Feingerippte Körbchenmuschel

Feingerippte Körbchenmuschel

Asiatische Körbchenmuschel (engl. Asian clam) oder seltener auch Flusskörbchenmuschel bezeichnet in Europa und Amerika zusammenfassend diejenigen Arten der Süßwassermuschel-Gattung Corbicula (Körbchenmuschel), die aus ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet Südostasien in andere Erdteile, darunter auch Europa, eingeschleppt worden sind. Es handelt sich um die Arten Corbicula fluminea und Corbicula fluminalis. Im Herkunftsgebiet Südostasien werden sie als prosperity clam oder good luck clam bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Unterscheidung der Arten

Die Asiatische Körbchenmuschel kommt in Mitteleuropa in mindestens zwei Arten vor, die als Grobgerippte Körbchenmuschel (C. fluminea) und als Feingerippte Körbchenmuschel (C. fluminalis) beschrieben sind. Diese Arten unterscheiden sich z. B. in der Größe und in der Feinheit der Rippen. Allerdings sind diese Merkmale variabel und es gibt offensichtlich auch Bastarde. Molekulargenetische Befunde haben zwei genetische Linien festgestellt, die auch hybridisieren können (d.h. Bastarde zeigen). Ob diese zwei genetisch definierten Formen zur Deckung zu bringen sind mit den morphologisch definierten zwei "Arten", wurde nicht definitiv geklärt[1].

Die Tiere erreichen eine maximale Größe von etwa 28 x 26 x 21 mm. Anhand folgender morphologischer Merkmale werden die mitteleuropäischen Körbchenmuscheln üblicherweise in die genannten zwei Arten unterteilt:

Grobgerippte Körbchenmuschel (Corbicula fluminea)

Corbicula fluminea, Innen- und Außenseite ein und derselben Muschelschale (Montage)

Die Färbung der Schale kann außen von ocker bis dunkelbraun variieren; manchmal hat sie einen kleinen Grünstich. Die Innenseite ist dagegen weiß, manchmal in Kombination mit blassblau. Der Violettstich, der bei der Feingerippten Körbchenmuschel häufiger vorkommt, ist hier eher selten, schwach und auf kleinere Flächen begrenzt. Meistens sind die Rippen auf der Außenseite gröber als bei der Feingerippten Körbchenmuschel, man findet allerdings auch Exemplare (besonders dunkelbraun gefärbte Exemplare), deren Rippen feiner sind als bei der Feingerippten Körbchenmuschel. Die äußere Form der Grobgerippten Körbchenmuschel erinnert (abgesehen von der Richtung der Rippen) leicht an die der Gemeinen Herzmuschel (Cerastoderma edule), allerdings ist die Hinterseite von C. fluminea im Gegensatz zu der von C. fluminalis eher gewinkelt und die Gesamtform leicht asymmetrisch. Der Wirbel ist klein und rundlich.

Feingerippte Körbchenmuschel (Corbicula fluminalis)

Corbicula fluminalis, Innen- und Außenseite ein und derselben (etwas verblassten) Muschelschale (Montage)

Die Färbung der Außenseite ist ocker und hat manchmal einen schwachen Grünstich. Die Innenseite kann zwischen blassblau und violett variieren. Die Rippen sind feiner als die der meisten C. fluminea-Exemplare. Der Wirbel ist dick aufgewölbt und neigt sich nach vorne, was der Muschel ein plumpes und häufig auch stark asymmetrisches Aussehen verleiht. Die Hinterseite ist abgerundet.

Fortpflanzung und Lebensweise

Corbicula fluminalis und Corbicula fluminea haben nach Untersuchungen am Niederrhein stark unterschiedliche Reproduktionsweisen[2]. Während C. fluminea danach ein simultaner Hermaphrodit ist, ist C. fluminalis weitgehend getrennt-geschlechtlich und weist nur ca. 3 % Hermaphroditen auf. Die schlüpfenden Juvenilen von C. fluminea sind Pediveliger-Larven und haben eine Schalenlänge von ca. 200 µm. C. fluminea entlässt seine Larven zwischen Mai und September ins Wasser, C. fluminalis zwischen Oktober und März. C. fluminea zeigt nach diesen Untersuchungen eine gewisse Brutfürsorge und verwendet prozentual mehr Energie für die Nachkommen auf als C. fluminalis. Die Koexistenzmöglichkeit der beiden Arten im gleichen Gewässer ist möglicherweise eine Folge dieser unterschiedlichen Reproduktionsweisen, daneben vielleicht auch leicht unterschiedlicher Nahrungspräferenzen.

