Escamillo

Escamillo
Werkdaten
Originaltitel: Carmen
Originalsprache: französisch
Musik: Georges Bizet
Libretto: Henri Meilhac, Ludovic Halévy
Literarische Vorlage: Carmen von Prosper Mérimée
Uraufführung: 3. März 1875
Ort der Uraufführung: Opéra-Comique, Paris
Spieldauer: ca. 2 3/4 Stunden
Ort und Zeit der Handlung: Spanien (Sevilla) ca. 1820
Personen
  • Don José, Sergeant (Tenor)
  • Escamillo, Torero (Bariton)
  • Dancaïro, Schmuggler (Tenor oder Bariton)
  • Remendado, Schmuggler (Tenor)
  • Moralès, Sergeant (Bariton)
  • Zuniga, Leutnant (Bass)
  • Lillas Pastia, Schankwirt (Sprechrolle)
  • ein Bergführer (Sprechrolle)
  • Carmen, Zigeunerin (Mezzosopran)
  • Micaëla, Bauernmädchen (Sopran)
  • Frasquita, Zigeunerin (Sopran)
  • Mercédès, Zigeunerin (Sopran)
  • Chor und Ballett: Soldaten, junge Männer, Zigarettenarbeiterinnen, Anhänger Escamillos, Zigeuner, Zigeunerinnen, Polizisten, Stierkämpfer etc.; Gassenjungen (Kinderchor)

Carmen ist eine Opéra comique in vier Akten von Georges Bizet. Das Libretto schrieben Henri Meilhac und Ludovic Halévy nach der gleichnamigen Novelle von Prosper Mérimée. Die Uraufführung fand am 3. März 1875 in der Opéra-Comique in Paris statt.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

I. Akt

Manuskript von Bizet der Habanera vom I. Akt (L'amour et un oiseau rebelle...)

Ein Platz in Sevilla. Eine Wache des Militärs vertreibt sich gelangweilt die Zeit. Micaëla tritt auf und fragt nach Don José, der jedoch erst mit der Wachablösung erscheinen wird. Die ablösende Wache marschiert auf. Moralès erzählt Don José von dem Mädchen, das nach ihm gefragt hat. Don José erkennt nach der Beschreibung Micaëla, die als Waise im Hause seiner Mutter lebt.

Leutnant Zuniga fragt Don José über die wegen ihrer Attraktivität bekannten Arbeiterinnen in der nahen Zigarettenfabrik aus. Da ertönt die Pausenglocke der Fabrik. Die Arbeiterinnen strömen auf den Platz, von den Männern begehrlich beobachtet. Carmen hat ihren Auftritt und wirft Don José, der sie zunächst nicht beachtet, spöttisch eine Akazienblüte zu.

Nach der Pause bleibt Don José zurück. Micaëla kommt zurück, sie überbringt einen Brief von Don Josés Mutter und deren Kuss. José will der Versuchung durch Carmen widerstehen und nach dem Willen seiner Mutter Micaëla heiraten.

Später bricht ein Streit in der Fabrik aus. Carmen hat mit ihrem Messer eine Frau verletzt. Als Carmen sich über den Vorgang und das Verhör lustig macht, beauftragt Zuniga Don José, sie ins Gefängnis zu bringen.

Carmen überredet Don José, sie unterwegs fliehen zu lassen, und verspricht ihm als Dank eine heiße und wundervolle Nacht in der Schänke eines Freundes namens Lillas Pastia. Don José, der zwischen Begehren und Pflichtgefühl schwankt, löst schließlich ihre Fesseln, so dass sie entfliehen kann.

II. Akt

Die Taverne des Lillas Pastia.
Zigeunerinnen sitzen mit Zuniga und seinen Offizieren bei Tanz und Gesang in der Taverne. Dieser wirbt um Carmen. Carmen erfährt von Zuniga, dass José zur Strafe einen Monat im Gefängnis saß, inzwischen jedoch wieder frei ist.
Als der bekannte Stierkämpfer Escamillo die Schänke betritt, fällt sein Blick sofort auf Carmen. Er versucht galant, sich ihr zu nähern, doch sie weist ihn zurück. Zwei Schmuggler versuchen, die drei Zigeunerinnen für einen Diebeszug zu gewinnen. Carmen wartet verliebt auf José. Er kommt endlich.
Sie tanzt und singt für ihn. Da ertönt der Zapfenstreich, der José zum Appell ruft und dem er folgen will. Carmen verspottet ihn wegen seines Pflichtbewusstseins. José versichert Carmen erneut seiner tiefempfundenen Liebe. Ihr Angebot, das Schmugglerleben mit ihm zu teilen, schlägt er jedoch aus. Als er gehen will, tritt Zuniga herein, der eine krankhafte Eifersucht in José auslöst, weil jener sich zuvor an Carmen herangemacht hat. Es kommt zur Auseinandersetzung mit handgreiflichen Folgen. Carmen wirft sich zwischen beide. Die Schmuggler und einige Zigeuner überwältigen den Leutnant und fesseln ihn. Nun ist Don José der Weg zurück versperrt, er muss mit der Bande in die Berge ziehen.

