Eugène Francis Charles d'Albert

Eugène Francis Charles d'Albert
D'Albert 001.ogg
d'Albert spielt Chopin: Polonaise As-Dur op. 53 (historische Welte-Mignon-Aufnahme von 1905)

Eugène Francis Charles d’Albert, kurz Eugen d’Albert (* 10. April 1864 in Glasgow; † 3. März 1932 in Riga) war ein deutscher Komponist und Pianist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

D’Albert war der Sohn des Ballettkomponisten Charles d’Albert (1809-1886), der zwar in Deutschland geboren, aber französischer Herkunft war, und einer Engländerin. Unter seinen Vorfahren befinden sich die italienischen Komponisten Giuseppe Matteo Alberti (1685-1751) und Domenico Alberti (um 1710-1740). Eugen d’Albert fühlte sich jedoch Deutschland verbunden und bevorzugte die deutsche Form seines Vornamens. Er erhielt Musikunterricht von seinem Vater, kam mit zehn Jahren an die New Music School in London und war dort Klavierschüler von Ernst Pauer, der von den pianistischen Fähigkeiten seines Schülers beeindruckt war.

1881 lernte d’Albert Franz Liszt kennen, bei dem er in Weimar sein Klavierspiel vervollkommnete. Zahlreiche Konzertreisen schlossen sich an diese Ausbildung an, und d'Albert wurde besonders als Interpret der Werke Bachs und Beethovens berühmt. Sein teilweise recht willkürliches Spiel wurzelte noch ganz in der Virtuosentradition des 19. Jahrhunderts; seine Bach-Bearbeitungen wirken heutzutage antiquiert. Auch die ersten eigenen Kompositionen erschienen nun, darunter die Klaviersuite d-Moll op.1 (1883), sein erstes Klavierkonzert (1884), die Sinfonie F-Dur (1886) und das erste Streichquartett (1887). In dieser Zeit galt d’Albert als der bedeutendste Pianist der Gegenwart [1].

1893 wandte sich d’Albert mit dem Chorwerk Der Mensch und das Leben nach Otto Ludwig erstmals der Vokalmusik zu. Im selben Jahr wurde seine erste Oper Der Rubin nach Friedrich Hebbel uraufgeführt. Wie ihre Nachfolger Ghismonda (1895) und Gernot (1897) stand sie unter dem Einfluss Wagners. Der heitere Einakter Die Abreise (1898) zeigte bereits eine eigene musikalische Sprache, doch der Durchbruch als Opernkomponist gelang erst mit Tiefland (1903), seiner meistgespielten Oper. Mit diesem Werk schuf d'Albert eine überzeugende deutsche Variante des italienischen Verismus, die auch sein weiteres Opernschaffen bestimmte.

D’Albert schrieb 21 Opern und vernachlässigte für diese Arbeit mehr und mehr sein Klavierspiel, doch konnte er den Tiefland-Erfolg nicht wiederholen. Unter den späteren Werken ragen Die toten Augen (1916) und Der Golem (1926) heraus; jedoch leiden die meisten seiner Musiktheaterwerke unter den Schwächen der Libretti. Wiederentdeckungen mancher Stücke wären jedoch wegen der musikalischen Qualitäten wünschenswert. D'Albert war sechsmal verheiratet, unter anderem mit der Sängerin Hermine Finck und der Pianistin und Komponistin Teresa Carreño, mit der er 1891 bis 1895 in der „Villa Teresa“ in Coswig bei Dresden lebte. Für die Scheidung von seiner sechsten Frau reiste d'Albert aus rechtlichen Gründen nach Riga, wo er 1932 starb. Er ist auf dem Friedhof von Morcote (Schweiz) begraben.

