Fasci di combattimento

Fasci di combattimento
Benito Mussolini

Schwarzhemden (ital. camicie nere oder squadristi) ist die Bezeichnung für die Mitglieder der Fasci di Combattimento, der faschistischen Kampfbünde im Italien der Zwischenkriegszeit.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Mussolini war wegen seiner Befürwortung eines Eintritts Italiens in den Krieg an der Seite der Entente aus der Sozialistischen Partei Italiens (Partito Socialista Italiano, PSI) ausgeschlossen worden und hatte mit seiner Tageszeitung Il Popolo d’Italia weiter für den Kriegseintritt geworben. Um diesen Bestrebungen Nachdruck zu verleihen, hatte er 1914 die Fasci d'Azione Rivoluzionaria (FAR) gegründet, die sich nach Kriegseintritt auflösten.

Nach Kriegsende kam es in den Jahren 1919 und 1920 (Biennio rosso) besonders im industrialisierten Norditalien unter dem Eindruck der russischen Oktoberrevolution und der Agitation der Dritten Internationale zu Versuchen der Sozialisten und Syndikalisten die herrschende Ordnung durch Fabrikbesetzungen, Landbesetzungen und Streiks zu stürzen und damit die Voraussetzungen für den Übergang zu einer sozialistischen Gesellschaftsordnung zu schaffen. Die Arbeiter organisierten sich teilweise in bewaffneten Kampfbünden, den Arditi.

Gegen diese revolutionären Kräfte formierte sich zunächst nur lokaler Widerstand von Kampfgruppen aus arbeitslosen Soldaten bzw. Abenteurern, die Schutzgelder von Grundbesitzern erhielten bzw. mit der Industrie Werkschutz-Verträge schlossen.

Die Fasci di Combattimento

Am 23. März 1919 fasste Mussolini die lokalen Gruppen in Absprache mit deren Kommandanten unter der organisatorischen Leitung von Roberto Farinacci zusammen und gab ihnen den Namen Fasci di combattimento. Auf der Piazza San Sepolcro in Mailand verkündete er das Ziel der Gründung:

„[Heute] gründen wir eine Gegenpartei, die Fasci di Combattimento, sie wendet sich gegen zwei Gefahren. Erstens gegen den Hass der Linken und zweitens gegen deren Zerstörungswut.“

Die Tatsache, dass Mussolini bei den bald danach abgehaltenen Parlamentswahlen nur ein einziges Mandat erhielt, machte ihn weitgehend von den Führern der Fasci abhängig. Anderseits gab diese Selbständigkeit Mussolini die Möglichkeit, sich von verschiedenen Aktivitäten zu distanzieren. Als wichtigste regionale Führer der Fasci sind Italo Balbo, Dino Grandi, Cesare Maria De Vecchi und Emilio De Bono zu nennen.

Die durchweg bürgerlichen Regierungen sahen die Squadristi als Gegengewicht zu den radikalen Sozialisten und Arditi und ließ die Squadristi gewähren, auch die Ordnungskräfte neigten eher zu den Fasci, wodurch diese Ende 1920 die Oberhand gewannen, worauf das Biennio nero folgte, die zwei Jahre der Herrschaft der Schwarzhemden.

Im Jahre 1922 hatten die Schwarzhemden bereits die Kontrolle über zahlreiche Stadtregierungen übernommen. Im Oktober 1922 organisierte Mussolini mit etwa 26.000 Schwarzhemden den Marsch auf Rom (Marcia su Roma). Dieser Marsch war ein entscheidender Faktor für die Berufung Mussolinis zum Ministerpräsidenten durch König Viktor Emanuel III.

Ideologie und Kampfweise

Die Schwarzhemden sahen Gewalt als legitimes politisches Mittel zur Durchsetzung ihrer Ziele an. Ziel ihrer Angriffe waren zunächst Einzelpersonen und Anschläge auf das Eigentum von Gegnern, später erstreckten sich die Aktionen auf kleinere Orte bis man zuletzt im Rahmen von „Strafaktionen“ auf die Besetzung von Städten und die Zerstörung der Infrastruktur der Gegner überging. Ziele waren vor allem Vereinslokale und Zeitungsredaktionen. Die Opfer wurden verprügelt, erschlagen oder wurden gezwungen Rizinusöl zu trinken (in größeren Mengen führt es zu einem qualvollen Tod). Als Tatwaffe diente oft der Manganello, eine Art Baseballschläger.