III. Akt

Das Lager der Schmuggler im Gebirge, die Felsenschlucht dunkel und trüb. Die Schmuggler wollen ihre Beute unbemerkt in die Stadt bringen. Carmen hat sich inzwischen von José abgewendet. Seine Versuche, sie zurückzugewinnen, bleiben erfolglos. Carmen, Mercédès und Frasquita befragen die Karten nach der Zukunft. Während diese ihren Freundinnen Glück verheißen, bedeuten sie für Carmen immer nur den Tod. Dancairo und Remendado kehren von einem Erkundungsgang zurück. Die Frauen sollen die Zöllner mit ihren Verführungskünsten ablenken, damit die Männer einen Teil der Waren über die Grenze bringen können. Daraufhin erwacht Josés Eifersucht erneut. Während die anderen sich auf den Weg in die Stadt machen, soll er die restlichen Waren bewachen.

Micaëla erscheint in der Felsenschlucht. Sie ist auf der Suche nach Don José. Die unheimliche Gegend flößt ihr Angst ein. Als auch Escamillo erscheint, versteckt sie sich.

José trifft auf Escamillo und gerät mit ihm in eine kämpferische Auseinandersetzung. Carmen hindert José daran, den Torero zu töten. Daraufhin lädt Escamillo sie und alle ihre Gefährten zu seinem nächsten Stierkampf in die Arena von Sevilla ein. Der gedemütigte José warnt Carmen, doch diese bleibt unbeeindruckt.

Als die Schmuggler nach Sevilla aufbrechen wollen, wird Micaëla in ihrem Versteck entdeckt. José weigert sich, mit ihr zu seiner Mutter zurückzukehren. Als Micaëla ihm eröffnet, dass die Mutter im Sterben liege, ändert er seinen Entschluss. Düster prophezeit er Carmen ein baldiges Wiedersehen.

IV. Akt

Ein Platz in Sevilla vor der Stierkampf-Arena. Escamillo tritt mit großem Gefolge und Carmen an seiner Seite auf. Frasquitas Warnung vor dem eifersüchtigen José, der sich in der Menge versteckt hält, schlägt sie in den Wind. Alle ziehen in die Arena ein. Carmen bleibt mit José zurück.

José liebt Carmen immer noch, doch sie ihn nicht mehr. Deshalb weigert sie sich, zu ihm zurückzukehren und ein neues Leben mit ihm zu beginnen. Sie will an ihrer Freiheit festhalten und sich keinen fremden Willen aufzwingen lassen. Zur Bekräftigung ihrer Absicht wirft sie ihm den Ring, den er ihr einst schenkte, vor die Füße. Während in der Arena der Sieg Escamillos bejubelt wird, ersticht José Carmen. Verzweifelt bricht er über ihrer Leiche zusammen. Don José sagt dann noch zu den Wachen, dass sie ihn festnehmen sollen, da er einen Menschen umgebracht hat.

Erstaufführung

Célestine Galli-Marié als Carmen, 1875
Plakat zur Uraufführung 1875

Bereits die Proben zur Uraufführung des Werkes gestalteten sich schwierig. Während der Proben strich Bizet größere Abschnitte (insgesamt 366 Takte). Nicht alle diese Striche sind der Unfähigkeit des Regisseurs, des Chores oder der Orchestermusiker zuzuschreiben. Sie wurden von Bizet nicht (zumindest nicht nur) wider besseres Wissen zugestanden als schlechter Kompromiss des Komponisten mit dem trägen Apparat des Uraufführungstheaters.

Bei der Erstaufführung reagierte das Publikum nach anfänglicher Begeisterung immer kühler. Der unkonventionelle Inhalt wurde vom biederen Publikum nicht aufgenommen. Viele Kritiker fielen über das Werk her. Die Uraufführung war nicht der erhoffte Erfolg, wenn auch kein Reinfall. Die Oper trat deshalb die nächsten Jahre nur schwach aus der Opernszene hervor. Der eigentliche Erfolg wurde erst später erzielt.

