Ajatolla

Ajatolla

Ajatollah bzw. Ayatollah (persischآيت الله‎, arabischآية الله‎ Āyat Allāh, „Zeichen Gottes“) ist ein hoher religiöser Titel des zwölfer-schiitischen (imamitischen) Islams. Er wurde erstmals für al-Hasan ibn Yusuf ibn Ali ibn al-Muchtar al-Hilli (1250–1325), genannt al-'Allama („der Hochgelehrte“), verwendet, aber erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts allgemein üblich.

Inhaltsverzeichnis

Anzahl

Der Titel wird offiziell im Verbreitungsgebiet der Schia vergeben, Sunniten kennen das Amt des Ayatollah nicht. Buchta [1] beschreibt (2004) 5.000 Träger dieses Titels im Iran, davon nur 80 in offiziellen Staatsämtern. Besonders anerkannte Ayatollah werden Großayatollah genannt.

Ausbildung und Befugnisse

Ein Ayatollah hat jahrzehntelange theologische Studien hinter sich und steht in der schiitischen Hierarchie über einem Hodjatoleslam, der bereits einen diplomierten Theologen darstellt. Nur ein Mudjtahid, worunter heute zweifelsfrei der Ayatollah - sozusagen der Doktor der Theologie - fällt, ist befugt, Rechtsgutachten (Fatwas) zu erstellen. Das Verfahren zur selbständigen Rechtsfindung im schiitischen Islam bezeichnet man mit Ijtihad.

Politischer Ayatollah

Im Januar 1970 hielt Großayatollah Chomeini in Nadschaf eine Reihe von Vorlesungen, die als Buch unter dem Titel Der islamische Staat erschien. [2] Er stellte sich darin gegen die vorherrschende quietistische Haltung der schiitischen Geistlichen in politischen Fragen und schuf das theoretische Fundament für die Verfassung der Islamischen Republik Iran, in der der anerkannteste Ayatollah in Vertretung des verborgenen Imams die politische Herrschaft ausübt. Mit Chomeinis Ansichten wurde aus dem schiitischen Islam eine politische Religion.

Finanzen

Die Gläubigen erwarten vom Ayatollah innerhalb der Gemeinde neben den drei Funktionen (Lehre, Beratung in religiösen Fragen, Zeremonie) die Unterhaltung der Moschee, Finanzierung der Schulen und anderer Institutionen, die durch direkte Spenden an ihn - im Gegensatz zum sunnitischen Islam, wo die Geistlichkeit überwiegend vom Staat finanziert wird - abgedeckt werden. Das Spendenaufkommen variiert je nach Ayatollah extrem, was ausschließlich von der Größe der Anhängerschaft abhängig ist. Chomeini soll 1978 Spenden in Höhe von 25 Millionen Dollar erhalten haben. [3]

Siehe auch

Quellen

  1. Wilfried Buchta: Schiiten. München 2004.
  2. Ruhollah Chomeini: Der islamische Staat. Berlin 1983. Übersetzung von Nader Hassan und Ilse Itscherenska
  3. Le Monde 3./ 4. Dezember 1978

Weblinks

Literatur

  • Wilfried Buchta: Schiiten. Diederichs Kompakt, Hugendubel. München 2004. - ISBN 3-7205-2491-4
  • Heinz Halm: Die Schia. Darmstadt 1988, ISBN 3-534-03136-9. 

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