- Felsenau AG
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Leuggern Basisdaten Kanton: Aargau Bezirk: Zurzach BFS-Nr.: 4313 PLZ: 5316 UN/LOCODE: CH LGE Koordinaten: (658742 / 270431)47.5819468.219453332Koordinaten: 47° 34′ 55″ N, 8° 13′ 10″ O; CH1903: (658742 / 270431) Höhe: 332 m ü. M. Fläche: 13.76 km² Einwohner: 2065
(31. Dezember 2008)[1]Website: www.leuggern.ch Karte Leuggern (schweizerdeutsch: Lüggere) ist eine Einwohnergemeinde im Bezirk Zurzach des Schweizer Kantons Aargau. Sie liegt nahe der Mündung der Aare in den Rhein und teilweise an der Grenze zu Deutschland.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Die Gemeinde liegt westlich der Aare und besteht aus mehreren Dörfern und Weilern. Der nördliche Teil des rund sechs Kilometer langen und bis zu drei Kilometer breiten Gemeindegebiets liegt in der flachen und fruchtbaren Flussebene der Aare. Am südwestlichen Rand dieser Ebene, ungefähr in der Mitte der Gemeinde, befindet sich der Hauptort Leuggern.
Rund einen Kilometer nördlich davon liegt am westlichen Ufer des Klingnauer Stausees die Ortschaft Gippingen. Der grösste Teil des Klingnauer Stausees liegt auf dem Gemeindegebiet von Leuggern. Nochmals zwei Kilometer weiter nördlich liegt an der Aaremündung die ehemalige Arbeitersiedlung Felsenau. Der westliche und südliche Teil der Gemeinde wird durch die Ausläufer des Tafeljuras geprägt. Südlich von Leuggern liegen auf einer erhöht liegenden Ebene die Weiler Fehrental und Schlatt, im Südwesten die Weiler Hettenschwil, Etzwil und Hagenfirst.
Die Fläche der Gemeinde beträgt 1376 Hektaren, davon sind 520 Hektaren bewaldet und 116 Hektaren überbaut. Die höchste Stelle liegt auf 547 Metern südwestlich von Hagenfirst, die tiefste Stelle liegt auf 312 Metern bei Felsenau am Ufer des Rheins.
Nachbargemeinden sind Full-Reuenthal und Waldshut-Tiengen im Norden, Koblenz im Nordosten, Klingnau im Osten, Böttstein im Südosten, Mandach im Süden Wil im Westen und Leibstadt im Nordwesten.
Geschichte
Früheste Siedlungsspuren stammen aus der Jungsteinzeit. Während der Bronzezeit existierten bei Leuggern und Gippingen zwei Dörfer. Um 500 v. Chr. nahmen die Helvetier, ein Keltenstamm, das Gebiet in Besitz. Ab 58 v. Chr. herrschten hier die Römer, es entstanden mehrere Gutshöfe. Zwischen 259 und 277 hielten die Alamannen das Gebiet um Leuggern besetzt, bevor sie von den Römern zurückgedrängt wurden. Der Rhein bildete die Nordgrenze des Römischen Reichs, bei Felsenau wurde ein Wachtturm gebaut. Um 400 zogen sich die Römer endgültig über die Alpen zurück. Die Alamannen besiedelten die Region und verdrängten allmählich die romanisierten Kelten.
Gippingen entstand wahrscheinlich im 7. Jahrhundert, Leuggern im 8. Jahrhundert. Leuggern entwickelte sich im Mittelalter zum Zentrum eines kleinen Herrschaftsgebiets. Die erste urkundliche Erwähnung der Kirche von Leuggern erfolgte 1231, als die Freien von Bernau ihren Grundbesitz dem Johanniterorden vermachten. Die Johanniter teilten ihren neu erworbenen Besitz zunächst der Kommende Bubikon im Zürcher Oberland zu. 1250 erfolgte die Gründung der Kommende Leuggern. Diese wurde das religiöse und politische Zentrum des Kirchspiels Leuggern, das die heutigen Gemeinden Leuggern, Böttstein, Full-Reuenthal sowie Leibstadt umfasste.
1415 eroberten die Eidgenossen den Aargau und lösten die Habsburger als Landesherren ab. Das Kirchspiel Leuggern wurde ein Teil der Grafschaft Baden, einer Gemeinen Herrschaft. Es grenzte nun an Vorderösterreich, das bei den Habsburgern verblieben war, ab 1460 auch an den Berner Aargau. Während des Schwabenkrieges von 1499 wurden die Dörfer des Kirchspiels verwüstet und geplündert. Von 1529 bis 1531 war das Kirchspiel durch die Truppen der reformierten Stadt Bern besetzt, die Bevölkerung blieb jedoch katholisch.
