Familien-Stellen

Familien-Stellen
Redundanz Die Artikel Familienaufstellung, Organisationsaufstellung, Systemaufstellung, Systemische Strukturaufstellung, Teamaufstellung und Skulptur (Familientherapie) überschneiden sich thematisch. Hilf mit, die Artikel besser voneinander abzugrenzen oder zu vereinigen. Beteilige dich dazu an der Diskussion über diese Überschneidungen. Bitte entferne diesen Baustein erst nach vollständiger Abarbeitung der Redundanz. --Goleador 20:21, 16. Dez. 2007 (CET)


Familienaufstellung ist eine Form der Systemaufstellung innerhalb der Systemischen Beratung. Es gibt verschiedene Ansätze von Systemaufstellungen, wie z. B. Organisationsaufstellungen, oder "Familienaufstellung nach Hellinger", die lange Zeit die bekannteste Methode war. Bei Hellingers Methode wurde u. a. die Familienskulptur nach Virginia Satir weiterentwickelt, wie sie auch in der Familientherapie oder in der Systemischen Therapie bekannt ist.


Inhaltsverzeichnis

Ablauf

Siehe auch unter Systemaufstellung. Der Aufstellende wählt nach dem Gespräch mit dem Leiter unter den anwesenden Personen sogenannte Stellvertreter entsprechend seiner Frage. Diese platziert der Aufstellende nun jeweils intuitiv im Raum. Aufgrund der sich daraufhin entwickelnden psychischen Dynamik sollen die so gestellten Stellvertreter sich nach einer Zeit der Sammlung in der Regel so fühlen wie die von ihnen repräsentierten Personen. Die Stellvertreter können nun ihre eigenen Empfindungen und Gefühle "ausdrücken", die damit für die Anwesenden wahrnehmbar werden.

Nach Ansicht des Gedankens von Aufstellungen allgemein sollen die „gestellten Personen“ die Gefühle und Verhaltensweisen der „echten Personen“, d.h. in diesem Fall der Familienmitglieder, "übernehmen" können, damit die systemisch-phänomenologische Aufstellungsarbeit in diesem Rahmen ansetzen kann. Die Angehörigen des Klienten würden also im strukturierten Raum der Wahrnehmungen gleichsam "psychisch" Anwesende.

Krankmachende Verstrickungen werden nach Ansicht der Familienaufstellung durch die jetzt ansetzende Prozessarbeit unter Anleitung in heilsame Lösungen gewandelt. Mit Begleitung des Therapeuten sollen solche Einsichten für die Aufsteller erleichternde und lösende neue Haltungen und Positionen im weiteren Leben ermöglichen.

Manche Leiter gehen davon aus, dass der Aufsteller die Lösung seiner Konflikte und Probleme bereits kennt und sie durch die Aufstellung aus dem Unbewussten oder einem verdrängten Zustand an die Oberfläche des Bewusstseins bringen kann.

Neben dem Familienaufstellen in einer Gruppe von etwa 20 Menschen gibt es auch die Möglichkeit, nur mit einem Therapeuten und Symbolen für die einzelnen Familienmitglieder ein soziales Gefüge aufzustellen.

Schließlich gibt es eine weitere Form, in der der Aufsteller nur eine Person für sich selber aufstellt und dann Mitglieder der anwesenden Gruppe auf diese Situation reagieren und sich zu der aufgestellten Person an "passenden" Plätzen im Raum hinzustellen.

Kritik

Zu unterscheiden ist Kritik an der Person Hellingers und der Methode allgemein. Hellinger wird reaktionäres und "patriarchalisches" Denken mit sehr rigiden Normvorstellungen und ein diesen Einstellungen entsprechendes sehr unsensibles und dirigistisches Handeln im Umgang mit Patienten vorgeworfen, zudem "Massenveranstaltungen", auf denen Hilfesuchende vor vielen ihnen fremden Menschen quasi im "Schnellverfahren" "behandelt" und anschließend ihrem weiteren Schicksal überlassen würden. Namhafte Familien-Therapeuten haben sich deshalb öffentlich von ihm und seiner Arbeit distanziert [Quellen und Belege ?].