Die Miliz

1922 fand eine Umorganisierung der Squadristi in die milizia statt, aus der wiederum am 1. Februar 1923 die Milizia Volontaria pro La Sicurezza Nazionale (MVSN) entstand, die bis zu ihrer Auflösung im Zuge der italienischen Waffenstillstandsbedingungen 1943 existierte. In der Italienischen Sozialrepublik fand dann eine Überführung in die Guardia Nazionale Repubblicana (GNR) statt.

Nominell war Benito Mussolini Oberbefehlshaber, tatsächlich wurden die Schwarzhemden jedoch vom Stabschef im vergleichbaren Rang eines Armeegeneral geführt. Insbesondere in der MVSN wurde die Struktur der historischen römischen Armee nachgebildet. Die Bezeichnungen der Dienstgrade und der Gliederung hatte man dem römischen Heer entnommen, die personellen Stärken entsprachen jedoch den aktuellen Gegebenheiten.

Gliederung

Der ursprüngliche Gliederung der MVSN orientierte sich an 15 Zonen, denen 133 Legionen (eine pro Provinz) zu je drei Kohorten unterstanden, außerdem wurden je 10 Legionen von einer unabhängigen Einheit beaufsichtigt. 1929 wurde sie in vier raggruppamenti umorganisiert, die dann im Oktober 1936 in vierzehn Zonen abermals neu aufgeteilt wurden, denen dann nur noch 133 Legionen mit je zwei Kohorten – eine mit Männern von 21 bis 36 Jahren, die andere mit Männern bis 55 Jahren – unterstanden, zzgl. Sondereinheiten in Rom, auf der Insel Ponza, der schwarz uniformierten Moschettieri del Duce („Musketiere des Duce“, Mussolinis Leibgarde), der albanischen Miliz (vier Legionen) und der Kolonialmiliz in Afrika (sieben Legionen).

Diese Einheiten waren auch nach dem „Dreierprinzip“ aufgebaut:

  • 3 squadre = 1 manipolo
  • 3 manipoli = 1 centuria
  • 3 centurie = 1 coorte
  • 3 coorti = 1 legione
  • 3 legioni = 1 divisioni oder
  • 3 legioni oder mehr = 1 zona

Sicherheitsmiliz

Sondermilizen wurden auch für sog. Polizeischutz-Aufgaben gebildet:

  • Miliz der Luftabwehr und der Küstenartillerie, als gemeinsamer Verband zweier Milizen
  • Forstwirtschafts-Miliz
  • Grenzmiliz
  • Autobahn-Miliz
  • Hafenmiliz
  • Post- und Telegrafen-Miliz
  • Bahnmiliz
  • Universitätsmiliz

Mobile Einheiten

Zum Italienisch-Äthiopischen Krieg 1936 stellte die MVSN sechs Divisionen auf:

  • 1. MVSN Division 23 Marzo
  • 2. MVSN Division 28 Ottobre
  • 3. MVSN Division 21 Aprile
  • 4. MVSN Division 3 Gennaio
  • 5. MVSN Division 1 Febbraio
  • 6. MVSN Division Tevere

Einsatz im Zweiten Weltkrieg

Die MVSN war an jedem Kriegsschauplatz der Italiener beteiligt.

1940 stellte die MVSN drei Divisionen mit insgesamt 34.000 Mann bereit, 1942 wurde eine vierte Division gebildet, die jeder Armee-Division als Gruppo di Assalto zugeteilt wurde. Diese Gruppi bestanden aus je zwei Kohorten (zu je drei Centurien zu drei Manipeln zu zwei Schwadronen) plus einer Gruppo Supporto-Centurie bestehend aus zwei Maschinengewehr-Manipeln (zu je drei schweren Maschinengewehren) und zwei 81mm-Mörser-Manipeln (zu je drei Mörsern).

Später wurden 41 mobile Einheiten gebildet, aus denen das dritte Regiment in italienischen Armeedivisionen entstehen sollte. Aufgrund von Unterbesetzung, fehlender Ausrüstung und unzureichender Ausbildung erlitten diese mobilen Einheiten schwere Verluste. Die drei Divisionen wurden in Nordafrika im Kampf vollständig aufgerieben.

Italienische Sozialrepublik

Dem Fall des faschistischen Regimes in Italien und der Auflösung der MVSN folgte die Gründung der Guardia Nazionale Repubblicana (GNR) und der Schwarzen Brigaden (Brigate Nere). Die 40 Schwarzen Brigaden bestanden aus ehemaligen Schwarzhemden der MVSN, früheren Carabinieri, Ex-Soldaten und anderen faschistischen Elementen.

