Falco columbarius

Falco columbarius
Merlin
Merlin (Falco c. columbarius), Männchen

Merlin (Falco c. columbarius), Männchen

Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Greifvögel (Falconiformes)
Familie: Falkenartige (Falconidae)
Gattung: Falken (Falco)
Art: Merlin
Wissenschaftlicher Name
Falco columbarius
Linnaeus, 1758
Der Merlin heißt auf den Färöern „Smyril“ und ist dort der einzige Greifvogel - Briefmarke von Edward Fuglø 2002

Der Merlin (Falco columbarius) ist ein Greifvogel aus der Familie der Falkenartigen (Falconidae). Merline sind kompakt gebaut und klein, die Männchen sind die kleinsten Falken Europas. Die Art bewohnt offene und halboffene Landschaften in weiten Teilen der nördlichen Holarktis. Nord- und nordosteuropäische Brutvögel erscheinen in Mitteleuropa regelmäßig als Durchzügler in kleiner Zahl im Herbst und Frühjahr sowie als Wintergast in offenen Landschaften aller Art, soweit diese reich an kleinen Vögeln sind.

Inhaltsverzeichnis

Name

Die deutsche Bezeichnung Merlin leitet sich aus dem mittelhochdeutschen Smirlin beziehungsweise aus dem lateinischen Begriff smerillus ab. Smirlin bedeutet Zwergfalke. Das S hat sich im Laufe der Zeit im deutschen Sprachgebrauch abgeschliffen. In der isländischen beziehungsweise der färöischen Sprache heißt er noch Smyrill beziehungsweise Smyril.

Die wissenschaftliche Artbezeichnung columbarius weist eigentlich auf einen Greifvogel hin, der Tauben fängt. Dazu hat der Merlin jedoch eine zu geringe Körpergröße. Carl von Linné benutzte diesen Namen zunächst für eine amerikanische Greifvogelart, der dann wegen der gleichen Färbung auf den Merlin übertragen wurde.[1]

Aussehen

Erscheinungsbild ausgewachsener Merlins

Der Merlin unterscheidet sich durch seine kompaktere Gestalt, den kürzeren Schwanz und die spitzeren Flügel vom heimischen Turmfalken. Auch ist er deutlich kleiner. Im Durchschnitt wiegt der Merlin lediglich 190 Gramm.

Das Männchen ist mit einer Körperlänge von 25 bis 30 Zentimeter und einer Spannweite von etwa 60 Zentimeter nur wenig größer als eine Misteldrossel. Als geschlechtsdimorphe Art unterscheidet sich das Federkleid des Männchens von dem des Weibchens. Die Körperoberseite ist schiefergrau. Der Nacken ist roströtlich. Die Unterseite dagegen ist hell isabell- bis rostfarben und weist eine dunkle Längsfleckung auf. Der graue Schwanz hat an seinem Ende eine schwarze Endbinde.

Das Weibchen ist deutlich größer als das Männchen und erreicht eine Spannbreite von 67 Zentimeter. Es ist an der Körperoberseite dunkelbraun, während die Unterseite weiß mit dunklen Längsflecken ist. Der Schwanz ist kräftig dunkel gebändert.

Im Flugbild ähnelt der Merlin sehr dem viel größeren Wanderfalken.

Erscheinungsbild der Nestlinge

Merlin-Jungvögel sind Nesthocker. Frisch geschlüpfte Nestlinge haben Dunen an Kopf, Körper und Schenkeln. Ihr erstes Dunenkleid ist rahmweiß und noch sehr dünn und kurz. Sie wechseln in ihr zweites Dunenkleid etwa ab dem achten Lebenstag. Dieses ist etwas länger und gröber. An der Körperoberseite ist es hell braungrau, während die Körperunterseite blassgrau ist. An Kinn, Kehle sowie am Bauch sind die Dunen grau mit weißer Spitze. Frisch geschlüpfte Dunenküken haben zunächst eine rosa Wachshaut, diese verändert sich mit zunehmenden Lebenstag zunächst in hellgrau und zu gelb. Der Schnabel ist beim Schlupf blass rosablau und verändert sich zu einem Schwarz.[2]

Stimme

Die Rufe des Merlins sind in Mitteleuropa nur selten zu hören, da er im Winterquartier überwiegend stumm ist. Die Rufreihen können mit denen des Turmfalkens verwechselt werden. Wird er während der Brutzeit gestört oder angegriffen, ist ein schrilles, kicherndes kikikikikiki zu vernehmen. Hasst er auf andere Greifvogelarten wie etwa den Raufußbussard ändert sich dies zu einem jijijijijiji... oder einem kek-kek-kek. Das Weibchen ruft etwas schneller und heller als das Männchen.[3]

Nahrung

Der Merlin bevorzugt offene, baumarme Landschaft als Lebensraum und Jagdgebiet. Er jagt vorwiegend auf Kleinvögel bis etwa zur Größe einer Drossel. Er schlägt sie in der Luft im Steilstoß von oben oder in bodennahem Pirschflug. Sein Flug ist ähnlich wie beim Sperber sehr schnell und wendig. Anders als der Sperber jagt er jedoch nicht in geschlossenen Ortschaften.[4] Kleinsäuger, noch nicht flugfähige Jungvögel und größere Insekten ergänzen den Speiseplan des Merlins insbesondere während der Brutzeit.

