Esperanto-Stadt

Esperanto-Stadt
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Herzberg am Harz
Herzberg am Harz
Deutschlandkarte, Position der Stadt Herzberg am Harz hervorgehoben
51.657510.341111111111240Koordinaten: 51° 39′ N, 10° 20′ O
Basisdaten
Bundesland: Niedersachsen
Landkreis: Osterode am Harz
Höhe: 240 m ü. NN
Fläche: 71,88 km²
Einwohner: 14.406 (31. Dez. 2007)
Bevölkerungsdichte: 200 Einwohner je km²
Postleitzahl: 37412
Vorwahlen: 05521, 05585
Kfz-Kennzeichen: OHA
Gemeindeschlüssel: 03 1 56 009
Stadtgliederung: 6 Stadtteile
Adresse der Stadtverwaltung: Marktplatz 30/32
37412 Herzberg am Harz
Webpräsenz:
Bürgermeister: Gerhard Walter (CDU)

Herzberg am Harz ist eine Stadt im Süden von Niedersachsen (Deutschland), am Südrand des Harzes.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Geografische Lage

Die Stadt Herzberg am Harz liegt am Austritt des kleinen Flusses Sieber aus dem Mittelgebirge Harz. Von Göttingen liegt Herzberg 32 km in nordöstlicher Richtung, von Hannover 90 km in südöstlicher Richtung. Oberhalb des Ortskerns liegt das Schloss Herzberg.

Stadtgliederung

(einschl. Nebenwohnsitz) Stand: 1. Juli 2008

Geschichte

Herzberg 1753 mit Schloss Herzberg

Das Schloss Herzberg wird erstmals in einer Schenkungsurkunde Heinrichs des Löwen aus dem Jahre 1154 erwähnt. Seither blieb es im Besitz der Welfen. Der Ort selbst erscheint erst 1337 urkundlich als landesherrliches Gut unterhalb des Schlosses. Von einem wesentlich früheren Siedlungsbeginn ist auszugehen. Der Ortsname lautete im Mittelalter Hircesberg, Hirzberch, Hertsberg. Das Grundwort -berg weist auf eine Entstehungszeit in der hochmittelalterlichen Ausbauperiode zwischen 800 und 1350 hin. Der Ortsnamensteil Herz- könnte von Hirsch stammen, da im 12. Jahrhundert der Stammvokal -i- zu -e- abgeschwächt wurde. Verwaltungsmäßig bestand seit 1315 das Amt Herzberg, das 1859 mit dem Amt Scharzfeld vereinigt wurde. 1598 wurde Herzberg als Flecken bezeichnet. Stadtrechte erhielt der durch Verordnung des Preußischen Staatsministeriums am 25. Oktober 1929.

Wirtschaftswesen

Wegen seiner Wirtschaftskraft war Herzberg schon früh ein regionales Zentrum für sein Umland. Die Tuch- und Leinenproduktion war einst ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in Herzberg. Im 18. und 19. Jahrhundert übten ständig rund 50 Personen das Leinewebergewerbe aus. Bedeutend war auch das Brauwesen. Das Brauprivileg erhielt der Ort 1569, ein größeres Brauhaus entstand 1581. Der Ort hatte schon früh städtische Merkmale, dominierend war aber die Land- und Forstwirtschaft. 1614 zählte Herzberg etwa 180 Hofstellen, 1766 waren es rund 300. Mehrere Mühlen, darunter Säge-, Papier-, Getreide- und Ölmühlen, nutzen die Wasserkraft des Mühlengrabens als Energiequelle. Am Mühlengraben gab es eine Wasserkunst, die das oberhalb gelegene Schloss mit Wasser versorgte. Die industrielle Produktion im 20. Jahrhundert beinhaltete die Herstellung von Eisen, Papier, Sprengstoff und Faserplatten sowie die Verarbeitung von Metall, Margarine und Kunstseide.