Im März 1798 marschierten die Franzosen in die Schweiz ein und das Kirchspiel wurde ein Teil des kurzlebigen Kantons Baden der Helvetischen Republik. Das Kirchspiel wurde in die Munizipalitäten Böttstein und Leuggern aufgeteilt. Während des Zweiten Koalitionskrieges im Jahr 1799 verlief die Frontlinie zwischen Franzosen und Österreichern mitten durch das Aaretal. Am Zusammenfluss von Aare und Rhein hatten die Franzosen ein Lager errichtet. Durch Requirierungen und Zwangseinquartierungen litt die Bevölkerung grosse Not.
Nachdem 1803 durch die Mediationsakte von Napoléon Bonaparte der Kanton Baden aufgelöst und im Kanton Aargau aufgegangen war, wurden die Dörfer des Kirchspiels in einer einzigen Gemeinde wiedervereinigt. Mit einer Fläche von über 30 Quadratkilometern war sie die grösste des Kantons. Die Kommende Leuggern wurde zunächst zu einer Staatsdomäne des Kantons Aargau und 1819 schliesslich aufgelöst. Nach mehreren Besitzerwechseln wurden die Gebäude der Kommende in ein Spital umfunktioniert.
Das Kantonsparlament beschloss 1816 die Teilung der Grossgemeinde in die Gemeinden Böttstein, Leuggern und Oberleibstadt. Man war der Meinung, eine derart grosse Gemeinde ohne eigentliches Zentrum sei wirtschaftlich nicht überlebensfähig. 1832 wurden Full und Reuenthal von Oberleibstadt abgetrennt und bildeten die Gemeinde Full-Reuenthal. Oberleibstadt dagegen wurde 1866 mit Unterleibstadt fusioniert. 1902 erfolgte die letzte Grenzbereinigung, als der kleine Weiler Jüppen von Leuggern abgetrennt und der Gemeinde Full-Reuenthal angefügt wurde.
Die Bevölkerung Leuggerns lebte bis ins frühe 20. Jahrhundert weitgehend von der Landwirtschaft; die Industrialisierung hielt nur langsam Einzug. Im Zuge des Eisenbahnbooms in den 1870er Jahren entstanden zahlreiche Bahnprojekte, die nie verwirklicht wurden. Die Aargauische Südbahn scheiterte mit ihrem Vorhaben, eine Bahnlinie von Brugg über Leuggern nach Waldshut zu bauen. Am 1. August 1892 wurde die Eisenbahnlinie Koblenz – Stein eröffnet. Diese berührte die Gemeinde nur am nördlichen Rand bei Felsenau und wurde am 28. Mai 1994 auf dem Abschnitt Koblenz - Laufenburg für den Personenverkehr geschlossen.
Ab 1880 wurde bei Felsenau Gips im Tagebau abgebaut, 1910 entstand sogar ein kleines Bergwerk. Der Gips wurde gleich an Ort an Stelle in einer Fabrik der Schweizerischen Gips-Union verarbeitet. Rund um die Fabrik entstand eine kleine Arbeitersiedlung. 1928 waren die Gipsvorkommen erschöpft und die Fabrik stellte bis 1990 Zement her, bevor sie endgültig ihre Tore schloss.
Bis Ende des 19. Jahrhunderts mäandrierte die Aare bei Gippingen sehr stark. Um die Jahrhundertwende wurde der Flusslauf begradigt. Zwischen 1931 und 1935 entstand durch den Bau eines Wasserkraftwerks der Klingnauer Stausee, der heute ein wichtiger Rastplatz für Zugvögel ist und unter Naturschutz steht. Dieses Naturparadies war ab 1950 durch Pläne für einen Flusshafen bedroht. Dieser war Teil eines Projekts für eine Schifffahrtsverbindung vom Rhein durch das Mittelland zum Genfersee. Es formierte sich heftiger Widerstand, der Ende der 1980er zum endgültigen Aus dieses überdimensionierten und wirtschaftlich fragwürdigen Projekts führte.
Wappen
Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: «In Rot weisses Malteserkreuz auf weissem Ring.» Das Malteserkreuz wurde 1926 in Erinnerung an den Johanniterorden als Gemeindewappen eingeführt. Der unterlegte Ring kam 1973 hinzu, nachdem der Malteserorden, die Nachfolgeorganisation der Johanniter, sich wegen der unveränderten Übernahme des Ordenswappens beschwert hatte.[2]
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung:[3]
Jahr 1798 1850 1900 1930 1950 1960 1970 1980 1990 2000 Einwohner 698 1193 1013 1211 1374 1421 1589 1665 2001 2192 Am 31. Dezember 2007 lebten 2079 Menschen in Leuggern, der Ausländeranteil betrug 12,3 %.[4] Bei der Volkszählung 2000 waren 65,6 % römisch-katholisch und 21,5 % reformiert. 3,6 % gehörten anderen Glaubensrichtungen an. 93,6 % bezeichneten Deutsch als ihre Hauptsprache, 1,8 % Italienisch, 1,6 % Serbokroatisch, 0,8 % Französisch.[5]
Politik und Recht
Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der fünfköpfige Gemeinderat. Seine Amtsdauer beträgt vier Jahre und er wird im Majorzverfahren (Mehrheitswahlverfahren) vom Volk gewählt. Er führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm von Kanton und Bund zugeteilt wurden. Gemeindeammann der Amtsperiode 2006-2009 ist Kurt Wyss.