Wirkungs- und Bearbeitungsgeschichte

Der internationale Erfolg der Oper begann wenige Monate nach der Uraufführung im Oktober 1875 in Wien. Inzwischen war Bizet jedoch am 3. Juni im Alter von 36 Jahren gestorben. Dass er an gebrochenem Herzen gestorben sei oder gar Selbstmord begangen habe, gehört in das Reich der Legenden. Dennoch hatten die anstrengenden Proben und der Misserfolg an seinen Kräften gezehrt, so dass er an einem erneuten Anfall seines Herzleidens verstarb.

Für Wien und die internationalen Bühnen ließ der Verlag eine neue Fassung mit Ballett und Rezitativen von Ernest Guiraud erstellen, die bald allen Aufführungen zugrundegelegt wurde. Freilich hat Ludovic Halévy eine geplante Aufführung dieser Fassung an der Pariser Oper untersagt und in die Gesamtausgabe seiner mit Meilhac verfassten Werke ausdrücklich die Version als Opéra comique aufgenommen. Diese Version mit gesprochenen Dialogen ist mithin die einzig authentische. Sie war keineswegs erfolglos, denn sie wurde an der Opéra-comique insgesamt 2946 Mal gespielt.

Der ursprüngliche, nach der Uraufführung noch von Bizet korrigierte Klavierauszug, wurde trotzdem nicht nachgedruckt oder vertrieben. Eine den Absichten der Autoren, des Komponisten wie der Librettisten, entsprechende Ausgabe lag bis vor wenigen Jahren nicht vor, weder für Studien- noch für Aufführungszwecke, obwohl dies als ein Versäumnis der Musikwissenschaft und des Musikbetriebs kritisiert wurde, etwa von Michel Poupet und vor allem von Winton Dean. (Eine Ausgabe von Fritz Oeser (Kassel, Bärenreiter, 1964) entstellte und verkleisterte das Werk durch Eingriffe und Zusätze geradezu. Dabei ist die Quellenlage zur Carmen außergewöhnlich günstig. Erst in den letzten Jahren erschien im Verlag B. Schott’s Söhne eine Ausgabe, die das Prädikat „kritisch“ verdient (Klavierauszug c. 2000 mit ausführlichem Vorwort, Studienpartitur 2003 in der Eulenburg-Reihe, musikalischer Herausgeber Robert Didion, textlicher und deutsche Übersetzung von Josef Heinzelmann). Die führenden Bühnen bedienen sich inzwischen sowohl dieser Ausgabe Scala di Milano 2003 (Dirigent Michel Plasson), die Deutsche Staatsoper 2004 (Dirigent Daniel Barenboim) als auch der Neuausgabe von Michael Rot, die alle Versionen nebeneinander aufführt (Oper Zürich 2008 - Dirigent Franz Welser-Möst). Für 2014 ist eine Neuausgabe der Bärenreiter - Edition vorgesehen (Editionsreihe L’Opéra français).

Carmen ist eine der am häufigsten aufgeführten Opern des internationalen Repertoires. Sie hat viele begeisterte Bewunderer gefunden, Friedrich Nietzsche spielte sie in „Der Fall Wagner“ gegen Richard Wagner aus.

Diese Beliebtheit wurde nach einem Stummfilm mit der US-amerikanischen Sopranistin Geraldine Farrar und einer Charlie-Chaplin-Parodie auch durch Tonfilme genutzt. Ein außergewöhnlicher Boom von Carmen-Variationen war dabei Anfang der 1980er Jahre zu registrieren. In denselben Monaten, in denen 1983 Peter Brook eine eigenständige theatralische Variante, Die Tragödie der Carmen vorlegte und Francesco Rosi in der südandalusischen Stadt Ronda einen Carmen-Film mit Julia Migenes und Plácido Domingo drehte, begann Carlos Sauras Opernstreifen Carmen ein wahres Flamenco-Fieber auszulösen.
Acht Jahre nach seinem Tanzfilm brachte Saura 1991 in seiner ersten Operninszenierung Bizets Carmen auf die Bühne des Württembergischen Staatstheaters Stuttgart.

Wichtige Darsteller

Filmografie

Filme, die die Novelle oder die Oper zum Vorbild haben:

Weblinks


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