Waffenproduktion

Der bedeutendste Wirtschaftsfaktor war seit Anfang des 18. Jahrhunderts die Waffenproduktion. Das Kurfürstentum Hannover beschaffte sich zu dieser Zeit Waffen aus anderen Herrschaftsgebieten, wie Thüringen, und wollte nicht mehr abhängig sein. Dazu etablierte sie in Herzberg 1732 eine Gewehrfabrik für die hannoversche Infanterie. Es wurden aber auch Jagdgewehre und Blankwaffen sowie Waffenzubehör hergestellt. Die Fabrik unter staatlicher Aufsicht gründete ein Hüttendirektor. Die Arbeiter kamen anfangs alle von außerhalb, da es diese spezialisierten Arbeitskräfte nicht im Ort gab. Das Material in Form von Roheisen stammte aus den Hüttenwerken im Harz. Die Fabrik entstand zunächst im Ortsteil Lonau an der Lonau, deren Wasser sie für Antriebsmühlen nutzte. 1740 wurde die Fabrik nach Herzberg verlegt. Eine Gewehrfabrik des Königreichs Hannover in Hannover-Linden wurde bereits 1738 nach Herzberg verlegt. Im 19. Jahrhundert hatte die Fabrik etwa 200 Beschäftigte. Die Bedeutung der Waffenfabrik wurde nach der Annexion des Königreichs durch Preußen ab 1866 geringer, da die preußischen Waffenunternehmen eine starke Konkurrenz waren.

Sprengstoffherstellung

Die Sprengstofffabrik entstand 1940 zur Produktion von Minen und Bomben. Die Dynamit AG Alfred Nobel errichtete die Munitionsanstalt nahe dem Ort und dem Schloss. Wegen der Gefährdung durften nicht mehr als 7.500 kg Sprengstoff gelagert werden. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs kam es in der Nacht zum 4. April 1945 zu einer Katastrophe. Zu diesem Zeitpunkt lagerten auf dem Grundstück etwa 40.0000 kg Sprengstoff und 8.000 Minen. Durch kleinere Detonationen entstand ein Brand, der während der Löscharbeiten der Feuerwehr zu einer gewaltigen Explosion führte. Neun Menschen wurden getötet. Sachschäden waren abgedeckte Dächer im Ort und auf dem Schloss. Die Ursache wurde nicht ermittelt, vermutet wurde Sabotage oder Fahrlässigkeit.

Politik

Stadtrat

Der Rat der Stadt Herzberg am Harz besteht aus 31 Ratsfrauen und Ratsherren, mit dem hauptamtlichen Bürgermeister.

Nach der Kommunalwahl am 10. September 2006 ergab sich folgende Sitzverteilung:

Der bisherige CDU-Bürgermeister Gerhard Walter wurde dabei in seinem Amt bestätigt; Herausforderer seitens der SPD war Ulrich Schramke.

Schloss Herzberg vom Ort aus gesehen
Marktplatz
Ev. St. Nicolai Kirche
Kath. Kirche St. Josef
Juessee mit Freibad
Lonauer Wasserfall

Wappen

Beschreibung: Das von Blau und Gold gespaltene Wappen der Stadt zeigt im vorderen (blauen) Feld einen rot bewehrten, goldenen Löwen und im hinteren (goldenen) Feld einen aufgerichteten roten Hirsch.

Städtepartnerschaften

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

  • Schloss Herzberg. Das Schloss, dass auf einer Bergkuppe über dem Ort liegt, ist eines der wenigen Schlösser in Niedersachsen in Fachwerkbauweise. Es entstand auf einer mittelalterlichen Burganlage und wurde nach einem Brand von 1510 neu erbaut. Zwischen 1158 und 1866 befand es sich ununterbrochen im Besitz der Welfen und wird daher auch Welfenschloss genannt. Seit 1882 hat das Amtsgericht Herzberg seinen Sitz im Schloss. Heute beherbergt es außerdem ein Zinnfigurenmuseum, sowie Ausstellungen zur Geschichte der lokalen Forstwirtschaft und der Geschichte des Schlosses selbst.
  • Burgruine Scharzfels. Die Burgruine liegt östlich des Ortsteils Scharzfeld auf einem steilen Gebirgsrand. Die als uneinnehmbar geltende Festung wurde im Siebenjährigen Krieg 1761 zerstört und nicht wieder aufgebaut.
  • Die Kirche St. Nicolai wurde an Stelle der wegen Baufälligkeit abgetragenen 1. Nicolaikirche errichtet und 1845 geweiht. Die Orgel der Kirche wurde durch den Herzberger Orgelbauer Andreas Engelhardt gebaut (ebenfalls 1845), durch Verfügung des Landeskirchenamts vom 25. April 1960 als bedeutendes Werk des Klassizismus unter Denkmalschutz gestellt und bis 1961 durch die Orgelwerkstatt Paul Ott (Göttingen) restauriert.

Naturdenkmäler

  • Die Einhornhöhle in Scharzfeld ist ein natürlicher Hohlraum in Dolomitgestein. Gesamtlänge von 557 m. Funde aus der Steinzeit.
  • Steinkirche Scharzfeld. Es handelt es sich um eine 28 m lange und 6-8 m hohe Höhle in einem Dolomitfelsen, die altsteinzeitlichen Jägern als Lagerplatz diente. Im Mittelalter wurde sie zum Kirchenraum umfunktioniert.