Häufig wird behauptet, es sei nicht bekannt, wie die Effekte der „repräsentierenden Wahrnehmung“ zustande kommen, die bei Aufstellungen von manchen Teilnehmern ("Stellvertretern") laut eigener Aussage beobachtet bzw. wahrgenommen werden. Kritiker sind der Ansicht, es handele sich um „gefährlichen Hokuspokus“. Das Morphogenetische Feld als theoretisches Erklärungsmodell wurde auf Fachkongressen erörtert, ist aber selbst kein wissenschaftlich anerkanntes Konzept. Zur Rolle der "Stellvertreter" bzw. zur Frage, wie die Effekte der "repräsentierenden Wahnehmung" zustande kommen, befasst sich ein ausführlicher Artikel im Skeptiker (Haas, 2008). Der Autor nennt nicht weniger als 14 aus der Psychologie bekannte Einflussgrößen, welche die Äußerungen und psychophysischen Zustände der Stellvertreter alles andere als rätselhaft erscheinen lassen. Sein Fazit: Die den Stellvertretern zugeschriebene Fähigkeit, die seelische Wirklichkeit des zur Debatte stehenden Systems wahrheitsgetreu abzubilden, beruhe auf trivialen, wenngleich interessanten menschlichen Fähigkeiten, aber auch auf typischen Fehlinterpretationen, auf Suggestion, Illusion und Manipulation.

Kritiker fordern eine wissenschaftliche Überprüfung dieser Kurzzeittherapie, die auch in Fachkliniken angewandt wird. Es komme bei den Beteiligten zu heftigen seelischen Erschütterungen, tiefer Verunsicherung bis hin zu Suizidgedanken. Sie bemängeln weiterhin, dass häufig eine klare Diagnostik oder Interventionslehre fehlen würden, die doch Kennzeichen herkömmlicher Therapie seien. Absolventen berichten andererseits, dass sie sich manches heilsam bewusst machten und wiederholen.

Kritisiert wird auch die mangelhafte Ausbildung zahlreicher Anbieter, von denen viele aus dem Esoterik-Bereich kommen.

Seriöse Aufsteller betonen die Wichtigkeit, sich mit Bedacht einen Familienaufsteller zu suchen. Professionelle Anbieter des Familienstellens bieten Nachsorge an und weisen nachdrücklich darauf hin, dass man sich an sie oder an einen Psychotherapeuten wenden solle, falls die Familienaufstellung Auswirkungen haben sollte, die als problematisch erlebt werden. Bestehen schon vorweg psychische Probleme, ist es sinnvoll und anzuraten, Familienstellen nur eingebettet in eine professionell ausgeübte Psychotherapie durchzuführen.

Ursprünge und ähnliche Verfahren

Die historischen "Vorläufer" ähnlicher Aufstellungsformen sind:

