- Al-Anon/Alateen
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Die Al-Anon Familiengruppen sind eine weltweite Selbsthilfeorganisation von Angehörigen von Alkoholkranken.
Inhaltsverzeichnis
Anliegen
Nach Eigendarstellung ist Al-Anons Hauptanliegen, Angehörigen von Alkoholkranken zu helfen. Dies soll mit Hilfe des Zwölf-Schritte-Programms, das sie von den Anonymen Alkoholikern (AA) übernommen haben, geschehen.
Geschichte
Während der Pionierjahre der AA von 1935 bis 1941 erkannten die nahen Angehörigen der genesenden Alkoholiker, dass sich oft noch Schwierigkeiten in ihren Beziehungen ergaben, nachdem die Alkoholiker in AA nüchtern geworden waren. Sie wollten besser verstehen lernen, was der Alkohol ihren Partnern zugefügt hatte, und wie sie ihr eigenes Leben, das sie mit ihrem Alkoholiker führten, wieder in Ordnung bringen konnten.
Es wurde ihnen klar, dass sie sich selbst und anderen Angehörigen viel helfen konnten, denn sie waren ebenfalls krank und in einer verzweifelten Notlage mit ihren Problemen als Angehörige von Alkoholikern. Sie stellten bald fest, dass sie ihr eigenes Denken, ihr eigenes Handeln und ihre eigene Haltung ändern mussten. Sie erkannten, dass auch sie sich die Ideen aneignen konnten, mit denen ihre Partner nüchtern wurden. Somit nahm die Al-Anon-Gemeinschaft langsam eine bestimmte Form an.
Im Mai 1951 gründeten Lois und Anne (die Frauen von den AA-Gründern Bill und Bob) mit einigen anderen Angehörigen in New York die „Al-Anon-Familiengruppen“.[1] Das Programm der 12 Schritte und 12 Traditionen usw. durfte mit kleinen Änderungen von AA übernommen werden.
Es gibt Al-Anon Gruppen, in denen sich vorwiegend erwachsene Kinder von Alkoholikern treffen.
1957 gründete ein Jugendlicher, dessen Eltern Al-Anon und AA angehörten, eine Gruppe für jugendliche Angehörige. Sie nennen sich Alateen.
1960 wird das Basisbuch von Al-Anon überarbeitet und veröffentlicht als „Leben mit einem Alkoholiker“.
Die erste Al-Anon-Gruppe im deutschsprachigen Raum entstand im Jahre 1964 in Pratteln in der Schweiz. Die erste Gruppe in Deutschland wurde 1967 in Mülheim an der Ruhr gegründet. In Österreich fand 1971 die Gründung einer Al-Anon-Gruppe in der Stadt Salzburg statt.
Struktur
Die Al-Anon Familiengruppen sind eine Selbsthilfegemeinschaft. Sie bieten Selbsthilfegruppen an, die dazu da sind, dass Angehörige von Alkoholikern Erfahrungen, Kraft und Hoffnung miteinander teilen können, um sich gegenseitig zu unterstützen. In den örtlichen Gruppen (Meetings) findet naher, persönlicher Austausch zwischen den Gruppenmitgliedern statt.
Die Gruppen für die jugendliche (Alateen) und erwachsenen Kinder von alkoholkranken Eltern gehören zu Al-Anon. Jährlich finden deutschsprachige Ländertreffen (DLT) statt. Im Frühjahr wird das DLT von AA unter Beteiligung der Al-Anon Familiengruppen veranstaltet. Im Herbst findet ein DLT erwachsener Kinder und Alateen statt.
Methoden und Grundsätze
Spiritualität und Anonymität und Kapitulation sind wichtige Elemente des Zwölf-Schritte-Programms. Spiritualität versteht sich so, dass das Wirken einer "Höheren Kraft" angenommen wird, jedoch durch jeden so, wie er es versteht, empfindet und erlebt, wie er es sucht, findet und entwickelt. Anonymität versteht sich so, dass mit den Problemen der Alkoholkrankheit im Alltag hinüber in die gemeinsame Anonymität und Vertraulichkeit von Al-Anon - eines Meetings - gegangen wird, und wieder zurück. Anonymität ist Angelpunkt, damit sich Leute ins Meeting trauen, wie auch die Anonymität des Alkoholikers damit geschützt wird. Kapitulation oder 1.Schritt versteht sich so, dass der Einzelne lernt oder eingesehen hat, dass er gegen Alkohol machtlos ist, und dass er sein Leben als Angehöriger eines Alkoholikers nicht mehr meistern kann oder konnte.
In jedem Meeting werden zu Beginn die jeweilige Präambel und die 12-Schritte vorgelesen. Anfangs erfolgen über Fragen sofortige Mitteilungen, eine Einigung zum Thema des Meetings und allfällig ein Zusatzthema, und eine Einigung auf eine Person, die das Meeting leitet. Ist jemand neu dabei, ist das Thema üblich der 1.Schritt. Danach kann eine Anfangsrunde erfolgen, in der die Teilnehmer berichten, wie es ihnen geht oder in der letzten Woche gegangen ist. Es erfolgen Wortmeldungen der einzelnen Teilnehmer, jeder über sich, auf die kein direkter Bezug genommen und kein Zwiegespräch folgen soll. Es kann eine Abschlussrunde sein, in der jeder Teilnehmer sein aktuelles Befinden äußert. Nach einem möglichen vorgeschlagenen Schlusswort stehen die Teilnehmer auf, fassen sich bei den Händen und sprechen gemeinsam den "Gelassenheitsspruch".
Besonderheit der Selbsthilfegruppen ist, dass die Selbstleitung der Meetings über Regeln und Dienste der selbst aktiven Teilnehmer erfolgt, und keine sogenannte professionelle Führung oder Leitung anwesend ist. Gleichzeitig wird die Inanspruchnahme professioneller Hilfe in einem anderen Rahmen weder abgelehnt noch empfohlen. Als Hilfe für den persönlichen Fortschritt "Genesung" stehen die Zwölf Schritte, für organisatorische Fragen in den Gruppen "Einigkeit" sind die Zwölf Traditionen maßgeblich und für die Organisation der verschiedenen Dienste in Al-Anon "Dienst" bilden die 12 Dienstgrundsätze hilfreiche Leitplanken.
Quellen
- ↑ Lois remembers: memoirs of the co-founder of Al-Anon,1979. Lois erinnert sich: Die Memoiren der Mitbegründerin von Al-Anon, 2000.
Weblinks
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