Herzberg – die Esperanto-Stadt

Seit einem Beschluss des Stadtrates vom 11. Juli 2006 trägt Herzberg den Namenszusatz Esperanto-Stadt, in Esperanto: Herzberg – la Esperanto-urbo. Dieser ungewöhnliche Namenszusatz ergibt sich daraus, dass in Herzberg zu dieser Sprache seit vielen Jahren internationale Jugendtreffen, Kongresse und andere Veranstaltungen stattfinden. Das führt dazu, dass die Stadt entsprechend viele Esperanto sprechende Gäste beherbergt. Esperanto-Unterricht wird an allen städtischen Schulen sowie vom Interkulturellen Zentrum Herzberg angeboten. Außerdem unterhält der Deutsche Esperanto-Bund in Herzberg ein Bildungszentrum, in dem Sprachlehrer ausgebildet werden.

Aufgrund von Esperanto wird eine intensive Beziehung zur polnischen Partnerstadt Góra geführt, mit der auch ein Schüleraustausch stattfindet. Durch diese Form der Kontakte soll die Städtepartnerschaft stärker als durch die üblichen offiziellen Kontakte gefördert werden. Góra hieß bis 1945 Guhrau und befindet sich im früheren Schlesien. In Herzberg gibt es eine Guhrauer Heimatstube, die auf Anfrage besichtigt werden kann.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Herzberg liegt an den Bundesstraßen B 27 (GöttingenBraunlage) und B 243 (OsterodeNordhausen).

Die Deutsche Bahn unterhält einen Bahnhof an der zweigleisigen Südharzstrecke, in dem Züge Richtung Northeim, Nordhausen, und Braunschweig halten. Außerdem existiert der Haltepunkt Herzberg am Harz Schloss der sich unterhalb des Welfenschlosses an der eingleisigen Bahnstrecke Herzberg–Seesen und damit näher am Stadtzentrum befindet. Die ehemalige Bahnstrecke Bleicherode Ost–Herzberg ist seit 1982, die Bahnstrecke Herzberg–Siebertal seit 1994 außer Betrieb.

Bildung

In Herzberg gibt es die vier Grundschulen:

  • Mahnte-Grundschule
  • Nicolai-Grundschule
  • Einhornschule in Scharzfeld
  • Grundschule am Rotenberg in Pöhlde

Weiterführende Schulen sind:

  • Ernst Moritz Arndt-Gymnasium
  • Ernst Moritz Arndt-Realschule
  • Ernst Moritz Arndt-Hauptschule

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Weitere Persönlichkeiten, die mit der Stadt in Verbindung stehen

  • Eva Herman (* 1958 in Emden), Autorin und ehemalige Fernsehmoderatorin, verbrachte den größten Teil ihrer Kindheit in Herzberg und besuchte das Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium.

Literatur

  • Ernst Ludwig Kiene, Klaus Matwijow: Herzberg am Harz in alten Ansichten. Zaltbommel/Niederlande: Europäische Bibliothek 1984–1991
    • Bd. 1: Mit Abbildungen aus den Ortsteilen Sieber, Lonau, Scharzfeld und Pöhlde. 1984. ISBN 90-288-2911-3
    • Bd. 2: Mit Abbildungen aus Lonau, Sieber, Mühlenberg und Pöhlde. 1985. ISBN 90-288-3161-4
    • Bd. 3: Mit Abbildungen aus Lonau und Sieber. 1986. ISBN 90-288-3466-4
    • Bd. 4. 1991. ISBN 90-288-5286-7
  • Klaus Matwijow: Herzberg am Harz. Bilder aus vergangenen Tagen. Horb am Neckar: Geiger 1989. ISBN 3-89264-392-X
  • Martin Claus: Palithi. Die Ausgrabungen an der Wallburg König Heinrichs Vogelherd bei Pöhlde (Stadt Herzberg im Harz, Landkreis Osterode am Harz). Stuttgart: Theiss 1992. (Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens; 23) ISBN 3-8062-1068-3
  • Ernst Andreas Friedrich: Wenn Steine reden könnten. Band IV, Landbuch-Verlag, Hannover 1998, ISBN 3-7842-0558-5 (Schloss Herzberg)
  • Ernst Andreas Friedrich: Wenn Steine reden könnten. Band II, Landbuch-Verlag, Hannover 1992, ISBN 3-7842-0479-1 (Steinkirche bei Scharzfeld)

Weblinks


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