Etienne Francois

Étienne François (* 1943) ist ein deutsch-französischer Historiker.

Leben

François studierte seit 1964 Geschichte an der École normale supérieure in Paris und erhielt 1968 seine Agrégation. 1974 promovierte er an der Universität Paris X. Anschließend war er von 1970 bis 1979 Assistent an der Universität Nancy II, bevor er im Auftrag des französischen Außenministeriums bis 1986 die Mission Historique Française en Allemagne in Göttingen leitete. In diesem Jahr habilitierte er sich auch an der Universität Straßburg. Anschließend lehrte er bis 1989 in Nancy, danach bis zu seiner Emeritierung 2003 an der Pariser Sorbonne. Von 1999 bis 2006 war er Professor für Geschichte am Frankreichzentrum der TU, anschließend (ab 2007) am Frankreichzentrum der FU Berlin und Angehöriger des Friedrich-Meinecke-Instituts. Am 14. Juli 2008 hielt er dort seine letzte Vorlesung.

1991-92 war er Fellow des Berliner Wissenschaftskollegs, 1992 gründete er mit anderen das Centre Marc Bloch ebenda, dessen Direktor er bis 1999 war.

Étienne François wirkt gleichermaßen auf dem Gebiet der französischen und der deutschen Sozial- und Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit. Eine Hauptrolle in seiner Forschung spielt die Untersuchung nationaler und kultureller Mentalitäten in ihrem historischen Wandel, auch in transkultureller Perspektive, so vor allem in Hinsicht der deutsch-französischen Geschichte. Von besonderer Bedeutung ist für ihn das Paradigma des Erinnerungsortes (lieu de mémoire). Er gehört zu den wenigen Historikern, die sowohl in Französisch als auch in Deutsch publizieren. Über die akademischen Grenzen hinaus bekannt machten ihn die von ihm herausgegeben Deutschen Erinnerungsorte (gemeinsam mit Hagen Schulze).

Werke (Auswahl)

Als Autor

• Population et société à Coblence au XVIIIe-siècle, Nancy 1975 (zugl. Diss.).
• Koblenz im 18. Jahrhundert. Zur Sozial- und Bevölkerungsstruktur einer deutschen Residenzstadt, Göttingen 1982.
• Die unsichtbare Grenze. Protestanten und Katholiken in Augsburg 1648 - 1806, Sigmaringen 1991.

Als Herausgeber

• Sociabilité et société bourgeoise en France, en Allemagne et en Suisse, 1750 - 1850, Paris 1986.
• Berlin. Capitale, mythe, enjeu, Nancy 1988.
• Nation und Emotion. Deutschland und Frankreich im Vergleich, Göttingen 1995. ISBN 978-3525357736.
• 1968 - ein europäisches Jahr?, Leipzig 1997.
• (mit Hagen Schulze) Deutsche Erinnerungsorte, 3 Bde., München: C.H. Beck 2001 (Taschenbuch: 2003, ISBN 978-3406509902):
  • Bd. 1
  • Bd. 2
  • Bd. 3
  • Deutsche Erinnerungsorte. Eine Auswahl, 2005.
• Die Grenze als Raum, Erfahrung und Konstruktion. Deutschland, Frankreich und Polen vom 17. bis 20. Jahrhundert, Frankfurt/Main 2007. ISBN 978-3593382128.

Auszeichnungen

Étienne François ist unter anderem Ritter der französischen Ehrenlegion und Träger des Bundesverdienstkreuzes I. Klasse.

Siehe auch

• Deutsche Erinnerungsorte
• Erinnerungsort

Weblinks

• Literatur von und über Étienne François im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek (Datensatz zu Étienne François • PICA-Datensatz • Einträge im Musikarchiv)
• Personalseite der FU Berlin

Personendaten
NAME	François, Étienne
KURZBESCHREIBUNG	Historiker
GEBURTSDATUM	1943