FR-B

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Aquitaine

Flagge der Region Aquitaine

Wappen der Region Aquitaine

Lage der Region Aquitaine in Frankreich
Basisdaten
Verwaltungssitz Bordeaux
Präsident des Regionalrats Alain Rousset PS
Bevölkerung

 – gesamt 2006
 – Dichte

3.099.000 Einwohner
70 Einwohner/km2

Fläche

 – gesamt
 – Anteil an Frankreich:

41.308 km²
6,5 %

Départements 5
Arrondissements 18
Kantone 235
Gemeinden 2.296
ISO 3166-2-Code FR-B

Aquitanien (franz. Aquitaine [akiˈtɛn]) ist ein historisches Gebiet und heute eine Region im Südwesten Frankreichs. Es wird im Süden von den Pyrenäen und im Westen vom Atlantik begrenzt.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Die Region grenzt im Norden an die Region Poitou-Charentes, im Nordosten an die Region Limousin, im Osten an die Region Midi-Pyrénées, im Süden an Spanien und im Westen an dem Atlantischen Ozean. Sie umfasst den größten Teil des aquitanischen Beckens, einer recht flachen und erdgeschichtlich jungen Landschaft; es wird hauptsächlich von Garonne, Adour, Dordogne, Charente und deren Nebenflüssen entwässert, die sehr junge Sedimente angelagert haben. Nur im äußersten Nordosten und Süden finden sich hüglige bzw. gebirgige Gegenden: So liegt am Nordostrand der Region die erste Steilstufe des Zentralmassivs, an der Grenze zu Spanien erheben sich die Pyrenäen, die dort bereits weit über 2000 m ansteigen. Zwischen Zentralmassiv und dem Kerngebiet des aquitanischen Beckens befinden sich ausgedehnte, relativ niedrige Kalkplateaus, deren Ausläufer bis unmittelbar vor Bordeaux reichen.

Das Klima ist – abgesehen von den Hochlagen – ganzjährig mild. An der Atlantikküste beträgt die Jahresdurchschnittstemperatur über 15 °C, in Bordeaux etwa 14 °C, an der Grenze zum Limousin noch 11 °C. Dieser Unterschied kommt insbesondere durch die milden Winter in Küstennähe zustande. Die Niederschläge sind relativ hoch und nehmen nach Süden hin immer mehr zu. Sie fallen vornehmlich im Winterhalbjahr.

Die Bodenbeschaffenheit ist vielfälltig: Die Flussniederungen sind zumeist sehr fruchtbar, ebenso das Vorland der Pyrenäen. Zwischen ihnen ist der Boden jedoch zumeist karg: Die Kalkböden im Nordosten eignen sich für den Weinbau und spezialisierte Kulturen wie Trüffel, Nüsse und Obst, sind aber aufgrund ihrer Durchlässigkeit nicht ertragreich für den Ackerbau. Die weite Schwemmlandebene zwischen Garonne und Pyrenäen weist äußerst magere Lehm- und Sandböden auf, so dass hier jahrhundertelang nur extensive Schafzucht möglich war und Sümpfe das Bild bestimmten. Nach Aufforstung ab dem 18. Jahrhundert befindet sich hier jetzt das größte zusammenhängende Waldgebiet von ganz Frankreich, die Forêt des Landes.

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung der Region Aquitanien von 1851–1999

Demographische Entwicklung

Die Bevölkerungsentwicklung in der Region Aquitanien stellt sich uneinheitlich dar. Insgesamt hat die Region in den letzten ca. 150 Jahren an Bevölkerung gewonnen, bleibt aber unter dem französischen Gesamtdurchschnitt. Diese Entwicklung ist darauf zurückzuführen, dass Aquitanien in weiten Teilen immer noch sehr ländlich geprägt ist.

So haben die Départements Dordogne und Lot-et-Garonne, die auch den höchsten Anteil der Landwirtschaft an der Wirtschaftsleistung aufweisen, in dieser Zeitspanne einen Bevölkerungsverlust hinnehmen müssen, den sie bis heute nicht haben ausgleichen können. Die Landes hingegen konnten aufgrund kleinerer Industriestandorte, großflächiger Agrarbewirtschaftung und vor allem ihrer touristischen Entwicklung in der Nachkriegszeit den Verlust ausgleichen.

Gewinner in der Bevölkerungsentwicklung sind die Départements Gironde und Pyrénées-Atlantiques, die beide über urbane Zentren verfügen. Dabei ist die Bedeutung des Großraums Bordeaux um ein vielfaches höher als die kleineren Ballungsräume um Pau und Bayonne-Anglet-Biarritz. Die Entwicklung der Einwohnerzahl der Gironde hat sich von den anderen Départements daher praktisch abgekoppelt.