Für Rechtsstreitigkeiten ist das Bezirksgericht Zurzach zuständig. Auf kommunaler Ebene gibt es einen Friedensrichter, der auch für die Gemeinden Böttstein, Full-Reuenthal und Leibstadt verantwortlich ist.
Wirtschaft
Es gibt rund 900 Arbeitsplätze in der Gemeinde, davon 19 % in der Landwirtschaft, 26 % in der Industrie und 55 % im Dienstleistungssektor.[6] Industrie- und Dienstleistungsbetriebe sind hauptsächlich in Leuggern, Felsenau und Gippingen konzentriert. Die kleinen Weiler sind landwirtschaftlich geprägt. Der wichtigste Arbeitgeber ist das Regionalspital Leuggern in den Gebäuden der ehemaligen Johanniterkommende. Rund drei Viertel der Erwerbstätigen sind Wegpendler und arbeiten in den umliegenden Gemeinden des unteren Aaretals oder in der Region Baden - Brugg.
Verkehr
Leuggern liegt am Schnittpunkt mehrerer Strassen; die wichtigste davon ist die Hauptstrasse von Döttingen nach Leibstadt. Die Gemeinde wird durch drei Postautolinien erschlossen: Die Linie Döttingen – Laufenburg führt durch Gippingen und Leuggern, die Linie Döttingen – Mandach durch Leuggern, Hettenschwil und Etzwil. Der Ortsteil Felsenau wird durch die Linie Koblenz–Leibstadt erschlossen.
Bildung
Die Gemeinde Leuggern besitzt zwei Kindergärten in Gippingen und Hettenschwil, zwei Primarschulen in Gippingen und Leuggern sowie eine Bezirksschule in Leuggern. Die Realschule und die Sekundarschule können entweder in Leibstadt oder Kleindöttingen (Gemeinde Böttstein) besucht werden). Die nächstgelegenen Kantonsschulen (Gymnasien) befinden sich in Baden und Wettingen.
Sport
Der Ortsteil Gippingen gilt als Radsport-Hochburg der Schweiz. Der 1919 gegründete VC Gippingen organisiert seit 1926 Radrennen. Der seit 1964 durchgeführte Grosse Preis des Kantons Aargau zählt zur UCI Europe Tour und hat sich zum zweitwichtigsten Profi-Eintagesrennen der Schweiz entwickelt, übertroffen nur von der Meisterschaft von Zürich.[7] 1974 fand hier ausserdem der Prolog der Tour de Suisse statt (Sieger war damals Eddy Merckx). Seit 1979 führt der VC Gippingen jeweils am 31. Dezember den Gippinger Stauseelauf durch, ein Leichtathletik-Volkssportanlass mit mehr als 2000 Teilnehmern.[8] Seit 1982, jeweils an der Auffahrt, findet der Johanniterlauf in und um Leuggern statt.[9]
Persönlichkeiten
- Raphael Wicky (* 1977), Fussballspieler
- Stefanie Vögele (* 1990), Tennisspielerin
Literatur
- Sarah Brian Scherer, Dominik Sauerländer, Andreas Steigmeier: Das Kirchspiel Leuggern – Geschichte von Böttstein, Full-Reuenthal, Leibstadt und Leuggern, 2001 (zu beziehen bei der Gemeindekanzlei)
Einzelnachweise
- ↑ Bevölkerungsstatistik, 2. Halbjahr 2008 - Statistisches Amt des Kantons Aargau
- ↑ Joseph Galliker, Marcel Giger: Gemeindewappen des Kantons Aargau. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, Buchs 2004. ISBN 3-906738-07-8
- ↑ Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden im Bezirk Zurzach - Statistisches Amt des Kantons Aargau
- ↑ Bevölkerungsstatistik 2. Halbjahr 2007 - Statistisches Amt des Kantons Aargau
- ↑ Gemeindeporträt - Statistisches Amt des Kantons Aargau
- ↑ Betriebszählung 2005 - Statistisches Amt des Kantons Aargau
- ↑ Radsport in Gippingen
- ↑ Gippinger Stauseelauf
- ↑ Johanniterlauf des SV Leuggern
Weblinks
- Offizielle Website der Gemeinde Leuggern
- Artikel Gippingen im Historischen Lexikon der Schweiz
- Artikel Leuggern (Gemeinde) im Historischen Lexikon der Schweiz
- Artikel Leuggern (Kommende) im Historischen Lexikon der Schweiz
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