- Aition
-
Herkunftslegende, ätiologische Legende oder auch nur Ätiologie, bezeichnet in Religionswissenschaft und Mythologie die Erklärung oder Begründung von gegenwärtigen Zuständen durch Vorgänge in der Vergangenheit. So ist etwa in der biblischen Schöpfungsgeschichte Gottes Ausruhen am siebten Tag eine Ätiologie für die Sabbatruhe. Entsprechende Ursprungslegenden gab es in der Antike zur Erklärung von Ortsnamen (z. B. Venetia aus der Losung Veni etiam), eigentümlichen Gesteinsbildungen, Pflanzen, Tieren, lokalen Kulten u. Ä. Derartige Erzählungen sammelte in hellenistischer Zeit der Dichter Kallimachos und stellte sie in seinen „Aitia“ zusammen. Ein weiteres herausragendes Beispiel aus der antiken Literatur zur Aitia sind die Metamorphoses, die Metamorphosen des römischen Dichters Ovid.
Die Erzählforschung kennt den Begriff der „ätiologischen Sage“ oder Erklärungssage. Diese Erzählung soll etwas Unerklärliches deuten. Ferner erklären ätiologische Sagen wie die Schildhornsage, warum etwas, das man in der Wirklichkeit vorfindet, existiert: beispielsweise ein Brauch, ein Ereignis, ein Kreuzstein, eine Salzsäule, der Name eines Ortes, eines Sees (Beispiel: Bosten-See), eines Berges, eines heiligen Ortes.
Für den speziellen Fall der Herkunftslegenden von Ethnien, siehe Ansippung.
Literatur
- Erik Hornung: Der ägyptische Mythos von der Himmelskuh. Eine Ätiologie des Unvollkommenen (Orbis Biblicus et Orientalis Band 46), 1982
Weblinks
- Andreas Scherer: Ätiologie. In: Michaela Bauks, Klaus Koenen (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex). 2007ff., Zugriffsdatum: 25.02.2009.
Wikimedia Foundation.