Innerhalb der Départements findet ebenfalls eine Gewichtsverschiebung statt: Städte mittlerer Größe mit einer eigenen Agglomeration, diversifizierten und/oder zukunftssicheren Wirtschaftsbedingungen gewinnen z. T. deutlich. Beispiele hierfür sind Dax oder Bergerac. Ländliche Gegenden ohne Möglichkeiten, Ersatz für wegfallende Arbeitsplätze in der Landwirtschaft auszugleichen, haben sich in dieser Zeit dagegen geradezu geleert. Die Region im äußersten Norden des Départements Dordogne hat beispielsweise allein zwischen 1921 und 1999 mehr als die Hälfte ihrer Bevölkerung verloren.

Städte

Die größten Städte der Region (> 20.000 Einwohner (1999)) sind:

Geschichte

Aquitanien ist ein Gebiet mit Megalithanlagen des Typs Allée Couvert und gehört zu den ältesten neolithisierten Regionen in Westeuropa.

Aquitanien im Südwesten Galliens zur Zeit Caesars

Zur Zeit der römischen Eroberung wurde (von Julius Caesar in De Bello Gallico) das Gebiet südlich der Garonne (lat.: Garuna) als Aquitanien bezeichnet. Seine Einwohner, unter anderem die Ausker sprachen im Gegensatz zu der Bevölkerung des nördlich angrenzenden eigentlichen Gallien nicht keltisch, sondern eine dem heutigen Baskisch nahestehende Sprache (oder Sprachen), von der nur wenige Worte bekannt sind, durch Ortsnamen und sehr kurze Inschriften.

Die von den Römern eingerichtete Provinz Gallia Aquitana reichte weit über das alte Aquitanien hinaus bis an die Loire (lat.: Liger). Später wurde sie geteilt in Aquitania I und Aquitania II, beide nördlich der Garonne, sowie Novempopulana (wörtlich „Neunvölker(-land)“ ) südlich des Flusses. Die einheimische Bevölkerung wurde romanisiert und nahm eine koloniale Abwandlung der lateinischen Sprache an.

418 wurden in Aquitanien die Westgoten vertraglich als Föderaten angesiedelt, wobei dies im Einklang mit der gallorömischen Oberschicht geschah, die sich Schutz vor anderen, weniger von Rom geprägten Barbaren erhofften. Nach der Mitte des 5. Jahrhunderts brach jedoch die ohnehin nur noch schwach ausgeprägte römische Oberherrschaft zusammen. Die Westgoten beherrschten diesen Raum bis 507.

Dann wurde Gallien bis zu den Pyrenäen von den Franken unterworfen und die Westgoten zogen sich auf die Iberische Halbinsel zurück. Nach dem Verlust ihres gallischen Reichsteils bemühten sie sich, das Baskenland zu kontrollieren. Die fränkische Macht im nördlichen Pyrenäenvorland war dagegen nur wenig ausgeprägt. So drängten Basken aus den Pyrenäen, die unter der römischen Herrschaft ihre Sprache bewahrt hatten, nach Norden und dehnten ihre Hegemonie auf das ursprüngliche Aquitanien aus, das dadurch zur Gascogne (von „Vasco…“) wurde, ohne dass die vorher romanisierten Einwohner ihr Provinzlatein aufgaben.

Im 8. Jahrhundert dehnten die Mauren nach der Eroberung der Iberischen Halbinsel ihre islamische Herrschaft zeitweise über Pryenäen und Garonne auf Aquitanien (im großräumigen Sinne) aus. Dann aber gelang Karl Martell 732 in der Schlacht von Tours und Poitiers, ihren Vormarsch zu stoppen und Aquitanien und das gesamte Gebiet bis zu den Pyrenäen endgültig für das fränkische Reich zu sichern.

Bis 771 war Aquitanien selbständiges Herzogtum, stand aber schon unter dem Herrschaftsanspruch der Karolinger (siehe Herzog Hunold), ab 781 sogar Königreich unter Ludwig dem Frommen, der 814 zum fränkischen Kaiser gekrönt wurde. Dessen Nachfolger in Aquitanien konnten die Hausmacht des Königreiches nicht aufrechterhalten, so dass 866 mit dem Tod des letzten Königs Karl dem Kind das Gebiet an das westfränkische Reich angegliedert wurde.

