- Fakeaccount
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Der oder das Fake ist der US-amerikanische Jargon-Begriff für eine Fälschung, ein Imitat oder einen Betrug. Jemand, der etwas Falsches als richtig vortäuscht, wird auch Faker genannt. Das Wort ist ein typisches Beispiel von Netzjargon, dem Wortschatz der Menschen, die sich der Internetkultur verbunden fühlen.
Inhaltsverzeichnis
Fake im Internetkontext
Am häufigsten wird in jüngerer Zeit der Begriff für die Fälschungen solcher Faker verwendet, die in Internet-Foren oder Chatrooms unter Verwendung irreführender Angaben zu ihrer eigenen Person unqualifizierte Kommentare abgeben, die nicht ernst gemeint sind und andere Internet-User ärgern, provozieren oder hinters Licht führen sollen. Fake-Identitäten dienen so oft zum Trollen, und es ist nicht unüblich, dass sich eine Person unter mehreren verschiedenen Namen anmeldet, und so ein (für andere nicht offensichtliches) provozierendes Rollenspiel veranstaltet. Da das Faken mit mehreren Identitäten geradezu typisch für viele Trolle ist, kann der Nachweis mehrerer Fake-Identitäten dabei helfen, Trolle zu identifizieren.
Die Nicknames (kurz Nicks) von Fakern, die unter mehreren Namen auftreten, werden auch als Sockenpuppes bezeichnet.
Oftmals gibt sich der Faker im Internet, zum Beispiel innerhalb einer Kontaktbörse, als eine völlig andere Person aus. Dies können Personen des eigenen oder auch des anderen Geschlechts sein. So schlüpft er zum Beispiel als Mann in die Rolle einer Frau, um mit leichtgläubigen Internet-Usern zu flirten oder auf andere Weise seinen Schabernack zu treiben; auch falsche Altersangaben und eine irreführende Darstellung körperlicher Merkmale sind sehr häufig zu beobachten. Besondere Vorsicht ist außerdem bei Erfahrungsberichten oder in medizinischen Threads geboten, wenn beispielsweise die Forenbetreiber selbst Medizinprodukte etc. vertreiben. In der Paid4-Szene bezeichnet man Personen als Faker, die mit technischen Maßnahmen versuchen, die Paid4-Anbieter zu betrügen und somit mehr Geld zu verdienen.
Weiterhin sind Faker diejenigen Personen, die sich in Chatrooms mit (fast) demselben Nick anderer Chatter einloggen, um auf diese Weise den Original-Nickname durch die Benutzung von Schimpfwörtern etc. in den Schmutz zu ziehen. In Chatrooms, die auf der Schriftart Arial basieren, lassen sich zum Beispiel Nicks, die ein kleines „L“ oder großes „i“ enthalten, problemlos faken, weil sich die Darstellung dieser Schriftzeichen in keiner Weise unterscheidet. Auch die Zahl „0“ und das große „O“ lassen sich oft kaum voneinander unterscheiden.
Nicht jede Person, die im Internet unter falschem Namen oder unter falschen persönlichen Angaben auftritt, sollte jedoch als Faker angesehen werden. Es ist in der Kultur des Internets durchaus üblich, unter einer fiktiven Identität aufzutreten. Dies dient beispielsweise dazu, Spam und andere Missbräuche und Gefahren zu vermeiden. Es kann auch helfen, in Internet-Communitys freier und ungehemmter auftreten zu können, als man sich das im „realen Leben“ trauen würde, oder spielerisch verschiedene soziale Rollen auszuprobieren. Solches Verhalten gilt im allgemeinen als legitim. Als Fake sollte es erst angesehen werden, wenn es dazu dient, Missbräuche wie die hier beschriebenen auszuführen.
