Esperantobuchtag

Esperantobuchtag
Der serbische Schauspieler Sascha Pilipovic präsentiert sein Kabarett auf dem Welt-Esperanto-Kongress, Rotterdam 2008

Als Esperanto-Kultur bezeichnet man die internationale Kultur der Esperanto-Sprachgemeinschaft. Die Sprecher dieser Plansprache haben in den über hundert Jahren des Bestehens eine eigene Kultur geschaffen.[1][2] Anders als Plansprachen wie Ido, Occidental und Interlingua war Esperanto von Anfang an als Literatursprache angelegt.[2]

Im Unterschied zu ethnischen Sprachen nimmt die Schriftkultur einen deutlich höheren Stellenwert ein. Die Esperanto-Literatur hat ihre eigenen Autoren, welche original auf Esperanto schreiben oder geschrieben haben.[3] Theater und Film sind dagegen schwächer ausgeprägt.

Eine Untersuchung über die Originalsprachen, aus denen Bücher übersetzt wurden, ergab eine deutlich höhere Vielfalt als im Deutschen. Im Esperanto dominieren hier nicht die großen Sprachen.[4] Übersetzungen spielten in der Anfangsphase des Esperanto eine wichtige Rolle. Sie dienten dazu, die Möglichkeiten der Sprache auszutesten und zu erweitern.[5]

Trotz seines relativ jungen Alters hat Esperanto bereits eine eigene Phraseologie. Es gibt Esperanto-spezifische Begriffe, Sprichwörter, Redensarten und Wortspiele.[4]

Am 15. Dezember (dem Geburtstag von Ludwik Lejzer Zamenhof) feiern Esperantosprecher in aller Welt den Zamenhof-Tag. Ein alternativer Name lautet „Esperantobuchtag“.[6]

Das Gedicht La Espero gilt allgemein als die Hymne des Esperanto. Darin ist die Rede von Weltfrieden, Eintracht und den andauernden Segnungen einer neutralen Sprache.[7] Ob diese Ziele mit Hilfe des Esperanto erreicht werden können, steht jedem Esperantisten frei zu glauben. Auf dem ersten Esperanto-Weltkongress, in Boulogne-sur-Mer 1905, gab es einen Beschluss, der als Esperantisten jeden definierte, der die Sprache kennt und verwendet, egal zu welchem Zweck. Ausdrücklich hieß es, dass die Verfolgung oder Nichtverfolgung von Idealen in Zusammenhang mit der Verbreitung der Sprache die private Angelegenheit jedes einzelnen Sprechers sei.[8][9] Toleranz und Gedankenfreiheit stellten von Beginn an wichtige Werte der Esperanto-Sprachgemeinschaft dar.

Inhaltsverzeichnis

Theater

Puppentheater Constanţa auf dem 14. Pupteatra Internacia Festivalo, 1981

Wegen des Aufwandes ist es bei einer verstreut lebenden Sprachgemeinschaft schwierig, größere Theaterproduktionen zu realisieren. Kleinere Stücke gab es schon auf dem Ersten Esperanto-Weltkongress 1905. Im Rahmen des Esperanto-Weltkongresses 1908 in Dresden wurde Goethes Iphigenie auf Tauris auf Esperanto aufgeführt. In den 1980er und 1990er Jahren spielte die internationale Gruppe Kia Koincido. Heute gibt es zum Beispiel eine Theatergruppe in Toulouse (Frankreich).[10]

Filme

Pressefoto von den Dreharbeiten von Angoroj, 1963

Auch Filme wurden und werden auf Esperanto gedreht. In der Liste der Esperanto-Version der Wikipedia wurden (Stand: März 2007) 17 Titel erfasst, davon drei Kurzfilme. Der erste Spielfilm auf Esperanto ist Angoroj.[11] Der bekannteste Film ist Incubus mit William Shatner in der Hauptrolle (1966).[12]

Kulturelle Veranstaltungen

Eine Reihe von Festivals haben Esperanto-Kultur zum Thema. Solche Veranstaltungen finden in Skandinavien[13], Russland[14], Polen[15], der Ukraine[16] und Frankreich[17] statt.

Museen und Bibliotheken

In Wien befindet sich das Internationale Esperanto-Museum. Die zugehörige Sammlung für Plansprachen ist Teil der Österreichischen Nationalbibliothek.[18] Die Deutsche Esperanto-Bibliothek ist in Aalen beheimatet.[19] Die Bibliothek Hector Hodler befindet sich in Rotterdam (Niederlande).[20]

Stiftungen und Preise

Die Stadt Aalen vergibt zusammen mit der FAME-Stiftung zur Förderung internationaler Verständigungsmittel den FAME-Esperanto-Kulturpreis.[19] Die Stiftung Mondo hat einen eigenen Fond für Esperanto-Kultur.[21]

Der Esperanto-Weltbund veranstaltet seit 1950 jedes Jahr die Belartaj Konkursoj (Wettbewerbe der schönen Künste). In den Kategorien Poesie und Prosa werden seit 1976 nur Beiträge zugelassen, die original auf Esperanto verfasst wurden. Seit jenem Jahr gibt es eine Kategorie für Essays. Diese dürfen ebenfalls nur Esperanto-Originale sein. 1984 kam die Kategorie Lied hinzu.[22][23][24]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Detlev Blanke: Ĉu Esperanto havas kulturon? Jes kaj ne! bei Libera Folio
  2. a b Blanke, Detlev: Interlinguistische Beiträge. Zum Wesen und zur Funktion internationaler Plansprachen. Herausgegeben von Sabine Fiedler. Frankfurt/Main u.a.: Peter Lang Europäischer Verlag der Wissenschaften, 2006, ISBN 3-631-55024-3, S. 224f.
  3. Ronald J. Glossop: La kulturo de Esperanto.
  4. a b Fiedler, Sabine: Plansprache und Phraseologie: Empirische Untersuchungen zu reproduziertem Sprachmaterial im Esperanto. Verlag Peter Lang, Frankfurt, 1999. ISBN 3-631-34088-5
  5. Fabian-Handbuch: Deutsche Esperanto-Bibliothek.
  6. "La mondo festis Zamenhof-tagon", Libera Folio.
  7. Enciklopedio de Esperanto, Buchstaben H und Ĥ, Stichwort Himno Esperantista.
  8. Deklaration von Boulogne-sur-Mer in Wikisource
  9. alternative Quelle mit Ort und Datum
  10. Teatro Trupo Tuluzo
  11. Angoroj in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
  12. imdb.com
  13. Kultura Esperanto-Festivalo (KEF)
  14. Esperanto - Lingvo Arta (EoLA)
  15. Artaj Konfrontoj en Esperanto (Arkones)
  16. Velura Sezono
  17. Kultura kaj Arta Festivalo de Esperanto (KAFE)
  18. Sammlung für Plansprachen der ONB
  19. a b Internetauftritt der Stadt Aalen
  20. Biblioteko Hector Hodler
  21. Internetauftritt der Stiftung Mondo
  22. Belartaj Konkursoj 1950-1999, Sten Johansson, 2000.
  23. detaillierte Teilnahmeregeln
  24. Übersicht mit den Gewinnern von 1950 bis 2007

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