Eskamoteur

Eskamoteur

Die Zauberkunst (auch Zaubern, Magie) ist die Kunst, durch Tricks unterhaltsam Illusionen entstehen zu lassen.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Darstellung eines Illusionisten aus dem 17. Jahrhundert

Um eine Illusion zu erreichen, gelangen eine Vielzahl unterschiedlicher Techniken zur Anwendung: Psychologie, Ausnutzung von Wahrnehmungslücken, Kunstgriffe, optische Täuschungen, trickreiche Apparaturen, Ausnutzung gemeinhin unbekannter physikalischer Zusammenhänge und mathematischer Gesetze.

Zauberkunst dient zur Unterhaltung eines Publikums, das die benutzten Fertigkeiten nicht kennt. Die Zuschauer wissen, dass die gezeigten Effekte durch Anwendungen von Tricks erreicht werden. Sie setzen sich entweder gerne dem Reiz aus, sich vom Zauberkünstler verzaubern zu lassen oder haben Spaß daran, über seine Methoden zu rätseln. Der Reiz einer Darbietung liegt neben der Faszination über eine Illusion vor allem in der Inszenierung und deren Unterhaltungswert.

Mitgliedschaften in entsprechenden Vereinen sind mit dem Ehrenkodex verbunden, Trickgeheimnisse zu wahren. Als zulässig wird angesehen, Tricks denen gegenüber zu offenbaren, die selbst aktive Zauberkünstler werden möchten. Hierzu gibt es zahlreiche Bücher und Zeitschriften, in denen sich ernsthaft Interessierte informieren können.

Geschichte

Von Zauberkunst spricht man erst seit dem 18. Jahrhundert. Die Kunst des Taschenspiels, benannt nach der Gauklertasche zur Aufbewahrung der Requisiten, wurde bereits auf hellenistischen Marktplätzen beobachtet. Viele spätere Zaubertricks haben einen kriminellen Ursprung wie Falschspiel, Taschendiebstahl, Vortäuschung spiritistischer Phänomene oder Fakirtricks. Erste Beschreibungen von Zauberkunststücken mit Spielkarten zu Unterhaltungszwecken, datieren auf 1593, fanden jedoch keine Verbreitung. Das erste bekannte Buch, in dem konkrete Zauberkunststücke professioneller Gaukler beschrieben werden, war 1584 The Discoverie of Witchcraft von Reginald Scot und diente der Volksaufklärung, da in allem, was man nicht verstand, Teufelswerk erblickt wurde. Ein erstes Anleitungsbuch für Taschenspielertricks mit dem Titel Hocus Pocus Iunior. The Anatomie of Legerdemain erschien 1634 in London. In den letzten Jahrhunderten entwickelte sich die Zauberkunst zu einer spielerischen Unterhaltungsform eigener Art, die sich nur ausnahmsweise in die Nähe magischer Phänomene begibt (Mentalmagie). Die Geschichte der Zauberkunst wurde naturgemäß von den einzelnen Zauberkünstlern geprägt.

Sparten und Arten

Taschenspieler

Die historischen Taschenspieler waren fliegende Händler, welche Kunststücke zum Anlocken von Publikum benutzten, um anschließend Waren feilzubieten. Sie traten meist auf Marktplätzen und in Wirtshäusern auf, oft hinter einem Tisch stehend. Das Repertoire der Taschenspieler beschränkte sich meist auf das Becherspiel, bei dem zu Unterhaltungszwecken Bälle oder Muskatnüsse unter den Bechern wandern. Vom Verschwindenlassen einer Muskatnuss (franz. l'escamot) stammen der französische „Eskamoteur“ und das deutsche Lehnwort „eskamotieren“ (wegmanipulieren).

Straßenzauberei

Die Nachfahren der Taschenspieler sind die Straßenkünstler. Sie müssen in der Lage sein, unter manchmal schwierigen Bedingungen, etwa umringt, bei widrigem Wetter und vor unberechenbaren Passanten ihr Publikum anzulocken. Meistens spielen sie für den aufgestellten Hut.

Bühnenmagie

Kunststücke, die etwa von der Größe der Requisiten her für ein großes Publikum geeignet sind, werden der Bühnenmagie zugerechnet. Entsprechende Darbietungen nutzen oft die Möglichkeiten professioneller Bühnen wie besondere Beleuchtung usw. aus. Die Bühnenmagie wurde im 19.Jahrhundert durch den Franzosen Jean Eugène Robert-Houdin und den Briten John Henry Anderson etabliert.

Großillusionen

„Illusionisten“ im engen Sinne sind nach dem Sprachgebrauch der Zauberkünstler solche, die mit großen Trickapparaturen arbeiten, sog. „Großillusionen“. Mit diesen aufwendigen Kunststücken begann Ende des 19. Jahrhunderts der Brite John Nevil Maskelyne in seinem Londoner Zaubertheater, der u.a. als erster einen Menschen durch einen Reifen schweben ließ.

