweg verboten, so dass diese nur schwer zu erhalten sind.

Andere Arten

Der Pflanzengenus Erythroxylum umfasst ungefähr 250 Arten.

Auch Erythroxylum novogranatense, das in geringerer Höhe wächst, enthält Kokain. Es wird in Kolumbien, Venezuela und Indien angebaut.

Erythroxylum australe ist eine in Australien beheimatete Pflanze, die kein Kokain enthält. Trotzdem ist der Anbau aller Erythroxylum-Pflanzen in Queensland verboten, einschließlich der einheimischen Art.

Inhaltsstoffe

Getrocknete (bei max. 40 °C) Cocablätter enthalten ca. 0,5 bis 1,3 Prozent Alkaloide, davon bestehen bis zu drei Viertel aus Kokain.

Außerdem enthalten sie relativ große Mengen an Kohlenhydraten, Calcium sowie Proteinen, Eisen, Vitamin A und Vitamin B2. Für die ansässigen Indios war die Pflanze bis zur Ankunft der spanischen Conquistadores die einzige reichhaltige Calcium-Quelle. Seither verzehren sie auch Milchprodukte.

Verwendung

Das Kauen von Coca-Blättern ist in den Anden sowie im Tiefland des Gran Chaco seit Jahrhunderten verbreitet. Die Blätter werden als Genussmittel, als Nahrungsergänzungsmittel, für kultische und medizinische Zwecke genutzt. Sie helfen Hunger, Müdigkeit und Kälte zu verdrängen und sind sehr wirksam gegen die Höhenkrankheit, da sie die Sauerstoffaufnahme verbessern. Auch hatten die Cocablätter eine spirituelle Bedeutung. Die gekauten Blätter bilden, zusammen mit Kalk und anderen Hilfssubstanzen (zum Beispiel Pflanzenasche), eine sogenannte „bola“.

Der Tee „Mate de Coca“ ist in Peru und anderen Andenregionen National-Getränk. In Peru und Bolivien gibt es ihn, fertig in Teebeutel abgepackt, in vielen Supermärkten. Er beinhaltet ca. 1g getrocknete Cocablätter pro Teebeutel. Seine Wirkung ist mit der von starkem Schwarztee oder Kaffee vergleichbar, außerdem hilft er gegen Magenbeschwerden. Sein Geschmack ist eher grasig („grün“) und leicht aminartig, aber nicht unangenehm. Körperliche bzw. psychische Beschwerden oder Abhängigkeiten - die über die von Kaffee oder Tee hinausgehen - werden im allgemeinen nicht beobachtet. Die Verarbeitung der Cocablätter zu Tees wird in Peru sogar staatlich gefördert. Da die Teemischung Pflanzenteile der Coca-Pflanze enthält, unterliegt diese dem deutschen Betäubungsmittelgesetz weshalb allein der Besitz oder die Einfuhr solcher Teebeutel strafbar ist.

Der Eroberer Gonzalo de Zárate, der im Auftrag von Karl III. von Spanien die koloniale Macht in Argentinien festigte, lobte den Effekt des Kokablatts: „Die Indios in den Minen können 36 Stunden unter Tag bleiben, ohne zu schlafen und zu essen“. Die Kokasteuer wurde in der Folge zu einem wichtigen Pfeiler der kolonialen Herrschaft. Bis weit hinein ins 20. Jahrhundert blieb Koka ein unabdingbarer Lohnbestandteil der Indios und Mestizen in den Anden. Zum Politikum wurde das Kokablatt erst mit dem Übergreifen des kalten Krieges auf Südamerika. Bereits 1946 setzte die sowjetische Botschaft in Lima zu einer Kampagne gegen die „Drogensklaverei“ skrupelloser US-Multis an. Auf Anstoß der Minengesellschaft Cerro de Pasco Copper Corporation parierte eine amerikanische Delegation vor den Vereinten Nationen die Attacke mit einer Belehrung über die Vorzüge der althergebrachten Kokasitte. Mittlerweile stehen die Nordamerikaner an vorderster Front im Krieg gegen die Kokastaude, während die politische Linke im Kokablatt ein Opfer des Kulturimperialismus entdeckt hat.

