F.D.Ä.

F.D.Ä.
Flagge der Front Deutscher Äpfel (quadratische Version dient als Logo)

Die Front Deutscher Äpfel (FDÄ) ist eine 2004 in Leipzig gegründete satirische Organisation, die rechtsextreme Parteien, insbesondere die Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD), parodiert. Sie unterteilt sich in Anlehnung an ehemalige oder existierende rechtsextreme Organisationsstrukturen in zahlreiche Untergruppen wie die Jugendorganisation Nationales Frischobst Deutschland (NFD), die Frauenorganisation Bund weicher Birnen (BWB) und zahlreiche lokale Gaue. Der Name geht zurück auf den NPD-Politiker Holger Apfel.

Inhaltsverzeichnis

Programm

Apfelfrontaktivisten in typischer Uniform mit persiflierten rechtsextremistischen Symbolen und Körperhaltung

Die Front Deutscher Äpfel, bisweilen auch verkürzt „Apfelfront“ genannt, vertritt politische Forderungen zur Reinhaltung deutschen Obstbestandes. Die Organisation bezeichnet sich als „Nationale Initiative gegen die Überfremdung des deutschen Obstbestandes und gegen faul herumlungerndes Fallobst“.

Die zentralen Forderungen der Organisation lauten:

  1. Beendigung der Überfremdung des deutschen Obstbestandes durch Aufpfropfen fremder Arten
  2. Schließung der Grenzen für Südfrüchte („Grenzen dicht für Fremdobst!“)
  3. Beseitigung von faulem Fallobst („Macht Fallobst zu Mus!“)

In Erklärungen, bei öffentlichen Auftritten und auf ihrer Website bemüht sie sich ähnlich den originalen rechten und rechtsextremen Internetangeboten um ausschließliche Benutzung deutscher Sprache und ahmt absichtlich das öffentliche Erscheinungsbild rechtsextremistischer Organisationen nach. Dabei wird die Homepage zur „Heimseite“, die Website zur „Weltnetzseite“ und das Diskussionsforum zum „Brett“.

Insbesondere die von der NPD und ihrem Fraktionsvorsitzenden im Sächsischen Landtag Holger Apfel in der Öffentlichkeitsarbeit benutzten Begriffe, Redewendungen und Stilmittel wie „Grenzen dicht!“ greift die Apfelfront auf und setzt sie betont deutlich ein, ändert aber die inhaltliche Stoßrichtung ab auf Obstbau und Obstverwertung mit der Absicht, politische Aussagen als Torheiten witzig zu überzeichnen.

Geschichte und Aktionsformen

Gründung

Die Front Deutscher Äpfel wurde im Anschluss an Wahlkampf und Wahlen zum Sächsischen Landtag am 19. September 2004 gegründet. Die Gruppe um den Gründer Alf Thum versteht sich nicht als politisch Linke, sondern als Nicht-Rechte. Sie bezeichnen sich mehr als Künstler, die mit dem gewohnten Demo-Gegendemo-Ritual brechen.

Die Jugendorganisation der Front heißt „Nationales Frischobst Deutschlands“ (NFD). Assoziiert im „nationalen Kampf“ ist die Vereinigung „Bund weicher Birnen“ (BWB). Laut der Sächsischen Zeitung hatte die FDÄ im Juni 2005 15 Mitglieder, das NFD 25 Mitglieder. Nach eigenen, aktuelleren Angaben liegt die Mitgliederzahl bereits bei über 500 Mitgliedern und noch mehr Sympathisanten.

Aktionen

FDÄ-Aktion auf dem Marktplatz von Gräfenberg am 18. August 2007 auf der Gegendemonstration „Gräfenberg ist bunt“

Seit ihrer Gründung tritt die Apfelfront bei allen größeren NPD- und Neonazi-Aufmärschen insbesondere in Ostdeutschland auf, so z. B. erstmals auf der Neonazidemonstration am 3. Oktober 2004 auf der NPD-Kundgebung in Leipzig, die erfolgreich verhindert werden konnte. Weiterhin am 13. Februar in Dresden, auf der von Christian Worch angemeldeten Demonstration am 1. Mai sowie am 1. Oktober 2005 in Leipzig und am 8. Mai 2005 in Berlin. Außerdem beteiligten sie sich auf dem im Juni von der deutschen Bundesregierung veranstalteten Jugend-Politik-Festival Berlin 05 sowie Berlin 08.