Zauberei mit Musikuntermalung

Mit das wichtigste Instrument eines Zauberkünstlers ist sein Vortrag, der die Phantasie der Zuschauer anregt und sie von seinen Geheimnissen ablenkt. Nachdem der Zauberkünstler Theodore Bamberg infolge eines Unfalls stumm wurde, erklärte er sein sprachliches Unvermögen, indem er die Rolle eines Japaners Okito annahm und um die Jahrhundertwende als erster zu Musikbegleitung zauberte. Hieraus entwickelte sich ein eigenes Genre, dessen Ästhetik und Kommunikation besonderen Gesetzen folgen.

Manipulation

Manipulateure im engen Sinne sind Bühnenkünstler, die sich in erster Linie auf das Geschick ihrer Hände verlassen. Sie zaubern daher überwiegend mit handlichen Gegenständen, typischerweise zu Musikbegleitung. Dieses Genre wurde durch Wiljalba Frikell bereits im 19. Jahrhundert entwickelt.

Tischzauberei (Mikromagie, close up-magic)

Kunststücke, die wegen kleinerer Requisiten nur aus kurzer Distanz verfolgt werden können, werden intern meistens als „close up“ bezeichnet. Der besondere Reiz für die Zuschauer besteht in der Nähe, die scheinbar das „Schummeln“ erschwert. Typische close up-Requisiten sind Karten und Münzen. Aus den USA kommend hat sich in den letzten Jahren auch hierzulande das sogenannte „table hopping“ etabliert, bei dem der Zauberkünstler von Tisch zu Tisch wandert und so sein Publikum individuell und schrittweise verzaubert.

Kartenkunst

Kunststücke mit Spielkarten sind sowohl auf der Bühne als auch am Tisch möglich und so zahlreich, dass die Zauberkünstler die Kartenkunst als eigene Sparte betrachten. Kartentricks gelten als die verbreitetste Form der Zauberkunst überhaupt.

Mentalmagie

Unter Mentalmagie versteht man die Imitation angeblich parapsychologischer Phänomene durch Tricks, etwa scheinbares Gedankenlesen, die scheinbare Vorhersage von Ereignissen oder Spukeffekte zu Unterhaltungszwecken. Sie entstammt dem Erbe falscher Spiritisten und trickreicher Scharlatane. Da Mentalisten aus dramaturgischen Zwecken oft nicht betonen, dass sie Zauberkünstler sind und sehr raffinierte Tricks anwenden, können Zuschauer nicht ohne Weiteres beurteilen, ob das Gesehene ernst zu nehmen ist oder nicht.

Comedy-Zauberei

Die meisten Zauberer, gleich welcher Sparte, setzen bei ihren Shows auf Humor. Bei der Comedy-Zauberei bildet dies den Schwerpunkt, wobei die Zaubereffekte meist zur Nebensache werden. Oft werden klassische Zauberkunststücke parodiert, Tricks gehen scheinbar schief, usw.

Kinder-Zauberei

Ebenfalls eine besondere Präsentationsform ist das Zaubern vor Kindern, dem treuesten Zaubererpublikum. Kindern ist klar, dass der Zauberer nicht tatsächlich zaubern kann. Gefragt sind hier Künstler mit gutem Einfühlungsvermögen für kindgerechte Vorstellungswelten und temperamentvolle Reaktionen.

Randgebiete

Ebenfalls zur Zauberkunst zählen Sensationsdarsteller und Kuriositätenkünstler wie Entfesselungskünstler, Fakire, trickreiche Zirkus-Attraktionen, Falschspieler-Demonstrationen, BühnenHypnose und Bühnentaschendiebstahl.

Zauberkünstlervereinigungen

Literatur

Monographien

  • Alexander Adrion: Die Kunst zu Zaubern. Mit einer Sammlung der interessantesten Kunststücke zum Nutzen und Vergnügen für jedermann. DuMont, Köln 1990, ISBN 3-7701-1353-5
  • Jürgen A. Alt: Zauberkunst. Eine Einführung. Reclam-Verlag, Stuttgart 1995, ISBN 3-15-009390-2
  • Elias Piluland (Hrsg.): Hocus Pocus Junior. Vollkommene Anweisung die Taschenspieler-Kunst auf die leichteste Art zu lernen (Insel-Bücherei; Bd. 947). Insel-Verlag, Frankfurt/M. 1970 (Repr. d. Ausg. Leipzig 1634)
  • David Pogue: Zaubern für Dummies. Begeistern Sie ihr Publikum mit fantastischen Tricks und fesselnden Worten. Mitp, Bonn 2003, ISBN 3-8266-3070-X
  • Reginald Scot: The discoverie of witchcraft. Dover Publications, New York 1989, ISBN 0-486-26030-5 (Repr. d. Ausg. London 1930, urspr. 1584)
  • Gisela Winkler, Dietmar Winkler: Das große Hokus Pokus. Aus dem Leben berühmter Magier. Henschel-Verlag, Berlin 1985, ISBN 3-362-00336-2
  • Wittus Witt: Taschenspieler-Tricks. Heinrich Hugendubel Verlag, München 1991, ISBN 3-88034-273-3
  • Felderer, Brigitte, Strouhal, Ernst: Rare Künste. Zur Kultur- und Mediengeschichte der Zauberkunst. (2006)

Zeitschriften

  • Magie (Bezug nur für Mitglieder des Magischen Zirkels von Deutschland)
  • Zauberkunst
  • Magische Welt
  • Aladin (Fachzeitschrift für den Magischen Ring Austria)

Siehe auch


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