- Falsettstimme
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Falsett (von it. falso „falsch, künstlich, imitiert“) ist die Bezeichnung für ein Gesangsregister und somit für eine besondere Form der Benutzung der menschlichen Stimme.
Im weiteren Sinne wird der Begriff als das verstanden, was landläufig Kopfstimme oder auch manchmal (fälschlich) „Fistelstimme“ genannt wird, also die um eine Oktave hochgestellte männliche Sprech- oder Gesangsstimme, bei der die Stimmbänder nicht vollständig, sondern nur an ihren Rändern schwingen, wodurch ein weicher und grundtöniger Klang zustande kommt.
Im engeren (musikalischen) Sinne schließt der Begriff Falsett die Verstärkung dieser Randschwingungsstimme in der Tiefe durch die klangliche Beimischung der Brust- und Kopfstimme ein; diese Technik ermöglicht es Countertenören, den Übergang zu tieferen Lagen dynamisch auszugleichen.
Bis ins Barock war die Falsettstimme eine Möglichkeit unter mehreren, Gesang von Männern in Sopran- und Alt-Lage darzustellen. Spanische Falsettisten sangen im Vatikan, weil nach damaliger katholischer Auffassung der Apostel Paulus den Frauen gebot, in der Kirche zu schweigen. Mit der Entstehung der Oper ab Ende des 16. Jahrhunderts sangen zunehmend Knaben oder Kastraten die hohen männlichen Partien.
In der nachbarocken Oper wird diese Art des Singens nur noch hin und wieder als komischer Effekt verlangt. Erst im 20. Jahrhundert – als es im Zuge der Wiederentdeckung der Barockoper immer mehr Countertenöre gab, die die Kastratenrollen sangen – beginnen Komponisten wie Benjamin Britten (Oberon in A Midsummer Night's Dream, Aldeburgh Festival 1960), Hans Werner Henze (L’Upupa oder Der Triumph der Sohnesliebe, Salzburg 2003), Georg Friedrich Haas (Die schöne Wunde, Bregenz 2003), Gavin Bryars (Gutenberg, Mainz 2002) oder Klaus Huber (Schwarzerde, Basel 2001) wieder, für Falsettisten zu schreiben. Die Rollen sind oft „Zwischenwesen“.
Beim Jodeln ist der ständige Wechsel zwischen Normalstimme und Falsett kennzeichnend.
Rock und Pop
Von den Tagen des frühen Blues an wurde das Falsett in allen Stilrichtungen der populären Musik von jeher von einer großen Anzahl von Sängern als Stilmittel eingesetzt.
Aus dem Bereich der Rockmusik bekannte Falsettsänger sind Ian Gillan, Prince, David Surkamp (Leadsänger der Band Pavlov’s Dog ), der ihm ähnlich klingende Geddy Lee von Rush, sowie Matthew Bellamy, Frontmann der britischen Band Muse, Jordan Knight, Leadsänger der New Kids on the Block, Pharrell Williams, Justin Timberlake und Justin Hawkins, der Sänger der Glam-Rock-Band The Darkness.
Nahezu ausschließlich Falsett singt Jón Þór Birgisson, Sänger der isländischen Band Sigur Rós.
In Falsett sangen die Bee Gees viele Songs vor allem ab dem Ende der siebziger Jahre.
Manche Sänger setzten die Technik in einzelnen Songs ein, beispielsweise sang Bruce Springsteen 1999 Lift Me Up, das Abspannlied für den Film „Limbo“, komplett in Falsett. Einzelne Songs oder Teile von Songs wurden zum Beispiel von Neil Young und Axl Rose in Falsettstimme vorgetragen, überwiegend in Falsett sang auch Mick Jagger das Stück Emotional Rescue.
Um einzelne Lieder von extremer Tiefe bis in extreme Höhen singen zu können, setzten Fish, also Derek William Dick, bekannt als Sänger der Gruppe Marillion, und Freddie Mercury auch Falsett ein. Letzterer sang auch komplette Lieder in Falsett. Mercury war eigentlich von Natur aus ein Tenor, konnte aber die verschiedenen Register seiner 3½-Oktaven-Stimme in vielfältiger Weise abschattieren. So war er nicht nur einfach in der Lage, das tiefe F korrekt zu intonieren, er konnte seiner Stimme auch das dazu passende charakteristische Timbre eines Bass-Baritons verleihen. Entsprechend klingt er beim b″ im extrem hohen Falsett-Register absolut überzeugend.
Mariah Carey ist eine der bekanntesten weiblichen Sängerinnen, die Falsett einsetzt. Weitere bekannte Falsettsänger sind ihr Landsmann Curtis Mayfield, der Schotte Jimmy Somerville, der Franzose Michel Polnareff und der Spanier Camilo Sesto sowie der Reggaemusiker Jimmy Cliff.
Im Zuge der um 1980 von Großbritannien ausgehenden Heavy-Metal-Welle entstanden in Europa und den USA zahlreiche Bands mit Falsettsängern, oft mit ungewöhnlich kraftvollen Stimmen. Der berühmteste unter ihnen ist Rob Halford, der zwischen 1976 und 1990 mit der Band Judas Priest eine Vielzahl herausragender Falsettgesänge aufnahm (beispielsweise den Song Painkiller). Weitere bekannte Falsettsänger aus dem Heavy Metal sind unter anderem Michael Kiske, Harry Conklin, Tim Owens, King Diamond und Eric Adams.
Intensiv und charakteristisch für den Gesamtklang der Gruppe wird die Falsettkunst eingesetzt von Martyn Jacques, dem Sänger der britischen Musik-Kabarett-Gruppe Tiger Lillies.
In Deutschland wurde der Falsettgesang unter anderem von der Gruppe Modern Talking als Stilmittel in den Refrains eingesetzt.
Gesprochenes Falsett
Falsett wird auch verwendet, wenn Männer ihre Sprechstimme als/wie eine Frauenstimme tarnen/benutzen möchten. Beispiele aus bekannten synchronisierten Filmen, in denen Männer sich mit Frauenkleidern und Falsettstimme als Frauen tarnen, sind Tony Curtis und Jack Lemmon in Manche mögen’s heiß, Dustin Hoffman in Tootsie, Robin Williams in Mrs. Doubtfire – Das stachelige Kindermädchen und Martin Lawrence in Big Mamas Haus. Die Schauspielerin und Sängerin Megan Mullally nutzte Falsett, um Karen Walker in der Fernsehserie Will & Grace darzustellen.
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