Exploiteur

Exploiteur

Exploitation ist das englische Wort für „Ausbeutung“, „Verwertung“ und „Nutzbarmachung“.

„Exploitationfilm“ wird im Deutschen als Fremdwort für die Bezeichnung des gleichnamigen Filmgenres verwendet.

Inhaltsverzeichnis

Begriffsgeschichte

Ein zum deutschen Fremdwort gehöriges Verb, das auch als Substantiv gebraucht wurde, lautet „exploitieren“, das sich etymologisch vor allem vom französischen „exploiter“ ableitet. Der „Exploiteur“ ist eine Umschreibung für einen Ausbeuter, spielt aber im heutigen deutschen Sprachgebrauch keine Rolle mehr.

Der Begriff „Exploiteur“ findet sich unter anderem bei sozialistischen Theoretikern des 19. Jahrhunderts als Synonym für „Kapitalist“. Im Manifest der kommunistischen Partei von Karl Marx und Friedrich Engels ist von einer revolutionären „Exploitation der Exploiteure“ die Rede, womit in diesem Zusammenhang die „Enteignung“ der Bourgeoisie und ihres Besitzes an Produktionsmitteln durch das ausgebeutete Proletariat gemeint ist. Auch von einer „Exploitation des Weltmarktes“ durch das Kapital ist dort die Rede, womit in etwa jener Prozess gemeint ist, den man heute als wirtschaftliche Globalisierung bezeichnet.

Im Deutschen wird „Exploitation“ heute auch manchmal als Fachwort der Medientheorie verwendet, um die Zweitverwertung eines erfolgreichen Themas in Film, Buch, Comic etc. zu bezeichnen. Auch beschreibt das Wort die mediale „Ausbeutung“ von heiklen Themen wie Sex oder Gewalt aus kommerziellen Gründen.

Exploitationfilm

Insbesondere im Film zeigt sich ein komplexes System von Zweitverwertungen mit fließenden Grenzen vom Schund bis hin zum kulturellen Gegenentwurf. Die 1960er-, 1970er- und 1980er-Jahre waren die Blütezeit des sogenannten Exploitationfilms im Kino. Zu diesen Filmen rechnet man kostengünstig produzierte Filme, die auf den Erfolgswellen erfolgreicherer „Sandalenfilme“, Western, Polizei-, Sex- und Horrorfilmen mitschwimmen wollten. Exploitation-Produktionen besaßen folglich meist vergleichsweise geringe technische und schauspielerische Standards.

Merkmale des Exploitationfilms sind die oft subversiven Veränderungen der Vorbilder, besonders im Italo- oder Spaghettiwestern, in denen der Held oft genauso verkommen ist wie seine Gegenspieler („Django“, 1966), sowie die reißerische Anreicherung mit Sex und Gewalt, Blasphemie, Kirchenkritik, Hexenverfolgung und Nationalsozialismus. Charakteristisch ist in der Regel auch die Titel- bzw. Untertitelwahl, die oft bemüht ist, das Vorhandensein der jeweiligen Elemente zu Werbezwecken zu betonen oder sogar zu übertreiben (z. B. „Nonnen bis aufs Blut gequält“, 1974).

Da Exploitationfilme oft ebenso bemüht wie erfolglos versuchen, für die reißerischen Darstellungen eine vernünftige Erklärung in der Handlung zu liefern, genießen sie aufgrund der daraus entstehenden unfreiwilligen Komik unter Fans von B-Movies oft einen hohen Kultstatus.

Cinematologisch wird unter Berücksichtigung der Schwerpunkte des Inhaltes oft eine Einordnung in ein Subgenre vorgenommen, z. B. „Sexploitation“, „Nunsploitation“ oder „Naziploitation“.[1] Eine weitere Untergruppe des Exploitationfilms stellen die sogenannten Blaxploitation-Filme der 1970er-Jahre dar, die gängige Thrillermuster und andere Genres auf die Lebenswelt der schwarzen US-Bevölkerung übertrugen und damit ein eigenständiges „schwarzes Kino“ seiner Zeit erzeugten („Shaft“, „Foxy Brown“).

In den letzten Jahren zeigt sich ein gesteigerter Einfluss des Exploitationkinos auch in Produktionen, die zum Mainstream zu zählen sind.[2]

Literatur

  • Marcus Stiglegger: Sadiconazista. Faschismus und Sexualität im Film, Gardez!, 2.Aufl. 2000, ISBN 3897960095

Quellen

  1. Vgl. Marcus Stiglegger: Sadiconazista. Stereotypisierung des Holocaust im Exploitationkino, Vortrag bei der Cinegraph-Jahrestagung „Cinematographie des Holocaust“ in Hamburg, Januar 2001. Zit. nach Ikonenmagazin.de.
  2. Rüdiger Suchsland: "Extrem viele Frauen sehen diese Filme". Zur Konjunktur der Folter im Hollywood, Telepolis, 20.06.2007

Weblinks


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