  • Das "Psychodrama" des österreichischen Arztes Jakob Levy Moreno (1889-1974). Er wählte "Stellvertreter" für die betreffenden Personen, die an einem in der therapeutischen Arbeit zu betrachtenden Konflikt beteiligt waren.
  • Die "Familienskulptur", auch "Familienrekonstruktion", entwickelt von Virginia Satir (1916-1988) (Palo-Alto-Gruppe). Dieses Verfahren betonte die Bedeutung der räumlichen Anordnung bei der Prozessarbeit bzw. um die Bedeutung der Position von Familienmitgliedern kenntlich zu machen und führte das Auswählen von „Stellvertretern“ unter dem Begriff "Familienskulptur" im Jahr 1969 in die Fachwelt ein. Diese Technik ermöglicht den Klienten, Familienbeziehungen nonverbal darzustellen und zu erkennen. Widersprüche oder Abweichungen zwischen dem, was körperlich gezeigt und dem, was gesagt wird, können reflektiert werden. Da hinderliche Pflichtgefühle vergessen werden, kann so ein recht wirklichkeitsgetreues Abbild der Gefühlsbeziehungen innerhalb der Familie entstehen. Anhand der dargestellten Konstellation kann sich der Therapeut ein Bild von dem sozialen Gefüge machen, in dem der Klient lebt und von dem er beeinflusst wird. Gleichzeitig ist es dem Klienten möglich, innerhalb dieses nun auch in äußerlich sichtbarer Weise dargestellten Beziehungsgeflechtes gleich eine Reaktion auf sein Verhalten zu erfahren, die anschließend auf der verbalen und emotionalen Ebene befragt werden kann.
  • Die systemisch-phänomenologische Aufstellungsarbeit hat in den letzten 20 Jahren aus diesen verschiedensten Richtungen Impulse bezogen. Auch die Erweiterung zum "Aufstellen" von Organisationen durch Gunthard Weber und Klaus Grochowiak und weitere Abwandungen wie Teamaufstellung und Systemaufstellung stellen weitere Entwicklungen dar.

Literatur

  • Daimler, Renate, Insa Sparrer und Matthias Varga von Kibéd: Das unsichtbare Netz. Kösel, München 2003 ISBN 3466306248
  • Haas, Werner: Familienstellen - Therapie oder Okkultismus? Das Familienstellen nach Hellinger kritisch beleuchtet. Asanger, Kröning 2005 ISBN 3893344306
  • Haas, Werner: "Stellvertreter in (Familien-)Systemaufstellungen: Was treibt sie um, was treibt sie an?" In: Skeptiker, 1/08, S. 10-14.
  • Hausner, Stephan: Auch wenn es mich das Leben kostet! Systemaufstellungen bei schweren Krankheiten und lang anhaltenden Symptomen Carl-Auer-Verlag Heidelberg 2008 ISBN 9783896706539
  • Höppner, Gert: Heilt Demut, wo Schicksal wirkt? Evaluationsstudie zu Effekten des Familien-Stellens nach Bert Hellinger. Profil, München 2001 (Diss. Univ. München 2001) ISBN 3890195083; Online-Ausgabe bei Auer, Heidelberg 2006 ISBN 9783896705662
  • Ruppert, Franz: Trauma, Bindung und Familienstellen. Seelische Verletzungen verstehen und heilen. (Reihe: Leben lernen Bd. 177) Pfeiffer, München 2005 ISBN 3608897429
  • Ruppert, Franz: Verwirrte Seelen. Der verborgene Sinn von Psychosen. Grundzüge einer systemischen Psychotraumatologie. Kösel, München 2002 ISBN 3466306000
  • Satir, Virginia: Selbstwert und Kommunikation. (Reihe Leben Lernen Bd. 18) Pfeiffer, München 1975 ISBN 3790401641, ern. bei Klett, Stuttgart 2002 ISBN 9783608896190
  • Sautter, Christiane und Alexander: Alltagswege zur Liebe. Familienstellen als Erkenntnisprozess. Eine Einführung in die systemische Arbeit nach Virginia Satir. Ibera, Wien 2006 ISBN 3850520269
  • Schäfer, Thomas: Was die Seele krank macht und was sie heilt. Die psychotherapeutische Arbeit Bert Hellingers. Droemer-Knaur, München 2004 ISBN 342677769X
  • Ulsamer, Bertold: Ohne Wurzeln keine Flügel. Die systemische Therapie von Bert Hellinger. Goldmann, München 1999 ISBN 3442141664
  • Ulsamer, Bertold: Das Handwerk des Familienstellens. Goldmann, München 2001 ISBN 3442141974
  • Walker, Wolfgang: Abenteuer Kommunikation. Bateson, Perls, Satir, Erickson und die Anfänge des Neurolinguistischen Programmierens (NLP). Stuttgart: Klett-Cotta 1996. ISBN 3-608-91976-7

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