- Exilant
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Der Begriff Exil (lateinisch Exilium, zu ex(s)ul = in der Fremde weilend, verbannt) bezeichnet die Abwesenheit eines Menschen oder einer Volksgruppe aus der eigenen Heimat, die aufgrund von Ausweisung, Verbannung, Vertreibung, Ausbürgerung, Zwangsumsiedlung, religiöser oder politischer Verfolgung durch den Staat sowie unerträglicher Verhältnisse im Heimatland mit anschließender Auswanderung hervorgerufen wurde. Das Exil ist daher meist mit Einschränkungen der freien Entfaltung des Individuums am ursprünglichen Aufenthaltsort verbunden. Im Gegensatz zur Deportation finden am neu gewählten Zielort jedoch keine Beschneidungen und Sanktionen der persönlichen Freiheit durch den für das Exil verantwortlichen Staat statt.
Inhaltsverzeichnis
Freiwilliges Exil
Dennoch gibt es auch den Ausdruck freiwilliges Exil, worunter man das Verlassen des Landes, aus meist politischer Motivation, aus Furcht vor schweren Strafen, verstehen kann, verbunden mit der Absicht, nicht zurückzukehren. Es kann heute ebenfalls als ein Ausweg des schlechten Lebens und einer Suche nach Identität angesehen werden. Die Einwanderung ist in unseren Gesellschaften sehr gegenwärtig und kann auf die vorher erwähnten Faktoren zurückgeführt werden.
Exulanten / Exilierte
Die Plural-Begriffe Exulanten und Exilierte (Singular Exulant/Exilierter) bezeichnen Menschen, die sich im Exil befinden, wobei die Form Exilierte für ein staatlich angeordnetes Exil verwendet wird. Die Umschreibungen werden auch in Zusammenhang mit Nationalitätsbezeichnungen verwendet, beispielsweise Exiliraner, Exilrusse oder Exilkubaner. Der Dalai Lama ist derzeit einer der weltweit bekannten Exulanten. Die Begriffe Exilant/Exilanten sind dagegen neue Wortschöpfungen, die sich aus der lateinischen Bezeichnung exsilium ableiten, obwohl, vom lateinischen Ausdruck ausgehend, die gebräuchliche Form exul verwendet wird.
Geschichte
In der menschlichen Geschichte ist das Exil sehr früh benutzt worden und hat eine lange Tradition als Form der Sanktion/ Bestrafung. Im Altertum hatte der römische Senat die Macht, es auf Einzelpersonen, Familien (oder sogar ganze Gebiete) auszurufen.
In der Geschichte wurde mehrfach ehemaligen Regierungschefs (oft Diktatoren) Exil in einem anderen Land gewährt. Die Hintergründe hierfür sind recht unterschiedlich. Manchmal waren es Verbindungen mit Wirtschaft und Politik eines ausländischen Landes die ein Regierungschef hatte und wenn er sich nicht mehr halten konnte, wegen Revolutionen im Lande, dann ginge er (eher flüchtend) ins Exil. Manchmal wurde auch aus humanitären Gründen einem Diktator Exil angeboten, um einer weiteren Strafverfolgung (z.B. Menschenrechtsverletzung und Kriegsverbrechen) zu entgehen. Das ist zwar ein Widerspruch an Sich, hatte aber den Sinn einen internen Krieg schnell zu beenden. Man war in den meisten Fällen der Ansicht, dass es besser sei einen Regierungschef so fast ungeschoren davon kommen zu lassen, anstelle von vielen tausenden weiteren Menschenleben. Aus gleichen Gründen wurden auch ähnliche Angebote, von einer Folgeregierung im eigenen Land, ehemaligen Regierungschefs gemacht.
Menschen/Aspekte im Exil
Ein früher Mensch im Exil war Ovid. Er wurde gezwungen, Rom zu verlassen und nach Tomis am Schwarzen Meer zu ziehen, in die Stadt, die sich zum heutigen Constanţa weiterentwickelt hat. Dort schrieb er sein berühmtes Werk Tristia über seine Empfindungen im Exil. Ein Aspekt des Lebens im Exil ist, dass es oft eine grundlegende/bedeutende Periode im Leben eines Menschen ist. Der Künstler im Exil wird im allgemeinen zutiefst durch die Erfahrung geprägt. Weitere berühmte Exilanten sind z. B. Du Fu,Dante Alighieri und Napoléon Bonaparte.