Die Beute wird auf verschiedenen Erhebungen im offenen Gelände gerupft. Dabei werden in der Regel alle Schwingenfedern der Beutetiere entfernt.[5]

Fortpflanzung

Die Brutzeit variiert in Abhängigkeit vom Verbreitungsgebiet. Im Süden des Verbreitungsgebietes brüten Merline bereits ab Anfang April. Im Norden des Verbreitungsgebietes ist der Brutbeginn erst Ende Mai oder sogar Anfang Juni. Merline ziehen nur ein Gelege im Jahr groß. Sein Brutgebiet sind baumlose Moore, Steppen, Dünen und Marschen. Lichte Wälder nutzt er nur ausnahmsweise.

Das Nest wird in der Regel am Boden errichtet. Sie nutzen gelegentlich aber auch Felsbänder oder alte Horste größerer Vogelarten. Ein Vollgelege besteht in der Regel aus fünf bis sechs Eiern. Sehr große Gelege haben auch sieben Eier. Sie sind kurzspindelförmig bis kurzelliptisch, haben eine glatte und glanzlose Farbe. Ihre Grundfärbung ist blassbeige mit einer rotbraunen Sprenkelung, die so dicht sein kann, dass die beige Grundfärbung nicht mehr zu erkennen ist. Der Legeabstand beträgt etwa zwei Tage. [6]

Das Gelege wird fast ausschließlich vom Weibchen bebrütet. Die Inkubationszeit beträgt 28 bis 32 Tage. Das Weibchen nimmt noch vor Vervollständigung des Geleges die Brut auf. Das Männchen bringt in dieser Zeit Futter in die Nähe des Horstes. Nach dem Schlupf werden die Nestlinge vom Weibchen intensiv gehudert. Auch in dieser Zeit ist es das Männchen, dass die Nahrung heranbringt. Das Weibchen ist jedoch diejenige, die die Nestlinge füttert. An der Versorgung der Jungvögel beteiligt sich das Weibchen erst wenige Tage vor dem Ausfliegen der Jungvögel. Flügge sind die Jungvögel mit etwa 25 bis 30 Lebenstage. Sie verbleiben zunächst in der Nähe des Horstes und sind erst nach weiteren sechs Wochen selbständig.[7]

Die Weibchen dieses Falken sind meist schon mit einem Jahr fortpflanzungsfähig, Männchen meist im Alter von zwei Jahren. Die Vögel führen eine Saisonehe. Als Brutplatz kann eine flache Mulde im Boden oder Felshang ebenso dienen wie ein altes Krähen- oder Elsternest.

Belege

Einzelnachweise

  1. Viktor Wember: Die Namen der Vögel Europas – Bedeutung der deutschen und wissenschaftlichen Namen, Aula-Verlag, Wiebelsheim 2007, ISBN 978-3-89104-709-5, S. 102
  2. Collin Harrison und Peter Castell: Field Guide Bird Nests, Eggs and Nestlings, HarperCollins Publisher, überarbeitete Auflage von 2002, ISBN 0007130392, S. 103
  3. Hans-Heiner Bergmann; Hans-Wolfgang Helb; Sabine Baumann; Die Stimmen der Vögel Europas – 474 Vogelporträt mit 914 Rufen und Gesängen auf 2.200 Sonogrammen, Aula-Verlag, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-89104-710-1; S. 155
  4. Bezzel, S. 182
  5. Wolf-Dieter Busching: Einführung in die Gefieder- und Rupfungskunde, Aula Verlag, Wiebelsheim 2005, ISBN 3-89104-695-2, S. 131
  6. Collin Harrison und Peter Castell: Field Guide Bird Nests, Eggs and Nestlings, HarperCollins Publisher, überarbeitete Auflage von 2002, ISBN 0007130392, S. 102
  7. Collin Harrison und Peter Castell: Field Guide Bird Nests, Eggs and Nestlings, HarperCollins Publisher, überarbeitete Auflage von 2002, ISBN 0007130392, S. 103

Literatur

  • Einhard Bezzel: Vögel. BLV Verlagsgesellschaft, München 1996, ISBN 3-405-14736-0
  • Theodor Mebs: Greifvögel Europas. Biologie, Bestandsverhältnisse, Bestandsgefährdung Kosmos Naturführer. Stuttgart, 1989
  • Benny Génsbol, Walther Thiede; Greifvögel - Alle europäischen Arten, Bestimmungsmerkmale, Flugbilder, Biologie, Verbreitung, Gefährdung, Bestandsentwicklung, BLV Verlag München, 1997, ISBN 3-405-14386-1

Weblinks


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