Euryklide

Euryklide
Henry Rox mit Bauchrednerpuppe „Max“

Ein Bauchredner, gelegentlich latinisierend als Ventriloquist (v. lat.: venter = Bauch + loqui = reden) bezeichnet, manipuliert seine Stimme in einer Art, dass sie von einer anderen Person oder Puppe (Bauchrednerpuppe) oder aus einer anderen Richtung zu kommen scheint.

Die Worte ohne Bewegung des Mundes hervorzubringen ist eine Kunst. Früher glaubte man tatsächlich, die Stimme käme aus dem Bauch. Tatsächlich gibt es verschieden Techniken des Bauchredens. Keine von ihnen hat etwas mit dem „Reden aus dem Bauch“ zu tun. Man unterscheidet beim Erlernen des Bauchredens in „Kieferlaute“ und „Lippenlaute“. Kieferlaute sind Buchstaben des Alphabets, die nicht mit den Lippen gebildet werden müssen (a,e,i,o,u,l,s...). Beim Üben muss lediglich der Kiefer still gehalten werden. Lippenlaute sind schwieriger zu bilden (b,p,f,m,w). Sie ohne den Einsatz der Lippen zu bilden, erfordert Übung. Hilfsmittel hierbei sind die Zunge und der Gaumen. Manche Bauchredner behelfen sich, indem sie in ihren Dialogen Worte umgehen, die Lippenlaute enthalten.

Die heute häufigste Form des Bauchredens wird in Varietés, früher auch im Vaudeville-Theater aufgeführt, ist in dieser Form aber gerade mal etwas über 100 Jahre alt. Im Vaudeville lag nicht der Humor im Vordergrund eines Bauchredner-Stückes, sondern die Fähigkeiten des Künstlers, sein Publikum mit schnell wechselnden Stimmen bei möglichst vielen Personen oder Puppen oder auch Tieren zu täuschen.

Bekannter Bauchredner des Altertums war Eurykles von Athen. In Amerika war Jules Vernon ein berühmter Bauchredner im Vaudeville, der seine Fähigkeiten an mehreren Figuren demonstrierte. Der vielleicht berühmteste war The Great Lester, der nur eine einzige Puppe benutzte, genannt Frank Byron, Jr., und der mit ihr viele Standards einführte, die noch heute in Vorstellungen aufgeführt werden. In Europa trat Anfang des letzten Jahrhunderts der Bauchredner Fedor Wittkowski unter dem Künstlernamen Henry Rox nicht nur mit seiner Puppe Max in Varietés auf, er dressierte auch Hunde, die er verkleidete (unter anderem als Seemann) und sprechen ließ.

In der Mitte des 20. Jahrhunderts wurde ein Schüler von „The Great Lester“, Edgar Bergen, mit seiner Puppe Charlie McCarthy nicht nur in Varietés außerordentlich populär, er trat mit ihr sogar in Radio-Shows auf, wo man die Puppe gar nicht sehen konnte. In diesen Shows lieferte sich die Puppe (also eigentlich Bergen) u. a. Wortgefechte mit dem Schauspieler W. C. Fields.


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