Die Apfelaktivsten treten bei ihren Aktionen mit schwarzen Anzügen auf, weshalb sie sich selbst als „bestangezogenster, frisch geduschtester und best aussehendster schwarzer Block aller Zeiten“ bezeichneten. Am linken Arm tragen sie eine rote Armbinde mit einem schwarzen Apfel im weißen Kreis, die stark an die Armbinde mit dem Hakenkreuz aus der Zeit des Nationalsozialismus erinnert. Die Akteure reagierten damit auf die Übernahme ursprünglich linker und/oder antiimperialistischer Codes und Kleidungsstücke wie der Kufiya oder Che-Guevara-T-Shirts durch Rechtsextremisten.

Daneben bittet die Apfelfront öffentlich um Unterwanderung ihrer Gruppe durch V-Leute des Verfassungsschutzes. Dies, so argumentiert die Apfelfront, sei ein wichtiger Prozess einer jeden nationalen Gruppierung, als die die Apfelfront dastehen möchte, und würde einen großen Schritt nach vorn bedeuten. Außerdem wäre es der einzig logische Schritt nach der erfolgten erkennungsdienstlichen Erfassung der Apfel-Armbinden.

„Gaubildung“

Trotz der Kritik und den häufigen Verwechslungen mit echten Rechtsextremen erfreut sich die Front Deutscher Äpfel bundesweit immer größer werdender Beliebtheit, sodass sich lokale Untergruppen der Organisation bilden. Die genaue bundesweite Mitgliederzahl ist nicht bekannt, jedoch kann man von einigen hundert Mitgliedern, Anhängern und Sympathisanten ausgehen.

So gibt es unter anderem seit August 2006 eine starke Fraktion der Apfelfront in Mecklenburg-Vorpommern. Grund für die Ausweitung über Sachsen hinaus war der Versuch der NPD, in den Landtag Mecklenburg-Vorpommern einzuziehen. Weitere lokale Gruppen in anderen Bundesländern folgten, so zum Beispiel in Bayern, NRW und Hessen, um analog lokal gegen Rechtsextremismus vorzugehen.

Kritik

Rede der FDÄ mit satirisch überhöhter Symbolik auf dem Marktplatz von Gräfenberg am 18. August 2007 im Rahmen einer Demonstration gegen rechtsextreme Aufmärsche

Nicht selten löst der Auftritt der Apfelfront zunächst Verstörung aus, zumal die Zeichen und Fahnen beim flüchtigen Hinsehen nicht sofort als Parodie zu erkennen sind. So veröffentlichte der MDR am 25. Juli 2006 auf seiner Website in einem Artikel über die NPD ein Bild der Apfelfront mit der Bildunterschrift „Die NPD will weg von ihrem Schlägerimage“. Der Recherchefehler des MDRs wurde jedoch bemängelt und das Bild entfernt. In Webforen finden sich trotz der bei näherem Hinsehen offensichtlichen Übersteigerung immer wieder Anfragen, wie ernst es die Apfelfront mit ihren Forderungen meine. Kritiker sind der Meinung, die Apfelfront-Auftritte seien kontraproduktiv und es seien Akteure zugange, die sich in ihren „Kostümfaschismus“ hineingesteigert hätten und so die faschistischen Zeichen letztlich stärker als die Parodie blieben. Die Apfelfront weist bei ihren Interviews und Auftritten allerdings auch immer darauf hin, dass es aktuell Tendenzen innerhalb des rechtsextremen Spektrums gebe, sich anderer subkultureller Outfits bis hin zur Kopie der ursprünglich der autonomen Szene zuzuordnenden Kleiderordnung zu bedienen. Die Kostümierung der Apfelfront sei mithin ein Hinweis, dass Nazis nicht mehr unbedingt durch die landläufig bekannten Farben, Symbole, Kostüme usw. zu erkennen seien und dass es genau darum ginge, durch Irritationen in der Öffentlichkeit auf diese Tendenzen aufmerksam zu machen.

Siehe auch

Quellen

Literatur

Film

Rundfunk

Weblinks

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