Grab von d’Albert auf dem Friedhof von Morcote

Werke

Opern

  • Der Rubin, Oper 2 Akte. Libretto: E.d’Albert, nach Friedrich Hebbel.
    • Uraufführung: 12. Oktober 1893 Karlsruhe, Hoftheater
  • Ghismonda, Oper 3 Akte. Libretto, E.d’Albert, nach Karl Immermann Die Opfer des Schweigens.
    • Uraufführung: 28. November 1895 Dresden, Hoftheater
  • Gernot, Oper 3 Akte. E.d’Albert, nach Gustav Kastropp.
    • Uraufführung: 11. April 1897 Mannheim, Hoftheater
  • Die Abreise, Musikalisches Lustspiel 1 Akt (50 Min.). Libretto: Ferdinand Graf von Sporck, nach August Ernst von Steigentesch.
    • Uraufführung: 28. Oktober 1898 Frankfurt, Opernhaus. Holländisch: Februar 1902 Amsterdam. Kroatisch: 29. Oktober 1915 Zagreb. Englisch: 3. September 1925 London. Französisch: 7. November 1932 Brüssel
  • Kain, Oper 1 Akt. Libretto: Heinrich Bulthaupt.
    • Uraufführung: 17. Februar 1900 Berlin, Königl.Opernhaus
  • Der Improvisator, Oper 3 Akte. Gustav Kastropp, nach Victor Hugo Angelo, der Tyrann von Padua.
    • Uraufführung: 26. Februar 1902 Berlin, Königl.Opernhaus
  • Tiefland, Musikdrama 2 Akte + Prolog (135 Min.). Libretto: Rudolf Lothar, nach Angel Guimera Terra baixa.
    • Uraufführung: 15. November 1903 Prag, Neues Deutsches Theater. Flämisch: 1. Dezember 1906 Antwerpen. Schwedisch: 9. Oktober 1908 Stockholm. Ungarisch: 17. November 1908 Budapest. Slowenisch: 1909 Ljubljana. Dänisch: 21. Oktober 1909 Kopenhagen. Italienisch: 18. Januar 1910 Barcelona. Englisch: 5. Oktober 1910 London. Kroatisch: 18. November 1910 Zagreb. Polnisch: März 1911 Warschau. Französisch: 21. März 1911 Nizza. Norwegisch: 12. Dezember 1913 Oslo. Russisch: 14. Dezember 1915 Petrograd. Lettisch: 2. November 1920 Riga. Rumänisch: 1924 Clausenburg.
  • Flauto solo, Musikalisches Lustspiel 1 Akt (60 Min.). Libretto: Hans Paul Freiherr von Wolzogen.
    • Uraufführung: 12. November 1905 Prag, Neues Deutsches Theater
  • Tragaldabas, der geborgte Ehemann, komische Oper 3 Akte. Libretto: Rudolf Lothar, nach Auguste Vacquérie.
    • Uraufführung: 3. Dezember 1907 Hamburg, Stadttheater
  • Izëyl, Oper 3 Akte. Libretto: Rudolf Lothar, nach Paul Armand Silvestre + Eugène Morand.
    • Uraufführung: 6. November 1909 Hamburg, Stadttheater
  • Die verschenkte Frau, Oper 3 Akte. Libretto: Rudolf Lothar, nach E.Antony.
    • Uraufführung: 6. Februar 1912 Wien, Hofoper
  • Liebesketten, Oper 3 Akte. Libretto: Rudolf Lothar nach Angel Guimera La hija del mar.
    • Uraufführung: 12. November 1912 Wien, Volksoper. Neufassung: 8. März 1918 Berlin, Dt.Opernhaus
  • Die toten Augen, eine Bühnendichtung 1 Akt + Prolog (120 Min.). Libretto: Hanns Heinz Ewers + Marc Henry, nach Marc Henry Les yeux morts. Komponiert 1912/13.
    • Uraufführung: 5. März 1916 Dresden, Hofoper. Dänisch: 17. März 1918 Kopenhagen. Schwedisch: 27. September 1920 Stockholm. Polnisch: Herbst 1920 Warschau. Ungarisch: 12. November 1921 Budapest.
  • Der Stier von Olivera, Oper 3 Akte. Libretto: Richard Batka, nach Heinrich Lilienfein.
    • Uraufführung: 10. März 1918 Leipzig, Stadttheater
  • Revolutionshochzeit, Oper 3 Akte. Libretto: Ferdinand Lion, nach Sophus Michaëlis.
    • Uraufführung: 26. Oktober 1919 Leipzig, Neues Stadttheater
  • Scirocco, Oper 3 Akte. Libretto: Karl Michael von Levetzow + Leo Feld.
    • Uraufführung: 16. Mai 1921 Darmstadt, Landestheater
  • Mareike von Nymwegen, Legendenspiel 3 Akte. Libretto: Herbert Alberti.
    • Uraufführung: 31. Oktober 1923 Hamburg, Stadttheater
  • Der Golem, Musikdrama 3 Akte (120 Min.). Libretto: Ferdinand Lion, nach Arthur Holitscher.
    • Uraufführung: 14. Dezember 1926 Frankfurt, Opernhaus
  • Die schwarze Orchidee, Oper 3 Akte. Libretto: Karl Michael von Levetzow.
    • Uraufführung: 1. Dezember 1918 Leipzig, Neues Theater
  • Die Witwe von Ephesos, Oper 3 Akte. Libretto: Karl Michael von Levetzow, nach Gaius Petronius Arbiter. Komponiert 1930.
    • Nicht aufgeführt
  • Mister Wu, Oper 3 Akte, vervollständigt von Leo Blech. Libretto: Karl Michael von Levetzow, nach Harry M.Vernon + Harold Owen.
    • Uraufführung: 29. September 1932 Dresden, Staatsoper

Orchesterwerke

  • Klavierkonzert Nr.1 h-Moll op.2 (1884)
  • Sinfonie F-Dur op.4 (1886)
  • Esther. Ouvertüre zu Franz Grillparzer op.8 (1888)
  • Klavierkonzert Nr.2 E-Dur op.12 (1893)
  • Cellokonzert C-Dur op.20 (1899)
  • Aschenputtel. Suite op.33 (1924)
  • Sinfonisches Vorspiel zu Tiefland op.34 (1924)

Kammermusik

  • Suite d-Moll für Klavier op.1 (1883)
  • Streichquartett Nr.1 a-Moll op.7 (1887)
  • Klaviersonate fis-Moll op.10 (1893)
  • Streichquartett Nr.2 Es-Dur op.11 (1893)
  • weitere Klavierstücke

Vokalmusik

  • Der Mensch und das Leben für Chor op.14 (1893)
  • Seejungfräulein. Szene für Singstimme und Orchester op.15 (1897)
  • Wie wir die Natur erleben für Sopran oder Tenor und Orchester op.24 (1903)
  • 2 Lieder für Sopran oder Tenor und Orchester op.25 (1904)
  • Mittelalterliche Venushymne für Tenor, Männerchor und Orchester op.26 (1904)
  • An den Genius von Deutschland für Solostimmen und Chor op.30 (1904)
  • 58 Lieder

Quellen

  1. Wilhelm Spemann: Spemanns goldenes Buch der Musik. Berlin und Stuttgart: W. Spemann, 1916. S. 625

Weblinks


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