Exenatide

Exenatide

Wikipedia:Redaktion Chemie/ausgeblendete Strukturformel

Allgemeines
Freiname Exenatid
Summenformel C184H282N50O60S
CAS-Nummer 141758-74-9
ATC-Code

A10BX04

DrugBank DB01276
Arzneistoffangaben
Wirkstoffklasse

Antidiabetika

Fertigpräparate
  • Byetta® (D), (USA)
  • Byetta® Injektionslsg. (CH)
Verschreibungspflichtig: Ja
Eigenschaften
Molare Masse 4186,57 g·mol−1
Sicherheitshinweise
Gefahrstoffkennzeichnung

unbekannt
R- und S-Sätze R: ?
S: ?
Bitte beachten Sie die eingeschränkte Gültigkeit der Gefahrstoffkennzeichnung bei Arzneimitteln
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Exenatid ist biotechnologisch hergestelltes Exendin-4, ein Polypeptid, das im Speichel der nordamerikanischen Gila-Krustenechse (Heloderma suspectum) gefunden wurde. Die Struktur des Peptids ähnelt dem menschlichen Hormon Glucagon-like Peptid 1 (GLP-1). Dieses Dünndarmhormon, das nach einer Mahlzeit freigesetzt wird, stimuliert in den β-Zellen der Bauchspeicheldrüse die Ausschüttung des blutzuckersenkenden Hormons Insulin (siehe auch Inkretin-Effekt). Exenatid besteht wie Exendin-4 aus 39 Aminosäuren, mit einer zusätzlichen C-terminalen Amidgruppe.[1] Es wird im Körper weniger schnell abgebaut als humanes GLP-1 und ist deshalb länger wirksam. Damit ist es geeignet für die Anwendung bei reduzierter Insulinfreisetzung, die bei einem Teil der Fälle von Diabetes mellitus Typ 2 vorkommt. Mit seiner Zulassung im April 2005 wurde Exanatide Leitsubstanz der neuen Wirkstoffklasse der Inkretinmimetika.

Inhaltsverzeichnis

Therapeutische Aspekte

Zulassungsstatus

Die klinische Wirksamkeit und Sicherheit von Exenatid wurde in verschiedenen Studien belegt, so dass es im April 2005 in den USA als Medikament unter dem Handelsnamen Byetta® zugelassen wurde. Im November 2006 erfolgte auch die Zulassung durch die Europäische Arzneimittelagentur (EMEA).[2] Der Wirkstoff ist seit dem 18. April 2007 in Deutschland verfügbar.

Anwendung und Wirkung

Exenatid wird etwa 30 bis 60 Minuten vor einer Mahlzeit subkutan verabreicht. Es wirkt durch eine glukoseabhängige Anregung der Insulinsekretion und eine Reduktion der Ausschüttung des Insulin-Gegenspielers Glucagon unmittelbar blutzuckersenkend. Darüber hinaus verzögert es die Magenentleerung, reduziert den Appetit und steigert das Sättigungsgefühl. Da die Wirkung vom Blutzuckerspiegel abhängig ist, besteht praktisch kein Risiko einer Unterzuckerung bei einer Behandlung mit Exenatid.

Als weiterer positiver Effekt wurde eine Gewichtsreduktion bei längerfristiger Anwendung von Exenatid beobachtet, im Gegensatz zum Anstieg des Körpergewichts bei Behandlung mit Insulin oder mit einer Reihe vor allem älterer oraler Antidiabetika. Die Gewichtsabnahme ist dabei unabhängig vom Auftreten gastrointestinaler Nebenwirkungen wie Übelkeit oder Erbrechen. Darüber hinaus gibt es Hinweise auf schützende Effekte des Wirkstoffs für die insulinproduzierenden Betazellen.

Bewertung

Eine umfassende Beurteilung des therapeutischen Nutzens von Exenatid im Vergleich zu den Nebenwirkungen, den Risiken und den Kosten ist derzeit nicht möglich, da aufgrund der noch kurzen Marktverfügbarkeit Studien mit harten Endpunkten sowie vergleichende Studien fehlen. Der Nutzen einer Behandlung mit Exenatid gilt deshalb als noch nicht belegt[3].

Unerwünschte Wirkungen (Nebenwirkungen)

Als häufigste Nebenwirkungen treten bei rund der Hälfte der Patienten mindestens einmal während der Behandlung gastrointestinale Störungen wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall auf. Deren Ausprägung ist bei den meisten Patienten leicht bis mäßig und abhängig von der Dosierung, die Häufigkeit und Schwere dieser Nebenwirkungen nehmen im Therapieverlauf ab. Weitere häufige Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen, Schwindel, vorübergehende Schwäche und Unruhe.

Der Arzneimittelzulassungsbehörde der Vereinigten Staaten (FDA) liegen Meldungen über das Auftreten einer akuten Pankreatitis unter Exenatid bei Typ-2-Diabetikern vor. In einigen Fällen sieht die FDA einen direkten Zusammenhang mit dem neuen Antidiabetikum. Ärzte werden deshalb aufgefordert, mit Exenatid behandelte Diabetiker über diese Nebenwirkung aufzuklären. Diese sollten sich bei unerklärlichen, heftigen akuten Bauchschmerzen, die mit Übelkeit (Nausea) und Erbrechen (Emesis) einhergehen, sofort an einen Arzt wenden.[4]

Enexatid kann aufgrund seiner Struktur nicht als Tablette eingenommen werden, sondern wird wie Insulin subkutan gespritzt. Es wird in der Behandlung des Typ-2-Diabetes als alternative oder als ergänzende Therapie eingesetzt, wenn durch die alleinige Anwendung von oralen Antidiabetika keine ausreichende Blutzuckerkontrolle erreicht werden kann. In der Praxis kann die Umstellung von einer Einnahme von Tabletten auf eine Behandlung mit Spritzeninjektion eine auch als Spritzenangst bezeichnete Abwehrhaltung der betroffenen Patienten hervorrufen. Exenatid bietet hier keinen Vorteil gegenüber Insulin.

Als Alternative zum Insulin wird es aufgrund der Gewichtsreduktion und aufgrund des fehlenden Risikos einer Unterzuckerung durch Überdosierung empfohlen. Demgegenüber steht das deutlich häufigere Auftreten von Übelkeit, Durchfall und Erbrechen als Nebenwirkungen.

Die Entwicklung von Antikörpern gegen Exenatid ist dokumentiert, allerdings ist nicht bekannt, ob diese langfristig zur Toleranzentwicklung führen. Akute immunologische Reaktionen wie beispielsweise eine anaphylaktische Abwehrreaktion wurden sehr selten beobachtet.

Einzelnachweise

  1. FDA-Label: Byetta (PDF, engl.)
  2. Pressemitteilung von Lilly http://www.lilly-pharma.de/EU-Zulassung-fuer-Inkretin-Mimetikum-Byetta-sup-R-sup.3293.0.html
  3. Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: Bewertung des therapeutischen Nutzens von Exenatid - Rapid Report. IQWiG-Bericht Nr. 24/2007, veröffentlicht am 17. September 2007
  4. FDA ALERT 10/2007

Literatur

  • Medizinische Monatszeitschrift für Pharmazeuten 3/06
  • Bray, G.M. (2006): Exenatide. In: Am. J. Health. Syst. Pharm. 63(5):411-418. PMID 16484515

Weblinks

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