Der Begriff Fake wird auch bei P2P-Tauschbörsen im Internet verwendet. In diesem Fall beschreibt der Begriff eine Datei, die nicht das enthält, was der Dateiname aussagt. Fakes werden aus verschiedenen Gründen in Tauschbörsen eingeschleust. Beispielsweise manipuliert die Musik- und Filmindustrie Dateien so, dass der Inhalt der Datei verstümmelt oder nicht mehr lesbar ist. Die Person, die diese Datei herunterlädt, soll sich darüber ärgern, so dass sie keine weiteren Versuche unternimmt, die Datei nochmals herunterzuladen. Auch werden Dateien dadurch „gefaked“, dass sie einen sehr beliebten Dateinamen bekommen, um unbekannte Dateien besser verbreiten zu können.
Im Umfeld von Videoportalen werden Videos als Fake bezeichnet, die ohne Computerbearbeitung (vermeintlich) unmöglich sind.
Fake im Kunstkontext
„Der Begriff des Fake meint eine mimetische Nachahmung eines anderen Kunstwerks, die im Gegensatz zur Fälschung selbst auf ihren gefälschten Charakter hinweist. Eine Künstlerin reproduzierte Fotografien von Walker Evans; diese eigenen Fotografien präsentierte sie auf ähnliche Weise wie das Vorbild; der Titel, »Sherrie Levine After Walker Evans«, weist die Arbeit als Aneignung aus, die die gewandelten kontextuellen und konzeptuellen Bedingungen des identischen Bilds reflektiert. Das Fake zielt demnach mittels einer genauen Bilduntersuchung auf einen kunsthistorischen Erkenntnisprozeß: Die Reproduktion wird nicht mehr moralisch als Fälschung verurteilt, sondern das Fake wird als Kritik der Institution der Kunst und ihrer Ideologie des Originals betrachtet.“
Laut Stefan Römer markiert der kurze Text The Fake as More, by Cheryl Bernstein von Carol Duncan den Beginn der Geschichte des Fakes. Carol Duncan publizierte die fiktive Geschichte über die Kunsthistorikerin Cheryl Bernstein, gab die Fiktion aber erst 13 Jahre später als solche zu erkennen. In The Fake as More besprach die angebliche Kunsthistorikerin Bernstein eine Ausstellung, die in dieser Art niemals stattgefunden hat. Duncans Fake kommt deshalb eine so wichtige Position zu, weil die Autorin gar kein materiell produziertes Bild benötigt. Lediglich ihr Text evoziert in der Vorstellung der Leser bestimmte Bilder und die Essenz ihrer Bedeutung. Für die Kunstdiskussion völlig unerheblich war es, ob die Ausstellung tatsächlich stattgefunden hatte oder nicht. Mit dem Fake wird daher ein Institutionswandel vorgenommen, der eine grundsätzliche Umorientierung der Kunstgeschichte erfordert.
Siehe auch
Literatur
- Arnau, Frank: The Art of The Faker – 3,000 years of Deception. Boston, Little Brown & Company, 1959. LCC 61-5317
- Ausstellungskatalog Minneapolis, Minnesota: Fakes and Forgeries, The Minneapolis Institut of Arts 11. Juli–29. September 1973
- Dutton, D. (Ed.): The Forger’s Art, Berkeley, University of California Press, 1983
- Fake, New Museum of Contemporary Art (Ausstellungskatalog), New York 1987
- Jones, Mark, ed.: Fake? The Art of Detection. British Museum Berkeley (Ausstellungskatalog), Berkeley: University of California Press, Los Angeles 1990
- Mair Judith, Becker Silke: FAKE for REAL – Über die private und politische Taktik des So-tun-als-ob, Campus Verlag Frankfurt/New York, 2005
- Radnóti, S.: The Fake, Forgery and Its Place in Art, Lanham, Rowman & Littlefield Publishers Inc., 1999
- Römer Stefan: Künstlerische Strategien des Fake: Kritik von Original und Fälschung, DuMont Köln 2001. ISBN 3-7701-5532-7
Weblinks
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