Die Muscheln benötigen wohl ein bis vier Jahre bis zur Geschlechtsreife, die sie bei einer Länge von ca. 1 cm erreichen; danach können sie noch mehrere Jahre bis zu einem Maximalalter von etwa 10 Jahren leben. Als minimale Fortpflanzungstemperatur werden 18°C angegeben. Während der Reproduktionsphase können täglich bis zu mehrere hundert Jungtiere pro Adulttier freigesetzt werden, insgesamt bis etwa 8.000 pro Jahr.

Die Muscheln leben auf sandigen bis schlammigen Sedimentböden von Flüssen, Seen und Kanälen und filtern Kleinorganismen (Phytoplankton etc.) heraus. Am Ufer des Rheins und anderer europäischen Gewässer kann man ihre Schalen bei Niedrigwasser in riesigen Mengen finden.

Herkunft und heutige Verbreitung

Ursprüngliche Verbreitung

Die beiden in Europa vorkommenden Arten der Körbchenmuschel kommen ursprünglich (d.h. vor dem 20. Jahrhundert) wahrscheinlich aus China und Taiwan. Zum Vorkommen anderer Arten vgl. unter Körbchenmuschel.

Heutige Verbreitung

Die genannten Arten der Körbchenmuschel sind offensichtlich über weite Teile des Erdballs verschleppt worden und sind für diese Regionen als Neozoen zu betrachten. Nach Nordamerika wurden sie bis 1924 als Nahrungsquelle aktiv von asiatischen Immigranten eingeschleppt. Offenbar verwilderte Exemplare entdeckte man 1938. In Südamerika tauchte sie 1979 auf.

Um 1980 gelangten sie nach Westeuropa, doch ist ungeklärt, auf welche Weise und ob die beiden Arten gleichzeitig eingeschleppt wurden. Als am wahrscheinlichsten gilt die passive Einschleppung über Ballastwasser von Schiffen; denkbar ist auch ein gezieltes Aussetzen oder Freilassen aus Aquarienbeständen.

1984 wurden sie in der Weser, 1988 in den Niederlanden im Rhein nachgewiesen (wobei die damals gefundenen Muscheln schon 2-3 Jahre alt waren). Von den Niederlanden aus gelangten sie stromaufwärts im Jahre 1991 (nach anderen Quellen 1993) nach Deutschland und schon 1995 nach Basel. Vom Rhein aus gelangten sie auch in den Main, wo sie sich über den Main-Donau-Kanal in die Donau ausbreiteten. Über Kanalsysteme besiedelten sie von Westdeutschland aus auch die Mitte und den Osten Deutschlands über die Weser (deren Population darin aufging) bis in die Elbe[3] und die Oder[4][5]. Im Jahr 2003 wurde sie auch im Bodensee nachgewiesen[6], 2007 im Hochrhein bei Waldshut-Tiengen.

Einzelnachweise

  1. M. Pfenninger, F. Reinhardt & B. Streit (2002): Evidence for cryptic hybridiziation between different evolutionary lineages of the invasive clam genus Corbicula (Veneroida, Bivalvia). J. Evol. Biol. 15: 818-829.
  2. S. Rajagopal, G. van der Velde, A. bij de Vaate (2000): Reproductive biology of the Asiatic clams Corbicula fluminalis and Corbicula fluminea in the river Rhine. Arch. Hydrobiol. 149: 403-420.
  3. Jueg, U. & Zettler, M.L. (2004). Die Molluskenfauna der Elbe in Mecklenburg-Vorpommern mit Erstnachweis der Grobgerippten Körbchenmuschel Corbicula fluminea (O. F. Müller 1756). Mitteilungen der NGM 4(1):85-89.
  4. Wilke, H.-J. (2007): Erstnachweis von Corbicula fluminea in der Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße/Oder (Brandenburg). Lauterbornia 59: 63-65.
  5. Müller, O., J. Herpich, S. Rosenberger, F. Möller, N. Müller, M. Noske & K. Jähnert (2007): Klimatisch begrenzte Invasion nach Osten? - Aktuelles Verbreitungsmuster von Corbicula fluminea in der Strom-Oder (Brandenburg). Lauterbornia 59: 133-139.
  6. Universität Konstanz, Referat für Öffentlichkeitsarbeit: Neue Muschel im Bodensee. Pressemitteilung Nr. 108 vom 2.10.2003

Weblinks


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