Estridsson

Estridsson
Münze mit dem Abbild von Sven Estridsson, um 1050

Sven Estridsson (auch Sweyn II.) (dänisch: Svend Estridsen) (* um 1020; † 1074) war ab 1047 König von Dänemark. Der Name ist ungewöhnlich, da es sich um ein Metronym handelt.

Er war der Sohn des dänischen Jarls Ulf Thorgilsson von Skåne und Estrid Svendsdotter, der Tochter von Sven Gabelbart. In Norwegen wurde er Sven Ulfsson genannt. Er wuchs bei König Anund Jakob von Schweden auf und stand in Diensten von König Hardeknut in England. Er wurde von König Magnus dem Guten zum Jarl über Dänemark ernannt und folgte ihm im Krieg gegen die Wenden, wo er die Jomsburg zerstörte, wobei der Obodritenkönig Ratibor, ein Nakonide, fiel.

Später kündigte Sven seine Loyalität zu König Magnus auf und ließ sich auf einem Thing in Viborg selbst zum König wählen. Möglicherweise wurde die Herrschaft von Magnus dem Guten bei der Aristokratie in Dänemark als Fremdherrschaft empfunden und war daher wenig populär. Daraufhin zog Magnus von Norwegen nach Dänemark und vertrieb Sven von dort nach Schweden, wo er von König Anund aufgenommen wurde. Von dort unternahm er immer wieder Rückeroberungsversuche.

Da kam ihm zustatten, dass Harald Hardråde, der Onkel von König Magnus, mit großem Reichtum aus Konstantinopel nach Norwegen zurückkam. Er beanspruchte als Bruder König Olavs des Heiligen den Thron, den ihm Magnus nun verweigerte. Daraufhin verbündete er sich in Schweden mit Sven Estridsson, und beide heerten in Dänemark. Magnus bot ihm in einem Vergleich die Hälfte des Königreichs und des Krongutes an. Harald akzeptierte und ließ Sven fallen. Damit war Sven Estridsson in Dänemark isoliert. Er erlitt eine schwere Niederlage zur See. Magnus verfolgte ihn nach Sjælland, wo er aber in Folge eines Sturzes mit dem Pferd starb. Noch auf dem Sterbebett übertrug er die Herrschaft über Dänemark an Sven.

Dieser Entscheidung widersetzte sich nun Harald Hardråde. Es kam im Frühjahr 1062 zu einer Schlacht an der Mündung des Flusses Nissan in der schwedischen Provinz Halland. Harald hatte an der Küste Hallands geheert, und Sven stellte ihn mit einer dänischen Flotte von 300 Schiffen, während Harald über allenfalls die Hälfte verfügte. Doch diese Übermacht führte zu keinem Sieg. Nach Snorris Bericht trug Harald den Sieg davon. Harald glaubte, Sven sei gefallen, doch dieser hatte sich an Land gerettet und Unterschlupf bei einem Bauern gefunden. Nach Snorri soll Sven, der von den Bauersleuten nicht erkannt worden sei, dabei von der Niederlage der Dänen berichtet haben, worauf die Bäuerin erwidert habe, der König hinke nicht nur, sondern sei auch feige. Feige sei er nicht, habe Sven erwidert, nur nicht siegreich. Untersuchungen am Skelett des in einem Pfeiler im Hochchor des Doms zu Roskilde eingemauerten Sven im Jahre 1911 haben ergeben, dass Sven zwar stattlich und hochgewachsen, aber seine linke Hüfte nicht so entwickelt war, wie seine rechte, so dass er einen unregelmäßigen watschelnden Gang gehabt haben muss, was die Glaubwürdigkeit der Saga erhöht. Lange glaubte man, es handele sich bei dem Grab daneben um das Grab seiner Mutter Estrid. Dies konnte aber nach der DNA-Analyse 2003 ausgeschlossen werden. Wer die Frau ist, weiß man nicht. Es gibt Vermutungen, es handele sich um Margarethe Estrid, die Frau von Svens Sohn Harald Hen.

Sven Estridsson war Zeitgenosse von Adam von Bremen und ist mit diesem auch zusammengetroffen. Dabei hat er diesem von seinen Kriegen und Erlebnissen und seinen Vorfahren erzählt. Adam berichtet in seiner Geschichte Gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum von Sven Estridsson und zeigt ihn in einem positiven Licht, insbesondere, weil er sehr gastfreundlich gewesen sei und sich sehr für die Ausbreitung des Christentums in Schweden und Dänemark eingesetzt habe. Unter seiner Herrschaft wurde das Christentum in Dänemark und besonders in Skåne fest etabliert. Kirche und König hatten in der Aufbauphase der Organisation von Kirche und Staat noch gemeinsame Interessen. Der Gegensatz kam erst auf, als Dänemark in die nordeuropäische Interessensphäre des römisch-deutschen Kaisers geriet. Sven versuchte daher, Dänemark vom Erzbistum Hamburg zu lösen, wogegen sich Adam von Bremen widersetzte. Das Bestreben, auch gegenüber Norwegen eine Selbständigkeit zu erwirken, führte dazu, dass er als Gegengewicht zum norwegischen Nationalheiligen Olav versuchte, seinen Urgroßvater Harald Blauzahn zum dänischen Nationalheiligen aufzubauen.[1] Als weitere Maßnahme kann seine starke Annäherung an den deutschen Kaiser gesehen werden, die Erzbischof Adalbert von Bremen 1053 vermittelte und in englischen Quellen den Verdacht begründete, er sei sogar Lehnsmann des Kaisers geworden. Zur Regelung seiner Nachfolge sandte er wahrscheinlich um 1072 seinen außerehelichen Sohn Magnus zur Königsweihe nach Rom. Dieser starb aber unterwegs. Auch hier ist das Bemühen um eine stärkere Bindung an die Kirche als Element seiner Selbständigkeitspolitik zu erkennen. Das Verhältnis zwischen Dänemark und Schweden scheint gut gewesen zu sein. Im Streit mit Norwegen fand Sven immer schwedische Unterstützung. Es soll auch zu einer Grenzregelung zwischen den beiden Ländern durch König Sven und dem schwedischen König Emund den Alten gekommen sein, was aber heute bezweifelt wird, weil der Bericht darüber ein Verfahren beschreibt, das erst viel später angewendet wurde und eine Grenzregelung auch nicht dringlich war. Denn zwischen dänischen und schwedischen Siedlungen lagen weite unbewohnte Gebiete.

Svend Estridsson wird als gelehrter Mann beschrieben und als Freund der Kirche, aber nicht besonders fromm und schon gar nicht mit einer Lebensführung, wie sie Adam von Bremen als christliches Ideal verkündete. In der Roskilde-Chronik aus den 30er Jahren des 12. Jahrhunderts heißt es, dass er viele Söhne und Töchter von verschiedenen Frauen gehabt habe. Er hatte zwar geheiratet, aber seine Ehefrau Gunhild Anundsdotter war die Tochter des Schwedenkönigs Anund Jakob und soll mit ihm zu nah verwandt gewesen sein, so dass die Ehe von Adam von Bremen kirchlich annulliert wurde. Dies kann nur über die unbekannte Frau von Anund der Fall sein. Von seinen neun Söhnen wurden fünf König über Dänemark.

Nachkommen

Folgende Personen wurden ihm als außereheliche Kinder zugerechnet:

Einzelnachweise

  1. Seegrün S. 66 f.

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