Dienstgrade

Als Comandante Generale wurde Mussolini 1935 zum Primo Caporale Onorario (Erster Ehrenkorporal) gekürt, Hitler 1937 zum Caporale Onorario (Ehrenkorporal). Alle weiteren Dienstgrade entsprachen ungefähr denen der historischen römischen Armee (in Klammern die entsprechenden Dienstgrade in der italienischen Armee):

Generäle

Offiziere

  • Konsole (Colonello) = „Konsul“ und Legionskommandeur: Oberst
  • Primo seniore (Tenente Colonello) = „Erster Senior“: Oberstleutnant
  • Seniore (Maggiore) = „Senior“ und Kohortenkommandeur: Major
  • Centurione (Capitano) = „Zenturio“: Hauptmann
  • Capomanipolo (Tenente) = „Erster Manipelführer“: Oberleutnant
  • Sottocapomanipolo (Sottotenente) = „Zweiter Manipelführer“: Leutnant
  • Aspirante sottocapomanipolo (Aspirante ufficiale) = „Manipelführer-Anwärter“: etwa: Offizieranwärter, Oberfähnrich

„Adjutanten“ (Offiziersstellvertreter)

  • Primo aiutante (Maresciallo Maggiore) = „Erster Adjutant“
  • Aiutante Capo (Maresciallo Capo) = „Chefadjutant“
  • Aiutante (Maresciallo Ordinario) = „Adjutant

Die Aiutanti bildeten als Offiziersstellvertreter eine eigene Dienstgradgruppe zwischen den Offizieren und Unteroffizieren (vgl. die französischen Adjutants und anglo-amerikanischen Warrant Officers). Sie hatten als solche keine eigentliche Entsprechung in der deutschen Wehrmacht, doch kam ihnen der Dienstgrad Stabsfeldwebel recht nahe.

Unteroffiziere und Mannschaften

Uniformen

Das Rutenbündel in der persönlichen Standarte Benito Mussolinis

Die Schwarzhemden der MVSN trugen normale Armeeuniformen, entweder den graugrünen Woll- oder den khakifarbenen Stoff-Drillich, dazu ein schwarzes Hemd mit Krawatte, ein schwarzes Kragenspiel mit eingelassenem silbern-metallenem fascio (das römische Rutenbündel mit Beil als Herrschaftszeichen der Macht) und einen schwarzen Fes mit Quaste.

Dienstgradabzeichen entsprachen denen der Armee, mit Dienstgrad-Streifen in schwarz umsponnenen Sparren und Offiziersgrad-Streifen in schwarzer Litze mit der obersten als rautenförmige Schleife anstelle der runden oder ovalen Schleifen der Armee.

Sie trugen auch eine schwarzfarbene Ausgabe des herkömmlichen italienischen Armeehelms, wieder mit einem silbernen fascio auf der Vorderseite; Im Zweiten Weltkrieg wurde der fascio auf den normalen graugrünen Armeehelm schabloniert.

Die Mitglieder der Guardia Nazionale Repubblicana trugen schwarze Hemden, Rollkragenpullover oder andere schwarze Oberteile, dazu schwarzen Helme und italienische Armeehosen, womit sie sich als Schwarzhemden kenntlich machen wollten.

Nachahmungen

Die Kampfmethoden und die Uniformen fanden manche politische Nachahmer, darunter Adolf Hitler im Deutschen Reich, der die SA mit braunen Hemden und die SS mit schwarzen Uniformen ausstatten ließ (letztere wurden umgangssprachlich ebenfalls „Schwarzhemden“ genannt, obwohl sie eigentlich braune oder weiße Hemden zum schwarzen Uniformrock trugen), Sir Oswald Mosley im Vereinigten Königreich (dessen Mitglieder der British Union of Fascists auch als „Schwarzhemden“ bekannt waren), William Dudley Pelley in den Vereinigten Staaten (Silver Legion of America oder „Silberhemden“), Plínio Salgado in Brasilien (dessen Anhänger grüne Hemden trugen) und Eoin O'Duffy im Irischen Freistaat (Army Comrades Association oder „Blauhemden“).

Seit einigen Jahren wird der Name in Australien von einer militanten väterlichen Sorgerechts-Gruppe verwendet, allerdings ohne faschistische Assoziation.

Siehe auch

Weblinks

Literatur

  • Mimmo Franzinelli: Squadristi. Protagonisti e techniche della violenza fascista. Mondadori, Mailand 2003.
  • Sven Reichardt: Faschistische Kampfbünde. Gewalt und Gemeinschaft im italienischen Squadrismus und in der deutschen SA. Böhlau, Köln/Weimar/Wien 2002.

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