Farabi

Farabi
Lateinische Übersetzung des Kitāb iḥṣāʾ al-ʿulūm von Gerhard von Cremona, B.N.F. fonds lat. 9335, 13. Jh.

Abu Nasr Muhammad al-Farabi (arabischأبو نصر محمد الفارابي‎, DMG Abū Naṣr Muḥammad al-Fārābī), latinisiert Alpharabius, auch Alfarabi, El Farati, Avenassar (* um 870; † 950 in Damaskus) war ein muslimischer Philosoph und Gelehrter aus Zentralasien.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Bedeutung

Vor allem über al-Fārābīs Kinder- und Jugendzeit bieten sowohl schriftlich-dokumentarische als auch schriftlich-erzählende Quellen nahezu keine eindeutigen, nachweisbaren Fakten. Sein Geburtsort war Wasidsch im Distrikt Farab an der Nordgrenze Transoxaniens oder die Region Faryab im heutigen Afghanistan. Auf seine Herkunft geben nur lückenhafte und zweifelhafte, viel später entstandene Quellen Hinweise. So wird zum Beispiel von der ältesten bekannten, doch auch unsicheren Quelle (Ibn Abi Usaibiʿa) berichtet, dass al-Farabis Vater persischer Herkunft war. Einer jüngeren, aber in diesem Punkt ebenfalls zweifelhaften Quelle (Ibn Khallikan) zufolge war er türkischer Abstammung. Als sicher gilt nur, dass er schon als Knabe nach Bagdad kam. Er studierte Logik bei Yuḥanna ben Ḥaylān, einem nestorianischen Christen und Anhänger der Griechischen Schule Alexandrias, und hatte Verbindungen zu Abū Bišr Mattā ben Yūnus, einem Übersetzer und Kommentator der Bagdader Schule christlicher Aristoteliker. Ab 942 lebte er in der Gefolgschaft des späteren Hamdanidenfürsten Saif al-Daula meist in Aleppo.

Illustration aus Kitāb al-mūsīqī al-kabīr, ein „šāh-rūd“ genanntes Musikinstrument

In der Wissenschaftsgeschichte des Islam wird al-Fārābī als „Zweiter Lehrer“ nach Aristoteles gesehen. Er kannte die meisten philosophischen Texte griechischer Autoren (Aristoteles und alle wichtigen Kommentare, Platon), die bis dahin auf Persisch oder Arabisch vorlagen, und trieb auch die Übersetzung weiterer Texte voran. Es war auch sein Verdienst, dass die griechische Philosophie ihren Weg in das Abendland fand. Er beschäftigte sich mit Logik, Ethik, Politik, Mathematik, Philosophie und Musik.
Neben al-Kindi, al-Rāzi, Avicenna, und al-Ghazali ist al-Fārābī einer der wichtigsten Vertreter der islamischen Philosophie. Er gehört mit zu den herausragenden und umfassenden Denkern des 10. Jahrhunderts und gilt als größter Theoretiker der islamischen Musikgeschichte.

Aufbauend auf der aristotelischen Logik entwickelte er eigene Ansätze, die über Jahrhunderte immer wieder herangezogen und intensiv diskutiert wurden. Besondere Wirkung, auch in hebräischen und lateinischen Übersetzungen des 11. und 12. Jahrhunderts, entfaltete sein wissenschaftstheoretisches Grundlagenwerk Kitāb iḥṣāʾ al-ʿulūm. Er war der Ansicht, dass die Philosophie überall geendet und nunmehr in der islamischen Welt ihre neue Heimat gefunden habe. Philosophische Wahrheiten hielt er für universell gültig und betrachtete die Philosophen als Propheten, die zu ihren Erkenntnissen vermittels göttlicher Inspiration (arab. wahy) gelangt seien.
Sein Kitāb al-mūsīqī al-kabīr gilt als umfassendste Schrift der islamischen Musiktheorie und Musiksystematik. In seinen Schriften zur Musik verband er seine detaillierten Kenntnisse als ausübender Musiker und seine sachliche Präzision als Naturwissenschaftler mit der Logik der Philosophie. Moses ibn Tibbon aus der Übersetzerfamile Ibn Tibbon übersetzte seine Werke ins Hebräische.

Schriften zur Musik (Auswahl)

  • Kitāb iḥṣāʾ al-īqā'āt (Buch der Klassifikation der Rhythmen)
  • Kitāb fi-l-īqā'āt (Buch über Rhythmen)
  • Kitāb iḥṣāʾ al-ʿulūm (Buch über die Einteilung der Wissenschaften)
  • Kitāb al-mūsīqā al-kabīr (Das große Buch der Musik)

Literatur

  • Gabriele Braune: al-Fārābī, in MGG, Personenteil, Bd. 6, Kassel 2001
  • Encyclopaedia Iranica, Online-Version: Fārābī (D. Gutas, D.L. Black, T-A. Druart, G. Sawa, M. Mahdi)

Weblinks

Primärtexte
Sekundärliteratur

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