Der Anbau von Erythroxylum coca durch die Cocaleros, die Cocabauern, ist in den Andenländern nur in bestimmten Mengen legal, die Weiterverarbeitung der Blätter zu Kokain oder seinen Vorprodukten ist streng verboten. Von 1988 bis 2006 galt in Bolivien das Gesetz 1008, welches eine jährliche Anbaufläche von 12.000 ha in der Yungas-Region bei La Paz für den traditionellen Gebrauch der Blätter erlaubt. Am 19. Dezember 2006 gab der bolivianische Präsident Evo Morales bekannt, dass er bis zum Jahr 2010 20.000 Hektar seines Landes für den Koka-Anbau zur Verfügung stellen will. Der Anbau auf den übrigen Flächen wird von der bolivianischen Regierung mit starker Unterstützung der USA bekämpft. Seit der Wahl Evo Morales’ zum Präsidenten Boliviens im Dezember 2005 ist die Drogenpolitik der Regierung noch offen. Morales strebt eine Legalisierung des Cocablattes an, auch um die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten zum Beispiel für Zahnpasta, Shampoo etc. zuzulassen. Die Ausfuhr der Blätter ist bisher verboten. Ausnahmen bilden Exporte für pharmazeutische Firmen.

Entdeckung des Kokains und politische Folgen

1859 gelang es Albert Niemann, Kokain aus den Pflanzen zu isolieren und dieses als schmerzbetäubendes Medikament zu gebrauchen. Kokain wurde im 20. Jahrhundert zu einer verbreiteten Droge. Gleichzeitig wurde der Coca-Anbau zum internationalen Politikum. Die USA machten auf viele lateinamerikanischen Länder Druck, den Anbau zu verbieten und die Plantagen zu vernichten. In vielen Ländern führte dies zu einer Existenzbedrohung für die Coca-Bauern. Der Widerstand gegen diese Maßnahmen brachte unter anderem auch Politiker wie Evo Morales hervor, der vom Gewerkschaftsführer der Coca-Bauern zum Präsidenten Boliviens wurde.

Zubereitungen

Die Blätter werden entweder sofort oder nach kurzer Fermentation getrocknet. Bei der Fermentation werden Glykoside gespalten, die Droge entwickelt dabei einen süßlichen Geschmack. Das als weißliches Pulver bekannte Cocain(-Hydrochlorid) wird aus den frischen oder getrockneten Blättern durch Säure-Base-Extraktion und weitere chemische Aufarbeitung gewonnen.

Volkskunde

Ursprünglich war die berauschende Wirkung des Cocas Mittel zur Aufnahme von Kontakt mit übersinnlichen Mächten. Außerdem wurde es schon von den Indianern als schmerzheilendes Medikament genutzt.

Rechtsstatus

Erythroxylum coca (Pflanzen und Pflanzenteile der zur Art Erythroxylum coca – einschließlich der Varietäten bolivianum, spruceanum und novogranatense – gehörenden Pflanzen) ist in der Bundesrepublik Deutschland aufgrund seiner Aufführung in der Anlage 2 BtMG ein verkehrsfähiges, aber nicht verschreibungsfähiges Betäubungsmittel. Der Umgang ohne Erlaubnis ist grundsätzlich strafbar. Weitere Informationen sind im Hauptartikel Betäubungsmittelrecht in Deutschland zu finden.

Der Kokastrauch fällt unter das internationale Einheitsabkommen über die Betäubungsmittel und den damit verbundenen Beschränkungen.


Quellen


Literatur

  • W. Franke: Nutzpflanzenkunde. 1997
  • C. E. Turner, M. A. Elsohly, L. Hanuš und H. N. Elsohly: Isolation of dihydrocuscohygrine from Peruvian coca leaves. In Phytochemistry. 20 (6), 1981, 1403-1405.
  • Gereon Janzing: Den Indianern ihr Kaffee: Koka, Edition RauschKunde, Löhrbach, ISBN 978-3-930442-62-1

Weblinks


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