Asyl
In vielen Ländern, so auch in Deutschland, können Exilanten unter bestimmten Voraussetzungen auf Antrag politisches Asyl bekommen, das heißt einen rechtlichen Status, der einer Aufenthaltserlaubnis entspricht und rechtlich davor schützt, in die Heimat abgeschoben und den obengenannten Fluchtgründen ausgeliefert zu werden. In Großbritannien sind Bürger aus Commonwealth-Ländern aufenthaltsrechtlich den Einheimischen (Briten) gleichgestellt, weshalb sich dort für Exilanten aus diesen Ländern ein politisches Asyl erübrigt.
Zwangsumsiedlung
Bereits im Altertum existierten Formen der Zwangsumsiedlung. Neben dem bekannten babylonischen Exil unter Nebukadnezar II., der bestimmte Personengruppen in Babylon oder in Provinzen von Babylon ansiedelte, wurden gleiche Praktiken auch in Assyrien oft angewendet. Hintergrund dieser Aktionen war die Absicht, eine politische Beruhigung in aufständischen Gebieten dadurch herzustellen, dass die einheimische Bevölkerung entweder mit fremden Kulturen vermischt oder Teile der ansässigen Einwohner in entfernte Gebiete exiliert wurden.
Zwangsexil
Zur Zeit des Nationalsozialismus mussten viele Juden in das Exil gehen, da sie vor dem in Deutschland zunehmenden Antisemitismus und der Verfolgung flohen. Der Weg führte sie zunächst vorzugsweise in die Nachbarländer. Einen Ort, von dem man nicht wieder befreit wird, solange er nicht aufgehoben wird, nur wenn man ein wie oben angesprochenes politisches Asyl beantragt und dies auch bekommt, nennt man auch „Erzwungenes Exil“ oder „Zwangsexil“. Große Exilgemeinden von aus Deutschland geflohenen Juden bildeten sich in Istanbul, Sao Paulo, New York, London, Shanghai und Israel. Zum Teil pflegten sie dort über Jahrzehnte untereinander Kontakte.
Aquae et ignis interdictio
Aquae et ignis interdictio (lat. Untersagung der Gemeinschaft von Feuer und Wasser) war im Römischen Reich eine Form der Landesverweisung, die damit verbunden war, dass der Betroffene für vogelfrei erklärt und sein Besitz konfisziert wurde (vgl. Ächtung).
Siehe auch
- Exilkubaner
- Exilliteratur
- Exilzeitschriften
- Exilregierung
- Liste bekannter deutschsprachiger Emigranten und Exilanten (1933–1945)
- Option in Südtirol
- Option in Jugoslawien
- Exulanten
- Emigration
- Kindertransport (1938 - 39)
- Exil in der Türkei 1933–1945
Literatur
- Claus-Dieter Krohn & Patrik von zur Mühlen & Gerhard Paul & Lutz Winckler (Hg.) Handbuch der deutschsprachigen Emigration 1933 - 1945 WBG, Darmstadt 1998 und Primus, ebd. 1998 ISBN 3896780867
- jour fixe initiative berlin (Hg.): Fluchtlinien des Exils Münster 2004 ISBN 3897714310
- Sandra Wiesinger-Stock, Erika Weinzierl, Konstantin Kaiser (Hg.): Vom Weggehen. Zum Exil von Kunst und Wissenschaft Reihe Exilforschung heute, Bd. 1. Wien 2006 ISBN 3854761821
- Hans Schafranek: Die Betrogenen. Österreicher als Opfer stalinistischen Terrors in der Sowjetunion Wien 1991
- ders., Kinderheim Nr.6. Österreichische und deutsche Kinder im sowjetischen Exil Wien 1998
- ders., Zwischen NKWD und Gestapo. Die Auslieferung deutscher und österreichischer Antifaschisten aus der Sowjetunion an Nazideutschland Frankfurt 1990
- Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hg.): Österreicher im Exil. Sowjetunion 1934 - 1945 Einleitung, Auswahl, Bearbeitung: Barry McLoughlin & Hans Schafranek, Wien 1999
Weblinks
- Wolfgang Büscher: Die Stimmen von New York. Sie waren Deutsche, bis Hitler sie vertrieb – etwa 120.000 Juden flohen in die USA. Viele leben noch, sie sind heute um die neunzig Jahre alt. Ihre Erinnerungen bleiben deutsch. In: Die Zeit Nr. 01/2008 vom 27. Dezember 2007
- Texte zum Thema „Exil“ von der jour fixe initiative berlin
- Die Geschichte der österreichischen jüdischen Flüchtlinge in Europa
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