- Ethinylöstradiol
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Strukturformel Allgemeines Freiname Ethinylestradiol (INN) Andere Namen Summenformel C20H24O2 CAS-Nummer 57-63-6 PubChem 5991 ATC-Code DrugBank DB00977 Kurzbeschreibung Weißes bis schwach gelblichweißes kristallines Pulver[1] Arzneistoffangaben Wirkstoffklasse Verschreibungspflichtig: Ja Eigenschaften Molare Masse 296,40 g·mol−1 Schmelzpunkt 182-184°C (wasserfrei),
141-146°C (Hemihydrat)[2]Löslichkeit Fast unlöslich in Wasser, gut löslich in verschiedenen organischen Lösungsmitteln[2]
Sicherheitshinweise Gefahrstoffkennzeichnung [3]
T
GiftigR- und S-Sätze R: 45-22 S: 53-36/37/39-45 Bitte beachten Sie die eingeschränkte Gültigkeit der Gefahrstoffkennzeichnung bei Arzneimitteln Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. Ethinylestradiol ist ein synthetischer Arzneistoff aus der Gruppe der Estrogene. Es ist ein Derivat des natürlichen vorkommenden Estradiols mit verstärkter estrogener Wirkung und wird vor allem zur Empfängnisverhütung eingesetzt.
Inhaltsverzeichnis
Pharmakologische Eigenschaften
Ethinylestradiol wirkt wie Estradiol als Agonist an den im Zellinneren vorkommenden Estrogenrezeptoren. Die zusätzliche Ethinylgruppe am C-17 beeinflusst insbesondere die pharmakokinetischen Eigenschaften: So unterliegt Ethinylestradiol im Vergleich zum Estradiol einem deutlich verminderten First-Pass-Effekt in der Leber, mit der Folge einer deutlich erhöhten oralen Bioverfügbarkeit.[4]
Klinische Angaben
Anwendungsgebiete (Indikationen)
Ethinylestradiol wird vor allem zur Empfängnisverhütung eingesetzt und dient hier zusammen mit einem Gestagen als typischer Inhaltsstoff von kombinierten oralen Kontrazeptiva (Antibabypille). Weitere Anwendungsgebiete sind die Hormonersatztherapie, die palliative Behandlung bei Prostatakrebs sowie verschiedene Menstruationsstörungen wie beispielsweise die primare und sekundäre Amenorrhoe.[5] [6]
Dosierung
Bei einer typischen Antibabypille beträgt die täglich zugeführte Ethinylestradiol-Dosis heute 20 bis 35 Mikrogramm.[5] In den 1960er Jahren waren noch Dosierungen von 50 bis 100 Mikrogramm üblich.[4]
Gegenanzeigen (Kontraindikationen)
Beim folgenden Erkrankungen - akut vorliegend, oder auch in der Vorgeschichte - sollten Ethinylestradiol-haltige Präparate nicht eingesetzt werden (Auswahl):[5] [7]
- Erkrankungen der Leber, insbesondere Lebertumoren
- Estrogenabhängige Tumoren von Gebärmutter und Brustdrüse
- schwer behandelbare Hypertriglyceridämie
- Pankreatitis
- Thromboembolische Erkrankungen
- ungeklärte vaginale Blutungen
- Schwer einstellbare arterielle Hypertonie (Bluthochdruck)
- Diabetes mellitus mit Gefäßveränderungen
- Migräne mit fokalen neurologischen Symptomen
Anwendung während Schwangerschaft und Stillzeit
Für die Anwendung von Ethinylestradiol in der Schwangerschaft besteht keine Indikation. In der Stillzeit ist zu beachten, das Ethinylestradiol in die Muttermilch übertreten und auch deren Bildung mindern kann.[5]
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