Frankreich 1477

1152 kam Aquitanien durch die Heirat der Lehenserbin Eleonore von Aquitanien mit Heinrich Plantagenet Graf von Anjou zu Anjou und gehörte ab 1154 nach dessen Thronbesteigung zur englischen Krone. Als dieser als Heinrich II. von England eingesetzt wurde, erhob er auf weite Teile Frankreichs Anspruch und es begann der mehr als 300 Jahre lang andauernde Krieg zwischen England und Frankreich unter dem besonders Aquitanien zu leiden hatte. 1453 kam Aquitanien endgültig zu Frankreich.

Im Lauf der Jahrhunderte haben sich die Grenzen der Region immer wieder verändert: Machte Aquitanien in der Römerzeit noch fast das südwestliche Viertel des heutigen Frankreichs aus, zersplitterte sich das Gebiet im Mittelalter in mehrere Herzogtümer und Grafschaften. Der Name Aquitanien wurde zu Guyenne abgeschliffen. Das Herzogtum Guyenne, von den Engländern in Besitz genommen, schrumpfte mit deren Gebietsverlusten im Hundertjährigen Krieg und umfasste nach dessen Ende nur noch das Bordelais und das Agenais. Im Süden schlossen sich die Gascogne, das Béarn und das nördliche Navarra an, im Nordosten bestand die Grafschaft Périgord. Mit der Einrichtung der Départements wurde den historischen Gebieten als Verwaltungseinheiten ein Ende gesetzt.

Mit der Einrichtung der Regionen 1960 entstand Aquitanien in den derzeitigen Grenzen neu. 1972 erhielt die Region den Status eines Établissements public unter Leitung eines Regionalpräfekten. Durch die Dezentralisierungsgesetze von 1982 erhielten die Regionen den Status von Collectivités territoriales (Gebietskörperschaften), wie ihn bis dahin nur die Gemeinden und die Départements besessen hatten. 1986 wurden die Regionalräte erstmals direkt gewählt. Seitdem wurden die Befugnisse der Region gegenüber der Zentralregierung in Paris schrittweise erweitert.

Siehe auch: Ausker, Herzog von Aquitanien; Eudo von Aquitanien

Politik

Ergebnis der Wahl des Regionalrates vom 28. März 2004:

  • Liste Alain Rousset (Sozialistische Partei (PS) / Sozialliberale (PRG) / Grüne): 54,87 % = 769.893 Stimmen
  • Liste Xavier Darcos (Konservative Parteien UMP / UDF): 33,46 % = 469.382 Stimmen
  • Liste Jacques Colombier (Front National (FN)): 11,67 % = 163.737 Stimmen

Siehe auch: Liste der Präsidenten des Regionalrates von Aquitanien seit 1986

Politische Gliederung

Die Region Aquitaine untergliedert sich in fünf Départements.

Département Präfektur Einwohner (1999) Fläche (km²) Bevölkerungsdichte Arrondissements Kantone Gemeinden
Dordogne (24) Périgueux 388.293 9.060 43 4 50 557
Gironde (33) Bordeaux 1.287.334 10.000 129 5 63 542
Landes (40) Mont-de-Marsan 327.334 9.243 35 2 30 331
Lot-et-Garonne (47) Agen 305.380 5.361 57 4 40 319
Pyrénées-Atlantiques (64) Pau 600.018 7.645 78 3 52 547
Gesamt Bordeaux 2.908.359 41.308 70 18 235 2.296

Wirtschaft

Im 1. Quartal 2004 betrug die Arbeitslosenquote 9,7 %, sie entsprach damit dem Durchschnitt Frankreichs. Im Vergleich mit dem BIP der Europäischen Union ausgedrückt in Kaufkraftstandards erreichte die Region 2006 einen Index von 99,6 (EU-27 = 100).[1]

Wichtige Wirtschaftszweige sind der Tourismus, die Landwirtschaft (8 % der Arbeitnehmer), die Holzindustrie und die Luftfahrttechnik.

Tourismus

Die Düne von Pyla ist mit über 100 m Höhe und fast 3 km Länge die größte Sanddüne Europas. Im Landesinneren findet man die berühmten Weinberge von Bordeaux. Die gesamte Küstenregion von Biscarrosse bis an die Grenze Spaniens wird von einem feinen Sandstrand gesäumt, der im Sommer zahlreiche Touristen anlockt.

Weblinks

Quellen

  1. Eurostat Pressemitteilung 23/2009: Regionales BIP je Einwohner in der EU27 (PDF-Datei; 360 kB)

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