Aufgrund seiner pharmakokinetischen Eigenschaften unterliegt Ethinylestradiol vielfältigen Arzneimittelwechselwirkungen. An erster Stelle zu nennen sind hier Interaktionen mit Enzyminduktoren des Cytochrom P450-Enzymsystems. Ethinylestradiol wird v.a. durch CYP3A4 in der Leber metabolisiert. Verschiedene Arzneistoffe zur Behandlung der Epilepsie (Antikonvulsiva) wie Barbiturate, Carbamazepin, Phenytoin oder Primidon, aber auch das Antiinfektivum Rifampicin oder das pflanzliche Antidepressivum Johanniskraut verstärken die Ausprägung dieses Enzyms, erhöhen somit den Stoffwechsel von Ethinylestradiol, und vermindern - bei Anwendung als Bestandteil der Antibabypille - die empfängnisverhütende Wirkung.[8]
Ethinylestradiol unterliegt teilweise einem enterohepatischen Kreislauf. Konjugate mit Glucuronsäure oder Sulfat gelangen mit der Gallenflüssigkeit in den Darm. Dort werden sie zum Teil durch die Darmflora gespalten, das ungebundene Ethinylestradiol kann erneut absorbiert werden und länger wirken. Bei gleichzeitiger Einnahme von Antibabypillen mit Tetrazyklinen und verschiedenen Penicillinen sind erniedrigte Ethinylestradiol-Plasmaspiegel beobachtet wurden.[5] Es ist ungeklärt ob dies tatsächlich auf eine Beeinträchtigung des enterohepatischen Kreislaufs zurückzuführen ist.[7]
Unerwünschte Wirkungen (Nebenwirkungen)
Zu den häufigsten Nebenwirkungen nach der Einnahme von Ethinylestradiol (in oralen Kontrazeptiva) zählen Brustschmerzen und eine gesteigerte Empfindlichkeit der Brust, Gewichtsveränderungen, Akne, Stimmungsschwankungen sowie Vaginitis. Gelegentlich kommt es Veränderungen des Appetits, Bauchkrämpfen oder Ausschlag. Durch die Beachtung der Kontraindikationen soll das Auftreten der schwerwiegendsten Nebenwirkungen wie Thromboembolien sowie Krebserkrankungen von Leber, Gebärmutterhals und Brustdrüse minimiert werden.[7]
Sonstige Informationen
Chemische Informationen
Ethinylestradiol kann aus 17β-Estradiol durch Einführen einer Ethinylgruppe in 17α-Position synthetisiert werden (siehe auch Reppe-Chemie). Der 3-Methylether des Ethinylestradiols, das Mestranol, ist ein weiteres synthetisches Estrogen, das jedoch nur noch selten verwendet wird.
Geschichtliches
Die Entwicklung von Ethinylestradiol erfolgte 1938 durch Hans Herloff Inhoffen und Walter Hohlweg bei der Berliner Schering AG (heute Bayer Schering Pharma).[9]
Einzelnachweise
- ↑ Europäisches Arzneibuch. Nachtrag 2001. Deutscher Apotheker Vlg. März 2002. ISBN 978-3769227680.
- ↑ a b Hunnius C. [Begr.], Ammon HPT [Hrsg.]: Hunnius pharmazeutisches Wörterbuch. 9., neu bearb. und erw. Aufl., de Gruyter, Berlin, New York 2004. ISBN 3-11-017475-8
- ↑ Sicherheitsdatenblatt Sigma-Aldrich Abgerufen am 13. August 2008
- ↑ a b Brunton LL, Lazo JS, Parker K (Hrsg.). Goodman and Gilman's the Pharmacological Basis of Therapeutics. 11. Auflage. B&T Verlag. ISBN 978-0071422802.
- ↑ a b c d e Rote Liste Online. Abgerufen am 2. August 2008.
- ↑ Fachinformation eines Ethinylestradiol-Monopräparats (englisch). Abgerufen am 13. August 2008
- ↑ a b c BfArM-Musterfachinformation für Ethinylestradiol-Levonorgestrel-Kombinationspräparate. Abgerufen am 13. August 2008
- ↑ Stockley IH (Hrsg.) Stockley's Drug interactions. 6. Auflage. Pharmaceutical Press, London, Grayslake. ISBN 0-85369-504-0.
- ↑ Entwicklung von Ethinylestradiol
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